Titel: | Verfahren, blaue Bronze darzustellen; von Hermann Bechmann in Nürnberg. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LXV., S. 217 |
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LXV.
Verfahren, blaue Bronze darzustellen; von
Hermann Bechmann in
Nürnberg.
Aus dem bayerischen Kunst- und Gewerbeblatt, 1861
S. 12.
Mit einer Abbildung auf Tab. III.
Bechmann's Verfahren blaue Bronze darzustellen.
So verschiedene prächtige Farben gegenwärtig die Bronzefarbenfabriken liefern, so
fehlte bisher doch in deren Musterkarten die blaue Farbe, trotz der vielfachen
Bestrebungen, den Kreis der schönen Metallfarben für die Anwendung durch Herstellung
dieser Farbe zu erweitern. Daß bisher die blaue Farbe nicht erzeugt wurde, mag wohl
seinen Grund nur darin haben, daß die Untersuchungen zu sehr auf die bisher zu
farbiger Bronze verwendeten Metalle und den bisher die
Färbung bedingenden Körper beschränkt wurden.
Das bisher zu farbiger Bronze benutzte Metallgemisch enthält bekanntlich als
vorherrschenden Bestandtheil Kupfer, das mit Zink in messingähnlicher Mischung
legirt ist. Manche Sorten davon enthalten auch Zinn, selbst (doch seltner) Silber in
verschiedenem Verhältniß, je nach der später zu erzielenden Farbe. Die Färbung
selbst wird einfach erzeugt durch Erhitzen des gefetteten oder auch nicht gefetteten
Metallpulvers über Kohlenfeuer, unter gut gehandhabter beständiger Mischung. Die
Färbung beruht auf einer oberflächlichen Oxydation zu Oxyd-Oxydul, das als
höchster Farbenton grün erscheint. Vorher bildet sich eine violette Farbe, die bei
weiterem Erhitzen so rasch die blaue Farbe durchläuft, schmutzig graublau wird,
endlich sich wieder mit Gelb, der ersten Farbe des zweiten Farbenkreises, sich mengt
zu Grün, daß es selbst bei der größten Vorsicht während des Erhitzens unmöglich ist,
die blaue Farbe auf solcher Bronze fixiren zu können. Ich wandte nun, um eher zum
Ziele zu gelangen, sowohl eine andere Metalllegirung, als auch einen andern
farbegebenden Körper an und gelangte nach mehreren Versuchen zu dem gewünschten
Resultat, die blaue Farbe, wie ein Blauviolett auf Bronze herzustellen.
Das von mit zu Bronze verwendete Metallgemisch besteht in einer Legirung von 100
Gewichtstheilen reinem Zinn, 3 Gewichtstheilen Antimon, 1/6 Gewichtstheil Kupfer.
Sie wird auf gewöhnliche Weise in Metallschlägerformen zu feinen Blättern geschlagen
und diese zu feinem Brocat gerieben. Das hiezu verwendete Antimon muß frei von
Arsenik seyn, zu welchem Zwecke käufliches Antimon auf bekannte Weise mit Salpeter
umgeschmolzen wird. Die genau abgewogenen Metalle schmilzt man im hessischen Tiegel
unter einer Kohlendecke. Beim Ausschlagen hat man darauf zu achten, daß das Metall
in den Formen nicht zu sehr überhitzt wird, weßhalb nach einigen Schlägen die Form
zum Abkühlen zurückgelegt werden muß.
1. Operation. Die nach oben erhaltene weiße Bronze wird
nun in Flaschen mit weiter, aber gut verschließbarer Oeffnung gebracht, worin auf je
1 Pfund Bronze 2 Pfund, also circa 1 bayer. Maß,
Schwefelwasserstoffwasser sind. Dieses Schwefelwasserstoffwasser wird auf bekannte
Weise und in bekannten Apparaten, die in jedem Lehrbuch der Chemie näher beschrieben
sind, aus Schwefeleisen, Wasser und Schwefelsäure bereitet und muß vollkommen
gesättigt seyn. Ein Arsenikgehalt der Substanzen ist auch hier zu vermeiden, wenn
reine Farben erzeugt werden sollen.
