Titel: | Ueber den ringförmigen Brennofen, welcher nach dem Hoffmann-Licht'schen Princip erbaut und in Prag in Betrieb gesetzt ist; Auszug aus dem Bericht, welcher der polytechnischen Gesellschaft in Berlin am 21. Febr. 1861 von Albrecht Türrschmidt erstattet wurde. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LXI., S. 200 |
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LXI.
Ueber den ringförmigen Brennofen, welcher nach
dem Hoffmann-Licht'schen Princip erbaut und in Prag in
Betrieb gesetzt ist; Auszug aus dem Bericht, welcher der polytechnischen Gesellschaft in
Berlin am 21. Febr. 1861 von Albrecht Türrschmidt erstattet
wurde.
Türrschmidt, über einen n Prag erbauten ringförmigen Brennofen nach
dem Hoffmann-Licht'schen Princip.
Wenn erst alle Ziegelöfen, Kalköfen, Cementöfen, Oefen zum Rösten von Erzen, ja
Porzellanöfen und Oefen für die trockene Destillation sich das Princip aneigneten,
nach dem die HH. Baumeister Hoffmann und Licht ihre ringförmigen OefenMan s. die von den Erfindern veröffentlichte Beschreibung derselben im
polytechn. Journal Bd. CLV S. 178
und Bd. CLVIII S. 183. bauten, so wird man sich wundern, daß diese so einfache und naheliegende
Idee der Feuerungsmethode bei den genannten Flammöfen nicht schon früher Anwendung
gefunden hat.
In Kürze ist das Princip damit ausgesprochen, daß die von der Abkühlung des Erhitzten
stammende Wärme zum Erhitzen der Verbrennungsluft gebraucht wird.
Vorboten für dieses Princip sind vorhanden, aber durchgeführt war das Princip nicht,
es müßte denn seyn, daß man die Oefen von Siemens im
Hüttenbetriebe, oder die Fairbairn'sche Kesselfeuerung
mit theilweiser Rauchverbrennung als eine solche Durchführung ansieht.
Sehr begreiflich ist daher, daß, nachdem die Erfindung als Ganzes ins Leben trat, der
intelligentere Theil Feuerungskundiger sich förmlich beeilte, den Vorwurf von sich
abzulenken, als sey es nicht schon lange ihr Bestreben gewesen, Vortheile der Art
wenigstens theilweise herbeizuführen. Diese Beruhigung, in die sich die
Nächstbetheiligten brachten, dieser Todtschlag des Fortschrittes, welcher als
Opposition des Vorhandenen sich geltend macht, der steht der Sache jetzt vielmehr
noch entgegen, als die Hindernisse und Schwierigkeiten, welche die Erfinder in den
verschiedenen Zweigen der Praxis selbstredend zu beseitigen haben.
Welchen Nachweis können Kalköfenbesitzer von der Verwendung der Hitze liefern, welche
dem gahrgebrannten glühenden Kalk inne wohnt? Man läßt ihn abkühlen, d.h. man
verliert unbenutzt die ihm durch das Brennen mitgetheilte Temperatur in den bei
weitem meisten Fällen ganz und gar.
Bei sehr gut disponirten Kalköfen, wie der zu Rüdersdorf,Man vergl. u.a. Knapp's chemische Technologie Bd.
I S. 613. bleibt allerdings der gahre Kalk in einem Sammelschacht unterhalb der
Feuerungen eine Zeit lang noch liegen und gibt von seiner Wärme nach den oberen
Ofentheilen ab, aber die in den Ofenraum geführte Hitze würde einen ungleich höheren
Effect zu Wege bringen, wenn sie den Brennstoff und die Verbrennungsluft bis zur
Temperatur des Kalkglühens vorheizen könnte.
Welcher Ziegeleibesitzer dürfte sich rühmen, die ganze Temperatur seiner ins Glühen
gebrachten Steine je benutzt zu haben? Man hat alle möglichen Vorkehrungen
getroffen, man ist immer darauf ausgegangen, die heiße Luft aus einem abgebrannten
Ofen in einem anderen zum Vorwärmen der Steine zu benutzen, und wenn Töpfereien und
Porzellanfabriken mit ihren Etagenöfen eine Brennstoffersparniß erreichten, so gab
die in der Abkühlung befindliche Unteretage ihre Hitze an die Werkstücke der darüber
liegenden Etage ab.
