Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 161, Jahrgang 1861, Nr. , S. 313 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Seilbohrmethode des Hrn. George Kolb.
Jede Vervollkommnung der Erdbohrarbeiten und Apparate ist natürlich von hohem
Interesse für den Bergbau, für die Geologie als Wissenschaft und schließlich auch
für den Nationalwohlstand, da sie die Aufsuchung von nützlichen Lagerstätten aller
Art, oder von Wasser erleichtert, und unter gewissen Umständen beim Bergbau auch
wohl zu Wettervorrichtungen verwendet werden kann.
Als eine solche wesentliche Verbesserung erscheint nun die neue Seilbohrmethode des Hrn. George Kolb in
Bayreuth.
Es darf bei den Lesern d. Bl. als bekannt vorausgesetzt werden, wie mancherlei
Uebelstände mit dem Gestängbohren, selbst bei dessen vollkommenster Einrichtung,
theils unvermeidlich, theils zufällig verbunden sind. Zu den unvermeidlichen
Uebelständen gehört namentlich die Langsamkeit der Arbeit, bedingt durch das
An- und Abschrauben der Gestänge, zu den zufälligen das Brechen derselben.
Daß diese Uebelstände durch das Seilbohren wesentlich
vermindert und zum Theil ganz vermieden werden, ist einleuchtend, dagegen aber
stellten sich bisher seiner Anwendung andere und in gewisser Beziehung noch größere
Uebelstände entgegen.
In Erwägung alles dessen hat schon mancher Bohrtechniker wenigstens einmal im Laufe
seiner Praxis es versucht, sich an Stelle des Bohrgestänges eines Bohrseiles zu bedienen,
denn es war ja einleuchtend, daß an einem Seile nicht nur das Einlassen und
Ausziehen des Bohrmeißels mit größtmöglicher Schnelligkeit bewirkt, sondern
namentlich auch den auf einander folgenden Schlägen des Bohrers die denkbar größte
Geschwindigkeit unbesorgt gegeben werden kann.
Ermuntert durch von Missionären zu uns gelangte Nachrichten, daß man in China sehr
tiefe Bohrlöcher mit dem Seile in kurzer Zeit ausführe, wurden im Jahre 1827 in
Frankreich, im Jahre 1828 in Belgien, und 1830 in Deutschland (bei Saarbrücken) mit
runden Hanfseilen, im Jahre 1834 bei Ehrenbreitenstein mit einem Eisenbandseile, und
im Jahre 1843 bei Schemnitz in Ungarn und bei Trafaiach in Steiermark mit runden
Eisendrahtfeilen Versuche gemacht.
Als ganz unbrauchbar erwiesen sich die Hanfseile, da sich dieselben so stark dehnten,
daß man schon bei geringer Tiefe und einem, obgleich dreischuhigen Hube, am Motor
nicht gewahr werden konnte, ob der Meißel wirklich gehoben wurde oder nicht.
Bei allen aber, auch bei den Drahtfeilen, gelang das Drehen des Bohrers nach
beliebiger Anzahl von Theilen des Bohrlochumfanges durchaus nicht, während dieß doch
fast eine conditio sine qua non ist.
Man benutzte nämlich dazu nur die Selbstdrehung des Seiles.
Jedes Seil ohne Ausnahme dreht sich, wenn eine Last daran gehängt wird, bis zu einem
gewissen, dieser Last entsprechenden Grade auf, und sobald die Last von ihm genommen
wird, wieder zu. Man verband demnach ein Drahtseil durch einen Wirbel mit der
Bohrstange, und in der That, wenn der Bohrer gehoben und somit das Seil belastet
wurde, so drehte sich dasselbe, den Bohrer mitnehmend, auf und sobald der Meißel
gefallen war, drehte es sich vermöge des Wirbels ohne die Bohrstange wieder zu.
So war die Drehung des Bohrers hergestellt und das Problem des Seilbohrens schien gelöst.
Allein die Selbstdrehung der Seile ist eine sehr energische, kräftige und sie wächst
proportional der zunehmenden Tiefe des Bohrloches, so zwar, daß schon bei einer
Seillänge von vielleicht hundert Schuh der Bohrer bei jedem Hube die ganze
Peripherie des Bohrloches umschreibt. Sie ist dazu nicht regulirbar.
Daß diese Art des Umsetzens des Bohrmeißels mit dem Begriffe
„Bohren“ überhaupt schwer vereinbar ist, erfordert keine
nähere Erörterung.
Die Bohrlöcher wurden auf diese Art nicht rund, sondern oft eckig, es wurde auch
häufig vom Bohrer die lothrechte Richtung verloren.
Zum Schlusse erklärte man das Seilbohren überhaupt für unmöglich und behauptete die
Missionäre in China hätten das Löffeln (Reinigen des Bohrloches) mit dem Seile gesehen und dieß für die
eigentliche Bohrarbeit gehalten. Man gab somit die Hoffnung auf und kehrte zum
Gestängbohren zurück.
