Titel: | Ueber ein Normalmaaß für Lichtstärken; von Professor Dr. Heeren. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. LXXXI., S. 267 |
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LXXXI.
Ueber ein Normalmaaß für Lichtstärken; von
Professor Dr. Heeren.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins,
1861 S. 14.
Heeren, über ein Normalmaaß für Lichtstärken.
Die wachsende Ausdehnung der Gasbeleuchtung und die nicht selten von städtischen
Behörden mit neuen Gasbeleuchtungs-Anstalten abzuschließenden Contrakte
weisen immer dringender auf das Bedürfniß eines allgemein recipirten Normalmaaßes
für Lichtstärken hin. Weit entfernt von der Anmaßung, ein solches Maaß bestimmt
feststellen zu wollen, wünschte ich nur, den Gegenstand ernstlich zur Sprache zu
bringen und den Fachmännern aus Herz zu legen, damit doch endlich einmal eine
Vereinbarung zu Stande komme.
Die Schwierigkeit, eine constante und doch auch Jedermann zugängliche Lichtquelle
herzustellen, ist bekannt, und wollte man mathematische Genauigkeit verlangen, so
würde die Aufgabe als eine wenigstens für jetzt ganz unlösbare zu bezeichnen seyn.
Diese Unmöglichteit darf uns aber nicht abschrecken, nach einem für die Zwecke des
gemeinen Lebens genügenden Normalmaaß zu suchen, um der unleidlichen Verwirrung
einen möglichst sicheren und festen Damm entgegen zu setzen. Sollte dann später ein
den strengsten Anforderungen der Wissenschaft und der bequemen Anwendbarkeit
genügendes Normalmaaß entdeckt werden, so wird die Einführung desselben jedenfalls
leichter von Statten gehen, wenn es nur Einer Umwandlung bedarf, als wenn sich an
verschiedenen Orten eben so viele verschiedene Lichtmaaße festgesetzt haben.
Nach manchen vergeblichen Versuchen sah man sich immer wieder auf die Helligkeit
einer Kerzenflamme zurückgeführt, welche denn auch
allgemein als Norm angenommen worden ist und in der That auch, wie ich im Folgenden
zeigen werde, dazu dienen kann, wenn nur nicht so verschiedene Kerzen und diese
wieder in so verschiedener Art dabei zur Anwendung gebracht würden, wie dieses
leider der Fall ist.
Ohne auf andere Vorschläge, namentlich die Flamme des brennenden ölbildenden und des
Kohlenoxydgases weiter einzugehen, die sich schon der Unzugänglichkeit wegen zur
allgemeinen Annahme nicht eignen, wende ich mich sofort zu Kerzenflammen, um zu
sehen, ob und unter welchen Bedingungen mit ihnen die Aufgabe befriedigend zu lösen
ist.
Hören wir zunächst die Ansicht einer bekannten Autorität, des Hrn. Directors Schilling, über diesen Gegenstand. In seinem
vortrefflichen Handbuch der Steinkohlengasbereitung, Seite 45, heißt es:
„Die schwächste Seite der ganzen Photometrie betrifft die Normalflammen
u.s.w.
