Titel: | Verfahren zum Bedrucken der Gewebe mit Anilinfarben; von R. Gratrix, Färber in Salford bei Manchester, und P. Javal, Kattundrucker zu Thann im Elsaß. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. CIX., S. 389 |
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CIX.
Verfahren zum Bedrucken der Gewebe mit
Anilinfarben; von R. Gratrix, Färber in
Salford bei Manchester, und P. Javal, Kattundrucker zu Thann im
Elsaß.
Aus dem Repertory of
Patent-Inventions, Mai 1861, S. 416.
Gratrix's Verfahren zum Bedrucken der Gewebe mit
Anilinfarben.
Das bisher befolgte Verfahren um mittelst Anilinfarbstoffen gemusterte Waaren
herzustellen, bestand darin, daß man den Farbstoff örtlich durch Eiweiß öder dessen
Surrogate befestigte; diese Methode ist einerseits kostspielig und andererseits
werden die Farbstoffe dadurch nicht haltbar befestigt.
Unser Verfahren (patentirt in England am 12. September 1860) besteht in
Folgendem:
Wir bilden zuerst eine Verbindung des anzuwendenden Anilinfarbstoffes mit Gerbstoff,
verdicken dieselbe mit arabischem Gummi und drucken sie auf die mit Zinnoxyd
vorbereiteten Gewebe auf. Oder wir drucken auf das mit Zinnoxyd vorbereitete Gewebe
eine verdickte Lösung von Galläpfeln auf, wobei sich an diesen Stellen eine
Verbindung von Gerbstoff mit Zinnoxyd bildet, und passiren dann das Gewebe durch
eine saure Lösung eines Anilinfarbstoffes. Nachstehend die specielle Beschreibung
der Methoden.
Erstes Verfahren.
Um die Verbindung von Gerbstoff mit dem Farbstoff herzustellen, setzt man zu einer
Lösung von Anilinblau, Anilinroth etc. soviel einer starken Galläpfellösung (eine
frisch bereitete Lösung verdient den Vorzug) als nothwendig ist, um den Farbstoff zu
fällen; wenn es auf die Kosten nicht ankommt, wendet man besser reinen Gerbstoff
an.
Den Niederschlag sammelt man auf einem Filter, wascht ihn aus, und trocknet ihn oder
nicht, je nach Erforderniß. Er wird in Essigsäure, Alkohol, Holzgeist etc. wieder
aufgelöst, mit Gummi verdickt, und kann dann auf Geweben, welche mit Zinnoxyd
vorbereitet sind, aufgedruckt werden. Nach dem Drucken wird die Waare gedämpft und
hernach gewaschen, mit oder ohne Anwendung von Seife, was von der Art der Farbe
abhängt; die rothe Farbe erfordert insbesondere eine Behandlung mit Seife.
Zweites Verfahren.
Man druckt auf die mit zinnsaurem Natron vorbereitete Waare eine Lösung von
Galläpfeln oder eines andern gerbstoffhaltigen Materials (welche für eine dunkle
Farbe 70 Baumé stark seyn muß), mit Gummi entsprechend verdickt, auf. Die
Waare wird dann gedämpft, indem man anfänglich Dampf von niedrigem Druck und zuletzt
solchen von 8–10 Pfd. Druck auf den Quadratzoll anwendet.
Hernach wird die Waare von dem Gummi gereinigt, indem man sie die gewöhnlichen
Fixirungsbäder passiren läßt, oder wie beim Krappfarbendruck Lösungen von
arsensaurem Kali oder Natron oder von Wasserglas zur Anwendung bringt, und sie ist
dann, nachdem sie gut gewaschen wurde, zum Ausfärben fertig.
Das Färben geschieht in einem gewöhnlichen Krappfärbekessel, der mit Wasser gefüllt
ist, welches schwach mit Essigsäure angesäuert und bis auf 60º C. erhitzt
ist. Man geht mit der Waare ein, indem man nach und nach den nöthigen Farbstoff, der
vorher in Essigsäure oder einem andern passenden Lösungsmittel gelöst ist, zugibt.
Sobald sämmtlicher Farbstoff zugegeben ist, erhitzt man nach und nach bis zum Kochen
und erhält das Bad eine halbe Stunde oder länger im Kochen, damit die Farbe schön
und klar wird. Der weiße Grund der Waare zeigt sich schwach eingefärbt, und dieselbe
wird, um das Weiß wieder rein herzustellen, mit Wasser gekocht, welches schwach mit
Essigsäure, Schwefelsäure oder einer anderen Säure, je nach der Farbe angesäuert
ist. Seife oder Kleie kann ebenfalls angewandt werden. Diese Operation wiederholt
man so oft und so lang, bis das Weiß wieder genügend rein ist. Die Waare braucht
dann nur noch gewaschen zu werden.