Um so freudiger muß es begrüßt werden, daß unsere Zeit der Intelligenz und des
Fortschrittes, der auch diese Aufgabe vorbehalten war, dieselbe, wie es scheint, in
einer höchst befriedigenden Weise gelöst hat.
Dem Director des Bohrvereins zu Bayreuth, Hrn. George Kolb, ist es nach den eingesendeten Mittheilungen gelungen, das Seilbohren
durch eine sehr sinnreiche Vorrichtung zur vollsten Geltung zu bringen.
Die Selbstdrehung des Seiles benutzend, hat er einen höchst einfachen Apparat
construirt, durch welchen er diese Drehung vollständig reguliren kann. Das Umsetzen
des Meißels geschieht dadurch so regelmäßig, wie man es nur wünschen kann. Den Grad
der Drehung regulirt Kolb mit seinem Apparate so genau, daß er jede beliebige Anzahl
Schläge während einer Umdrehung machen läßt.
Die Discretion verbietet mir auf die Construction dieses Apparates näher einzugehen,
doch ist derselbe und überhaupt der ganze Bohrapparat so einfach, daß eine noch
weitere Vereinfachung schwer seyn dürfte.
Hr. George Kolb hat aber nicht nur die Drehung des Bohrers
regulirt, sondern auch durch rasche Ausführung eines Bohrloches von 546 Fuß Tiefe im
rothen Conglomerate des Rothliegenden das Praktische und die Vortheile des
Seilbohrens überhaupt dargethan.
Zur Ausführung des eben erwähnten Bohrloches, mit welchem man nöthigen Falls eine
Tiefe von 1600 Fuß erreichen wollte, war eine Dampfmaschine aufgestellt, welche die
beiden Seilaufwicklungsapparate für das Bohrfeil und das Löffelseil bewegte.
Das Bohrseil war ein rundes Drahtseil von einem Zoll Durchmesser. Außer dieser
Maschine war ein besonderer Dampfcylinder über dem Bohrloche speciell zum Bohren
aufgestellt.
Mit Hilfe dieser Maschinen wurden bis zur Vollendung des Bohrloches im Durchschnitt,
– trotz bedeutender Aufenthalte, welche eine fehlerhafte Construction des
Dampfcylinders mit sich brachte, – 10,2 Fuß in 24 Stunden gebohrt. Auch wurde
nicht etwa nur im Anfange viel und, wie bei Gestängebohrungen in auffallendem Maaße
stattfindet, mit zunehmender Tiefe immer weniger, sondern erst gegen den Schluß des
Bohrloches nach verschiedenen kleinen Verbesserungen ein Bohreffect von 13,9 Fuß in
24 Stunden erreicht.
Der Bohrer arbeitete bei einem Schuh Hub mit einer Geschwindigkeit von 60 bis 72
Schlägen in der Minute und es wurde in jeder Stunde effectiver Bohrzeit ein Schuh
abgeteuft. Daraus erhellt zur Genüge, daß, wenn Hr. Kolb
die vielen kleinen, durch fehlerhafte Construction des Dampfcylinders verursachten
Aufenthalte beseitigt haben wird, ein noch bedeutenderer Bohreffect sicher erwartet
werden kann.
Von Unglücksfällen war keine Rede. Brüche des Gestänges und des Freifallinstrumentes
waren, weil beide nicht angewendet, natürlich auch nicht möglich. Ausgezeichnete
Meißel aus der Krupp'schen Gußstahlfabrik in Essen waren
nicht angeschraubt, sondern auf höchst solide Weise an der Bohrstange befestigt, so,
daß auch hier niemals Etwas brach oder auch nur lose wurde.
Der Kolb'sche Apparat ist so solid construirt, daß Brüche
auch in diesem Bereiche schwer denkbar sind.
Als einmal das Seil gerissen, wurde der Bohrer mit einem anderen Seile in wenig
Minuten wieder heraufgeholt.
Starke Klemmungen des Bohrers hat Hr. Kolb sehr schnell
überwältigt, indem er zu diesem Zwecke den Bohrer durch das Seil stark schüttelte,
in einer Weise, wie es mit Gestängen unausführbar ist.
Erwägt man nun, daß bei dieser Methode der tägliche Bohreffect mit zunehmender Tiefe
des Bohrloches nicht oder nur sehr unwesentlich abnimmt, wenn nur die Anlage der
projectirten Tiefe entspricht, so gewinnt man die Ueberzeugung, daß damit Bohrlöcher
von 2000 Fuß Tiefe leicht hergestellt werden können, ja, noch mehr, daß Bohrlöcher
von größeren Tiefen, selbst bis zu 5000 Fuß, an deren Ausführung mit Gestänge gar
nicht zu denken ist, jetzt wahrscheinlich ausführbar werden.