„Wachskerzen geben die schlechtesten Normalflammen. Die Beschaffenheit des
Wachses ist sehr bedeutenden Schwankungen unterworfen, die Leuchtkraft der
Kerzen ist daher nicht allein nach verschiedenen Jahrgängen, verschiedenen
Gegenden, verschiedenen Fabriken verschieden, sondern man ist nicht leicht im
Stande, aus einem und demselben Packet zwei Wachskerzen herauszunehmen, die eine
gleiche Leuchtkraft besitzen. Dazu kommt noch ein weiterer Uebelstand, die
häufig vorkommende mangelhafte Verbrennung der Dochte. Wachskerzen haben einen
aus lose neben einander liegenden Fäden bestehenden Docht, der sich unregelmäßig
umlegt und oft einen mehr oder weniger großen Kohlenknopf an seinem Ende
absetzt, durch den die Flamme beeinträchtigt wird. Das Umlegen des Dochtes soll
durch das eigene Gewicht desselben bewirkt werden; dieß ist aber bei der
kleinsten Unregelmäßigkeit in den Fäden oder bei einer zufällig vorhandenen
gedrehten Lage derselben nicht vermögend, den Widerstand zu überwinden, der
Docht bleibt mehr oder weniger gerade stehen und ragt nach und nach in den obern
Theil der Flamme hinein, wo die Absetzung der Kohle vor sich geht. Wenn man den
Docht im Anfang der Versuche zur Seite biegt, so hält er sich gewöhnlich länger,
als wenn man ihn unberührt läßt, doch kann man sich gleichwohl nicht darauf
verlassen. Auch mit dem Putzen erhält man die Flamme nicht constant. Putzt man
ein Geringes mehr ab, als gerade nöthig ist, so beeinträchtigt man wieder die
Helle und das Licht hat sich erst zu erholen, bis es aufs Neue in seinen
früheren Zustand gelangt.“
„Anders verhält es sich mit Stearin-, Spermaceti- und
Paraffinkerzen. Es ist nicht nur das Material dieser Kerzen bei weitem
gleichmäßiger als das Wachs, sondern sie haben auch einen geflochtenen Docht,
der sich mit mehr Regelmäßigkeit umlegt und dessen Ende im unteren Theile der
Flamme verbrennt. Die Versuche, Wachskerzen mit geflochtenen Dochten
herzustellen, haben seither zu keinem Resultate geführt.“
„Ueber das Verhältniß der Leuchtkraft zwischen Spermacetikerzen und
Wachskerzen findet man begreiflicher Weise die verschiedensten Ansichten. L. Thompson nimmt an, daß 10 Spermacetikerzen in der
Helle gleich 12 Wachskerzen sind, wonach also erstere um 20 Procent heller
brennen. Croll ist der Ansicht, daß Spermacetikerzen
um 1/4 bis 1/3 heller sind als Wachskerzen. Peclet
gibt ihnen einen Vorzug von 6 Procent. Dr. Ure stellt die Lichthellen gleich und Dr. Fyfe fand Wachs sogar
10 Procent heller als Spermaceti.“
„Das unvollkommenste Verfahren, eine Normalkerzenflamme genauer zu
bezeichnen, besteht darin, daß man die Zahl der Kerzen angibt, die auf 1 Pfd.
oder Packet gehen, und daß man etwa höchstens noch die Länge derselben
anführt.“
„Ein wesentlich besseres Verfahren ist dasjenige, nach welchem man die
Normalkerze wiegt, den Consum derselben pro Stunde
bestimmt und die Leuchtkraft auf einen bestimmten Normalconsum (etwa 120 Gran
pro Stunde) reducirt. Man nimmt dabei an, daß
die Leuchtkraft dem Consum direct proportional sey.“
„Ein weiterer guter Anhaltspunkt ist die Höhe der Flammen, die man für
einen Consum von 120 Gran in der Stunde füglich auf 1 5/8 Zoll engl. annehmen
kann.“
So weit Hr. Schilling. Ich füge noch hinzu, daß von Zinken in seiner übrigens so gründlichen Arbeit über die
Leuchtkraft der Destillationsproducte der BraunkohleIm polytechn. Journal Bd. CLV S.
130. als Normalflamme die Flamme einer Paraffinkerze von 21 Millim. Durchmesser
angewandt ist, wenn dieselbe die anscheinend mittlere Leuchtkraft entwickelte.
