Titel: | Methode zur Salpetersäurebestimmung; von Dr. Fr. Mohr. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LXVI., S. 219 |
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LXVI.
Methode zur Salpetersäurebestimmung; von Dr.
Fr. Mohr.
Aus der Zeitschrift für Chemie und Pharmacie, 1861 S.
132.
Mohr's Methode zur Salpetersäurebestimmung.
Den Technikern, hier insbesondere den Kalisalpeterfabrikanten ist mit einer Methode
wenig gedient, die complicirte Apparate nothwendig macht. Bei der Pelouze'schen Salpetersäurebestimmung ist ein Strom von
Kohlensäure oder Wasserstoffgas nothwendig, um den Sauerstoff der Luft zu
vertreiben. Ohne diesen ist die Bestimmung in geschlossenen Gefäßen fehlerhafter als
in ganz offenen, weil in den ersteren die gebildete salpetrige Säure nothwendig in
die Flüssigkeit gelangen muß, im offenen Gefäße aber verweht werden kann. Eine rein
technische Methode ist die folgende.
Man stelle sich eine Eisenvitriollösung dadurch dar, daß man 200 Grm. reinen
Eisenvitriol in einer Literflasche in Wasser löst und 100 Kub. Centim. concentrirte
Schwefelsäure zusetzt, dann bis an die Marke anfüllt, umschüttelt und nach dem
Erkalten noch einmal nachfüllt und mischt. Diese Auflösung kommt in eine
Blasebürette, und man muß ihren Werth auf reinen Kalisalpeter stellen.
Man wäge 1 Grm. reinen Kalisalpeter ab, bringe ihn in eine kleine Porzellanschale und
setze 100 Kub. Centim. einer Schwefelsäure zu, die aus 9 Volumen Wasser und 1 Volum
concentrirter Schwefelsäure gemischt ist. Der Salpeter löst sich darin ohne
bemerkbare Erscheinung auf. Man setzt sogleich 5–10 Kub. Centim. der
Eisenlösung hinzu. Wenn die Temperatur zwischen 70 und 80° C. kommt, so färbt
sich die Flüssigkeit langsam bräunlich, und noch einige Grade höher verschwindet die
braune Farbe und eine rein lichtgelbe der Eisenoxydsalze tritt an ihre Stelle. Um
diese Farbe sehr licht zu haben, wendet man Schwefelsäure und nicht Salzsäure an.
Setzt man nun die Eisenlösung zu, so erscheinen die Stellen, wo sich die
Flüssigkeiten mischen, fast schwarz, aber durch Umrühren verschwindet diese Farbe
ganz rasch und es tritt wieder die Eisenoxydfarbe ein, die man sich genau merken
muß. Bei zunehmendem Eisengehalte wird diese Farbe zwar etwas tiefer, allein sie
bleibt immer rein gelb. Die Flüssigkeit soll nicht kochen, sondern zwischen
70–80° C. warm bleiben, damit einerseits nicht das gebundene
Stickoxydgas ausgetrieben werde, die Salpetersäurelösung aber auch nicht unter die
Zersetzungstemperatur komme. Das entweichende Stickoxydgas bläst man von der
Oberfläche weg. Bei einem gewissen Zusatz der Eisenlösung färbt sich die Flüssigkeit
bräunlich, und diese Farbe verschwindet durch Umrühren nicht mehr. Dieß muß als das
Ende der Operation angesehen werden. Zwar erzeugt ein hineinfallender Tropfen der
Eisenlösung noch immer eine braune Färbung, allein dieß rührt von dem noch
absorbirten Stickoxydgas her, und diese Färbung nimmt mit zunehmenden Mengen der
Eisenlösung bis zu einem gewissen Grade zu, der eben von der Menge des absorbirten
Stickoxydgases abhängig ist. Man hat also nicht darauf zu achten, daß der
einfallende Tropfen keine Färbung mehr veranlaßt, sondern daß die entstandene
Färbung nicht mehr verschwindet. Ueberhaupt muß man bei allen Proben ein möglichst
gleichmäßiges Verfahren anwenden.
Bei verschiedenen Operationen erhielt ich:
1)
für
1 Grm.
Salpeter
36,5
Kub. Centim.
Eisenlösung,
2)
für
1 „
„
36,8
„
„
3)
für
1 „
„
37,2
„
„
4)
für
1 „
„
37
„
„
5)
für
0,5 „
„
18,4
„
„
6)
für
0,5 „
„
18,5
„
„
–––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
im Ganzen
pro
5 Grm.
Salpeter
184,4
Kub. Centim.
Eisenlösung,
also 1 Kub. Centim. Eisenlösung = 5/184,4 = 0,0271 Grm.
Kalisalpeter.
Wenden wir diese Mittelzahl auf die obigen Bestimmungen an, so haben wir
erhalten:
1)
für
1 Grm.
Salpeter
0,989 Grm.
2)
„
1 „
„
0,997 „
3)
„
1 „
„
1,008 „
4)
„
1 „
„
1,002 „
5)
„
0,5 „
„
0,498 „
6)
„
0,5 „
„
0,501 „
also eine befriedigende Uebereinstimmung. Will man die obige
Zahl 0,0271 auf reine wasserleere Salpetersäure beziehen, so hat man 101,1 : 54 =
0,0271 : 0,0144. Also 1 Kub. Centim. Eisenlösung = 0,0144 Grm. NO₅, und wägt
man 1,44 Grm. Substanz ab, so geben die Kub. Centim. der Eisenlösung die Procente
NO₅ an. Gegenwart von Chlormetallen schadet nicht, nur machen sie die Farbe
der Eisenlösung etwas dunkler, weßhalb auch die Schwefelsäure der Salzsäure
vorgezogen ist.