Es bedarf wohl keines Nachweises, daß, nachdem das Problem des Seilbohrens in so weit
gelöst ist, man sich zu bergmännischen Zwecken, wo es sich um senkrechte und tiefe
Bohrlöcher handelt, künftig fast ausschließlich dieser Methode bedienen wird. Was
das Gemeinnützige der Sache anbelangt, so ist es namentlich für wasserarme größere
Städte von höchstem
Interesse, in kurzer Zeit Tiefbohrungen ausführen zu können, welche bisher entweder
wegen zu großer Tiefe unausführbar waren, oder als zu weit aussehend, kostspielig
und unsicher unterblieben. Wie wichtig ist das für Länder wie Ungarn und Algier. Es
ist aber überhaupt auf dem Gebiete der Untersuchung der Erdrinde noch so unendlich
viel zu thun, es sind z.B. noch so viele verborgene Kohlenlager aufzuschließen, daß
es von größtem Werthe seyn muß, solche Versuche nunmehr in einer unserer Zeit
angemessenen Schnelligkeit ausführen zu können. Das Seilbohren hat hiernach
jedenfalls noch eine große Zukunft, und wird hoffentlich wichtige Aufschlüsse über
den Bau unserer Erde und die nutzbaren Lagerstätten liefern, die sie noch
geheimnißvoll einschließt. B. C. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1861,
Nr. 33)
Submarine Photographie.
In England sind jetzt Versuche gemacht worden, den Grund des Meeres photographisch
aufzunehmen. Zu diesem Ende wird eine wasserdichte Camera
obscura vorgerichtet, deren vordere, nach unten gerichtete Deckplatte durch
einen Mechanismus von der Oberfläche aus beseitigt werden kann. Nachdem die
empfindliche Platte eingesetzt, und der Focalabstand mit Rücksicht auf die
veränderte Brechung des Lichtes im Wasser und auf eine Entfernung von etwa 30'
eingestellt, ließ man die Camera ins Wasser bis auf die bestimmte Wassertiefe herab,
öffnete den vorderen Schieber und ließ sie so circa 10
Minuten (entsprechend der geringen Lichtstärke) verweilen, worauf man sie herauszog
und das Bild entwickelte, das in dem speciellen Falle einen mit Tang bedeckten
steinigen Grund zeigte.
Vor allem, um den Zustand von Bollwerken-, Landungsbrücken und anderen
Uferbau-Constructionen unter Wasser zu ermitteln, verspricht dieses Verfahren
große Dienste zu erweisen. Dr. Heinrich Schwarz. (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 16.)
Verfahren, um eine Photographie oder Zeichnung auf Papier zu
theilen.
Um eine Photographie oder ein anderes Papier von Werth zu zertheilen oder zu spalten,
verschafft man sich zwei Blätter Papier, die härter sind, als das zu zerspaltende,
und auch ein wenig zäher. Diese streiche man nun mit reinem steifen Kleister an, der
frei von Klümpchen ist, und zwar auf jeder Seite des Bildes, welches auch
angestrichen werden muß, um so zu sagen den Mittelpunkt einer Pappe, welche aus drei
Blättern besteht, zu bilden. Das Blatt muß dann gut mit der Hand festgerieben
werden, um alle Luftblasen zu beseitigen, und wird nachher bei Seite gesetzt, um
langsam zu trocknen. Nachdem es so trocken geworden, läßt es sich zertheilen, indem
man die beiden äußeren Blätter nach entgegengesetzten Richtungen zieht, indem jedes
die Hälfte des mittleren Blattes, welches ihm anhängt, festhält. Diese beiden
äußeren Papiere mit ihrem gespaltenen Blatt kann man in reines Wasser legen, um den
Kleister zu erweichen, worauf man die dünnen, gespaltenen Hälften abziehen, spülen
und zwischen Löschpapier legen kann, um die Feuchtigkeit zu entfernen. Man zieht sie
darauf, wenn es nöthig ist, auf starkes Papier. Man muß sich überzeugen, daß wenn
man diese Trennung vornehmen will, die Papierblätter auch sich gleichmäßig
theilen.
Daß dazu eine gewisse Uebung gehört und ein mit dergleichen Arbeiten vertrauter
Buchbinder dem Dilettanten vorzuziehen ist, versteht sich von selbst. (Neueste
Erfind.)
Beseitigung der Essenköpfe auf den Dächern durch Anwendung
einer Luftkammer.