Am häufigsten werden Kerzen von der Sorte 6 Stück pro
Pfund zu photometrischen Bestimmungen genommen, doch sind auch Fälle bekannt, wo bei
contraktlichen Bestimmungen die Helligkeit einer Wachskerze von der Sorte 4 Stück
pro Pfund zu Grunde gelegt wurde. Es ist nun aber
klar, daß die Größe und Helligkeit einer Lichtflamme viel weniger von der Sorte, ob
6 oder 4 Stücke pro Pfund abhängen wird, als von der Dicke des Dochtes: denn die Dicke oder der Durchmesser
der Kerze selbst steht mit der Größe und Beschaffenheit der Flamme in keinem
nothwendigen Zusammenhange, wenn auch zugegeben werden kann, daß im Allgemeinen
größere Kerzen dickere Dochte erhalten als kleinere Kerzen. Aber das Verhältniß
zwischen Docht und Dicke der Kerzen hängt so sehr von dem Material der Kerzen, so
wie von der individuellen Ansicht des Fabrikanten oder von der in seiner Fabrik
einmal üblichen Gewohnheit ab, daß in diesem Punkte an Uebereinstimmung nicht zu
denken ist. Anstatt die Gewichtssorte der Kerzen anzugeben, wäre es daher wohl
richtiger, die Stärke des Dochtes in der Art zu bezeichnen, daß man das Gewicht
desselben für eine gewisse Länge, z.B. 1 Meter, genau ermittelt.
Ein zweiter Mangel an Uebereinstimmung zeigt sich in der Art, die Kerze zu behandeln.
Während von Vielen die Flamme durch angemessenes Abschneiden des Dochtes auf eine
gewisse mittlere Höhe regulirt wird, verlangen Andere, daß die Kerze unberührt
fortbrenne, Andere wieder, daß man das Maximum der Helligkeit als Norm annehme. Ich
werde in Folgendem den Versuch machen, die obwaltenden Unsicherheiten in ihrer
wahren Bedeutung nachzuweisen und hoffe, zeigen zu können, in welcher Art in der
That zu einer für praktische Zwecke genügenden Uebereinstimmung zu gelangen ist.
In England findet man allgemein Wallrathkerzen zu dem
vorliegenden Zwecke in Gebrauch, und zwar die Sorte 6 Stück pro Pfund, welche bei einer Höhe der Flamme von 1 5/8 Zoll engl. oder 41,3
Millim. in der Stunde 120 Grain engl. consumiren sollen. Diese Kerzen haben am
unteren Ende 21,7, am oberen 20,7 Millim. Durchmesser bei einer Länge von 215
Millim. Der Docht ist geflochten und krümmt sich beim Brennen so stark, daß er
selten zur Seite aus der Flamme kommt, sondern sich gewöhnlich in Gestalt einer Oese
herabkrümmt, welche, wenn sie eine gewisse Größe erreicht hat, abfällt. Vielleicht
mag dieser Fehler der übertriebenen Dochtkrümmung bei anderen, als den von mit
beobachteten 6 Exemplaren nicht so stark hervortreten. Als eine solche Kerze sich
selbst überlassen brannte und von 5 zu 5 Minuten die Höhe der Flamme mit dem Zirkel
möglichst genau gemessen wurde, betrug die aus 13 Beobachtungen berechnete mittlere
Höhe 46 Millim. (fast 1 7/8 Zoll), aber die Flammenhöhe schwankte während der
Versuchsreihe zwischen 54 Millim. als Maximum und 41 Millim. als. Minimum. Die
Helligkeit schwankte zwischen 1,17 und 0,88, so daß das Maximum der Helligkeit das
Minimum um 34 Procent übertraf.
Wachskerzen. Eine solche, 6 Stück pro Pfund, von 18,5 Millim. unterem Durchmesser eine Stunde lang gebrannt
und von 5 zu 5 Minuten beobachtet, gab im Mittel eine Flammenhöhe von 50 Millim.;
aber die Schwankungen variirten zwischen 57 und 45 Millim.; die Helligkeit zwischen
0,79 und 1,08, also Helligkeitsschwankungen zwischen 100 und 136.
Stearinkerzen von 20,6 Millimet. unterem Durchmesser. Die
Flammenhöhe während einer Stunde von 5 zu 5 Minuten beobachtet, betrug im Mittel 58
Millim., schwankte aber zwischen 70 und 54 Millim.; die Helligkeit zwischen 96 und
123, oder wie 100 zu 127.
