Titel: | Vorrichtung zur selbstthätigen Bewegung des Meißels beim verticalen und schiefen Hobeln auf horizontalen Hobelmaschinen; von W. Jeep, Ingenieur in Cöln. |
Autor: | W. Jeep |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LV., S. 169 |
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LV.
Vorrichtung zur selbstthätigen Bewegung des
Meißels beim verticalen und schiefen Hobeln auf horizontalen Hobelmaschinen; von
W. Jeep, Ingenieur in
Cöln.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Jeep's Vorrichtung zur selbstthätigen Bewegung des
Meißels.
Von wie großem Vortheil es ist, wenn an horizontalen Hobelmaschinen, d.h. an solchen,
bei denen das Arbeitsstück auf einem horizontal beweglichen Schlitten liegt, und
unter dem Support resp. Meißel hergeführt wird, eine Vorrichtung angebracht ist,
durch welche der Meißel selbstthätig eine niedergehende Bewegung erhält, und somit
auch Flächen auf der Maschine bearbeitet werden können, welche vertical sind,
allerdings nur in der Ausdehnung, welche der Größe des Supports entsprechend ist,
wird wohl Jeder, welcher mehr mit Hobelmaschinen umgegangen ist, zu würdigen wissen.
Selbstverständlich ist es, daß eine solche Vorrichtung sehr unvollkommen ist, wenn
dieselbe nur auf die verticale Bewegung beschränkt ist, und in diesem Falle wenig
nützen kann, daß dieselbe deßhalb auch wirksam seyn muß, wenn der Support in anderem
als dem rechten Winkel zu dem Arbeitsstücke steht.
Um den Support so einzurichten, daß er die eben angegebenen Bewegungen machen kann,
sind verschiedene theils sehr complicirte Vorkehrungen angewendet, die mit Geldkosten
verbunden und schwer, auch wohl gar nicht zu beaufsichtigen sind, weil sie
theilweise oder ganz in dem Inneren des Supports selbst stecken. Außerdem ist bei
den Bestellern der Hobelmaschinen die Meinung vorherrschend, daß, da doch einmal ein
Mann zur Bedienung und Beaufsichtigung der Maschine erforderlich sey, dieser auch
das Herabdrehen des Supports oder Meißels besorgen könne. Bei kleinen Hobelmaschinen
ist dieser Satz nun allerdings ziemlich richtig, denn der Arbeiter, wenn dieß
nämlich kein Junge ist, kann an den Griff des Supports reichen, ohne das
Arbeitsstück aus den Augen zu verlieren, und also einmal den Meißel herabdrehen,
sodann aber auch die Arbeit beaufsichtigen. Bei großen Hobelmaschinen ist dieß aber
ganz unmöglich, weil der betreffende Mann hoch stehen muß, um an den Support reichen
zu können, und aus der Höhe seines Standpunktes die Arbeit nicht genau sehen und
beobachten kann. Häufig kommen dann die Besteller solcher Maschinen erst wenn sie
dieselbe besitzen, zu der Einsicht, daß die Vorrichtung zu der verticalen Bewegung
des Meißels von Vortheil sey, und dann geht das Klagen über die unzweckmäßig
eingerichtete Maschine an und der arme Fabrikant wird als ein Mann bezeichnet, der
sein Geschäft oder wenigstens die Construction der Hobelmaschine nicht kennt und bei
dem nichts weiter bestellt werden darf.
Die bis jetzt angewandten Vorkehrungen, um die Meißel vertical oder in irgend einem
von dem verticalen abweichenden Winkel zu bewegen, sind so beschaffen, daß sie an
Hobelmaschinen, an denen dieselben nicht von vorn herein angebracht sind, nicht mehr
hergerichtet werden können, ohne daß entweder der ganze Support oder doch
verschiedene Theile desselben ausgewechselt werden müssen.
Mein Zweck ist nun, eine Vorrichtung zu erklären, durch welche die erwähnten
Bewegungen erzeugt werden, und die leicht ohne Veränderung des Supports oder anderer
Theile der Hobelmaschine an allen Maschinen angebracht werden kann.
In den zugehörenden Zeichnungen ist Fig. 25 eine Ansicht des
Supports mit dem Träger desselben und der Vorrichtung von der vorderen Seite, also
gegen die Front der ganzen Maschine, und Figur 26 eine eben solche
von der Seite, von welcher die Bewegung erfolgt.
Es bezeichnet in den erwähnten Figuren:
A das Stück der Maschine, mit welchem der Support an der
Hobelmaschine gehalten und auf welchem er horizontal bewegt wird;
B den Support selbst mit dem vorderen vertical
beweglichen Stücke C, welches bei D den Meißel trägt und sich bei E um eine
horizontale Achse als
Stützpunkt drehen läßt, um dem Meißel eine von der verticalen abweichende Richtung
zu geben.