Bekanntlich ist an dem Löthrohre der Chemiker in der Nähe der Oeffnung, die zum
Ausströmen der eingeblasenen Luft dient, eine kleine Kammer oder ein Luftbehälter
angebracht, dessen
Construction und Dimensionen von Bergmann, Gahn,
Berzelius u.a. erfunden und bestimmt worden sind. In dieser Luftkammer
setzt sich die Feuchtigkeit, welche bei längerem Gebrauche die Mündung verschließen
würde, ab, und es wird dadurch ein gleichmäßiger Luftstrom erzielt. Dieser
Luftbehälter hat dem Hrn. von Sauges (nach dem Comptes rendus) als Muster zu einer Vorrichtung gedient,
um den Zug der Schornsteine zu verbessern, und um die Rauchfänge überhaupt, welche
unsere Gebäude verunzieren, zu beseitigen, zugleich aber auch, um eine große Menge
verlorner Hitze, die mit den Verbrennungsgasen entweicht, nutzbar zu machen. Diese
Luftkammer ist innerhalb des Daches so viel als möglich in der Mitte des Gebäudes
angebracht. Alle Rauchfänge eines und desselben Hauses vereinigen sich hier, indem
ihre zahlreichen Mündungen, nebeneinander liegend, sich ihres Rauches entledigen.
Durch eine an der Seite angebrachte Thüre gelangt man in das Innere der Kammer;
diese hat ihre einzige Ausmündung in der Decke, welche mit einem Canal überbaut ist,
dessen Oeffnung einen der Zahl der einmündenden Schornsteine entsprechenden
Querschnitt hat. Dieser Canal erhebt sich nur wenig über den Dachfirsten und kann
derart verziert oder verblendet werden, daß er mit dem Baustyle des ganzen Gebäudes
harmonirt. Durch diese Einrichtung sind alle Schwierigkeiten bei Anlage von
Schornsteinen beseitigt, die Rauchfänge werden unsichtbar, die Essenköpfe
verschwinden und die Architektur ist von einem großen Hindernisse befreit, das den
an sie gestellten materiellen und künstlerischen Anforderungen zeither
entgegenstand.
Ueber Bowditch's Verfahren um das
Steinkohlengas von Schwefelkohlenstoff zu reinigen.
Im polytechn. Journal Bd. CLX S. 276 wurde das Verfahren von W. Bowditch mitgetheilt, um das Steinkohlengas von Schwefelkohlenstoff zu
reinigen.
Das Augustheft 1861 von Schilling's Journal für
Gasbeleuchtung enthält S. 263 folgenden Bericht über eine, von einem
Sachverständigen angestellte Prüfung dieses Verfahrens:
„Gebrannter Kalk wurde mit Wasser gelöscht, das überschüssige Wasser durch
Erhitzen entfernt, und das feinere Pulver abgesiebt. In ein spiralförmig
gewundenes Glasrohr wurden darauf die Kalkstückchen gebracht, einer Temperatur
von 140 160º C. im Luftbade ausgesetzt und ein langsamer Strom von
Steinkohlengas darüber geleitet, welches zur Entfernung jeder möglichen
Verunreinigung durch Schwefelwasserstoff zuvor mit Aetzkalilauge behandelt
worden war. Der Schwefelkohlenstoff zersetzte sich auf Kosten des Wassers im
Kalkhydrate zu Schwefelwasserstoff, und schon nach Durchleitung von 2 Kubikfuß
Gas zeigte das vorgelegte Bleipapier eine deutliche Schwärzung. Der Kalk war
durch die in der Hitze ausgeschiedene Kohle und Theer schwärzlich gefärbt. Herr
Bowditch nimmt an, der hiebei entstehende Theer
sey schon im Gase fertig gebildet enthalten, aber nach dem, was man aus den
Versuchen von Magnus über das Verhalten der schweren
Kohlenwasserstoffe bei höherer Temperatur weiß, ist es gerathener, anzunehmen,
daß er sich bei der Temperatur des Luftbades erst bilde. Der größte Theil der
Kohlenwasserstoffe ist jedoch unzersetzt geblieben, da die Flamme des über den
Kalk gegangenen Gases noch eine beträchtliche Leuchtkraft hatte. Das Verhalten
des Kalkhydrates wurde zur quantitativen Bestimmung des Schwefelkohlenstoffs
benutzt, indem 23,76 Liter = 0,956 Kubikfuß bayerisch (auf 0º C. und 760
Millimeter Barometerstand reducirt) über schwefelsäurefreies glühendes
Kalkhydrat geleitet wurden. Der gebildete Schwefelwasserstoff wurde durch eine
Bleilösung absorbirt und als schwefelsaures Bleioxyd gewogen. Dieses betrug
0,0025 Grm., welchen 0,000314 Schwefelkohlenstoff entsprechen. Ein anderer Theil
des Schwefelkohlenstoffs zersetzte sich mit dem Kalkhydrat zu Schwefelcalcium.
Dieses wurde mit Salzsäure zersetzt und der entweichende Schwefelwasserstoff
ebenso als schwefelsaures Bleioxyd bestimmt. Dieses betrug in diesem Falle 0,020
Grm., welchen 0,00251 Grm. Schwefelkohlenstoff entsprechen. In Summa waren also
in 23,76 Liter des untersuchten Steinkohlengases 0,002824 Grm.