Nur ein Fall ist bekannt, wo die abziehende Wärme benutzt wird, die Herdsohle des
Feuerungsraumes zu erhitzen. Diese Construction ist vom verstorbenen Feilner und im Brong-niart'schen Atlas Taf. XIII aufgezeichnet. Nirgend ist man im
Poteriefach aber so weit gegangen, mit der abziehenden Wärme die Speiseluft für die
Verbrennung zu glühen.
Daß Luft, welche erhitzt dem Herde zugeführt wird, einen ungleich höheren Effect des
Brennstoffes zur Folge hat, ist eine aus dem Hüttenbetriebe bekannte und vielfach
constatirte Thatsache. Seitdem man anfing abziehende Verbrennungsgase zur
Dampferzeugung, zum Vorwärmen etc. zu verwenden, wurde auch die Luft für das Gebläse
erwärmt und das feste Brennmaterial in brennbares Gas umgewandelt.
Diese beiden Thatsachen an sich sind gleich wichtig, denn die höchsten Hitzegrade,
die man überhaupt zu erzeugen vermag, werden mittelst erhitzter Gebläseluft erzeugt, und den
größten Nutzeffect, den man aus einem Brennstoff ziehen kann, hat man durch sein
Verbrennen im Generator.
Generatoren sind vielfach für sich construirt. Sie sind eigentliche Rauchverzehrer
und nur beim Anheizen des Apparates und beim Stören des Brennmaterials entweicht
theilweise Rauch.
Aber das Princip, welches Generatoren zu Grunde liegt, findet verschieden modificirt
auch bei anderen Feuerungen Anwendung.
So sagt Gruner in einem Berichte über die Verwendungsweise
der Brennmaterialien beim Hüttenbetriebe (polytechn. Journal Bd. CXLII S. 194), daß man bei den
Schmelzöfen in Swansea in Südwales auf den weit aus einander liegenden Roststäben aus großen Cinders
und Rostkohks einen sogenannten Klinkerrost bildet, auf welchen die kleinen Kohlen
geschüttet sind. Die Luft, den glühenden Klinkerrost durchströmend, verwandelt sich
beim weiteren Durchstreifen einer 20–27 Zoll starken Brennmaterialschicht in
Kohlenoxydgas und diese Einrichtung ist daher ein höchst einfacher Generator.
Ferner sagt Gruner, man sey lange Zeit der Meinung
gewesen, daß zur vollständigen Verwandlung des atmosphärischen Sauerstoffs in
Kohlenoxydgas eine dicke Schicht glühender Kohlen erforderlich sey.
Ebelmen's Untersuchungen haben es aber bestätigt, daß,
wenn Luft erwärmt eingeblasen wird, die Höhe der Brennmaterialschicht von 12 Zoll
schon mehr als hinreichend sey, und daß gewöhnliche Feuerungen in Generatoren
umgewandelt werden können, wenn man den Rost wegläßt und das
Feuer mit erwärmter Gebläseluft speist.
Endlich führt Gruner bei der Hütte von Rivière an, welche mit Steinkohlen gefeuert wird,
daß Düsen heißen Wind in den Brennschacht blasen, das Feuerungsmaterial in
Kohlenoxydgas und in Kohlenstoffgase verwandeln, und eine dritte Düse die Luft zur
Verbrennung dieser Gase liefert. Wir haben somit einen wirklichen Generator von sehr
einfacher Einrichtung.
Ich habe geglaubt diese Analogien anführen zu müssen, wenn ich die Feuerung in dem
Ofen der Herren Hoffmann und Licht charakterisiren soll.
Es ist ein modificirter Generator-Ofen, bei welchem ein Theil der zuströmenden
heißen Luft das Brennmaterial vergast, während ein anderer Theil die Gase verbrennt.
