Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 160, Jahrgang 1861, Nr. , S. 233 |
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Miscellen.
Miscellen.
Preisaufgaben des österreichischen
Ingenieur-Vereins.
I. Preis-Ausschreibung für
eine geschichtlich-theoretische Darstellung der neuesten
Dachconstructionen aus Holz und Eisen.
Es soll „die Geschichte und Theorie der neuesten Dachconstructionen aus
Holz und Eisen von 8 Klaftern angefangen bis zur größt-ausgeführten
Spannweite“ unter folgenden, die Anordnung und den Umfang weiter
einschränkenden Bedingungen dargestellt werden.
1) Von den ausgeführten Dachconstructionen der Neuzeit sind die besten
auszuwählen, diese nach bestimmten Principien zu ordnen und mit dem gehörigen
Detail zu zeichnen und zu beschreiben, worauf deren Theorie in einer für die
Ausübung brauchbaren Weise zu entwickeln ist.
Bei der fraglichen principiellen Anordnung der sich ergebenden Systeme ist, mit
dem einfachsten darunter beginnend, stufenweise auf die übrigen nach Maaßgabe
der zunehmenden Abweichung von der einfachsten Construction überzugehen.
Hiernach ist zunächst der für Ziegel-, Schiefer- und
Blecheindeckung eingerichtete Holzdachstuhl in der gewöhnlichen Art ohne
Eisenverbindungen, dann jener mit eisernen Zugstangen und Streben armirte zu
untersuchen; hierauf werden mit Rücksicht auf den verschiedenen Charakter die
durchaus eisernen Dachconstructionen und darunter auch jene in Betracht zu
ziehen seyn, bei denen das Blech als mit- oder alleintragender
Bestandtheil auftritt, wie dieses bei den Bogendächern nach Winiwarter's System der Fall ist, von dem überdieß
die auf ebene Dachflächen modificirte Form in besondere Berücksichtigung zu
kommen hat. Die übersichtlichen Zeichnungen sind im Maaßstabe von 1/2 Zoll = 1
Wiener Klafter (1/144 Naturgröße), die Detailzeichnungen aber in einem für die
Deutlichkeit hinreichend größeren Maaßstabe darzustellen.
In der bezüglichen Theorie sollen die bereits bekannten Ergebnisse aus den
Untersuchungen über Holz- und Eisenconstructionen, namentlich jene aus
Ardant's Abhandlung über Sprengwerke von großer
Spannweite, die angemessene Benützung finden, und es sind die Resultate durchaus
auf Wiener Maaß und Gewicht zu beziehen.
2) Mit Rücksicht auf die verschiedenen klimatischen Verhältnisse ist der
nachtheiligste Einfluß, welcher durch die Stoßkraft des Windes und durch die
Schneebelastung, so wie allenfalls durch den Temperaturwechsel auf Bedachungen
ausgeübt werden kann, zu bestimmen, wornach im Vereine mit den bezüglichen
theoretischen Resultaten die früher beschriebenen Dachconstructionen der Prüfung
zu unterziehen sind, so daß hieraus insbesondere ersehen werden kann, wie groß
dabei das Maximum der Inanspruchnahme der einzelnen Dachbestandtheile per Quadratzoll Querschnitt erhalten wird, und
welcher Sicherheitsgrad hiernach vorhanden seyn dürfte. Mit diesen
Prüfungsresultaten sind zugleich die bezüglichen Ergebnisse der Erfahrung und
sonstiger Wahrnehmungen in Verbindung zu bringen, worauf in die weitere
kritische Beurtheilung der verschiedenen Dachconstructionen ausführlich
einzugehen ist.
3) Unter der besonderen Annahme von 15 Wiener Centnern für die auf Eine
Dachflächenklafter (Wiener Maaß) entfallende zufällige Maximalbelastung und
unter Benützung der aus der vorhergehenden Prüfung sich ergebenden Anhaltspunkte
sind sodann die in Betracht kommenden Dachsysteme bei gleicher Spannweite
rücksichtlich ihres Materialaufwandes mit einander zu vergleichen, und es ist
hieran die Beantwortung der Frage anzuknüpfen, welche Systeme – und unter
welchen Umständen – als besonders empfehlenswerth für die Anwendung zu
bezeichnen seyen.
4) Für die vom Verfasser besonders empfohlenen Dachconstructionen sind endlich
tabellarische Zusammenstellungen der berechneten Größen- und
Gewichtsverhältnisse der einzelnen Constructionstheile, für die von Klafter zu
Klafter zunehmenden Spannweiten innerhalb der Eingangs bezeichneten Grenzen zu
verfassen, um hieraus gegebenen Falls die technischen Anhaltspunkte zu finden,
welche in Verbindung mit den ökonomischen und sonstigen Verhältnissen die Wahl
des jeweilig zweckmäßigsten Dachsystemes ohne Schwierigkeiten beurtheilen
lassen.
