Titel: | Ueber Chéret's Mechanismus zur Bewegung der Schwengel an Prägmaschinen, Durchschnitten etc. durch Dampfkraft; Bericht von C. Laboulaye. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LVI., S. 172 |
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LVI.
Ueber Chéret's Mechanismus zur Bewegung der
Schwengel an Prägmaschinen, Durchschnitten etc. durch Dampfkraft; Bericht von C. Laboulaye.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement, Mai 1861, S. 257.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Chéret's Mechanismus zur Bewegung der Schwengel an
Prägmaschinen etc. durch Dampfkraft.
Hrn. Chéret in Paris (rue
d'Angoulême-du-Temple) Nr. 66), ist es gelungen, einen sehr
einfachen und wenig kostspieligen Mechanismus zu construiren, welcher die Schwengel
an Prägmaschinen, Durchschnitten etc. durch Elementarkraft zu bewegen gestattet.
Fig. 22
zeigt diesen Mechanismus im Aufriß, parallel zur Betriebswelle, Fig. 23 ebenfalls im
Aufriß, rechtwinkelig zur Betriebswelle; das Fundament ist in beiden Figuren
durchschnitten dargestellt.
Chéret ersetzt die Kugeln, welche gewöhnlich an
den Enden des Schwengels angebracht sind, durch ein kreisförmiges gußeisernes
Schwungrad A, dessen Umfang mit einem dicken
Lederstreifen überzogen ist. Dasselbe wird am oberen Ende der Bewegungsschraube,
welche durch seine Mitte hindurch gesteckt ist, in horizontaler Lage festgehalten.
Die Betriebswelle B hat ebenfalls eine horizontale Lage
und befindet sich über dem Schwungrad; sie erhält ihre Bewegung durch die
Riemenscheiben C, C'. Auf der Welle B sitzen in geringer Entfernung vom Schwungrad die
Frictionsscheiben D, D', von denen die eine oder andere
mittelst einer geringen Achsenverschiebung der Welle B,
mit dem Umfang des Schwungrades A in Berührung gesetzt
werden kann. Die Bewegungsrichtung des Schwungrades A
ist natürlich die umgekehrte, je nachdem die eine oder die andere der Scheiben D und D' mit ihm in
Berührung steht. Zur Achsenverschiebung der Welle B
dient der Hebel E, welcher um die Achse G drehbar ist und vermittelst des Fußtritts F vom Arbeiter in Thätigkeit gesetzt wird. Verläßt dann
der Fuß des Arbeiters den Tritt F wieder, so zieht ein
belasteter Hebel H, welcher rechtwinkelig gegen den
Hebel G angesetzt ist, die Scheibe D in ihre ursprüngliche Lage zurück und bringt
gleichzeitig die Scheibe D' zum Angriff, wodurch die
aufsteigende Bewegung der Schraube hervorgebracht wird. Am Hebel H ist ein Halbkreis I
befestigt, in dessen Mittelpunkt die Laufrolle J
befestigt ist. An dieser Laufrolle reibt sich das Schwungrad, wenn es bis in seine
höchste Stellung gestiegen ist; trifft nun das Schwungrad mit einer übermäßigen Geschwindigkeit gegen
die Laufrolle, so wird der Hebel H mit seinem Gewicht
gehoben, und es gelangt nun die Scheibe D in Berührung
mit dem Schwungrad, wodurch eine bremsende Wirkung hervorgebracht wird. Um den Stoß
beim Niedergang der Schraube zu verstärken, kann man noch eine dritte Scheibe
anbringen, wie in Fig. 22 durch punktirte Linien angedeutet ist. Die Welle B ruht in zwei gußeisernen, auf dem Fundament
festgeschraubten Ständern K, welche oben durch eine
Traverse L unter einander verbunden sind.
Ich habe mit einer derartigen Maschine Versuche über ihre Leistung angestellt. Hierzu
brachte ich am Ende der Schraube einen Bleistift an und ließ denselben gegen einen
mit Papier bekleideten Holzcylinder wirken, welcher durch ein Uhrwerk in Bewegung
gesetzt wurde. Durch Beobachtung der Zeit, während welcher das Schwungrad überhaupt
in Bewegung war, wurde mit hinlänglicher Genauigkeit das Maaß der Abscissen für die
auf dem Cylinder verzeichneten Curven gefunden; diese repräsentirten also die Zeit,
während die Ordinaten den von der Schraubenachse zurückgelegten Weg darstellten.