Es ist darum dieser Ofen nicht nur rauchverzehrend, sondern es erlärt sich daraus
auch eine wesentliche Seite der durch den Ofen herbeigeführten Brennsioffersparniß,
die so bedeutend ist, daß sie aus der Benutzung der heißen Luft jener in Abkühlung
befindlichen Abtheilungen und der Ausnutzung der abziehenden Verbrennungsproducte
aus der im Feuer
sich befindenden Abtheilung allein nicht hinreichend erklärt werden könnte, wenn
nicht die so vollkommene Verbrennung und der dadurch herbeigeführte Effect des
Brennmaterials mit in Anschlag gebracht würde.
Indem die Luft an einer Stelle in die Steine tritt, wo dieselben bereits so weit
abgekühlt sind, daß sie kaum warm in die Hand fallen, nimmt sie ihren Weg durch die
immer heißer werdenden Abtheilungen und durchstreift die letzte Region, in welcher
Weißgluth herrscht. So tritt sie zur Verbrennung. Daß die Luft dabei eine Temperatur
angenommen, welche jener der Steine sich annähert, ist anzunehmen. Würde sie, ohne
auf die vortheilhaftere Verbrennung einzuwirken, den im Brande befindlichen Steinen
nur zugeführt, so würde sie allerdings zur Temperaturerhöhung hier beitragen, die
Brennstoffersparniß könnte indessen so auffallend nicht seyn.
Das Verhältniß des Brennstoffverbrauches bei dem stattgefundenen Probebrand in Prag mit dem Hoffmann-Licht'schen Ofen stellt sich folgender Weise.
Im verflossenen Sommer hatte man im gemeinen offenen Ziegelofen 7 Maaß einer
Braunkohle pro Tausend Mauersteine gebraucht.
Obgleich ich dem Prager Probebrande nur einige Tage beiwohnen konnte, so war schon so
viel zu übersehen, daß das Tausend gleicher Mauersteine mit 3 Maaß derselben Kohle
gebrannt werden wird.
Außer der Ersparniß, welche auf die abziehende Wärme der gebrannten Steine basirt,
mit welcher die Speiseluft für die Verbrennung glühend gemacht wird, sind
Ersparnisse dadurch herbeigeführt, daß mehr Herde für die Verbrennung geschaffen
sind und die abziehende Verbrennungsluft so weit von den zu brennenden Steinen
abgenutzt in den Schornstein entweicht, daß sie nur noch die Functionen des
Schornsteins unterhält. Aus dem Schornstein entweicht im Wesentlichen Dampf von
einer Temperatur, die erlaubt noch mit der Hand darin auszuhalten.
Von einer Schürgasse aus hat man beim gemeinen stehenden Ziegelofen eine
14–18' hohe Steinschicht zu durchglühen, und von einer Feuerkammer aus beim
liegenden Ofen die Flamme 20–30' lang hindurchzuführen. Mit welchen
Schwierigkeiten und Brennstoffverlusten es aber verknüpft ist, die obersten und
hintersten Steine in einem Ofen gahr zu brennen, ohne den untersten und vordersten
Steinen Schaden zuzufügen, weiß jeder praktische Ziegelbrenner; der Wunsch nach
einem neuen näher gelegenen Herd, wenn die Gluth nach den entlegenen Stellen nicht
kommen will, hat sich gewiß oftmals bei ihm eingestellt und doch erlaubte die
Ofenconstruction nicht,
einen Herd immer an den Stellen zu eröffnen, wo die Roth es jedesmal erheischt.
Wenn man mit Kohlen brennt, ist es daher gebräuchlich, beim Setzen der vom Herde
entfernteren Regionen Kohlenklein zwischen die Steine einzustreuen. Indessen hat man
weder regenerirte Verbrennungsluft für dieselben, noch hat man es in der Gewalt, die
eingestreuten Kohlen dann brennen zu lassen, wenn man es will und wenn es nothwendig
ist, sondern die Kohlen brennen, wo die Gluth sie erreicht, und richten manchmal
ebensoviel Schaden an, als sie Vortheil bringen.
Bei den Hoffmann-Licht'schen Oefen ist dieß anders.