5) Bei der Sammlung der zur Bearbeitung nöthigen Daten ist selbstverständlich mit
gehöriger Sachkenntniß und Vorsicht vorzugehen; bei solchen Daten, welche aus
veröffentlichten Beschreibungen entnommen werden, sind jedenfalls die Quellen
anzugeben.
6) Für die diesem Programme am vollständigsten entsprechende und als preiswürdig
erkannte Darstellung wird
der erste Preis mit 400 Stück
Vereinsthalern,
und für jene, welche der ersten zunächst kömmt,
der zweite Preis mit 200 Stück
Vereinsthalern
festgesetzt.
Das literarische Eigenthum bleibt den Autoren der preisgekrönten Schriften
vorbehalten; dieselben übernehmen jedoch die Verpflichtung, diese Arbeit binnen
sechs Monaten nach Zuerkennung des Preises durch den Druck zu veröffentlichen
und dem österreichischen Ingenieur-Verein 20 Exemplare unentgeldlich zu
überlassen. Sollten die Autoren die Drucklegung und Veröffentlichung in der
bedungenen Zeit nicht bewirken, so übergeht dieses Recht an den österreichischen
Ingenieur-Verein.
Außer den beiden preisgekrönten Arbeiten werden auch andere, insoferne sie der
österreichische Ingenieur-Verein für seine Zeitschrift zu benützen
gedenkt, entsprechend honorirt werden.
7) Die Preiswerber haben ihre mit einer Devise und versiegelter
Namens-Unterschrift versehenen Arbeiten bis längstens Ende October 1862 an den österreichischen
Ingenieur-Verein in Wien einzusenden.
8) Das Preisgericht wird vom Verwaltungsrathe des österreichischen
Ingenieur-Vereines ernannt, und die Preise werden über Antrag des
Preisgerichtes von der im Februar 1863 stattfindenden General-Versammlung
zuerkannt und sofort ausgezahlt.
9) Die nicht preisgekrönten Schriften werden vom Monate März 1863 an zur
Disposition der Preiswerber in der Kanzlei des österreichischen
Ingenieur-Vereines bereit liegen.
II. Preis-Ausschreibung für
eine geschichtlich-statistisch-kritische Darstellung der bei
Eisenbahnwägen angewendeten Schmiervorrichtungen und
Schmiermittel.
In Anbetracht der Mannichfaltigkeit der bis jetzt angewendeten
Schmiervorrichtungen und Schmiermittel bei Eisenbahnwägen, so wie der besonderen
Wichtigkeit derselben beim Eisenbahnbetriebe, erscheint es höchst
wünschenswerth, eine möglichst vollständige geschichtliche, statistische und
kritische Darstellung dieses speciellen Zweiges der Eisenbahnmechanik zu
erhalten.
Diese Darstellung soll folgendem Programme
entsprechen:
1) Es sollen die verschiedenen Achsenlager, beziehungweise Schmiervorrichtungen,
und die verschiedenen Schmiermaterialien für Wägen, wie solche auf Eisenbahnen
bisher angewendet wurden, beschrieben, und so weit es möglich ist, soll hiebei
bis auf den Zeitpunkt des Entstehens der Locomotiv-Eisenbahnen
zurückgegangen werden.
Die Beschreibung jener Vorrichtungen und Schmiermaterialien, welche nur
versuchsweise, also ohne dauernden Erfolg angewendet wurden, wäre nebst Angabe
der Gründe des Verwerfens derselben wünschenswerth, um die Darstellung der
Bestrebungen in dieser Beziehung zu vervollständigen.
2) Von jeder Gattung der gegenwärtig noch in
fortwährender oder versuchsweiser Anwendung stehenden Schmiervorrichtungen sind
jedenfalls folgende Daten zu liefern:
a) eine Zeichnung in 1/4 Naturgröße,
aus welcher die Construction deutlich entnommen werden kann, nebst der zum
vollkommenen Verständniß nöthigen Beschreibung;
b) die annähernde Anzahl, welche auf
jeder der verschiedenen Bahnen in Anwendung ist;
c) die Benennung, Darstellung,
Beschaffenheit und der Preis der angewendeten Schmiermaterialien;
d) der durchschnittliche Verbrauch
an Schmiermateriale nach Achsmeilen, also für zwei Lager, mit
Berücksichtigung der Verwerthung des etwa zurückgewonnenen Materials.