Ist der Brocat nebst Schwefelwasserstoffwasser in die Flaschen gebracht, so schüttelt
man gut um, damit sämmtliche feine Blättchen des Brocats durch das Wasser benetzt
werden, und verschließt mittelst eines Korkes luftdicht. Dieses Umschütteln setzt
man in stündlichen Zwischenräumen fort, um eine gleichförmige Einwirkung zu
erzielen. Nach 10 bis 12 Stunden wird die Bronze goldgelb gefärbt seyn. Ist diese
Färbung eingetreten, so gießt man das überstehende Schwefelwasserstoffwasser ab,
gibt reines Regenwasser auf, läßt die Bronze wieder absetzen, gießt wieder ab und
reinigt auf diese Weise durch mehrfaches Auswaschen das Metall vollkommen vom
anhängenden Schwefelwasserstoffwasser. Man schreitet sodann zum Trocknen, was in
gewöhnlichen Bronze-Trockenöfen auf Papier geschehen kann. Nur vollkommen
trockne und vorher gut gewaschene Bronze färbt sich rein blau. Hängt vor dem
Trocknen noch Schwefelwasserstoffwasser an, so erhält man ein zu dunkles Blau. Es
ist klar, daß die Bronze auch auf einem Papierfilter ausgewaschen werden kann;
ebenso kann man auch, um Zeit zu ersparen, das Brocat mit Schwefelwasserstoffwasser
sieden, bis die richtige Farbe erscheint, doch ist hiebei Vorsicht nöthig, um ein
Zudunkelwerden zu vermeiden.
2. Operation. Es erfolgt jetzt die eigentliche Färbung,
die durch Erhitzen hervorgerufen wird. Diese gelbe Bronze verhält sich beim Erhitzen
folgendermaßen: Auf ungefähr 200 bis 230° C. erhitzt, färbt sie sich dunkel gelb, weiter orange,
hell violett, dann blauviolett, endlich blau. Wenig weiter erhitzt, fängt sie
gewöhnlich Feuer (ohne vorher zu schmelzen) und verglimmt rasch zu Oxyd. Wollte man
auf die gewöhnliche Weise über Kohlenfeuer die Färbung erzeugen, so würde dieß nur
sehr schwierig gelingen, da, bis die letzten Theile Bronze die gewünschte Farbe
zeigten, die zuerst blau gewordenen schon wieder verbrannt wären, oder einzelne
Theile zu hell, andere zu dunkel ausfielen. Eine Fettung vor dem Färben verträgt die
Bronze nicht. Ich wandte deßhalb zur gleichförmigen Färbung ein Oelbad an, das nicht
leicht eine Ueberhitzung zuläßt und dessen Einrichtung durch die Zeichnung Jedem
selbstverständlich seyn wird. Das Oel, das Repsöl seyn kann, wird mit dem vierten
Gewichtstheil Harz (Kolophon) versetzt, da reines Oel nicht die nöthige Höhe der
Temperatur liefert. Sowie die Bronze aus dem Apparat kommt, kann sie für manche
Zwecke verwendet werden; für Lithographen wird sie schwach gefettet. Die Art ihrer
Anwendung unterscheidet sich in nichts von der anderer Bronze.
In Fig. 28 ist
A der Kessel von Gußeisen für das Oel. B ist der Kessel zur Aufnahme der Bronze, der in
ersteren eingelassen und leicht herauszunehmen ist. C
ist der Träger der Rührstange, die, an B festgemacht,
zugleich zum Herausnehmen des Kessels dient. D
Rührstange. E zwei schief gestellte Rührschaufeln, die
bei F an D festgemacht sind.
G Dunstrohr für das Oel.