Paraffinkerzen. Ein Packet solcher Kerzen aus der Fabrik
von Bauermeister zu Bitterfeld bei Halle an der Saale,
zeigt einen unteren Durchmesser der Kerzen von 20,4 Millim. Eine aus dem Packet
herausgegriffene Kerze, 2 Stunden von 5 zu 5 Minuten beobachtet, zeigte eine Flammenhöhe von im
Mittel 53 Millim., aber zwischen 60 als Maximum und 48 als Minimum schwankend. Die
Helligkeit variirte zwischen 1,03 und 1,40 oder zwischen 100 und 136.
Die hier angegebenen Zahlen sollen, da sie sich natürlich nur auf die gerade
angewandten Exemplare beziehen, nur im Allgemeinen zeigen, wie groß die Schwankungen
in der Höhe und Helligkeit der Lichtflamme sind, wenn man sie ungestört fortbrennen
läßt. Eine gewisse Uebereinstimmung ist dabei unverkennbar, denn es waren die
Schwankungen in der Helligkeit
einer
ungestört
fortbrennenden
Wallrathkerze
zwischen
100
und
134
„
„
„
Wachskerze
„
100
„
136
„
„
„
Stearinkerze
„
100
„
127
„
„
„
Paraffinkerze
„
100
„
136
Da sich diese Zahlenwerthe, wie gesagt, nur auf einzelne Exemplare beziehen, so kann
daraus kein allgemeiner Schluß gezogen werden auf die größere oder geringere
Brauchbarkeit des einen oder anderen Materials zu Normalkerzen, wohl aber lassen sie
die bedeutende Unsicherheit erkennen, welche bei einer und derselben Kerze vorkommen
kann, wenn man sie ruhig sich selbst überläßt, eine Unsicherheit, welche im Mittel
durch das Verhältniß 100: 133 oder 1: 1 1/3 annähernd ausgedrückt werden kann.
Wollte man auch die bedeutenderen Schwankungen als zufälligen Störungen, z.B. der
Bildung einer Schnuppe im Docht, oder einer ungewöhnlich hohen Füllung des Sumpfes
(Kelchs) mit geschmolzenem Material und dann wieder dem plötzlichen Abfließen
angehörend, außer Acht lassen, so bleibt es doch immer sehr unsicher, wie weit man
in dieser willkürlichen Maßregel gehen darf. Zinken, in
der schon angeführten Arbeit, sagt bei Beschreibung der Operationsart mit seiner
Nomal-Paraffinkerze: „die Beobachtungen wurden in denjenigen Zeiten
unterlassen, in welchen das Licht entweder eine ungewöhnlich kleine oder in
Folge eines zufällig eintretenden Ablaufens eines Sumpfes ungewöhnlich große
Flamme gab, dagegen bei der anscheinend mittleren Leuchtkraft
vorgenommen.“
Sollte es denn nun nicht möglich seyn, ein solches, auf willkürlicher Schätzung der
anscheinend mittleren Leuchtkraft basirendes Maaß durch ein anderes, weniger der
Willkür unterliegendes zu ersetzen? Gewiß ist es zu rechtfertigen, wenn bei
physikalischen Untersuchungen die genauesten Methoden ausgewählt und benutzt werden;
aber was helfen uns die genauesten photometrischen Methoden, so lange die
Normal-Lichtquelle einer willkürlichen Schätzung unterliegt. Zwar wird in der
angezogenen Arbeit gesagt, daß jene Normalkerze durchschnittlich 122,4 bis 124,9
Milligramme in der Minute, also stündlich 7,322 bis 7,494 Grm. Paraffin consumire,
aber auch dieses hilft
nicht viel, weil es fraglich bleibt, ob diese Consumtion der als normal angenommenen
mittleren Leuchtkraft entspreche, da ja offenbar jede Bürgschaft fehlt, daß bei den
Schwankungen die Zeiträume des Mehrconsums den Zeiträumen
des Minderconsums als gleich angenommen werden
können.