3) Den Werth der Darstellung wird wesentlich erhöhen:
e) die Angabe der Maaßnahmen auf den
verschiedenen Bahnen, welche dahin gerichtet sind, den besten Erfolg der
angewendeten verschiedenen Schmiervorrichtungen und Schmiermaterialien in
jeder Beziehung sicher zu stellen;
f) die Darstellung der besonderen
Vor- und Nachtheile, welche mit der Anwendung der verschiedenen
Schmiervorrichtungen und Schmiermaterialien verbunden sind;
g) die Angaben über die größte
Belastung eines Lagers und die gewöhnlich stattfindende oder die unter
Umständen noch zulässige größte Umdrehungszahl der Achsen per Minute.
4) Bei Sammlung aller verlangten Daten ist selbstverständlich mit Sachkenntniß,
Vorsicht und Gewissenhaftigkeit vorzugegehen. Bei jenen Daten, welche aus
Geschäftsberichten der Eisenbahnverwaltungen oder anderen Veröffentlichungen
entnommen wurden, sind jedenfalls die Quellen anzugeben.
5) Für die diesem Programme am vollständigsten entsprechende und als preiswürdig
erkannte Darstellung wird
der erste Preis mit 400 Stück Vereinsthalern,
und für jene, welche der ersten zunächst kömmt,
der zweite Preis mit 200 Stück Vereinsthalern
festgesetzt.
Das literarische Eigenthum bleibt den Autoren der preisgekrönten Schriften
vorbehalten; dieselben übernehmen jedoch die Verpflichtung, diese Arbeit binnen
sechs Monaten nach Zuerkennung des Preises durch den Druck zu veröffentlichen
und dem österreichischen Ingenieur-Verein 20 Exemplare unentgeldlich zu
überlassen. Sollten die Autoren die Drucklegung und Veröffentlichung in der
bedungenen Zeit nicht bewirken, so übergeht dieses Recht an den österreichischen
Ingenieur-Verein. Außer den beiden preisgekrönten Arbeiten werden auch
andere, insoferne sie der österreichische Ingenieur-Verein für seine
Zeitschrift zu benützen gedenkt, entsprechend honorirt werden.
6) Die Preiswerber haben ihre mit einer Devise und versiegelter
Namens-Unterschrift versehenen Arbeiten bis längstens Ende October 1863 an den österreichischen
Ingenieur-Verein in Wien einzusenden.
7) Das Preisgericht wird vom Verwaltungsrathe des österreichischen
Ingenieur-Vereins ernannt und die Preise werden über Antrag des
Preisgerichtes von der im Februar 1864 stattfindenden General-Versammlung
zuerkannt und sofort ausgezahlt.
8) Die nicht preisgekrönten Schriften werden vom Monate März 1864 an zur
Disposition der Preiswerber in der Kanzlei des österreichischen
Ingenieur-Vereins bereit liegen.
Wien, im Jänner 1861.
Vom Verwaltungsrathe des österr.
Ingenieur-Vereins.
Ministerial-Erlaß für Preußen über die Zulässigkeit von
Federmanometern bei unterirdischen Dampfkesseln.
In Anbetracht der Schwierigkeiten, welche sich der Anbringung der in der
Circularverfügung vom 6. Mai d. I. behufs der Controle des Dampfdruckes in den
Dampfkesseln vorgeschriebenen offenen Quecksilber-Röhren-Manometer bei
denjenigen Locomobilen entgegenstellen, welche beim unterirdischen Bergwerksbetriebe gebraucht werden, bestimme ich hierdurch,
daß es bei solchen Locomobilen als eine ausreichende Control-Maaßregel zu
betrachten ist, wenn das mit dem Kessel verbundene Betriebs-Manometer
(Feder-Manometer) abgeschraubt und periodisch mit einem offenen
Quecksilber-Röhren-Manometer verglichen und erforderlichen Falles
darnach berichtigt werden kann.
Berlin, den 11. December 1860.
Der Minister für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten.
von der Heydt
(Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und
Hüttenwesen, 1861 S. 50.)
Wohnlich's
Kesselstein-Apparat.
Der Werkmeister der Main-Neckarbahn in Heidelberg, Hr. Wohnlich, hat schon seit verflossenem Sommer einen
Kesselstein-Apparat, jedoch anderer Construction als
der Schau'sche Apparat, in dem Dampfkessel der
stehenden Maschine der Betriebswerkstätte im Gange, der sehr einfach ist und seinem
Zweck vollkommen genügt.
