Titel: | Ueber die Polirmaschine für Photographen von Richardin in Paris; Bericht von Amédée-Durand. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LXXVII., S. 257 |
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LXXVII.
Ueber die Polirmaschine für Photographen von
Richardin in Paris;
Bericht von Amédée-Durand.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. Januar 1861, S. 11.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Richardin's Polirmaschine für Photographen.
Diese Maschine ist bestimmt, sowohl die Metallplatte für Daguerreotypen, als auch die
Glasplatten für die negativen photographischen Bilder zu poliren. In beiden Fällen
wird das Gelingen des Bildes wesentlich durch den Grad der Politur der Platte
bedingt. Dieselbe wurde bisher nur durch Handarbeit bewirkt und wenn auch einige
große Anstalten mechanisch polirte Platten verkaufen, so muß doch das Reinigen der
gebrauchten Metallplatten und das Wiederaufpoliren aller älteren Platten in den
Privatwerkstätten immer noch mit der Hand geschehen.
Durch seine Maschine (Polisseur mécanique genannt)
setzt Hr. Richardin (rue
Louis-le-Grand, 37) den Künstler in den Stand, den letzten
Grad der Politur selbst und ohne große Mühe hervorzubringen. Zu diesen Zwecken
werden die Platten in verticaler Stellung an frei stehenden Spindeln einer Drehbank
befestigt, welche ihnen jede beliebige Neigung anzunehmen gestatten und so die
Veränderungen der Richtung beim Rücken mit der Hand ersetzen.
Stellt man sich Spindeln vor, welche auf einer horizontalen Platte befestigt sind,
die eine geradlinige Bewegung besitzt und dabei vor einem oder mehreren Reibkissen
vorüber geht, welche in sehr schneller verticaler Bewegung begriffen sind, so hat
man die Grundidee des Apparates.
Die Theile desselben sind sehr einfach: der Arbeiter setzt einen Tritt in Bewegung,
von welchem diese sich mittelst zwei Rollen und zwei Winkelrädern fortpflanzt und
mittelst zwei Stangen den beschleunigten oder langsamen Gang der Reibkissen und der
Platten hervorbringt.
Was nun die Bewegung der Platten betrifft, welche, theoretisch genommen, eine
gleichmäßige seyn müßte, so hat der Erfinder, ohne Zweifel in Folge seiner
befriedigenden Versuche, sich darauf beschränkt, sie mittelst einer Kurbel
hervorzubringen, welche die Aufgabe in der einfachsten Weise löst.
Beschreibung der
Abbildungen.
Fig. 5 ist die
Seitenansicht,
Fig. 6 die
Vorderansicht der Maschine.
Fig. 7 zeigt
die Maschine von oben.
Fig. 8 stellt
den Träger für die Platten,
Fig. 9 den
Support dafür vom vorderen Ende aus,
Fig. 10
denselben im Längendurchschnitt dar.
A Holzgestell für die einzelnen Theile der Maschine; B Reibkissen (rabot), gegen
welches die Platten angedrückt werden. Dasselbe besteht aus einer rechtwinkeligen
Holzplatte, welche an beiden Seiten mit Werg bedeckt und mit einer stark gespannten
Haut überzogen ist, die mit dem Polirpulver bestrichen wird.
C Rahmen, welcher das Reibkissen trägt; er wird zwischen
den beiden hinteren Stützen des Gerüstes mittelst innerer Falze in seiner
senkrechten Stellung erhalten und bewegt sich darin rasch auf und ab.
D verticale, an dem Rahmen befestigte Achse, woran das
Reibkissen befestigt ist; sie ist so eingerichtet, daß das Kissen abgenommen und
umgedreht werden kann, um es an der andern Seite zu benutzen.
E kleiner Hebel an dem oberen Ende der Achse D; er dient zum Umkehren des Kissens und wird rechts
oder links in die Federhaken F, welche an beiden Seiten
des Rahmens befindlich sind, befestigt.
G gekrümmte Feder, welche hinter der Achse D am Rahmen befestigt ist und durch ihren Druck auf den
Hebel E die Unbeweglichkeit des Kissens bewirkt.
H Tisch mit dem hölzernen Halter I für die Platte; er ist mittelst zweier an seinen langen Seiten
befestigten Leisten in entsprechenden Falzen des Gerüstes beweglich und geht in
horizontaler Richtung parallel mit der Ebene des Kissens hin und her. Eine
rechtwinkelige Oeffnung J in der großen Achse dieses
Tisches empfängt mittelst einer Schere die Stütze für den Halter I, welchen man mittelst einer Flügelschraube an einem
beliebigen Punkte feststellen kann.
I hölzerner Halter (Fig. 8) mit einer
ebenfalls hölzernen Schlußplatte K, worauf die Platten
mittelst sechs beweglicher Finger und Schrauben an den vier Ecken und in der Mitte
befestigt werden.
Der Plattenträger besteht aus drei Theilen (Fig. 9 und 10):
1) einem Support L, welcher die ganze Breite des Tisches
H einnimmt, in dessen Schlitz J er sich bewegen kann;
2) einer cylindrischen Büchse M, welche auf dem Support
L beweglich ist und geöffnet werden kann, um den
Halter I mit seinen Platten aufzunehmen; zwei Schrauben
N, N, welche auf die in dieser Büchse befindlichen
Federn drücken, dienen dazu den Halter I nach Belieben
festzuhalten, wozu auch noch der kleine Hebel O benutzt
wird, welchen man in einem der Einschnitte des Büchsendeckels einlegt;
3) einem Cylinder P, welcher ebenfalls auf dem Support
L gleiten kann und einen hölzernen Stempel Q enthält (Fig. 9); dieser wird
beständig gegen die Büchse M durch eine Spiralfeder
angedrückt, welche die zu polirenden Platten gegen das Kissen preßt. Eine Schraube
am Ende der Büchse P regulirt die Spannung dieser
Feder.
Soll die Maschine arbeiten, so werden die Büchse M und
der Cylinder P an ihrer Stelle auf dem Support L mittelst einer elastischen Feder R erhalten, welche an diesen Support befestigt ist und
mit einem sich gegen den Cylinder P stützenden Daumen
versehen ist; hört man dagegen auf und will man die Platten entfernen, so drückt man
auf die Feder R, worauf die Spirale und mithin P zurückgeht; da alsdann die Büchse M nicht mehr gegen das Reibkissen drückt, so kann man
sie öffnen und den Griff I herausnehmen.
Die Vorrichtungen, mittelst welcher den beschriebenen Theilen ihre passende Bewegung
ertheilt wird, sind folgende:
S Trittbret;
T horizontale Welle mit dem Hauptschwungrad und einer
mit S in Verbindung stehenden Kurbel;
U verticale Welle, welche den Tisch H mittelst einer
unterhalb desselben befindlichen Kurbel in Bewegung setzt;
U' kleine horizontale Welle, welche durch die Welle T
mittelst der Winkelräder 1 und 2 bewegt wird und ihrerseits die Welle U mittelst der Räder und Getriebe 3, 4, 5 und 6 in
Drehung versetzt;
V Treibwelle für das Reibkissen; sie ist mit einem
Schwungrad und der Stange W versehen, welche hinter dem
Rahmen des Kissens in die Höhe steigt;
X, Y Leitrollen, durch eine Schnur verbunden, zur
Uebertragung der Bewegung der Welle T auf die Welle V und mithin auf das Reibkissen.