Da wird das Brennmaterial von oben in vertical stehende Feuergassen gestürzt. Der
Raum, wo gebrannt werden soll, ist bereits so weit vorgewärmt, daß er in lebhafter
Rothgluth steht. Um Weißgluth zu erzeugen und eine Zeit lang zu erhalten, wird das
Brennmaterial eingestürzt, nur wenig jedesmal, 1 bis höchstens 2 Metzen von der
schönen Braunkohle womit gebrannt wird. Diese läßt man abbrennen und fährt mit den
Füllungen fort, bis der Zweck erreicht ist. Dann geht man weiter.
Aber wir treffen die nächsten Herde schon auf eine Entfernung von 3–4'. Diese
sind bereits nach und nach mit zunehmenden Quantitäten Brennstoff genährt, während
die weißglühenden mit nach und nach abnehmenden Quantitäten Kohle noch nachbedient
werden.
Ein Vergleich mit den gewöhnlichen Schürgassen unserer Ziegelöfen, wo das ganze Feuer
von diesen aus entwickelt wird, wo die Steine durch die örtliche Brennstoffanhäufung
zerschnitten und zerschmolzen, durch das Einbringen des Feuerungsmaterials
zerschlagen und zerstoßen und durch Einfallen zu kühler Luft klapperig geworden
sind, gibt kein Bild der Hoffmann-Licht'schen
verticalen Feuergassen, ebenso wenig als die Anhäufung von Asche bei einem
Ziegelherd, von dem man 4, 5, 6mal so große Entfernungen beheizt und der mit kalter
Luft gespeist ist.
Geschürt wird nicht in dem Hoffmann-Licht'schen
Ofen. Mit dem Brennmaterial werden die Steine nicht zerschlagen. Kalke Luft dringt
bei der Schnelligkeit, mit der der Feuercanal bedient werden kann, wenig in den
Ofen, Brennstoffmassen werden nicht angehäuft, und durch die Generatorverbrennung
ist die Natur der Verbrennungsproducte flüchtiger und die Verbrennung vollkommener.
Ein Theil der Asche wird mit fortgerissen, ein anderer bleibt auf dem Boden des
Canals liegen und erhöht denselben vortheilhaft, so daß die Füllungen, die zu ihrer
Verbrennung niemals Roste gebrauchen, dem Gewölbe successive näher rücken und unter
diesem die Hitze intensiver verbreiten.
Die Steine leiden nicht so wie bei gewöhnlichen Schürgassen. Darum lassen sich
Steine, die überhaupt leicht springen, vortheilhafter im Hoffmann-Licht'schen Ofen brennen, als in einem gewöhnlichen.
Uebrigens steht bei sehr empfindlichen und sehr leicht schmelzenden Steinen nichts
im Wege, die verticalen Feuergassen von Chamottesteinen aufzusetzen.
Der Zug in dem nach dem Hoffmann-Licht'schen
Princip erbauten Ofen ist horizontal. Der natürlichen Abweichung der Wärme nach oben
steht die Wirkung der Füchse entgegen, welche über der Ofensohle in der Seitenmauer
zum Schornstein führen.
Es wird auch in diesem Ofen wieder nicht mit dem Maximum sondern mit dem Minimum des
Zuges gearbeitet, der den Proceß in Thätigkeit zu halten vermag. Durch das
allmählich Fließende, nicht durch Rapidität erreicht man die Resultate, und es ist,
wie bei allem Ziegelbrennen, die Ruhe des Brenners um so nothwendiger, da er hier
einen Apparat hat, mit dem er eine ganz außerordentliche Gewalt ausüben kann, sowohl
in Hinsicht der Hitzegrade, als in Hinsicht des Zuges. Das hat seine Bedeutung beim
Brennen feuerfester Steine, beim Cement u.s.w., es zeigt die vielseitige
Brauchbarkeit der Ofeneinrichtung zu verschiedenen Zwecken, ist aber beim
Ziegelbrennen nicht angebracht.
Betrachten wir den Verlauf eines Brandes in einem gewöhnlichen stehenden Ziegelofen,
so wird, wenn lufttrockene Steine eingesetzt sind, 3 × 24 Stunden
geschmaucht, 3 × 24 Stunden mit Vollfeuer gebrannt, und nachdem der Ofen vier
Tage kühlte, beginnt das Auskarren.