Der Apparat ist von starkem Weißblech construirt und befindet sich im Innern des
Dampfkessels, das Speisewasser wird durch den Apparat durchgeführt, verliert darin
die überschüssige Kohlensäure, und der nun frei gewordene einfach-kohlensaure
Kalk krystallisirt im Apparate fest an, und das so gereinigte Speisewasser gelangt
dann in das Wasser des Dampfkessels, in welchem sich kein Kesselstein mehr ansetzen
kann. Alle 2 bis 6 Wochen, je nach der Größe des Kessels und des Apparates, wird
dann einfach das Mannloch geöffnet, der Apparat herausgezogen, von dem darin
befindlichen Kesselstein, der die schönsten Incrustationen bildet, befreit und ohne
das Wasser aus dem Dampfkessel abzulassen, wieder in denselben eingesetzt und das
Mannloch geschlossen. Von Zeit zu Zeit wird auch der Dampfkessel ganz ausgeblasen,
um die organischen und sonstigen Bestandtheile des Wassers, Thon, Kochsalz etc., die
als feiner Schlamm und Pulver am Boden des Kessels liegen, herauszuschaffen, da
diese Bestandtheile der Wasser sich nicht als sogenannter Kesselstein am Innern des
Dampfkessels festsetzen.
Am 10. März 1. J. wurde nun in Gegenwart von Hrn. Oberingenieur v. Weiler, Hrn. Bezirksingenieur Jost, Hrn. Professor Dr. Walz, Hrn. Privatdocent Dr. Meidinger und Hrn. Dr. Beckmann, Director der Ultramarinfabrik hier, ein Versuch
mit der Wirkung des Apparats gemacht.
Der Apparat war 14 Tage in Thätigkeit und während dieser Zeit wurden 595 oder rund
600 Kubikfuß Wasser verdampft; nach den Analysen von Hrn. Professor Dr. Walz und Hrn. Director
Dr. Beckmann beträgt der
feste Rückstand des verwendeten Speisewassers nach dessen Abdampfung in einem Liter
0,394 Gramme, oder in 50 Kubikfuß Wasser ein Pfund.
Nachdem der Apparat aus dem Dampfkessel herausgezogen war, zeigte derselbe sich ganz
angefüllt mit den schönsten Kalk-Incrustationen, die getrocknet wogen 8,5
Pfd.; es wurden demnach durch den Apparat 71 Procent von
den sämmtlichen Rückständen aufgefangen und die Kesselwände zeigten sich im Innern
ganz rein und frei, was, wie auch in der früheren Beschreibung des Schau'schen Apparates ganz richtig bemerkt ist, daher
rührt, daß nur die kohlensauren Salze, die im Apparate
aufgefangen werden, die festen Rinden an den Kesselwänden bilden.
Bei Dampfkesseln von sehr großen Dimensionen, so wie bei Locomotiven und
Locomotiv-Dampfkesseln ist es nöthig einen besonderen kleinen Cylinder, der
den entsprechenden Druck aushält, auf die Dampfkessel am Mannloch aufzusetzen,
worein dann der Apparat gestellt wird. Der Apparat selbst ist um wenige Gulden
herzustellen und wird im Augenblick ein solcher in der Ultramarinfabrik in
Heidelberg in Gang gesetzt.
Der Erfinder ist im Augenblicke beschäftigt, seine Erfindung zu verwerthen. –
Heidelberg im März 1861. (Eisenbahnzeitung, 1861, Nr. 13.)
Man sehe über den Schau'schen Apparat polytechn. Journal
Bd. CLIX S. 461.
Schalengußräder für Eisenbahnwagen.
In der Monatsversammlung des österreichischen Ingenieurvereins am 3. November 1860
hielt Hr. Inspector Alexander Strecker einen Vortrag über
die Anwendung gußeiserner Räder bei Eisenbahnwagen. Die Wichtigkeit dieses
Gegenstandes ergibt sich daraus, daß die österreichischen Bahnen allein gegenwärtig
beiläufig 2600 Personen- und 20,000 Lastwagen, zusammen mit 90,400 Rädern
besitzen, welche Räder an Material- und Arbeitskosten jährlich einen Aufwand
von beiläufig 1,300,000 fl. verursachen. Unter der angegebenen Räderzahl befinden
sich etwa 20,400 gußeiserne und 70,000 schmiedeeiserne (jene von Puddelstahl und
Gußstahl mit eingerechnet). – Die Leistungen der Räder gleicher Art sind zwar
verschieden, indem der Druck, welchem ein Rad beim Betriebe ausgesetzt ist, zwischen
25 und 75 Centner wechselt; doch kann man durchschnittlich annehmen, daß gute Tyres
von Schmiedeeisen 1500, von Puddelstahl 2000 und von Gußstahl 3500 Meilen laufen,
bevor sie neu abgedreht werden müssen, und daß zweizöllige Eisentyres etwa 4,5
Jahre, Puddelstahltyres 6 Jahre und Gußstahltyres 10,5 bis 15 Jahre dauern.
