Titel: | Ozouf's Apparat zur Saturation der Zuckersäfte mit Kohlensäure. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. LXXVI., S. 258 |
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LXXVI.
Ozouf's Apparat zur
Saturation der Zuckersäfte mit Kohlensäure.
Im Auszug aus dem Bulletin
de la Société d'Encouragement, April 1861, S. 193.
Mit Abbildungen auf Tab.
IV.
Ozouf's Apparat zur Saturation der Zuckersäfte mit
Kohlensäure.
Der in Frankreich patentirte Apparat von Ozouf (rue de Chabrol, 32 in Paris) soll sich vor den sonst
üblichen hauptsächlich dadurch auszeichnen, daß er eine vollkommenere Ausnutzung des
Saturationsgases gestattet.
Der Erfinder geht von dem Gedanken aus, daß, wie auch in anderen ähnlichen Fällen,
die Löslichkeit und Absorbirbarkeit der Kohlensäure durch die Gegenwart von selbst
geringen Mengen unlöslicher Gase erheblich beeinträchtigt wird, und daß dieß der
Grund ist, weßhalb stets so bedeutende Ueberschüsse angewandt werden müssen. Er
suchte also die Kosten für das überschüssig angewandte Gas dadurch zu vermindern,
daß er das Gas, welches nach dem Contact mit dem Zuckersafte unabsorbirt bleibt,
wieder mit dem frischen Gase mischt und so immer wieder durch die Lösung
hindurchtreibt. Natürlich wendet er nur reine Kohlensäure an, und der Einwurf der
Kostspieligkeit, welchen man dagegen zu erheben pflegt, soll eben durch diese
eigenthümliche Einrichtung des Apparates entkräftet werden.
Der Apparat wirkt continuirlich; das Charakteristische, gewiß aber auch die schwache
Seite desselben, besteht darin, daß die Pumpe den zu saturirenden Saft und die
Kohlensäure gleichzeitig aufsaugt und durch dasselbe
Ventil und Rohr hindurch in einen Behälter treibt, in welchem sich unten die
saturirte Flüssigkeit und darüber das nicht absorbirte Gas ansammelt, welches
letztere dann wieder zum frischen Gase zurückkehrt.
Da die Saturation während der kurzen Zeit des Pumpens und Zusammenströmens von Gas
und Saft bewirkt werden soll, so wird das hierzu erforderliche richtige Verhältniß
zwischen beiden durch einen einfachen Hahn regulirt.
Fig. 16 ist
die Gesammtansicht des Apparates, Fig. 17 die Seitenansicht
der Pumpe, Fig.
18 und 19 geben die Details der Pumpe.
A ist der Cylinder zur Erzeugung der Kohlensäure, mit
dem Rührwerk E, F, der Oeffnung B zum Einbringen des Wassers und kohlensauren Kalks, dem bleiernen Behälter
C für die Schwefelsäure, dem Säureventil D, und dem Ausleerhahn G.
Das Gas geht durch H in den Gasometer, der in der Bütte
I steht und mit dem Lufthahn J und dem elastischen Rohr K versehen ist,
welches das Gas in den Cylinder L' führt.
Der Saft fließt in den Behälter P, welcher durch
Schwimmer und Hahn stets voll erhalten wird. Hieraus wird der Saft gleichzeitig mit
der Kohlensäure, ersterer durch R, letztere durch S von der Pumpe M
aufgesaugt. Diese wird von einer besonderen Dampfmaschine bewegt und besteht aus dem
massiven Kolben M (Fig. 18 und 19) und den
Ventilen N und N'.
Der Hahn Q setzt Pumpe, Saft- und Gasbehälter in
Verbindung.
Aus seiner Construction (Fig. 19) geht hervor, daß
man die relativen Mengen von Saft und Gas leicht reguliren kann.
Das Gemisch von Gas und Saft geht durch T in den Behälter
L, der mit einem Rührer für den Fall unvollkommener
Saturation versehen ist. Das Heberrohr U dient zum
Abziehen des saturirten Saftes; das überflüssige Gas geht durch das Rohr X, mit dem Lufthahn W, nach
L' zurück, um von da gemeinschaftlich mit dem
frischen Gas von der Pumpe aufgenommen zu werden.
Wie man sieht, ist das Eigenthümliche des Apparates dieses Zurückgehen des Gases, was
durch die specielle Construction von L und L' ermöglicht wird, und die doppelte Function der Pumpe
M und des Hahnes Q.
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Der Apparat soll zwar nach unserer Quelle im Großen angewandt worden seyn; doch
scheint sehr zu bezweifeln, ob er sich bewähren wird.
Ist schon das Pumpen siedender Flüssigkeiten eine sehr mißliche Operation, so wird
sie es noch weit mehr, wenn gleichzeitig ein Gas befördert werden soll.
Dampf- und Schaumbildung müssen unfehlbar in hohem Grade störend auftreten,
und gegen die Uebelstände beider enthält der Apparat keinen Schutz. Ebenso werden
sich Ventile, Kolben u.s.w. nur zu bald mit einer Schicht kohlensauren Kalkes
überziehen und eine immer wiederholte störende Reinigung nothwendig machen; dieser
Absatz wird sich viel rascher als in den jetzigen Leitungen bilden, weil stets
Flüssigkeit und Gas zusammen bleiben.
Die Einrichtung des Hahnes Q scheint zwar sehr zweckmäßig
zu seyn; ob aber durch bloßes Einstellen desselben und einmaliges Durchpumpen eine vollkommene
Saturation zu erreichen seyn wird, steht auch noch dahin, jedenfalls hat man den
Grad der Neutralisation nicht so in der Gewalt, wie bei den jetzt üblichen Methoden.
Daß der Apparat bei Verbrennungskohlensäure nicht anwendbar ist, braucht wohl nicht
erwähnt zu werden.
Wir können nicht umhin, zu bemerken, daß dieser patentirte Apparat keine Vorzüge vor
dem in Deutschland längst allgemein angewandten Michaelis'schenPolytechn. Journal Bd. CXV S. 444. zu haben scheint, demselben vielmehr durch seine Complicirtheit und mehrere
andere oben näher bezeichnete Verhältnisse so erheblich nachsteht, daß er als ein
entschiedener Rückschritt zu betrachten wäre, wenn wir nicht wüßten, daß die
Nachbarn jenseits des Rheines wenig Notiz von unseren Verfahrungsweisen nehmen, und
ihnen vielleicht der ältere einfachere Apparat gar nicht einmal bekannt ist.