Titel: Beschreibung eines vereinigten Bohr- und Löffelinstrumentes; von J. Vereß, k. k. Grubenofficier.
Fundstelle: Band 161, Jahrgang 1861, Nr. LXXIII., S. 254
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LXXIII. Beschreibung eines vereinigten Bohr- und Löffelinstrumentes; von J. Vereß, k. k. Grubenofficier. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Vereß's vereinigtes Bohr- und Löffelinstrument. Das in Fig. 9 und 10 skizzirte vereinigte Bohr- und Löffelinstrument besteht aus einem Blechcylinder a, dessen Durchmesser um 1 1/2 Zoll kleiner ist, als der Durchmesser des Bohrloches. Dieser Cylinder ist oben mit einer eisernen Platte b geschlossen, welche in der Mitte eine Oeffnung besitzt, die genau der Dicke der durch die Achse des Cylinders durchgehenden eisernen Stange f entspricht. Zu unterst bei g ist der Cylinder a ganz offen und ruht auf einer dem Durchmesser des Cylinders gleich großen runden eisernen Platte d, welche in der Mitte ebenfalls eine der Dicke der eisernen Stange f entsprechende Oeffnung hat und zum Zuschließen des Cylinders a während der Arbeit dient. Auf der Oberfläche des Cylinders a sind mehrere kleine auf 1/2 Zoll nach oben hervorragende Blechröhrchen h angebracht. An der durch die Achse des Cylinders durchgehenden eisernen Stange f, welche den Cylinder trägt, ist zu unterst ein einfacher Meißelbohrer m, dem Durchmesser des Bohrloches entsprechend, angebracht, und oben ist diese Stange f mit der Bohrstange k und dem übrigen Bohrgestänge verbunden. Die Arbeit mit diesem Instrument geht nun in folgender Art vor sich: Der Apparat, so wie er in Fig. 9 dargestellt ist, wird am Bohrgestänge auf die Sohle des Bohrlochs niedergelassen und die Bohrarbeit mit dem Meißelbohrer so wie gewöhnlich, jedoch ohne Anwendung der Wechselschere, betrieben. Der durch den Meißelbohrer gelockerte Sand und das verbohrte Gerölle steigen mit dem im Bohrloch befindlichen Wasser, während der Apparat niedersinkt, in die Höhe; beim entgegengesetzten Spiele des Apparates läuft aber dieser Sand wieder neben dem Bohrgestänge gegen die Bohrlochsohle herab und wird nun von den auf der Oberfläche des Cylinders angebrachten Röhrchen h aufgefangen. Er gelangt somit anstatt auf die Bohrlochfohle in den Cylinder a und setzt sich, seiner specifischen Schwere folgend, auf der den Cylinder unten schließenden Platte d fest. Diese vereinigte Bohr- und Löffeloperation wird nun so lange fortgesetzt, bis man wahrnimmt, daß der Cylinder a, mit Sand (Bohrschmand) gefüllt seyn muß, was dadurch erkannt wird, daß das Bohren nach mehreren Hüben nicht mehr fortschreitet; denn wenn der Cylinder a keinen Sand mehr aufnimmt, gelangt dieser wieder auf die Sohle und setzt sich fest. Das Entleeren des Cylinders ist in Fig. 11 skizzirt; es wird nämlich, nachdem der Apparat zu Tage gehoben worden, die Bohrstange k, welche während der Bohrarbeit den Cylinder oben festhält, abgeschraubt, der Cylinder a auf der Stange f in die Höhe gehoben, wobei die Platte d, welche den Cylinder unten geschlossen hat, auf dem an der Stange f angebrachten Absatz ruhen bleibt, und der Bohrschmand (Sand) fließt bei g aus dem Cylinder heraus. Dieser Apparat hat sich bei Pécska (Temescher Banat) insofern besser als andere Sand-, Löffel- und Schneckenbohrer bewährt, weil man es hier nicht mit reinen Sandlagen zu thun hatte, sondern in diesen bis kopfgroße Quarz- und Granitgeschiebe vorzukommen pflegen, welche nur mit Meißelbohrern gebohrt werden können. Der gewöhnliche Schmandlöffel mit Klappenventil hat trotz des vorherigen Aufbohrens mit dem Meißelbohrer nie etwas aus diesem Sande gehoben, indem wahrscheinlich während der Zeit, als der Bohrapparat in die Höhe gehoben und der Schmandlöffel im Bohrloche eingelassen wurde, dieser alles Bindemittel entbehrende Sand sich auf die Bohrlochsohle wieder fest gelagert hat. Vor Anwendung des beschriebenen Apparates mußte man, um die Bohrung im Sand betreiben zu können, immer einen Letten als Sand-Bindemittel in das Bohrloch einwerfen. Dieses Instrument könnte übrigens auch in anderen Gebirgsschichten mit Vortheil verwendet werden, sobald diese Schichten das im Bohrloche befindliche und zur Betreibung der Bohrarbeit nöthige Wasser nicht absorbiren. (Rittinger' s Erfahrungen im berg- und hüttenm. Maschinen-, Bau- und Aufbereitungswesen, 1859 S. 29.)

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