Die Dauer der Schalengußräder, wie sie von Ganz in Ofen,
Körösy in Graz und vom Eisenwerke Adolfsthal
geliefert werden, beträgt 15 Jahre und darüber. Entsprechend den Leistungen sind
auch die Preise sehr verschieden. Eisentyres kosten der Centner beiläufig 13 fl.,
Puddelstahltyres 15–20 fl. und die ausländischen Gußstahltyres (im Inlande
werden bisher noch keine erzeugt) kommen der Centner auf 50 bis 60 fl. zu stehen.
Die Schalengußräder, welche bei 3' bis 3' 3'' Durchmesser 5 bis 5,5 Centner schwer
sind, kosten dagegen das Stück nur 55–60 fl.
Schmiedeeiserne und stählerne Tyres haben gegenüber den Schalengußrädern manche
Vorzüge; erstere können abgedreht und rectificirt werden, die harten gußeisernen
Räder aber nicht; die letzteren dürfen auch nicht fest gebremst werden, weil sonst
flache Stellen und Brüche entstehen; überhaupt besitzen die schmiedeeisernen und
stählernen Räder eine größere Festigkeit als die Schalengußräder, während sich diese
durch größere Härte auszeichnen. Vergleicht man jedoch die Kosten der Anschaffung
und Erhaltung verschiedener Räder, so ergibt sich der jährliche Aufwand für ein Rad
mit schmiedeeisernem Tyre zu 16 fl. 22 kr. und für ein Schalengußrad zu 9 fl. 66
kr., wobei für diese letzteren nur eine durchschnittliche Dauer von 9 Jahren
angenommen wurde. Es stellt sich daher zu Gunsten der letzteren eine Ersparniß von 6
fl. 56 kr. jährlich für ein Rad heraus. Da man nun annehmen kann, daß von den
vorhandenen 90,400 Rädern ein Dritttheil mit und zwei Drittheile ohne Bremse laufen,
so würden bei dem gegenwärtigen Stande der Eisenbahnfahrzeuge 60,000 Stück
Schalengußräder angewendet werden können und hiedurch im Vergleiche mit
schmiedeeisernen Rädern eine Ersparniß von 390,000 fl. jährlich erzielt werden.
Galvanische Einfassung der Schmucksteine, von Gandon.
Anstatt wie bisher die Höhlungen zur Aufnahme der Edelsteine in die zu verzierenden
Metalle zu machen, bildet Gandon aus mehreren Stücken auf
galvanischem Wege die metallischen Zwischenräume, welche die Edelsteine trennen und
einschalten sollen. Zu diesem Behufe modellirt er auf einer aus weichem Wachs
gebildeten Form die Verzierung, die die Edelsteine bekommen sollen, und gibt selbst
zum Wachs um es flüssiger zu machen, etwas Pech. Die Modellirung geschieht entweder
mit Formen oder aus freier Hand. Sodann bringt er an den verschiedenen Punkten der
Verzierung, wo die Steine angebracht werden sollen, die Steine hin, und drückt sie
in das Wachs, bis die größere Partie ungefähr 1/2 Millimeter über die gesonnte
Oberfläche hervorragt; hierauf metallisirt er mit Sorgfalt die mit den Steinen
versehene Form, und nachdem die Steine gut gereinigt wurden, setzt er das Ganze in
ein galvanoplastisches Bad, welches den metallischen Niederschlag bilden soll.
Nachdem der Niederschlag gemacht ist, findet man die Steine in dem Metalle a jour eingefaßt und kann man selbst dessen Oberfläche
in eine Linie bringen – ein Resultat, welches man nach der gewöhnlichen
Methode nicht erreichen kann.
Bisher hat Gandon diese Methode auf die billigen
Bijouterie-Waaren angewendet, indem er bloß mit unvollständigen Stampiglien,
mit Straß und Kupferbädern gearbeitet hat, und die Producte auf gewöhnlichem
galvanoplastischen Wege versilbert oder vergoldet. Ebenso vortheilhafte Resultate
würde man aber auch mit feinen Steinen und Goldbädern erzielen. Ein Arbeiter,
welcher bisher des Tages nur 60 Steine einfassen konnte, kann nach der angegebenen
neuen Methode 1500–2000 davon einfassen, wodurch der Werth solcher im Handel
vorkommenden Schmuckwaaren um ein Drittel sich hebt.
Gandon glaubt dieses Verfahren auch auf die Einfassung
der gefärbten Fensterscheiben, die bisher mit Bleiblättern geschah, die aber von
schlechter Wirkung sind, anwenden zu können, wodurch man einen schöneren Effect,
größere Solidität und Ersparniß der Handarbeit erzielen würde.
Auch gilt dasselbe bezüglich der Mosaik auf Metallen. Ueberhaupt wird diese Methode
in allen jenen Fällen mit Vortheil anwendbar seyn, wo man Kunstgegenstände von kleinen Dimensionen mit
einer Metallfassung zu versehen hat. (Mittheilungen des österreichischen
Gewerbevereins.)