Schwefelkohlenstoff enthalten. Das spec. Gewicht des Gases wurde mittelst des
Apparates von Schilling bestimmt und als 0,473
festgesetzt. Mithin wiegen 23,76 Liter Gas 14,53 Grm., und der
Procent-Gehalt an Schwefelkohlenstoff betrug 0,020 Procent.“
Bowditch gebührt das Verdienst, zuerst ein Verfahren
ermittelt zu haben, wodurch man im Stande ist, im Großen das Steinkohlengas von dem
Schwefelkohlenstoff zu reinigen, wenn es solchen in einem Verhältniß enthält, wobei
dessen Abscheidung als wünschenswerth erscheint. Ob durch Anwendung seines
Verfahrens die Leuchtkraft des Gases in einem beachtenswerthen Grade beeinträchtigt
wird, kann nur durch genaue, im Großen angestellte Versuche entschieden werden.
Die Redaction d. p. J.
Leder auf Metall zu befestigen.
Man bestreiche das Metall mit einer heißen Leimlösung und tränke das Leder mit einem
warmen Galläpfelaufguß; dann lege man beide auf einander, presse sie zusammen und
lasse sie trocknen. Auf diese Weise haftet das Leder so fest an dem Metall, daß es,
ohne zu zerreißen, nicht wieder davon losgetrennt werden kann. (Monatsblatt des
Gewerbevereins für das Königreich Hannover, 1861 S. 20.)
Dieses Verfahren, Leder auf Metall dauerhaft zu befestigen, wurde nach dem Vorschlag
von Fuchs, zuerst von Prof. C. Kaiser in München zur Ausführung gebracht und von ihm im Kunst- und
Gewerbeblatt für Bayern, Jahrgang 1836 S. 59 (daraus im polytechn. Journal Bd. LX S.
78), mitgetheilt.
Die Redaction d. p. J.
Ueber das von Augendre erfundene
sogenannte weiße Schießpulver.
Wir erhielten von einem deutschen Techniker in New-York folgende
Zuschrift:
„Im zweiten Märzheft des polytechn. Journals (Bd. CLIX S. 427) ist eine
Arbeit des Hrn. Prof. Dr. J. J. Pohl über das sogenannte (aus gelbem Blutlaugensalz,
Rohrzucker und chlorsaurem Kali bestehende) weiße Schießpulver mitgetheilt,
worin bemerkt wird, daß es sich durch Reibung zwischen Steinen (also in
Porzellanmörsern) nicht entzünde. Dieses scheint wohl manchmal der Fall zu seyn;
bei häufigen Proben, welche, um diesen Punkt festzustellen, mit kleinen Mengen
hier angestellt wurden, entstand keine Entzündung. Als aber eine größere Menge
nur in einem Porzellanmörser gemischt wurde, nachdem die drei Bestandtheile
einzeln zerrieben waren, entstand eine Entzündung und Explosion, welche großes
Unheil anrichtete, indem die Quantität im Mörser weitere 20 Pfd. entzündete. In
einem andern Falle entzündete sich eine Flasche von mehreren Pfunden freiwillig
an einem heißen Junitage an einem der Sonne ausgesetzten Orte in einem
verschlossenen Laboratorium, in welchem Niemand anwesend war.
Es möge dieß also zur Warnung veröffentlicht werden, da hiemit die
Unanwendbarkeit dieser Mischung nachgewiesen seyn dürfte. New-York im
Juli 1861.
G. A. Sch–f.“
Wie uns Hr. Prof. Pohl brieflich mittheilte, führten
zahlreiche, in seinem Laboratorium und anderwärts angestellte Versuche, obschon das
Pulver heftig gerieben wurde, niemals zu Explosionen und nur in einem Falle, wo es absichtlich aus ganz reinen
Materialien bestand, detonirte es bei einem heftigen Schlage
zwischen Eisen. Zufolge dieser Eigenschaft des aus vollkommen reinen
Materialien dargestellten weißen Schießpulvers vermuthet er, daß es sich mit
Vortheil statt der gebräuchlichen viel gefährlicheren Masse in Zündhütchen für
Percussionswaffen verwenden ließe, worüber entscheidende Versuche anzustellen
wären.
Uebrigens machte schon Augendre darauf aufmerksamPolytechn. Journal Bd. CXV S. 381., daß die Berührung von Kohle, Schwefel etc. mit diesem Pulver sorgfältigst
vermieden werden muß, wenn keine Explosion eintreten soll. Vielleicht befanden sich
in den von Sch-f besprochenen Pulvermassen derartige Körper zufällig
eingemengt. Aber selbst wenn sich mitunter das weiße Pulver beim Reiben unter bis
jetzt unerforschten Umständen entzünden kann, so ist dieß nur als Mahnung zur
Vorsicht wie beim Gebrauche des gewöhnlichen Schießpulvers zu betrachten, keineswegs
aber als Grund zum völligen Aufgeben des so manchen Vortheil darbietenden weißen
Schießpulvers.
Die Redaction d. p. J.
Das Mikroskop zur Erkennung des menschlichen Blutes bei
gerichtlichen Untersuchungen.