Würden wir, während der Ofen successive zum Vollfeuer übergeht, immer wieder Steine
oben aufbauen – und beim Brennen der Steine in Meilern geschieht das
–, so hätten wir nach 3 Tagen Vollfeuer, mit der abziehenden Wärme die neu
aufgesetzten Steine abgeschmaucht. Wären auch neue Schürgassen angelegt, so könnte
das Vollfeuer hier wiederum beginnen. Eine neue Etage abzuschmauchender Steine ließe
sich aufsetzen und es könnte das Steinbrennen in der Weise continuirlich gemacht
werden, wenn nicht die Höhe dem Hinaufheben von Steinen eine Grenze setzte.
Der Hoffmann-Licht'sche Ofen macht das
continuirliche Brennen mit großem Geschick dadurch möglich, daß der Ofen, gelegt in
einem Kreise, den Proceß fortwährend fließend erhält. Sehen wir zu, in welcher Weise
und wie lange die Steine dabei in Anspruch genommen sind.
Der Prager Ofen hat einen Querschnitt von 10 Fuß Breite und 9 Fuß Höhe im Scheitel,
der Durchmesser für die Außenwand des ringförmig in sich zurücklaufenden Ofenraumes
ist 108 Fuß. Der Ofenkreis ist in 12 Theile getheilt, von denen täglich im
regelmäßigen Betriebe eine Abtheilung ausgekarrt wird. Die Abtheilung faßt 10,000 Mauersteine. Während
der Zeit wo gesetzt wird, verschließt eine nur mit Eisenblech beschlagene Holzwand
den Querschnitt des Ofens nach den ungebrannten Steinen zu, die mit Lehm gedichtet
ist. Nach der Seite der gebrannten Steine ist gleichfalls eine Wand herabgesenkt, um
die kalte Luft zu verhindern, unter dem Gewölbe des Ofens entlang zu laufen und
vielmehr, um sie zu zwingen, von der Ofensohle her einzutreten. Nach Maaßgabe, wie
der auszukarrende Ofenraum frei wird, geht diese Wand immer tiefer hinab, bis sie
correspondirend zur Verbrennung auf einem bestimmten Querschnitt stehen bleibt. Die
warmen Wände üben sogleich ihren Einfluß auf die neu eingesetzten Steine, während
die Luft im leer gewordenen Ofen temperirt in die in der Abtheilung befindlichen
Steine tritt.
5 Abtheilungen stehen in Abkühlung, 5 Abtheilungen werden für den Vollfeuerproceß
disponirt. Auf der Grenze zwischen beiden bewegt sich der Verbrennungsproceß mit dem
rückschreitenden Nachfeuer und dem fortschreitenden Vorfeuer. Alle 24 Stunden ist
das Vollfeuer von einer Abtheilung zur andern fortgerückt. Die Abkühlung der Steine
nimmt allmählich ab, so daß jeder Stein 5 × 24 Stunden kühlt, ehe er aus dem
Ofen genommen wird.
Die Glocken, welche die Füchse verschließen, um sie der Wirkung des Schornsteins zu
entziehen, sind für die abkühlenden Abtheilungen geschlossen. Für die im Feuer
begriffene Ofenzone sind sie in der nachfolgenden vierten Abtheilung erst geöffnet,
indem die Glocke der drittfolgenden Abtheilung noch nicht ganz geschlossen ist. Wird
sie beim Weiterrücken des Brandes geschlossen, so öffnet man bereits die Glocke der
fünften Abtheilung wenig und es beginnt hier das Abschmauchen dieser Ofenzone,
welcher in 4 × 24 Stunden das Verglühfeuer allmählich näher rückt und am
fünften Tage zum Vollfeuer sich verstärkt.