Elsner's Grün, Zinnkupfergrün und
Titangrün.
Die mit „Elsner's Grün“ bezeichnete giftfreie (arsenikfreie)
kupferhaltige grüne Farbe wird nach Gentele im
Wesentlichen auf die Weise dargestellt, wie Elsner schon
vor mehreren Jahren in den Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des
Gewerbfleißes in Preußen (polytechn. Journal Bd.
CV S. 130) angegeben hat. Wenn dieselbe auch nicht das feurige Grün der
arsenikhaltigen grünen Farben zeigt, so sind doch die im Handel vorkommenden Nüancen
zu den guten grünen Malerfarben zu zählen und auf jeden Fall feuriger im Tone und
nicht so matt, als die grünen Ultramarine.
Man stellt diese grünen Farben dar, indem zu einer Kupfervitriollösung eine mit Leim
geklärte Gelbholzabkochung hinzugesetzt wird; außerdem wird diese Mischung noch mit
10–12 Proc. Zinnsalz (salzsaurem Zinnoxydul) versetzt und aus dem Ganzen nun
durch den Zusatz eines Ueberschusses einer Kali- oder Natronlauge alles in
Auflösung befindliche Kupfer gefällt; der Niederschlag wird vollständig ausgewaschen
und getrocknet, wobei die grüne Farbe einen bläulichen Ton annimmt. Gelblicher wird
dieselbe, wenn eine größere Menge Gelbholzabkochung angewendet wird.
Das Zinnkupfergrün ist zinnsaures Kupferoxyd und besitzt
nach Gentele einen grünen Farbenton, welcher den
bekannten arsenikfreien Grünen nicht nachsteht. Unter den von Gentele mitgetheilten Vorschriften zur Darstellung dieser grünen
Malerfarbe sey folgende erwähnt: 125 Theile Kupfervitriol werden in Wasser
(Regenwasser) aufgelöst und zu dieser Lösung wird eine Lösung von 59 Theilen Zinn in
Salpetersalzsäure hinzugesetzt; zu dieser gemischten Lösung wird Aetznatronlauge im
Ueberschusse hinzugefügt, wodurch ein grüner Niederschlag sich erzeugt, welcher,
ausgewaschen und getrocknet, die grüne Malerfarbe darstellt.
Minder kostspielig ist nachstehendes Verfahren: 100 Theile salpetersaures Natron
(Chilisalpeter) werden mit 59 Theilen Zinn in einem hessischen Tiegel geglüht und
die erkaltete Masse in verdünnter Aetzlauge aufgelöst. Die Lösung läßt man abklären
und verdünnt sie mit Wasser. Mit dieser Lösung wird eine kalte Lösung von
Kupfervitriol versetzt, wodurch ein rothgelber Niederschlag entsteht, welcher aber
beim Auswaschen und Trocknen eine schöne grüne Farbe annimmt.
Das Titangrün erhält man, wie Elsner bereits im Jahre 1846 angegeben hat, aus dem in großer Menge
vorkommenden Iserin oder Titaneisen auf folgende Art:
Der Iserin wird geschlämmt und mit seinem 12fachen Gewichte saurem schwefelsaurem
Kali in einem hessischen Tiegel geschmolzen; der geschmolzene erkaltete Rückstand
wird mit Salzsäure bei 50° C. behandelt und heiß filtrirt; das Filtrat wird
eingedampft, bis ein Tropfen auf einer Glasplatte erstarrt. Der in der
Porzellanschale erstarrte Brei wird mit einer concentrirten Salmiaklösung
übergossen, gut umgerührt und filtrirt; die zurückbleibende Titansäure wird mit
verdünnter Salzsäure bei 50 bis 60° C. digerirt und die saure Lösung, nach
Zusatz einer Lösung von Blutlaugensaz, rasch zum Kochen erhitzt, wodurch ein schon
grüner Niederschlag entsteht, Titangrün, welches mit durch Salzsäure angesäuertem
Wasser ausgewaschen werden muß; die Lösung der Titansäure muß sauer seyn, denn sonst
entsteht ein gelbbrauner Niederschlag, der durch Stehen mit verdünnter Salzsäure
grün wird. Durch Behandlung wit Ammoniakflüssigkeit wird der grüne Niederschlag
zersetzt, er wird weiß. Das aus dem Iserin gewonnene Titangrün ist nach dem
Auswaschen und vorsichtigen Trocknen (unter 100°) ein schön dunkelgrünes
Pulver, welches als grüne unschädliche Anstrichfarbe sich verwenden läßt. (Elsner's chemischtechnische Mittheilungen für
1859–60.)
Lithiumgehalt der Murquelle in Baden-Baden.