Sonach konnte man für jede Stellung der Schraube die Geschwindigkeit derselben
beobachten, und hieraus die Winkelgeschwindigkeit des Schwungrades, sowie die
lebendige Kraft des letzteren bei der Ausübung des Stoßes berechnen.
Im Folgenden sind einige Resultate dieser Versuche zusammengestellt. Die von der
Dampfmaschine in Bewegung gesetzte Achse B machte 190
Umdrehungen in 70 Secunden oder 2,70 Umdrehungen in 1 Secunde. Die treibende
Frictionsscheibe, welche 0,64 Met. Durchmesser hatte, hatte die nämliche
Winkelgeschwindigkeit, und es betrugen daher für die hier in Betracht kommenden
Halbmesser von 0,20 und 0,267 Met. die Umfangsgeschwindigkeiten 3,39 und 4,78 Meter.
Der gußeiserne Schwungring der bei den Versuchen benutzten Maschine hatte 100
Millimeter im Quadrat Querschnitt (und wog 434 Kilogr.); das ganze Schwungrad geht
aus dem Ruhezustand in eine beschleunigte Bewegung über, und bringt schließlich
einen Stoß hervor. Das Bewegungsgesetz, welchem dasselbe folgt, läßt sich nun aus
den aufgezeichneten Curven ableiten. Bei einem Versuche z.B., bei welchem eine
Rothgußplatte unter die Maschine gelegt, der Druck also, mit dem der Arbeiter auf
den Fußtritt wirkte, verhältnißmäßig gering war, wurden die Ordinaten ∆e, welche den geradlinigen Weg der Schraube
darstellen, vom Beginn der Bewegung bis zur vollendeten Prägung wie folgt
gefunden:
∆e
v
rw
1)
0,0013
0,0020
0,131
2)
0,0024
0,0040
0,262
3)
0,0040
0,0066
0,432
4)
0,0067
0,0111
0,725
5)
0,0090
0,0150
0,984
6)
0,0110
0,0183
1,200
7)
0,0123
0,0205
1,312
8)
0,0163
0,0272
1,771
––––––
0,0630
Die Curve umfaßte 7 Umdrehungen, und die zum Aufzeichnen gebrauchte Zeit betrug im
Ganzen 4,25 Secunden. In dieser Zeit ist aber die Dauer der eigentlichen Prägung
enthalten; zieht man dieselbe mit 0,75 Secunden von der Gesammtzeit ab, so kommen
auf jede Umdrehung (4,25 – 0,75)/7 = 0,6 Secunden. Hiernach sind die in der
zweiten Rubrik angegebenen Geschwindigkeiten berechnet. Die Beziehung zwischen der
Geschwindigkeit, mit welcher die Schraube in ihrer Achsenrichtung fortschreitet, und
der Umfangsgeschwindigkeit des Schwungrades hängt noch von den Dimensionen des
Schwungrades ab. Bei der Versuchsmaschine betrug die Ganghöhe der Schraube 0,105
Met., und das Schwungrad hatte 2,3 Met. äußeren oder 2,2 Met. mittleren Durchmesser.
Es entspricht hiernach einer Achsenverschiebung der Schraube von 0,105 Meter ein
Schwungradweg von 2,20π Met., und das angeführte
Verhältniß ist also 0,105/2,20π = 1 : 65,6. Man
hat also die Zahlen der zweiten Rubrik mit 65,6 zu multipliciren, um die der dritten
zu erhalten. Aus diesen letztgenannten Geschwindigkeiten läßt sich nun auch die
lebendige Kraft des Schwungrades im Augenblicke des Stoßes berechnen; in dem
gewählten Beispiel beträgt dieselbe 76 Meterkilogr., also ungefähr so viel, als von
fünf Mann geleistet wird. Bei einem anderen Versuche, bei welchem eine Medaille aus
hartem Metall geprägt wurde, stieg die Maximalgeschwindigkeit bis auf 3 Meter,
wodurch die lebendige Kraft noch bedeutend gesteigert wurde.