Titel: | Ueber eine neue Affinirmethode; von Ant. Mascazzini, Obergoldscheider der Mailänder Münze. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. XV., S. 43 |
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XV.
Ueber eine neue Affinirmethode; von Ant. Mascazzini, Obergoldscheider der Mailänder Münze.
Aus dem Répertoire
de Chimie appliquée, Januar 1861, S. 46.
Mascazzini, über eine neue Affinirmethode.
In Folge der Uebelstände und Kosten, welche dem Kupelliren von armen Legirungen
entgegenstehen, habe ich mich seit 1856 mit der Aufsuchung anderer Methoden
beschäftigt.
Ich fand eine einfache Methode, um sehr feines Gold aus den goldarmen Legirungen zu
erhalten, und zwar um so leichter, von je niedrigerem Gehalt und je mehr sie durch
Zinn, Antimon etc. verunreinigt sind.
Ich behandle nämlich die möglichst fein gepulverte Legirung mit schwefelsaurem
Quecksilberoxyd und Wasser in der Siedehitze; dieß geschieht in Steinzeuggefäßen,
welche durch Dampf geheizt werden.
Es werden hiedurch in einer nach dem Gehalt der Legirung verschiedenen Zeit das Gold
und Silber fast gänzlich vom Kupfer getrennt, wobei alle anderen Metalle, welche die
Legirung spröde machten, abgeschieden werden, so daß man durch Waschen, gelindes
Erhitzen (zum Verdampfen des Quecksilbers), und wiederholtes Auswaschen des
pulverigen Rückstandes ein Metall erhält, welches sich bei einem Schmelzversuch mit
Borax und Salpeter als vollkommen dehnbar und sehr reichhaltig erweisen wird.
Man sieht leicht ein, daß bei diesem Verfahren für goldarme und sehr unreine (spröde)
Legirungen das Silber keiner hohen Temperatur ausgesetzt wird, was immer Verlust
durch Verdampfung bewirkt.
Indem ich nach dieser Methode eine Legirung von einem Feingehalt von 0,598, nämlich
von 114,5 Gold und 483,5 Silber behandelte, erhielt ich eine Legirung von einem
Feingehalt von 0,9955, aus welcher ich das Gold direct durch concentrirte
Schwefelsäure abscheiden konnte.
Indessen wollte ich noch mehr erreichen, nämlich Feingold aus solchen reichen
Legirungen erhalten, worin dasselbe sehr wenig Silber enthält.
Zu diesem Zweck behandelte ich in der angegebenen Weise eine Legirung von 0,724
Feingehalt, nämlich 493 Gold und 231 Silber. Der Rückstand von dem erhitzten Amalgam
hatte diesesmal einen Gehalt von 0,985, und dieser würde noch höher gestiegen seyn, wenn
ich die Wirkung des schwefelsauren Quecksilberoxyds so weit wie möglich getrieben
hätte.
Da die, obgleich sehr zertheilte Substanz, von Schwefelsäure nicht angegriffen wurde,
so löste ich das Silber mit doppelt-schwefelsaurem Natron auf, welches eine
vollkommene Wirkung zeigte. Nach wiederholtem (sechsmaligem) Behandeln mit diesem
Salze erhielt ich sehr dehnbares Gold von 0,9965 Feingehalt.
Das aus dem schwefelsauren Natron durch Kochsalz gefällte Silber wird mit Zink
reducirt. Die Waschwasser läßt man längere Zeit mit Kupferspänen in Berührung und
concentrirt sie dann, um den Kupfervitriol zu gewinnen.
Die Rückstände mehrerer Operationen kann man gemeinschaftlich destilliren und wie die
angewandten Legirungen affiniren etc.
Diese Methode ist rasch ausführbar und verursacht geringere Kosten als das
Kupelliren.
Die Schwefelsäure des Quecksilbersalzes ist nicht verloren und bei gut eingerichteten
Destillirapparaten kann auch nur wenig Quecksilber verschwinden. Die bei der
Behandlung mit doppelt-schwefelsaurem Natron condensirte Schwefelsäure kann
zur Darstellung des schwefelsauren Quecksilberoxyds verwandt werden.
Das Pulverisiren der Legirung erscheint zwar sehr schwierig, allein es erfolgt leicht
mittelst des Rostaing'schen Apparats.Beschrieben im polytechn. Journal Bd. CLV S. 372. Von der Sorgfalt, mit welcher dasselbe ausgeführt wird, hängt der Erfolg des
Verfahrens ab. Die dabei vorkommenden Abfälle werden auf ein Minimum reducirt, wenn
man in geschlossenem Gefäße und einem eigens für diese Operation bestimmten Local
operirt.