Um nun die bei ungestörtem Fortbrennen einer Kerze eintretenden Schwankungen der
Helligkeit an bestimmten Beispielen zeigen zu können, mußte man für eine, während
der Versuche sich möglichst gleich bleibende Normallichtstärke sorgen. Als solche
leistet die Flamme einer kleinen Moderateurlampe, deren Glascylinder in geringer
Entfernung (12 Mm.) über dem Dochtende eine starke Einschnürung oder Verengerung besitzt, vortreffliche Dienste. Diese
Lampen, welche hier am Orte (Hannover) unter der Bezeichnung Nr. 5 von den
Lampenfabrikanten Hrn. Beckmann und Hrn. Gewecke fabricirt werden, zeichnen sich in Folge der
erwähnten Einschnürung des Glases durch eine pfriemförmig in die Länge gezogene sehr
constante weiße Flamme aus, deren oberes Ende in eine nadelfeine Spitze ausläuft.
Bringt man nun an dem Glase eine Marke an und stellt den Docht in solche Höhe, daß
die Spitze der Flamme genau auf jene Marke einspielt, so hat man eine vollkommen
ruhige Flamme, welche längere Zeit ihre Größe und Helligkeit beibehält, und, wenn
sich in der Höhe eine Aenderung bemerklich macht, durch geringes Drehen an der
Dochtwinde sogleich wieder zum richtigen Einspielen gebracht werden kann. In der
That ist mit keine Lichtquelle von so gleichförmiger Helligkeit und so bequemer
Anwendbarkeit bekannt, als diese Lampe. Zwar läßt sich auch mit Leuchtgas eine recht
constante Flamme erzielen, entweder indem man das Gas unter genau regulirtem Druck
zuströmen läßt, wobei der von Schilling angegebene
Druckmesser (polyt. Journal Bd. CXLVIII S.
109), welcher den Druck bis auf 1/100 Zoll genau anzeigt, ohne Zweifel
sehr gute Dienste leistet, oder indem man, in Ermangelung eines solchen, die lange
Flamme eines Einlochbrenners genau auf eine bestimmte Höhe einstellt und unterhält;
aber eine solche Flamme würde als allgemeines Normalmaaß völlig gleiche
Beschaffenheit des Gases voraussetzen, für verschiedene Orte also als Normalflamme
keine Brauchbarkeit haben, ja sogar an demselben Orte, da aus bekannten Gründen
Aenderungen in der Qualität des Gases vorkommen, nicht genügende Sicherheit
darbieten.
Bei der von mit angewandten Lampe ist durch oft wiederholte Versuche die Marke so
angebracht, daß die Flamme der Lampe der dreifachen Helligkeit einer englischen
Wallrathkerze bei 41,3 Mm. Flammenhöhe, bei welcher Höhe die Kerze stündlich 122
Grain engl. oder 7,2 Grm. consumirt, gleichkommt.
Ich lasse nun die Resultate mehrerer Versuche folgen, wobei verschiedene Kerzen ganz
ungestört fortbrannten, nachdem sie durch vorheriges etwa 1stündiges Brennen in
möglichst gleichförmigen Brand gekommen waren, und wobei von 5 zu 5 Minuten die Höhe
der Flamme mit dem Zirkel gemessen und zugleich die Helligkeit mittelst der
Normallampe ermittelt wurde. Die Helligkeiten sind dann auf eine englische
Normal-Wallrathkerze berechnet.
Tabelle
über Flammenhöhe und Leuchtkraft verschiedener Kerzen bei ungestörtem Fortbrennen von 5 zu 5 Minuten gemessen.
Wallrath.
Stearinsäure.
Höhe in Millim.
Lichtstärke.
Höhe in Millim.
Lichtstärke.
54
1,17
54
0,95
42
0,93
60
1,13
41
0,88
70
1,24
41
0,88
63
1,05
45
0,99
54
0,96
48
1,02
60
1,13
48
1,06
55
1,09
43
0,97
61
1,02
42
0,91
57
1,00
48
1,05
54
0,96
45
1,00
57
1,07
48
1,15
54
1,00
54
1,15
60
1,13
Wachs.
Paraffin.
Höhe in Millim.
Lichtstärke.
Höhe in Millim.
Lichtstärke.
