Titel: | Ueber Flachsbrech- und Schwingmaschinen; von Carl Maier. |
Autor: | Carl Maier |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. XCIX., S. 353 |
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XCIX.
Ueber Flachsbrech- und Schwingmaschinen;
von Carl Maier.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Maier, über Flachsbrech- und Schwingmaschinen.
Behufs des Brechens läßt man in Irland den gerotteten
Flachs gewöhnlich zwei- bis dreimal zwischen einem Paar geriffelter hölzerner
oder eiserner Walzen durchgehen; die Einkerbungen, welche in der Längenrichtung der
Walzen eingeschnitten sind, haben eine Tiefe von beiläufig 1 Zoll, und die Länge der
Walzen beträgt 4-5 Fuß bei 8-10 Zoll Durchmesser. Das Gewicht der
oberen Walze reicht meistens hin, um den holzigen Kern des Flachses gehörig zu
zerknicken.
Zum Schwingen des gebrochenen Flachses bedient man sich
häufig einer Maschine von sehr einfacher Construction, welche in Fig. 28 und 29 skizzirt
ist. Auf einer horizontalen eisernen Welle von 3-4 Zoll Durchmesser sitzen an
Speichen oder Armen mehrere gußeiserne Scheiben a, Fig. 28, an
deren jeder seitwärts 3-5 hölzerne Schwingmesser radial angeschraubt sind.
Diese hölzernen Schwingmesser haben eine solche Länge, daß ihr äußeres Ende
2-3 Fuß von der Scheibe entfernt ist, sie sind etwa 6-8 Zoll breit, 2
Zoll dick und am äußeren Ende zugeschärft. Man läßt die Welle beiläufig 300 Umläufe
in 1 Minute machen. Jede der mit Schwingmessern versehenen Scheiben wird von einem
Arbeiter bedient, und ist mit einem Breterverschlag umgeben, der eine 6-8
Zoll breite, mit Eisenblech beschlagene Oeffnung hat, durch welche der Arbeiter, wie
Fig. 29
zeigt, eine Handvoll Flachs hineinhalt, wobei die Enden der schnell rotirenden
hölzernen Schwingmesser den Flachs treffen und in einigen Secunden sämmtliche Schäbe
herausschlagen, ohne daß die Fasern verwirrt werden. Dann dreht der Arbeiter seine
Handvoll Flachs um, und befreit das andere Ende desselben, welches er vorher in
seiner Hand hielt, ebenfalls von der Schabe. Die Schäbe fällt an der offenen Seite
des Verschlags auf den Boden, während der Flachs, mit geringem Abgang von Fasern, in
der Hand des Arbeiters verbleibt. Diese Operation erfordert jedoch viel
Geschicklichkeit, daher der Tagelohn eines geübten Arbeiters (scutcher) 2-3 Shill. beträgt. Auf einer Welle von 10-12 Fuß
Länge können drei mit den hölzernen Schwingmessern versehene Scheiben angebracht
werden; der eine Scheibe (Stände) bedienende Arbeiter kann in einem Tage à 10 Stunden circa 3
Ctr. gebrochenen Flachs reinschwingen.
Um den holzigen Kern des gerotteten Flachses vom Baste zu trennen, haben die HHrn.
Rowan in Belfast in der letzten Zeit eine Maschine
construirt, welche auf einem neuen Princip beruht. Der durch Gährung (Rotten)
gehörig vorbereitete Flachs wird nämlich nicht vorerst gebrochen und dann
geschwungen, sondern es wird sofort mittelst zweier Reihen von Zähnen, welche wie
zwei Kämme den dazwischen geklemmten Flachs durchstreichen, der holzige Kern vom
Baste vollkommen abgesondert.
Ich habe diese Maschine (Rowan's
patent scutching machine), welche die Wirkungen des
Brechens und des Schwingens zusammen mittelst einer einzigen Operation in
praktischer und vortheilhafter Weise erreicht, in Fig. 30–32 skizzirt.
Eine Handvoll Flachs wird an einem Ende zwischen ein sturzblechernes Plattenpaar,
Fig. 4 und
5,
eingeschraubt und dieses auf einer Gleitbahn a
eingesetzt. Die Bahn, worin die Plattenpaare liegen, ist zwischen zwei Eckpfosten
befestigt und ragt rechts und links um die Breite eines Plattenpaares vor, um ein
neues aufsetzen und ein fertiges abnehmen zu können. Es wird immer ein Plattenpaar
nach dem andern eingelegt und so auch fortgeschoben. Auf der Seite, wo die
Plattenpaare auslaufen, wird der Flachs von einem Arbeiter (Knaben) umgedreht und
mit seinem andern Ende eingeschraubt, dann in die zweite Gleitbahn a' eingelegt, an deren Ende er hernach fertig
herausgenommen wird. Das Einlegen und Fortbewegen der Plattenpaare geschieht
mittelst der Hand. Eine Gleitbahn faßt ungefähr 12 solcher Plattenpaare, von denen
je eine 8 Zoll breit ist. Die Zahnreihen von gutem Gußeisen, sind 4 in einem Stück
übereinanderliegend gegossene und mit Zähnen versehene Platten. Die Zähne von
beiläufig 1 1/2 Zoll auf der Basis, 1/2 Zoll Länge und 4 Zoll Dicke, müssen zur
Vermeidung von Abgang fein gefeilt und polirt werden. Gegen das Ende hin, wo der
Flachs fertig abgeliefert wird, werden die Zähne der gezahnten Platten allmählich
feiner, um eine kürzere Biegung in der Flachsfaser zu erzielen und dadurch die
kleineren hängen gebliebenen holzigen Theile abzusondern.
Diese Zahnplatten b, b hängen mittelst zwei eisernen
Stäben d, d an zwei Balanciers und werden von denselben
pumpenähnlich auf und ab bewegt. Die beiden Platten bleiben sich so ziemlich
parallel, da die beiden Stäbe d, d sehr nahe bei
einander sind. Die Balanciers werden mittelst eines Excentrics A von der Hauptwelle aus, welche letztere durch
Riemenscheiben getrieben wird, in Bewegung gesetzt.
Von der Hauptwelle C aus wird mittelst einer kleinen
Kurbel eine Welle D getrieben, auf der ein kleines
Excentric f sitzt, welches mittelst eines Nagels und
Langlochs in Verbindung mit dem auf- und abwärts gehenden Stäbe d ist. Durch dieses Excentric werden bei der abwärtsgehenden Bewegung der
Zahnplatten die letzteren einander allmählich genähert, und beißen folglich immer
fester in den Flachs ein, bis sie, unten angekommen, durch das Excentric bei der
aufsteigenden Bewegung wieder getrennt werden.
Die Hauptachse macht ungefähr 70 Umläufe in 1 Minute.
Die ganze Maschine besteht aus Eisen, ist circa
10-12 Fuß lang, 8 Fuß breit und 8 Fuß hoch; sie wird auch, mit zwei Bahnen
versehen, als doppelte Maschine ausgeführt.