Die neueste Analyse der Thermen von Baden-Baden durch Professor Bunsen in Heidelberg hat einen wichtigen Fund zu Tage
gebracht, der von unberechenbarem Werth für die leidende Menschheit sowohl als für diesen Curort
seyn wird. Bunsen fand nämlich in derjenigen Therme,
welche unter dem Namen Murquelle bekannt ist, in 10,000 Theilen Wasser 2,9520
Chlorlithium, eine Quantität wie sie weitaus in keinem Mineralwasser Europa's bis
jetzt gefunden wurde. Aus einem Centner des abgedampften Salzrückstandes, zu welcher
Quantität etwa 40 Cntr. Steinkohlen erforderlich sind, können nun 9 3/4 Pfd.
Chlorlithium bereitet werden, die einen Handelswerth von mehr als 900 fl.
repräsentiren. Da das Lithium das beste Lösungsmittel für Harnsteine und Gries ist,
zugleich auch ein sehr einflußreiches Heilmittel der Gicht, wie die neuesten
praktischen Versuche des Dr. Garrod in London (The nature and treatment of gout
and rheumatic gout by Alfred Baring-
Garrod, London 1859. Uebersetzt von Eisenmann, Würzburg 1861) darthun, so verdient die
Anwendung jener Quelle die höchste Aufmerksamkeit, indem fortan die an jenen
Beschwerden leidenden Kranken hier mehr Hülfe zu erwarten haben als in Vichy und
Karlsbad. (Beilage zur Allgemeinen Zeitung vom 5. Mai 1861.)
Neue sympathetische Schrift; vom Grafen F. G. v. Schaffgotsch in Berlin.
Eine saure Auflösung von Eisenchlorid (salzsaurem Eisenoxyd) wird so weit verdünnt,
daß damit Geschriebenes beim Eintrocknen gänzlich verschwindet. Diese Schrift hat
die Eigenschaft, durch schwefelblausaure Dünste alsbald
mit blaurother Farbe sichtbar,
durch Ammoniakdunst hingegen abermals unsichtbar zu werden, so zwar, daß sie sich durch die
genannten beiden Mittel beliebig oft hervorrufen und
hinwegnehmen läßt. Zu diesem Zwecke hält man die Schrift abwechselnd in den Luftraum
zweier nebeneinander stehenden weithalsigen Flaschen, deren erste concentrirte
Schwefelsäure, zu der man einige Tropfen einer starken Auflösung von
Schwefelcyankalium (schwefelblausaurem Kali) gefügt, und deren zweite
Aetzammoniakflüssigkeit enthält, beides in etwa fingerhoher Schicht.
Der Zusatz von Schwefelcyankaliumlösung muß von Zeit zu Zeit erneuert werden.
Die daraus entstehenden Dünste sind giftig, weßhalb man sich vor deren Einathmung in
Acht zu nehmen hat. (Böttger's polytechnisches
Notizblatt, 1861, Nr. 11.)
Ueber die Bereitung einer schwarzen unauslöschlichen Tinte;
von Dr. L. Elsner.
Vor einigen Jahren wurde in der deutschen Gewerbe-Zeitung (1858 S. 406) eine
kurze Mittheilung von Jos. Ellis in Brighton
veröffentlicht, in welcher ein Verfahren kurz erwähnt wurde, eine unzerstörbare
Tinte zum Schreiben anzufertigen, und zwar wurde dazu empfohlen eine Auflösung von
Schellack mit Borax in Wasser unter Zusatz einer passenden Menge von reinem
Lampenschwarz. Diese Tinte soll, wenn sie trocken ist, allen chemischen Agentien
widerstehen und auch durch die Zeit nicht zerstört werden. Der Verf. stellte nach
obiger Angabe eine solche Tinte auf folgende Weise dar:
Es wurde in kochendes Wasser so lange Borax eingetragen, als er sich darin auflösen
wollte; hierauf wurde zu der kochenden Flüssigkeit so viel brauner Schellack in
kleinen Stückchen hinzugethan, als sich gleichfalls darin auflöste. Die beim
Erkalten festwerdende braune Salzmasse wurde mit destillirtem Wasser erwärmt, so daß
eine concentrirte braungefärbte Lösung erhalten wurde. Mit einem Theile dieser
Lösung wurde auf geleimtes Schreibpapier geschrieben, wodurch
bräunlich-röthlich gefärbte Züge entstanden; zu einem anderen Theile der
obigen Lösung wurde Chromoxyd hinzugemischt und noch zu einem weiteren Antheile
feiner Lampenruß. Auch mit den beiden letzten Mischungen wurde auf Schreibpapier
geschrieben; nachdem die Schrift völlig getrocknet war, wurden die mit verschiedenen
Schriftzügen bezeichneten Papierstreifen eingelegt, die einen in Salpetersäure, die
anderen in Salzsäure, noch andere in Königswasser und in Kalilauge, worin sie gegen
6–8 Stunden liegen blieben. Nach Verlauf dieser Zeit wurden die
Papierstreifen aus den einzelnen Reactionsflüssigkeiten herausgenommen, mit Wasser
abgespült und getrocknet, wobei sich ergab, daß selbst die mit der bloßen braunen
Borax-Schellackflüssigkeit geschriebenen Schriftzüge, nachdem sie 6
Stunden in Königswasser gelegen hatten, noch deutlich sichtbar waren. Besonders gut
hatten sich die Schriftzüge gehalten, welche mit derjenigen
Borax-Schellackflüssigkeit geschrieben worden waren, zu welcher unter
Anreiben feiner Lampenruß hinzugesetzt wurde; ebenso hatten die mit der mit
Chromoxyd gemischten Borax-Schellacklösung geschriebenen Züge der Einwirkung
der starken Säuren widerstanden. Ferner wurden Papierstreifen, mit obigen Mischungen
und mit der bloßen Borax-Schellacklösung beschrieben, dem directen
Sonnenlichte ausgesetzt, ohne daß irgend eine Veränderung wahrzunehmen war.
