Titel: | Ueber die elektrochemische Färbung und das Ueberziehen des Eisens oder Stahls mit Eisenoxyd; von Becquerel. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. CXXVI., S. 438 |
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CXXVI.
Ueber die elektrochemische Färbung und das
Ueberziehen des Eisens oder Stahls mit Eisenoxyd; von Becquerel.
Aus den Comptes
rendus, Mai 1861, t. LII p. 1053.
Becquerel, über die elektrochemische Färbung und das Ueberziehen
des Eisens oder Stahls mit Eisenoxyd.
Aus meinen in den Jahren 1843 und 1844 veröffentlichten Untersuchungen
„über das Färben der Metalle mittelst Galvanismus“
Polytechn. Journal Bd. LXXXIX S. 363 und 432, Bd. XCI S. 462. ist bekannt, daß man auf Kupfer, Silber, Platin und anderen Metallen
mittelst Bleisuperoxyd farbige Ueberzüge hervorbringen kann, indem man die Metalle
mit dem positiven Pol eines galvanischen Apparats verbindet und in eine alkalische
Lösung von Bleioxyd taucht, andererseits aber mit dem negativen Pol einen
Platindraht verbindet, dessen Spitze nur eben die Oberfläche der Flüssigkeit berührt
und beständig herum bewegt wird. Dabei entstehen auf den Metallen die reichen Farben
des Spectrums. Diese Farben erblassen nach und nach an der Luft und dem Licht, was
man jedoch durch Ueberziehen mit einem Weingeistfirniß großentheils verhüten kann.
Bei einiger Uebung gelangt man dahin, einem Gegenstande von großen Dimensionen,
welcher Erhöhungen und Vertiefungen darbietet, alle gewünschten Farben zu geben und
gewissermaßen jeden seiner Theile in der ihm zukommenden Farbe zu malen. Man kann
nun auch diese Farben unveränderlich machen, indem man das nachstehend angegebene
Verfahren befolgt.
Wenn man statt der Bleioxydlösung eine Auflösung von Eisenoxydul in Ammoniak und als
Metall polirtes Eisen anwendet, so entsteht auf demselben eine Schicht von Eisenoxyd
von rother oder brauner Farbe, welche in dem Maaße als sie an Dicke zunimmt –
was übrigens wegen der geringen Leitungsfähigkeit des Eisenoxyds nur bis zu einem
gewissen Grade stattfindet – dunkler wird.
In meiner Abhandlung „über die Fällung der Metalle aus ihren Auflösungen
durch andere oxydirbarere Metalle“
Polytechn. Journal Bd. XCII S. 184. habe ich gezeigt, daß wenn man einen Kupferstreifen in eine bis 60°
C. erwärmte Lösung von Chlorplatinkalium taucht, das Platin sich als fest anhaftende
Schicht auf dem Kupfer ablagert. Die so entstandene Platinirung verändert sich aber
bald, indem sie eine immer dunkler werdende bräunliche Farbe annimmt. Diese Veränderung rührt zum
Theil von dem Kupferchlorür her, welches sich gegen das Ende der Operation zugleich
mit dem Platin abscheidet. Durch Waschen des platinirten Kupfers mit verdünnter
Essigsäure oder durch Abreiben desselben mit Englischroth mittelst Baumwolle kann
man das Kupferchlorür entfernen, worauf die Veränderung aufhört oder wenigstens sich
erst nach langer Zeit zeigt. Die braune Farbe der Platinirung ist dieselbe, welche
das Kupferchlorür, wenn es der Luft und dem Lichte ausgesetzt ist, gewöhnlich
annimmt.
Wenn das platinirte Kupfer in dem Moment, wo es aus der Platinlösung kommt, bei einer
Batterie von einigen Elementen als positive Elektrode benutzt wird, um das Wasser zu
zersetzen, so entstehen unter dem Einfluß des an demselben frei werdenden
Sauerstoffs Färbungen, welche die Eigenthümlichkeit haben, daß sie sofort in Blau
und dunkles Carmoisin übergehen. Wenn man mit platinirtem Kupfer, welches vorher mit
Essigsäure oder Englischroth behandelt wurde, arbeitet, so erhält man diese
Erscheinung nicht. Die erzeugten Farben verändern sich an der Luft nicht, was
insofern von Wichtigkeit ist, als sie darauf geführt haben, auch mit Bleisuperoxyd
unveränderliche Farben zu erhalten. Beim Erhitzen entstehen den erwähnten ähnliche,
aber nicht so glänzende Farben.
Wenn man einen Kupferstreifen, welcher mit dem farbigen Ueberzug von Bleisuperoxyd
versehen ist, als positive Elektrode zur Zersetzung von Wasser benutzt, so findet
man, daß die Färbung nach einigen Augenblicken dauerhaft
geworden ist. Läßt man die Einwirkung des galvanischen Stromes längere
Zeit, z.B. 1/4 oder 1/2 Stunde lang, je nach der Stärke der Batterie, dauern, so
blassen die violettblauen Töne ab, und gehen in Grün und Gelb über, was, da das
Bleisuperoxyd am positiven Pol an und für sich keine Veränderung erleiden kann,
wahrscheinlich von den daselbst entstandenen secundären sauren Producten
herrührt.
Die Metallbleche, deren Färbung auf solche Weise dauerhaft gemacht worden ist,
scheinen sich in demselben Zustande zu befinden wie das Eisen, nachdem es in
Salpetersäure getaucht wurde oder als positive Elektrode zum Zersetzen derselben
Säure gedient hat; es ist alsdann in einem anormalen Zustande, worin es von
Salpetersäure nicht angegriffen wird.
Wenn man auf einen Gold- oder Platinstreifen mittelst einer kupferfreien
Lösung von Chlorplatinkalium eine sehr dünne Schicht Platin galvanisch
niederschlägt, so erleidet diese Schicht keine Veränderung, weder an der Luft, noch
wenn man sie als positive Elektrode zur Wasserzersetzung anwendet. Wenn die Lösung
aber Kupfer enthält, so entstehen die vorerwähnten Farben, welche, wenn das Kupfer
nur sehr wenig ausmachte, von verdünnter Salpetersäure nicht zerstört werden.
Die Auflösung des Chlorplatinkaliums in unterschwefligsaurem Natron gibt prächtige
Farbeneffecte.
Die Ueberzüge von Eisenoxyd auf Eisen oder Stahl, welche an und für sich schon fast
unveränderlich an der Luft sind, können dadurch ganz unveränderlich gemacht werden,
daß man die betreffenden Gegenstände als positive Elektrode zur Wasserzersetzung
benutzt.