Die Function des Schornsteins ist exact. Man hat es jederzeit in der Gewalt, durch
die Stellung der Glocken den Schornstein hinreichend warm zu erhalten und den
Zutritt der Verbrennungsgase zur Schmauchregion zu reguliren, es kommt dabei nur auf
eine richtige Anwendung der Mittel an. Ein hauptsächliches Bedingniß für den
continuirlichen Betrieb ist es, daß, wenn der Ofen zum
erstenmale vollgesetzt ist, derselbe in den 11 Abtheilungen ringsherum abgeschmaucht werden muß. Das Abschmauchen macht
man so, namentlich wenn keine trockenen Steine anfänglich hinreichend vorräthig
sind, daß man nicht die Dämpfe alle in den Schornstein jagt,
sondern auch die hinterliegenden Feuergassen öffnet, und sie aus den Gewölbeöffnungen entweichen
läßt. So disponirt, schreitet man nach dem Abschmauchen mit dem vollen
Feuer bis zur 5ten Abtheilung vor, und beginnt nun das Einkarren der 12ten und das
Auskarren der ersten Abtheilung. Nun haben wir den Schmauch nur immer von einer
Abtheilung auszutreiben, die anfänglich in einer Dampfatmosphäre steht und dann
ihren Schmauch dem zunächst rückwärts gelegenen wenig geöffneten Fuchs ganz langsam
abgibt. Hat man weiter Steine sehr naß in den Ofen gebracht, und fürchtet, daß sie
beim Schmauchen zusammensinken, so würde man auch jetzt die Feuergassen öffnen, und
den Qualm eine Zeit lang aus dem Gewölbe entweichen lassen.
Man versuchte in Prag entsprechende Glocken zu schließen, die Feuergassen, in denen
das Vollfeuer war, aber zu öffnen. Fast in demselben Moment schlug die Flamme
mannshoch aus den Oeffnungen, und es wäre leicht gewesen unter dem Gewölbe auf diese
Weise Klinker zu brennen, wenn man das Experiment hätte fortsetzen wollen.
Einen feineren und sparsameren Apparat für das Steinbrennen kenne ich nicht. Wer dem
Proceß des Steinbrennens in den bisher gebräuchlichen Constructionen seine
Aufmerksamkeit zugewandt hat, ist in kurzer Zeit mit der Behandlung dieses Ofens
vertraut, und wer vom Brennproceß auch nur praktische Vorstellung hat, wird sehr
bald und viel sicherer mit dem Ofen arbeiten, als dieß mit irgend einem bis jetzt
construirten Ziegelofen möglich ist.
Wer vom Ziegelbrennen freilich gar keinen Begriff hat, wird weder in dem Hoffmann-Licht'schen Ofen noch in einem andern
Ofen ordentliche Steine produciren, und in solchen Händen befindet sich
augenblicklich der Scholwiner Ofen bei Stettin. Für die
Sache ist es nicht genug zu bedauern, daß dieser zuerst von Hoffmann und Licht gebaute Ofen solchem
Mißgeschick anheimfiel. Bei der Neuheit wurde das allgemeine Urtheil dadurch auf
falsche Fährten geleitet.
Der zweite Ofen wurde bei Leipzig gebaut, derselbe ist
noch nicht vollendet. Da sind drei Ringe neben einander projectirt. Bei einem
vorläufigen Probebrennen mit einer sehr backenden Kohle hatte man eine hier freilich
für Steine zu heftige Schmelzhitze erzeugt, dennoch ist der Versuch für andere
Zwecke, namentlich für die hohen Temperaturen, die man mit dem Ofen erzeugen kann,
sehr lehrreich gewesen.
Der dritte in Prag gebaute Ofen ist mit aller Oekonomie in
die Erde gelegt. Es werden mit demselben im Jahre beiläufig 3 1/2 Millionen
Mauersteine gebrannt werden.
Es ist nicht möglich, andere Brennräume von gleicher Capacität auch nur annähernd für
die Kosten dieses Ofens herzustellen. Wo die Production jährlich 1/2 Million Steine
beträgt, dürfte es noch immer vortheilhaft seyn, einen entsprechend kleineren Ofen
nach diesem Princip zu bauen. Je größer indessen der Ofen seyn kann, desto größer
sind seine Vortheile, und es ist nicht richtig, wenn man annimmt, daß ein Ofen zum
Steinbrennen kleiner seyn müsse als zum Kalkbrennen.