Das VergrößerungsglasVegrößerungsglas gewinnt bei gerichtlichen Untersuchungen mit jedem Tage eine größere
Wichtigkeit. Ein Beispiel davon ist vor einiger Zeit in England vorgekommen, wo ein
Mörder nur durch die Hülfe dieses Instrumentes überführt worden ist. Es waren
verschiedene Verdachtsgründe gegen ihn vorgebracht, unter anderen auch die
Thatsache, daß in seinem Besitze ein Messer vorgefunden wurde, das sowohl an der
Klinge, als auch am Griffe mit festgetrocknetem Blute befleckt war. Der
Angeschuldigte suchte diesen Beweis dadurch zu entkräften, daß er behauptete, er
habe mit dem Messer rohes Rindfleisch geschnitten und es nachher abzuwischen
vergessen. Das Messer wurde einem durch seine Arbeiten über das Mikroskop berühmten
Gelehrten übergeben, welcher darauf folgende Thatsachen festgestellt hat: 1) die
Flecken an dem Messer sind wirklich Blut; 2) es ist nicht das Blut von todtem
Fleisch, sondern von einem lebenden Körper, denn es ist erst auf dem Messer
geronnen; 3) es ist nicht das Blut von einem Ochsen, Schafe oder Schwein; 4) es ist
menschliches Blut. – Außer diesen Thatsachen, die wir gleich erklären wollen,
wurden noch andere von großer Wichtigkeit ermittelt, nämlich: 5) unter dem Blute
wurden mehrere, dem bloßen Auge kaum sichtbare Pflanzenfasern, entdeckt; 6) diese
erwiesen sich unter dem Vergrößerungsglase als Baumwollenfasern, ganz
übereinstimmend mit denen vom Hemde und Halstuch des ermordeten Mannes; 7) es fanden
sich in dem Blute zahlreiche Epithelialzellen vor. Zum Verständniß der letzten
Angabe und deren Bedeutung ist zu erwähnen, daß die ganze Oberfläche des
menschlichen Körpers unter der äußeren Haut mit einer zweiten Haut, einer
Fortsetzung der äußeren, überkleidet ist, welche Schleim absetzt und deßhalb
Schleimhaut heißt. Diese ist aus losen Zellen, bekannt unter dem Namen
Epithelialzellen, zusammengesetzt, welche sich sehr leicht von einander ablösen. Sie
sind in der Thal in einem ununterbrochenen Ablösungsprocesse begriffen, in welchem
Zustande sie den Schleim bilden. Ersetzt werden sie fortwährend durch die unterhalb
liegenden Gewebe. Nun weiß man aber durch die mikroskopischen Untersuchungen, daß
diese Schleimzellen, welche so klein sind, daß man sie mit dem bloßen Auge nicht
unterscheiden kann, an verschiedenen Theilen des menschlichen Körpers eine
verschiedene Gestalt haben. Die am Halse und dem oberen Theile des Rumpfes sind
gewürfelt oder gleichen den Steinen des Pflasters. Das Ergebniß der Untersuchung
ließ demnach keinen Zweifel darüber, daß das Messer in den Rumpf eines lebenden
menschlichen Wesens eingedrungen war und daß es dabei zugleich einen aus Baumwolle
bestehenden Stoff durchstochen hatte. Wie aber konnte der Mann der Wissenschaft mit
solcher Bestimmtheit behaupten, daß die braunen Flecken an dem Messer wirklich Blut,
und vor allen Dingen, daß sie nicht Blut von einem Ochsen seyen, wie der
Angeschuldigte behauptet hatte? Diese Frage wollen wir nun hier etwas näher ins Auge
fassen. Wenn man sich mit einer feinen Nadel in die Hand sticht, so dringt ein
Tropfen Blutes hervor. Fängt man denselben mit einem Stückchen Glas auf und bringt
ihn unter ein hinlänglich starkes Mikroskop, so wird man eine unzählige Menge von
kleinen rundlichen Körpern von hellgelblicher Farbe entdecken, welche in einer
farblosen Flüssigkeit schwimmen. Ihre Zahl ist so groß, daß man nur da und dort,
besonders an den Rändern des Tropfens, einen Zwischenraum in ihrem Zusammenhange
entdecken kann. Diese Körper nennt man gewöhnlich Blutkügelchen. Sie würden jedoch
weit richtiger Blutscheiben heißen, da ihre Gestalt nicht kugelförmig, sondern dünn
und flach ist, wie eine Münze. Die Blässe ihrer Farbe hängt von ihrer
außerordentlichen Dünne und Durchsichtigkeit ab. Nur wenn eine große Anzahl
derselben über einander liegt, was schon in den kleinsten Tropfen der Fall ist,
tritt ihre Farbe tiefer hervor. Sie ist dann entweder voll schwarzroth oder glänzend
scharlach, denn nur diesen Scheibchen verdankt das Blut seine Farbe. Aus der
Anwesenheit derselben kann man mit Hülfe des Vergrößerungsglases selbst nach Jahren noch
erkennen, ob ein Flecken von Blut oder einem andern Farbstoff herrührt. Die
Blutscheibchen der Säugethiere sind rund oder beinahe rund und auf beiden
Oberflächen leicht eingebogen. Die der Vögel, Fische und Reptilien sind länglich
rund und an der Oberfläche flach oder etwas erhöht. Durch diese Eigenschaft läßt
sich das Blut der Säugethiere von anderem unterscheiden. Um aber die verschiedenen
Arten dieser großen Classe zu bestimmen, reicht dieß nicht hin. Hier unterscheidet
die Größe der Blutscheibchen. Alle vierfüßigen Thiere haben kleinere als der Mensch;
die kleinsten besitzen die Wiederkäuer. Die der Ochsen sind etwa drei Viertel, die
des Schafes etwa halb so groß, als bei dem Menschen. Mit Hülfe des Mikroskops läßt
sich demnach mit Sicherheit bestimmen, ob Blut von einem Thiere oder von einem
Menschen herrührt. (Pr. Volksbl.)