F sind Stücke des Ständers, an welchen der Support mit
dem ihn haltenden Träger A befestigt wird.
G, H, I und K sind Gestänge,
Hebel, Sperrrad und Schraube, durch welche der Support seine horizontale Bewegung
erhält und welche keiner weiteren Erklärung bedürfen, weil dieselben bekannt sind,
und sich fast an allen neueren Hobelmaschinen in derselben Weise befinden, also
jederzeit zu sehen sind.
Durch die Bewegung des Schlittens der Hobelmaschine wird mittelst Hebelwerken oder
auf sonst eine andere Weise die Stange G in eine
absetzende auf und nieder gehende Bewegung versetzt, welche einzig dazu ausreichen
muß, um dem Meißel, resp. dem vorderen Theile des Supports die gewünschten
Bewegungen in den mehrerwähnten Stellungen zu ertheilen.
Es ist, um dieß zu erreichen, auf die Schraubenspindel, welche sich in dem Support
befindet, und den Niedergang des vorderen Theiles desselben bewirkt und die
Bezeichnung L erhielt, ein horizontal liegendes Sperrrad
angebracht, welches M genannt wurde. Dieses Sperrrad
sitzt fest auf der Spindel L und ein Hebel N, welcher den Sperrkegel O
für das Rad M trägt, sitzt in der Richtung der Spindel
fest, kann sich aber auf derselben drehen, wodurch bewirkt wird, daß der Sperrkegel,
einmal vorwärts schiebend, auf das Rad und also auch auf die Schraube wirkt, sodann
aber wieder beim Stillstand des Rades zurückgeführt wird, um dasselbe aufs Neue zu
fassen und vorwärts zu schieben, auf welche Weise also selbstverständlich die
Schraube eine allmählich drehende Bewegung annimmt und den Meißel niederführt.
Um dem Hebel N die erforderliche hin und her gehende
Bewegung ertheilen zu können, wenn der Support in irgend welcher schiefen Stellung
steht, ist folgende Anordnung getroffen.
Auf dem Träger des Supports sind zwei Führungsstücke P
und Q angebracht, in welchen sich die Stange R hin und her bewegen kann, jedoch so gehalten wird, daß
eine Drehung derselben nicht möglich ist. Zwischen beiden Stützen ist das Stück S auf der Stange R
verschiebbar angeordnet und daselbst an jeder Stelle durch eine Stellschraube zu
befestigen. Die Stange R und das Stück S müssen so gearbeitet seyn, daß keine Drehung vorkommen
kann, sondern beide Theile gegen Drehung auf einander bewahrt sind.
Das Stück S hat an der vorderen, dem Support zugekehrten
Seite der ganzen Länge nach einen Schlitz, in welchen das Ende des Hebels N eingreift, welches zu diesem Zweck an seinem Ende
kugelförmig gestaltet ist.
Wird nun die Stange R hin und her bewegt, so ist es
erklärlich/daß an dieser Bewegung das auf ihr befestigte Stück S theilnimmt und also auch der Hebel N diese Bewegung theilt, demnach das erzielt wurde, was
seyn mußte, um die niedergehende Bewegung des Meißels herbeizuführen.
Das vordere Ende des Stückes S mit dem darin befindlichen
Schlitze muß so lang gewählt werden, daß bei der schrägsten Stellung des Supportes
der Hebel N nicht daraus gehen kann. Da in gewöhnlichen
Fällen eine Abweichung von 45 Grad von der Verticalen schon zu den Seltenheiten
gehört, so wird man bei der Anwendung solcher Vorrichtungen auch auf keine größeren
Winkel Rücksicht zu nehmen haben, und demnach das Stück S von nur geringer Länge machen, was für die Haltbarkeit des Ganzen von
Wichtigkeit ist, weil bei zu großer Länge dieses Stückes der Seitendruck bei der
Bewegung sehr groß und unangenehm werden würde.
Um der Stange S nun die erforderliche hin und her gehende
Bewegung zu ertheilen, wird auf die oben erwähnte Stange G die Nuß T gesteckt und an der richtigen
Stelle durch die Stellschraube U festgehalten. Diese Nuß
steht durch einen Zapfen mit dem an dem Supportträger befestigten Winkelhebel in
Verbindung, dessen anderer Arm mit der Stange S in
Eingriff oder Zusammenhang gebracht wird, daß also, wenn die Stange G durch die Bewegung des Schlittens auf und nieder
gezogen wird, die Stange S eine hin und her gehende,
somit dem Zweck entsprechende Bewegung annehmen muß.
Die Construction und Wirkungsweise des Apparates wird wohl aus dem Erwähnten und der
zugehörenden Zeichnung klar werden, so daß es überflüssig ist, noch mehr darüber zu
sagen.