Titel: | Einige photometrische Bestimmungen; von Dr. J. J. Pohl. |
Autor: | Joseph Johann Pohl [GND] |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. CXXIX., S. 450 |
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CXXIX.
Einige photometrische Bestimmungen; von Dr. J. J.
Pohl.
Pohl's photometrische Bestimmungen.
Die vielen bisher veröffentlichten photometrischen Bestimmungen der
Beleuchtungsmittel beziehen sich fast alle auf jene, welche zum gewöhnlichen
Gebrauche bestimmt sind. Photometrische Untersuchungen von Beleuchtungsmitteln, die
bloß zu speciellen Zwecken dienen und meist verhältnißmäßig viel Licht entwickeln,
wurden hingegen nur äußerst wenige bekannt, obschon es gerade in neuerer Zeit an
Versuchen, starkes künstliches zu erzielen, nicht fehlte. Zufolge dieses
auffallenden Mangels mag die folgende Mittheilung einiger photometrischen Versuche,
welche ich vor mehreren Jahren anstellte, nicht ungerechtfertiget erscheinen.
Als Instrument zur Bestimmung der Lichtstärken diente Ritchie's Photometer, dessen Construction als bekannt vorausgesetzt werden
darf und welches, einige Uebung und die Beurtheilung der erleuchteten Papierflächen
mittelst einer Loupe vorausgesetzt, hinsichtlich der Genauigkeit der Angaben dem
seither in Gebrauch gekommenen Bunsen'schen Photometer
kaum nachsteht. Die zum Vergleiche gewählte Lichtquelle war eine
Stearinsäure-Kerze aus der Milly-Kerzenfabrik zu Wien, wovon sechs Stück ein Wiener Pfund wägen.
Die photometrischen Versuche, welche in der nachstehenden Tabelle zusammengestellt
sind, umfaßten aber:
I. Bestimmungen der Lichtstärke einer in Wien unter dem Namen:
Cassel's Photogenlampe bekannten Vorrichtung, bei
welcher die mittelst eines Argand'schen Dochtes von
22 Millimeter Durchmesser gelieferte Photogenflamme durch einen runden
Flammentheiler von 24 Millimet. Durchmesser zwar zerkleinert, jedoch blendend
weiß gemacht wird. Der 16,5 Millimet. weite Luftzugscanal der Lampe hat 170
Millim. Länge und ein ausgebauchtes, 290 Millim. hohes und unten 50 Millim.,
oben 27 Millim. weites Zugglas trug zur vollständigeren und ruhigeren
Verbrennung bei. So schön übrigens das mittelst dieser Lampe anfänglich
erhaltene Licht erscheint, so ist es nicht von Dauer, da schon nach einstündigem
Brennen die Weiße und Leuchtkraft der Flamme beträchtlich abnimmt. Diesen
Nachtheil theilt somit Cassel's Photogenlampe mit
allen ähnlichen Beleuchtungsapparaten.
II. Versuche mit derselben Lampe, welcher aber durch vier Röhren,
die von unten bis zum Rande des brennenden Dochtes reichten und am inneren
Theile selben berührten, aus nadelfeinen Oeffnungen Sauerstoff unter dem Drucke
von ungefähr drei Atmosphären zugeführt wurde. Die anfangs blendend weiße und
grelle Flamme nimmt jedoch schon nach 15 Minuten durch starke Verkohlung des
Dochtes beträchtlich an Intensität ab und die Flammenfarbe geht mehr und mehr
ins Gelbrothe über.
III. Proben mit einer aus einem Sturz-Reservoir durch
Olivenöl gespeisten Lampe, deren Brenner-Durchmesser 24 Millim., die
Zugrohrhöhe 100 Millim. betrug und welche mit einem cylindrischen Zugglase von
41 Millim. Weite und 300 Millm. Höhe versehen war.
IV. Messungen mit derselben Lampe, jedoch wie sub II angegeben, mit Sauerstoff angefacht. Auch bei
diesen Versuchen nahm durch zu lebhafte Dochtverkohlung nach etwa 30 Minuten die
Intensität und anfängliche Weiße der Flamme beträchtlich ab.