Chemische Untersuchung eines, in der
Türkischroth-Färberei als Zusatz zu den Oelbeizen empfohlenen
Geheimmittels.
Durch Hrn. Dr. Bolley,
Professor am schweizerischen Polytechnicum, ist eine Flüssigkeit, die man bei der Rothgarnfärberei
als Geheimmittel benutzt, untersucht und das Resultat wie
nachstehend veröffentlicht worden. Die Flüssigkeit war etwas trübe, bräunlich,
ziemlich dünnflüssig, roch eigenthümlich, beinahe faulig und reagirte alkalisch.
Durch das Mikroskop ließ sich nichts Charakteristisches entdecken. Beim Zusatze von
Salzsäure entwickelte sie Kohlensäure und schwachen Schwefelwasserstoffgeruch; ein
Tropfen Bleizucker brachte in dem, mit Säure versetzten Fluidum einen schwarzen
Niederschlag hervor. Ruhig stehend, schied sich nach dem Zusatze von Säure eine
flockige grau-braune Masse aus, die wesentlich aus organischer stickstoffhaltigerstickstoffhattiger Materie bestand. Auf dem Dampfbade bis zur Trockne gebracht und zuletzt
einige Zeit im Luftbade auf 120º C. erhitzt, blieb ein graulicher Rückstand,
17,25 Proc. vom Gewichte der Flüssigkeit betragend. Davon waren nach dem Einäschern
13,83 feste Bestandtheile als geschmolzene Masse geblieben und 3,31 wurden
verflüchtigt, wobei der Geruch brennenden Hornes sich entwickelte. Der feste
Rückstand war beinahe gänzlich im Wasser löslich und erwies sich der Hauptsache nach
als kohlensaures Natron. Es ließen sich ferner Schwefelsäure, Schwefelwasserstoff,
Phosphorsäure und Kalkerde darin nachweisen. Die auf dem Dampfbade eingetrocknete
Masse wurde mit Aether geschüttelt, welcher etwas fette Substanz aufnahm. Aus diesen
Reactionen wurde geschlossen, daß die Flüssigkeit eine
Sodalösung, mit Blut versetzt, sey. Auf Blut deutete der
Phosphorsäuregehalt der Asche, das Fett, die flockigefiockige Ausscheidung bei Säurezusatz und der Horngeruch beim Erhitzen. Die
Schwefelwasserstoffreaction konnte auch von der Soda, wennweun gewöhnliches Sodasalz dazu genommen worden, war, herrühren. Die
Abwesenheit der Blutkügelchen erklärt sich aus der Einwirkung des Alkali, worin sie
zerplatzen. Aus den Quantitätsverhältnissen des, durch Glühen zerstörbaren und des,
der Glühhitze widerstehenden Rückstandes darf bei der Annahme von 20 Proc. fester
Bestandtheile im Blute und einem Gehalte der Soda von 85 Proc. fester Bestandtheile,
annähernd die Mischung angesehen werden als bestehend aus:
3 Pfund Blut
= 1500 Grm.
= 300 Grm.
feste
Bestandtheile,
3 „
Sodasalz
= 1500 „
= 1270 „
„
„
14 „
Wasser
= 7000 „
= 7000 „
„
„
Man hat so eine Mischung aus:
82,0 Wasser,
12,7 festem Rückstande der Soda und
3,0 organischer Materie.
Ein Gemisch der drei Bestandtheile in diesem Verhältnisse erwies sich denn auch der,
zur UntersuchungUntersuchuug vorliegenden Flüssigkeit ganz ähnlich. (Sächsische Industriezeitung, 1861,
Nr. 33.)
Ueber Prüfung eines mit Roggenmehl vermischten Weizenmehls;
nach Cyrille Cailletet.