48
1,00
52
1,24
51
1,02
54
1,32
51
0,79
54
1,33
51
0,83
48
1,17
45
1,00
54
1,31
48
1,08
51
1,29
48
1,05
54
1,28
48
1,04
57
1,31
51
1,00
57
1,30
51
1,00
54
1,24
51
0,95
54
1,15
51
0,95
54
1,14
Wachs.
Paraffin.
Höhe in Millim
Lichtstärke.
Höhe in Millim.
Lichtstärke.
57
0,84
45
1,18
54
1,20
54
1,26
54
1,31
54
1,31
57
1,37
48
1,03
49
1,12
57
1,24
54
1,24
60
1,40
48
1,08
48
1,08
Diese Versuche zeigen, wie selbst bei unveränderter Flammenhöhe in Folge veränderter
Stellung oder Beschaffenheit des Dochtes die Lichtstärke sich ändern kann, worüber
das Nähere noch vorkommt. Uebrigens ist die Messung der Flammenhöhe einer ungestört fortbrennenden Kerze selbst mit dem Zirkel oft
etwas unsicher, besonders wenn sich die Flamme zu ungewöhnlicher Höhe hinaufzieht,
und können daher die betreffenden Zahlen nur als approximativ angesehen werden.
Ich habe nun gefunden, daß selbst bei gleicher Flammenhöhe ungleiche Lichtstärken
resultiren können, je nachdem der Docht gerade aufrecht in der Flamme steht oder
sich seitwärts neigt. Richtet man den Docht vertical, mißt die Höhe der Flamme,
biegt nun den Docht seitwärts, so wird die Flamme breiter, aber niedriger; läßt man
sie nun bei unveränderter Breite allmählich bis zur Normalhöhe wachsen, so wächst
auch die Lichtstärke, woraus mithin folgt, daß eine Flamme von normaler Höhe bei schräger Dochtstellung heller brennt als bei gerade
aufstehender.
Nachdem diese Erfahrung gemacht war, zeigte es sich nun, daß man mit Kerzen sehr
constante, wenigstens für die Zwecke der Praxis genügende Normal-Lichtstärken
erhält, wenn man den Docht gerade aufwärts richtet und ihn
dann vorsichtig mit fester Hand mittelst einer feinen spitzen Schere so
beschneidet, daß die Flamme die bestimmte normale Höhe besitzt.
Die englischen Normal-Wallrathkerzen haben, wie schon erwähnt, einen mittleren
Durchmesser von circa 21 Millim.; der geflochtene Docht,
in dem Zustande der Spannung, wie ihn die Kerzen enthalten, besitzt eine solche
Stärke, daß 1 Meter Länge 1,571 Grm. wiegt und consumiren bei normaler Flammenhöhe
von 1 5/8 Zoll engl. oder 41,3 Millim. stündlich 7,2 Grm.
Die Schwierigkeit, solche Kerzen zu erhalten, machte es wünschenswerth, sie mit
anderen leichter zu erhaltenden zu vergleichen und habe ich dieses mit Paraffin und
Stearin gethan.
Ein glücklicher Zufall fügte es, daß unter den mit disponibeln Paraffinkerzen diejenigen aus der Fabrik von Bauermeister zu Bitterfeld bei Halle diesem Zwecke genau entsprachen.
Diese sehr guten Kerzen, von 21,4 Millim. unterem Durchmesser, besitzen einen Docht,
der in dem Zustande der Spannung, wie ihn die Kerze enthält, 0,450 Grm. pro Meter Länge wiegt. Ihre Leuchtkraft stimmt mit jener
der englischen Wallrathkerzen bei gleicher Flammenhöhe so
genau überein, daß bei oft wiederholten Versuchen ein, die Grenzen der
Beobachtungsgenauigkeit überschreitender Unterschied nicht gefunden werden konnte.
Der stündliche Consum dieser Paraffinkerzen bei normaler Flammenhöhe beträgt 6,12
Grm.
Versuche mit der mit zur Hand befindlichen Sorte Stearinkerzen, von den schon oben angegebenen Dimensionen und 1,297 Grm.