V. Prüfung eines Kalklichtes, wobei aus einem geeigneten Daniell'schen Hahn einerseits Sauerstoff unter dem
Drucke von 3 Atmosphären, andererseits gewöhnliches Leuchtgas unter dem
Wasserdrucke von nur 12,5 Millimeter, den Kalkcylinder im Glühen erhielt. Die
Gasausströmungs-Oeffnung hatte 1 Millim. im Durchmesser.
VI. Lichtstärke-Messung eines Kalklichtes, erhalten durch
Verbrennung von Leuchtgas mit Sauerstoff, welche Gase sich in großen
Kautschuksäcken befanden, die mittelst 150 Wiener Pfunden gepreßt wurden.
VII. Versuche mit Kalklicht, erhalten mittelst eines Daniell'schen Hahnes durch Verbrennen eines Gemisches
von Leuchtgas und Sauerstoff. Beide Gase strömten aus großen eisernen Cylindern unter dem Drucke
von 3,5 Atmosphären aus.
In die Resultate der letzten zwei Versuche hat man allerdings einige Unsicherheit
durch den Umstand gebracht, daß das Kalklicht blendend bläuliche weiß, das
Kerzenlicht dagegen matt gelbroth erschien und durch diesen
Farben-Unterschied die Gleichheit der Erleuchtung beider photometrischen
Flächen schwer zu beurtheilen ist. Wie jedoch die sub VI
in der Tabelle enthaltenen Resultate zeigen, gelang es mit einiger Aufmerksamkeit
diese Fehlerquelle thatsächlich auf ein Minimum zu reduciren und beziehungsweise gut
übereinstimmende Resultate zu erhalten.
Resultate der photometrischen
Versuche.
Textabbildung Bd. 161, S. 452
Versuchs-Nummer; Art der
Lichtquelle; Distanz der Lichtquelle vom Photometer; Art der Lichtquelle;
Lichtstärke, jene der Kerze gleich der Einheit; Lichtstärke im Mittel;
Stearinsäurekerze; Cassel's Photogen-Lampe; Cassel's Lampe mit Sauerstoff
angefacht; Oellampe mit Sauerstoff angefacht; Kalklicht mit Knallgas aus
comprimirtem Sauerstoff u. Leuchtgas von gewöhnl. Drucke bestehend; Kalklicht
mit Knallgas aus Sauerstoff u. Leuchtgas aus Kautschuksäcken strömend;
Kalklicht, das Gemisch v. Sauerstoff und Leuchtgas strömt unter einem Druck von
3,5 Atmosphären aus
Die Schlußfolgerungen welche sich aus diesen Ergebnissen ziehen lassen, kann ich wohl
dem Ermessen Jener anheimstellen, welche bereits Beleuchtungsversuche zu gewissen
praktischen Zwecken anstellten oder solche vornehmen wollen. Hier mag nur noch
bemerkt seyn, daß die von mir erhaltenen Resultate wesentlich von jenen differiren, welche
seinerzeit Pfaff veröffentlichtePoggendorff's Annalen der Physik und Chemie, Bd.
XL S. 547. und wornach die Lichtstärken:
eines Wachslichtes (6 Stück per
Pfund
=
1
des Kalklichtes mit Sauerstoff und Leuchtgas angefacht
=
19
des Kalklichtes mit Sauerstoff u. Wasserstoff
angefacht
=
153
u.s.w. wären. Hat auch Pfaff statt
der Stearinsäurekerze eine Wachskerze benutzt, so erscheint dennoch für das
Kalklicht mittelst Sauerstoff und Leuchtgas die Lichtstärke 19 statt der von mir
gefundenen 23,4 geringe genug, um der Vermuthung Raum zu geben, dessen Lichtstärken
seyen durchgängig zu klein gefunden.