Titel: | Dampfblau, welches dem Garancinfärbebade und den Seifenpassagen widersteht; von O. Breuer. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XLIX., S. 146 |
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XLIX.
Dampfblau, welches dem Garancinfärbebade und den
Seifenpassagen widersteht; von O.
Breuer.
Aus dem Bulletin de la Société industrielle de
Mulhouse, 1861, t. XXXI p. 74.
Breuer's Dampfblau.
Ich habe ein Dampfblau entdeckt, welches die merkwürdige Eigenschaft besitzt, dem
Garancinfärbebade, den Seifenpassagen und dem kochenden Kreidebade zu widerstehen;
dasselbe besteht aus gelbem Blutlaugensalz und Oxalsäure, welche man in der
geeigneten Menge Wasser auflöst und mit Gummi verdickt.
Man nimmt:
Wasser
5000 Grm.
gelbes Blutlaugensalz
1250 „
Oxalsäure
500 „
gepulvertes Gummi
3250 „
––––––––––
10000 Grm.
Das Ganze wird gekocht und dann bis zum Erkalten gerührt.
Nachdem das Blau gleichzeitig mit dem Mordant für Roth etc. aufgedruckt ist, wird der
Kattun gedämpft, und dann (behufs der Oxydation) bei 75° Reaumur eine Minute
lang durch ein Bad passirt, welches per Liter Wasser 20
Grm. zweifach-chromsaures Kali und 10 Grm. Kochsalz enthält. Hernach wird der Zeug
gewaschen und auf gewöhnliche Weise in Garancin, Alizarin oder Krappblumen gefärbt;
das Blau kann zwei bis drei Stunden lang diese Bäder vertragen, welche zum Färben
der mit ihm aufgedruckten Mordants bestimmt sind. Nach dem Färben muß der Zeug
bekanntlich von den Unreinigkeiten befreit werden, welche das Färbematerial darauf
zurückließ, damit die Krappfarben rein erscheinen; hierzu gibt man den in
Krappblumen gefärbten Stücken mehrere Seifenpassagen von 60 bis 70° Reaumur
Temperatur; die in Garancin oder Alizarin gefärbten Stücke müssen hingegen gechlort
werden.
Nach diesen Operationen erscheint das Blau allerdings etwas weniger intensiv als vor
dem Färben, aber doch von reinem Ton.
Eine Probe von diesem Blau, welche man wie das Krapprosa behandelt, hernach 15 Tage
lang (im Frühjahr) auf der Wiese ausgelegt und dann mit anderen Stücken zehnmal
durch kochende Seifenbäder drei Stunden lang genommen hatte, war noch blau, die
Farbe hatte jedoch viel von ihrer Intensität verloren.
Aetznatronlauge von 10° Baumé verändert dieses Blau in der Kälte nur
sehr langsam, und kochende Kreide übt erst nach Verlauf einer halben Stunde bis drei
Viertelstunden einen Einfluß darauf aus.
Wenn man dieses Dampfblau wie das Rostgelb eine Minute lang in kochender Kreide
passirt, so bleibt die blaue Nuance ganz unverändert.
Es ist hierdurch ein Mittel gegeben, ächt rothe und blaue Dessins in
Eisenrostgelb-Grund herzustellen.
Bemerkungen von Gustav
Schäffer.
Das neue Blau ist nicht so lebhaft wie manches gewöhnliche Dampfblau, es dürfte aber
unter Umständen Anwendung finden, wo die Aechtheit eine Hauptbedingung ist.
Aus mehreren Gründen glaube ich auch nicht, daß diese neue Farbe in Verbindung mit
den Mordants für Krappfarben in allgemeine Anwendung kommen wird; denn man ist dabei
genöthigt die Mordants zu dämpfen und durch saures chromsaures Kali zu passiren,
wodurch die Lebhaftigkeit der zu erzielenden Farben stets beeinträchtigt wird,
überdieß sind diese Operationen für den Fabrikanten lästig; dazu kommt noch, daß die
Effecte, welche die durch das Färben in Krappblumen oder Garancin erzielten Farben
in Verbindung mit Blau liefern, keine sehr glücklichen sind.
Ich habe mich überzeugt, daß wenn man die Oxalsäure durch Schwefelsäure oder
Salzsäure ersetzt, das erhaltene Dampfblau sich in den Färbebädern verändert und dem
Einfluß der Alkalien nicht mehr widersteht.
Auch habe ich gefunden, daß man das besprochene Dampfblau vortheilhaft mit Stärke,
anstatt mit Gummi, verdicken kann, in welchem Falle es dunklere Töne liefert.