Titel: | Technische Bestimmung von Kali neben Natron in neutralen und alkalischen Verbindungen; von Dr. Fr. Mohr. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. LXXXII., S. 289 |
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LXXXII.
Technische Bestimmung von Kali neben Natron in
neutralen und alkalischen Verbindungen; von Dr. Fr. Mohr.
Aus den Annalen der Chemie und Pharmacie, 1861,
Bd. CXIX S. 123.
Mohr, Bestimmung von Kali neben Natron in neutralen u. alkalischen
Verbindungen.
Diese Methode gründet sich auf die Ausscheidung des Kalis als Weinstein und Messen
desselben durch alkalische Flüssigkeiten, die ganze Sorge geht also auf die richtige
und vollständige Ausscheidung des Weinsteins hin.
Ist das Kali größtentheils als kohlensaures vorhanden, so ist das Verfahren
folgendes: die gewogene Probe wird in Lösung gebracht und aus einem tarirten Glase
mit gepulverter Weinsteinsäure gesättigt, wobei man Lackmus zu Hülfe nimmt. Nun wägt
man noch einmal eben so viel Weinsteinsäure ab, als man schon verbraucht hat und
setzt sie der Probe zu. Sie enthält jetzt außer den Neutralsalzen
doppelt-weinsteinsaures Kali und Natron. Diese Flüssigkeit dampft man zur
Trockne ab, läßt die Schale erkalten und löst die Salzmasse in kalt gesättigter
Weinsteinlösung auf, welche durch Schütteln, Absetzen und Stehen über Weinstein bei
gewöhnlicher Temperatur bereitet wird. In der Weinsteinlösung sind alle Salze, nur
nicht Weinstein, löslich, und es werden deßhalb auf einem Filtrum, das mit einer
Glasscheibe bedeckt bleibt, alle Salze außer Weinstein weggewaschen.
Wenn das Kali in neutralen Salzen enthalten ist, so kann man die Weinsteinsäure nicht
anwenden, da sie Mineralsäuren in Freiheit setzt, welche lösend auf den Weinstein
wirken. Es muß alsdann Sorge getragen werden, daß die Mineralsäuren gebunden
bleiben.
Alle neutralen Kalisalze setzen sich mit doppelt-weinsteinsaurem Natron in
Weinstein und ein lösliches Natronsalz um. Ist eine genügende Menge des
doppelt-weinsteinsauren Natrons vorhanden, so ist alles Kali in Weinstein
verwandelt, allein ein Theil ist noch in Lösung geblieben. Man dampft die ganze
Masse zur Trockne ein, läßt erkalten, weicht in gesättigter Weinsteinlösung auf und
wascht damit auf einem Filtrum aus. Man muß sich nun die Gewißheit verschaffen, daß
man erstlich alles Kali gefällt habe, und zweitens, daß man alles
doppelt-weinsteinsaure Natron entfernt habe. Dieß findet man durch eine
einfache Probe. Wenn die erste ablaufende Flüssigkeit saurer ist als die reine
Weinsteinlösung, so ist noch doppelt-weinsteinsaures Natron vorhanden und
folglich alles Kali gefällt. Zunächst prüft man die frische Weinsteinlösung, indem man
10 Kub. Cent. herausnimmt und unter Zusatz von Lackmus mit Tropfen Normalnatron blau
macht. Es gehören je nach der Temperatur 5 bis 7 Tropfen dazu. Die gefundene Zahl
gilt dann für heute. Da das doppelt-weinsaure Natron in der Weinsteinlösung
auflöslich ist, so wird die abgelaufene Flüssigkeit stärker sauer; und wenn sie sich
als solche zeigt, auf 10 Kub. Cent. etwa 25 bis 30 Tropfen Normalnatron verlangt, so
ist der Versuch in Ordnung. Man wascht nun mit Weinsteinlösung aus, bis die Zahl der
Tropfen herunterkommt auf die der reinen Weinsteinlösung, worauf sie nun nothwendig
stehen bleiben muß, da die Lösung selbst lange auf Weinstein gestanden hat. Sobald
die Tageszahl von 5 bis 7 Tropfen erreicht ist, muß auch das
doppelt-weinsteinsaure Natron ausgewaschen seyn und man bestimmt den
Weinstein in bekannter Weise mit Normalnatron. 1 Kub. Cent. ist = 1/1000 Atom Kali
oder eines Kalisalzes.
1 Grm. Chlorkalium in dieser Art als Weinstein gefällt erforderte 13,4 Kub. Cent.
Normalnatron. Da das Atomgewicht des Chlorkaliums 74,57 ist, so betragen die 13,4
Kub. Cent. Natron 13,4 × 0,07457 = 0,999238 Grm. Chlorkalium, statt 1 Grm.,
oder auf Kali berechnet 13,4 × 0,04711 = 0,6312 Grm. Kali; berechnet 0,632
Grm.
2 Grm. Chlorkalium eben so behandelt erforderten 26,8 Kub. Cent. Normalnatron,
oder
1,9985 Grm. Chlorkalium, genommen 2 Grm.
1,2625 Grm. Kali, genommen 1,264 Grm. Kali.
Um den Fehler zu schätzen, den man durch das benetzte Filtrum macht, wurde ein
solches von 115mm Durchmesser mit Weinsteinlösung
gefüllt und ablaufen gelassen. Der erste Tropfen Normalnatron machte die Flüssigkeit
blau, was auch schon daraus einleuchtet, daß ein solches Filtrum nicht 10/6 oder 1,6
Kub. Cent. Flüssigkeit aufnehmen kann.
1 Grm. schwefelsaures Kali in gleicher Weise behandelt erforderte 11,6 Kub. Cent.
Normalnatron, entsprechend 1,01 Grm. schwefelsaures Kali statt 1 Grm.
In gleicher Art kann man auch das Kali durch Chlorplatin fällen, zur Trockne
eindampfen und mit einer gesättigten Lösung von Chlorplatinkalium auswaschen. Man
hat dabei den Vortheil, nicht nur Chlorkalium, sondern auch schwefelsaures Kali in
dieser Art bestimmen zu können. Die Chlorplatinkaliumlösung löst alle Salze außer
ihr eigenes auf und läßt es unvermindert auf dem Filtrum.
Auch kann man eine große Anzahl nicht ganz unlöslicher Salze, wie schwefelsauren
Strontian, kohlensauren Baryt, schwefelsaures Blei und ähnliche vollständig
ausscheiden, wenn man sie mit kalt gesättigten Lösungen des eigenen Salzes
auswascht.