Nach diesen Thatsachen scheint die von Ellis empfohlene
wässerige concentrirte Schellack-Boraxlösung, mit Lampenschwarz versetzt,
wohl geeignet, als eine unauslöschliche Tinte Anwendung zu finden, und zwar
vorzugsweise bei Ausfertigung von Documenten etc.
Es bedarf wohl kaum der Erwähnung, daß Schriftzüge, mit einer guten schwarzen
gewöhnlichen Galluseisentinte geschrieben, der Einwirkung starker Säuren nicht
widerstanden. (Elsner's chemisch-technische
Mittheilungen für 1859–1860.)
Warnung vor zinkoxydhaltigem Kautschuk; von Dr. M. Wilkens in
Jena.
Ich habe mich seit längerer Zeit Saugröhren und Warzenhütchen von Kautschuk für kleine Kinder bedient. Auf den
Zinkoxydgehalt derselben aufmerksam gemacht, ließ ich ein Warzenhütchen aus der
Fabrik von Robert und Reimann
in Berlin durch Hrn. Prof. Dr. Herm. Ludwig dahier chemisch untersuchen. Derselbe fand in dem
Warzenhütchen 47 Proc. Zinkoxyd (durch Einäschern gewonnen). In einem
Kautschuksaugstücke fand er 43 bis 44 Proc. Zinkoxyd; nach dreimonatlichem Gebrauch
lieferte der auf der Flasche aufsitzende Theil des Saugrohrs 38 Proc., das Mundstück
nur 33 Proc. Zinkoxyd. Das Kind, welches sich dieser Saugvorrichtungen bediente,
hatte also bei dreimonatlichem Gebrauch den vierten Theil Zinkoxyd eingesogen und
auch während der Zeit an häufigem Erbrechen gelitten. Das Warzenhütchen wog 11 Grm.,
enthielt also 5,17 Grm. Zinkoxyd, das Flaschensaugstück wog 7 Grm. und enthielt
demnach 3,08 Grm. Zinkoxyd. Die so vergifteten Kautschukwaaren lassen sich schon
daran erkennen, daß sie auf der Schnittfläche ganz weiß erscheinen, während nicht
mit Zinkoxyd imprägnirter Kautschuk eine schwarze Schnittfläche zeigt. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1861, Nr. 10.)
Die Tragknospen und Blüthen der Obstbäume im Frühjahr gegen
Erfrieren zu sichern.
Man halte das Blühen der Bäume im Frühlinge so lange zurück, bis keine nachtheiligen
Nachtfröste mehr zu befürchten sind. – Um dieses zu bewirken, lege man im
Februar, wenn die Erde noch tief gefroren ist, kalten Mist etwas dick um die Bäume,
und lasse diesen so lange liegen, bis keine starken Nachtfröste mehr zu erwarten
sind.
Wenn nun die anderen Bäume, welche mit keinem Miste umlegt sind, bereits blühen, so
sind die mit Mist umlegten dagegen noch ganz zurück, weil der Boden unter ihnen
nicht aufthauen kann. Nimmt man aber den Mist hinweg, und setzt den noch gefrorenen
Boden der milden Witterung und der Sonne aus, so werden solche Bäume um desto
schneller treiben, den früherblühenden sehr bald nachkommen und zahlreiche Früchte
tragen. – Der nämliche Erfolg läßt sich erwarten, wenn man bei einem der
letzten starken Winterfröste Eis um die Bäume legt, es noch mit Mist bedeckt und
dann erst wegnimmt, wenn dem Treiben und Blühen der Bäume keine Gefahr mehr droht.
(Neueste Erfindungen.)