Dochtgewicht pro Meter, gaben keine Uebereinstimmung,
indem bei normaler Flammenhöhe sich die Lichtstärken der Wallrathkerze zur
Stearinkerze verhielten wie 100 : 93,2. Um mit der Wallrathkerze gleiche Helligkeit
zu geben, mußte die Flammenhöhe der Stearinkerze auf 46 Millim. wachsen. Natürlich
würde man durch versuchsweises Experimentiren auch für Stearin die richtige
Dochtstärke ermitteln können, um bei gleicher Flammenhöhe auch gleiche Leuchtkraft
mit Wallrath und Paraffin zu erhalten. Dasselbe gilt auch für Wachs. Es dürfte sich
aber wohl nicht empfehlen, Normalkerzen von so vielem, verschiedenem Material zu
benutzen; ja, ich würde schon Anstand genommen haben, auf Paraffin einzugehen, wenn
nicht die englischen Wallrathkerzen schwer zu erlangen wären und außerdem die
Paraffinkerzen, welche unter Leitung wissenschaftlich gebildeter Männer angefertigt
werden, mehr die Garantie gleichförmiger Beschaffenheit darböten.
Nach alle dem glaube ich als Normallichtmaaß für technische Zwecke die Helligkeit von
Wallrath- und Paraffinkerzen von der angegebenen Dochtstärke und einer
normalen Flammenhöhe von 1 5/8 Zoll englisch oder 41,3 Millim., wenn der geputzte
Docht vertical in der Flamme aufsteht, empfehlen zu können.
Die Angabe des Consums einer Flamme hat zwar keinen unmittelbaren Nutzen, weil man
während der photometrischen Versuche den Consum nicht gut controliren kann; dennoch
aber steht dieser mit der entwickelten Lichtstärke in so unmittelbarem
Zusammenhange, daß er bei der Feststellung von Normalkerzen nicht unbeachtet bleiben
darf. Wenn aber eine Kerze in regelmäßiger normaler Flammenhöhe brennend erhalten und zugleich der
Consum ermittelt werden soll, so muß die Wägung während des
Brennens vorgenommen werden. Um dieser Aufgabe zu genügen, bin ich
folgendermaaßen zu Werke gegangen: Es wurden zwei gleiche Kerzen an den oberen
Tragkreuzen der Waagschalen so in verticaler Lage befestigt, daß die brennenden
Enden weit über den Waagebalken hervorstanden, daß also die Flammen auf die Waage
nicht störend einwirken konnten. Beide wurden, nachdem sie eine Zeit lang gebrannt,
durch Abschneiden der Dochte auf die normale Flammenhöhe gebracht und nun die Waage
ins Gleichgewicht gebracht, was wegen der an beiden Seiten gleichmäßig
fortschreitenden Gewichtsabnahme keine Schwierigkeit machte. Nachdem nun nochmals
eine der Flammen möglichst genau auf die richtige Höhe justirt war, wurde die andere
ausgeblasen, die erstere aber genau 5 Minuten brennen gelassen und dann ebenfalls
ausgeblasen. Wenn nun während dieser 5 Minuten sich die Flammenhöhe nicht merklich
geändert hatte, so wurde der innerhalb der 5 Minuten entstandene Gewichtsverlust
bestimmt und durch Multiplication mit 12 auf den stündlichen Consum berechnet. War
dagegen während der Brennzeit eine merkliche Aenderung der Flamme eingetreten, so
wurde der Versuch als unbrauchbar nicht berücksichtigt. Länger als 5 Minuten die
Brennzeit auszudehnen war nicht rathsam, indem schon diese Zeit für das gleichmäßige
normale Fortbrennen, ohne Nachhülfe von außen, reichlich lang ist.
Da bei photometrischen Arbeiten die beständige Beaufsichtigung und Justirung der
Normalkerze höchst unbequeme Störungen veranlaßt, so bediene ich mich, wie oben
erwähnt, einer auf 3 Kerzen justirten Normallampe aus der Fabrik des Hrn. Gewecke, welcher Herr auf Bestellung solche mit, unter
meiner Aufsicht justirten Glascylindern versehene Lampen, nebst einem Reservevorrath
justirter Cylinder und Dochte zu liefern bereit ist.