Titel: | Verfahren zur Glanzvergoldung auf Porzellan, ohne Polirung, von den Gebrüdern Dutertre in Paris; Bericht von Salvétat. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. XVI., S. 44 |
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XVI.
Verfahren zur Glanzvergoldung auf Porzellan, ohne
Polirung, von den Gebrüdern Dutertre in Paris; Bericht von
Salvétat.
Aus dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, März 1861, S. 129.
Dutertre's Verfahren zur Glanzvergoldung auf Porzellan, ohne
Polirung.
Seit Kühn in Meißen im Jahr 1830 die Erfindung gemacht
hatte, Porzellan ohne zu poliren glänzend zu vergolden, ist das dabei befolgte Verfahren geheim
geblieben, und alle Versuche, ein dazu geeignetes zu finden, ergaben bis zum J. 1851
bloß leichte Vergoldungen (lustres burgos) oder doch nur
schillernde Goldlüster, überdieß waren die Resultate unsicher. Im besten Falle
haftete das Gold nach dem Einbrennen nur auf Waaren mit im Vergoldungsfeuer
schmelzbarer Glasur und konnte daher auf Feldspathglasur nicht angebracht
werden.
Das Verfahren, welches sich die Gebrüder Dutertre in Paris
(rue d'Angoulême-du-Temple, 66)
im J. 1851 patentiren ließen, ist zuverlässig und löste in allen Punkten das
fragliche Problem.
Die anzuwendende Goldlösung wird folgendermaßen dargestellt:
Man erwärmt gelinde ein Gemisch von 32 Grammen Gold, 128 Grammen Salpetersäure und
eben so viel Salzsäure; nach erfolgter Auflösung fügt man 1,2 Grm. metallisches Zinn
und 1,2 Grm. Antimonbutter hinzu; wenn alles gelöst ist, verdünnt man mit 500 Grm.
Wasser.
Diese Lösung von Gold in Königswasser wird durch einen besondern Balsam zersetzt, den
man erhält, indem man in der Wärme 16 Grm. Schwefel und 16 Grm. venetianischen
Terpenthin in 80 Grm. Terpenthinöl auflöst, bis die Lösung eine klebrige Consistenz
und eine dunkelbraune Farbe angenommen hat. Man setzt dann noch 50 Grm. Lavendelöl
zu, worauf sich beim Abkühlen kein Schwefel niederschlagen darf.
Man gießt nun die Goldlösung auf diesen Schwefelbalsam, erwärmt gelinde und rührt
langsam um; durch die gegenseitige Einwirkung der beiden Flüssigkeiten entfärbt sich
das Chlorgold, und das Gold geht, wenn die Operation gut geleitet wird, gänzlich in
aufgelöstem Zustande in die ölige Flüssigkeit über, welche beim Erkalten schwer und
harzig wird.
Man beseitigt das obenaufschwimmende, die Säuren enthaltende Wasser; man wascht mit
warmem Wasser und, nachdem die letzten Spuren von Feuchtigkeit entfernt sind, setzt
man noch 65 Grm. Lavendelöl und 100 Grm. Terpenthinöl zu, worauf man bis zu
erfolgter vollständiger Lösung erwärmt und auf 5 Grm. sogenanntem WismuthflußMan s. die Bereitung desselben im polytechn. Journal Bd. CLVII S. 66. absetzen läßt.
Endlich wird die klare, vollkommen von reducirtem Golde und jeder unlöslichen
Substanz freie Lösung abgegossen und auf die zu leichter Anwendung passende
Concentration eingedickt.
Die so dargestellte zähe Goldflüssigkeit mit schwach grünlichem Reflex enthält das
Gold in gelöstem Zustande. Der venetianische Terpenthin ertheilt der Flüssigkeit die
erforderliche Eigenschaft des schnellen Trocknens; die nach dem Verdampfen der
wesentlichen Oele zurückbleibenden goldhaltigen Harze zersetzen sich in der Hitze, indem sie bei niedriger
Temperatur, ohne zu schmelzen, eine goldreiche Kohle hinterlassen, welche, wenn sie
auch höchst dünn ist, das Ansehen von geschlagenem Gold behält.
Die Schönheit der Vergoldung folgt unter Anderm aus der Abwesenheit jeder Schmelzung
der harzigen Substanz. Im Vergleich mit den früheren Vorschriften zeichnet sich die
vorliegende durch mehrere wesentlich neue und wichtige Punkte aus; diese sind:
1) der Zusatz von Wasser zur Goldlösung, welcher die zu kräftige Einwirkung derselben
auf den Schwefelbalsam mäßigt und die Verbindung in regelmäßiger Weise vor sich
gehen läßt;
2) die Ersetzung des Oelbalsams durch einen besonderen, mit Lavendel- und
Terpenthinöl gemischten Balsam, bezweckt das entstandene goldhaltige Product löslich
und leicht und ohne Aufblähen reducirbar zu machen;
3) der Zusatz von Terpenthin vermehrt einestheils die Consistenz des Schwefelbalsams,
so daß die Substanz nicht über die bestimmten Stellen hinausfließen kann, und
anderntheils das Anhaften desselben beim Auftragen;
4) das Waschen des goldhaltigen Products verhindert die spätere Einwirkung der Säuren
und bezweckt mithin größere Haltbarkeit;
5) der Zusatz von Lavendel- und Terpenthinöl zum goldhaltigen Product ertheilt
demselben hinreichende Flüssigkeit, um es von ungelösten Stoffen trennen zu können,
und bezweckt die Bildung einer gleichförmigen, öligen Masse.
Die so erhaltene glänzende Vergoldung läßt in keiner Weise etwas zu wünschen übrig;
sie ist eben so ausgezeichnet in Bezug auf Reinheit und Glanz, wie in Bezug auf
Haltbarkeit.