In eine trockene Flasche, welche circa 100
Kubikcentimeter faßt, gibt man 20 Grm. Mehl und 40 Grm. Aether, verschließt die
Flasche und schüttelt 1 Minute lang tüchtig durch, dann filtrirt man den das fette
Oel des Mehls aufgenommenen Aether in eine Porzellanschale und läßt ihn darin bei
50º C. verdunsten. Zu der dabei hinterbleibenden fetten Substanz mischt man 1
Kubikcentimeter eines Gemisches, welches aus 3 Volumen Salpetersäure von 1,35 spec.
Gew., 3 Volumen Wasser und 6 Volumen Schwefelsäure von 1,84 spec. Gewicht bereitet
ist, und beobachtet, welche Färbung dabei eintritt. Das fette Oel aus Weizen färbt
sich dabei nur gelb, das Oel des Roggens hingegen kirschroth; ein Gemenge aus
Weizen- und Roggenmehl färbt sich nun um so intensiver rothgelb, je mehr
Roggenmehl vorhanden ist. (Aus des Verf. „Éssai et dosage des huiles, des savons et de la farine de
blé.“
Paris 1859; Böttger's
polytechnisches Notizblatt, 1861, Nr. 16.)
Ueber die Gefahren beim Beizen und Trocknen der Hasen-
und anderer Felle behufs der Fabrication von Filz.
Um Filz zu bereiten, wie er z.B. zur Fabrication von Filzhüten verwendet wird, ist es
erforderlich, daß die Haare, wenn sie noch auf dem Felle sind, mit einer verdünnten
Auflösung von salpetersaurem Quecksilberoxyd, welcher nach einer alten Vorschrift
auch noch Arsenik zugesetzt wird, angefeuchtet werden. Diese Flüssigkeit nennt man
die Beize. Die Anfeuchtung der Felle, das Beizen, bezweckt das Zusammengehen der
Haare, ohne welche Veränderung sie sich zu Filz nicht verarbeiten lassen. Berichten
aus Wien zufolge sind neuerlich wiederholt Fälle vorgekommen, daß Hutmachergehülfen
ins allgemeine Krankenhaus gebracht werden mußten, welche in Folge einer
Quecksilber- und Arsenikvergiftung dergestalt erkrankt waren, daß an allen
Gliedmassen ihres Körpers heftiges nervöses Zittern sich zeigte; es liegt auf der
Hand, daß, wenn derartige Vergiftungen bei einem und demselben Menschen sich
wiederholen, die Gesundheit auf Lebenszeit verloren gehen muß.
Die Vergiftung aber ist um so leichter möglich, da namentlich in kleinen Geschäften
die gebeizten Felle auf heißen Platten getrocknet und augenblicklich weggenommen
werden müssen, wenn sie trocken sind, damit sie nicht verbrennen, – ein
Umstand, der eben die ununterbrochene Gegenwart des Arbeiters bei dem Trocknen der
Felle, von denen salpetersaure und Quecksilberdämpfe aufsteigen, nothwendig macht.
Mögen die gefährlichen Krankheiten, denen die Hutmacher und die Arbeiter in
Haarbeizfabriken beim Beizen und Trocknen der Felle ausgesetzt sind, ein Mahnruf
seyn, von der alten Methode, Arsenik der Beize zuzusetzen und die Felle auf Platten
zu trocknen, endlich einmal abzulassen; mögen sie dazu beitragen, den Arsenik von
der Bereitung jener Beize auszuschließen und das Trocknen der Felle, wenn nochnuch nicht überall in einer besonderen Beizkammer, doch mindestens, wo der
Bedarf an Fellen nicht groß ist, in einem umgekehrten oben verschlossenen Fasse
vorzunehmen, welches inwendig an den Wänden mit Haken zum Aufhängen der Felle
versehen ist und nur über ein glühendes Kohlenbecken im
Freien aufgestellt zu werden braucht, wenn das Trocknen vorgenommen werden
soll. (Böttger's polytechnisches Notizblatt, 1861.)
Farrenkräuter als Küchengewächse.
In Belgien hat man versucht, die Farrenkräuter als Küchengewächse zu benutzen, und
gefunden, daß dieselben, wenn sie ganz jung, ehe die Blätter sich noch völlig
entwickelt haben, gekocht werden, wie Spargel schmecken. Ganz junge Brennnesseln
ersetzen schon längst den Spinat. So berichten die Frauendorfer Blätter. Wenn sich
diese Mittheilung bestätigt, so würde sie für die Gebirgs- und Waldgegenden
sehr wichtig seyn, wo in den Wäldern Farrenkräuter, besonders Felis mas, in großer Menge wild wachsen. Die jungen Brennnesseln als
Gemüse in Suppen und die jungen Blätter des Knöterichs, welche auf den Wiesen wild
wachsen, wie Spinat gekocht, sind schon lange beliebte Speisen der Armen. (Breslauer
Gewerbeblatt, 1861, Nr. 16.)