Titel: | Gebläsemultiplicator, construirt von Oscar Kropff und Comp. in Nordhausen. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LXXVIII., S. 268 |
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LXXVIII.
Gebläsemultiplicator, construirt von Oscar Kropff und Comp. in Nordhausen.
Aus Wieck's deutscher Gewerbezeitung, Aprilheft 1861,
S. 171.
Mit einer Abbildung auf Tab. IV.
Kropff's Gebläsemultiplicator.
Die Erfahrung hat gelehrt, daß Feuer, welche mit Gebläseluft unterhalten werden, mit
größerem Effect unter Brennmaterialersparniß brennen und der Effect mit der
Luftquantität, welche dem Feuer zuströmt, im Verhältnisse steht; auch weiß man, daß erhitzte Luft, zum
Feuer geblasen, den Effect vergrößert, und daß die Verbrennung der Gase und des
Rauches wiederum eine Ersparniß an Brennmaterial bewirkt.
Aber einen gegebenen Luftstrom, der vom Gebläse ausgeht, auf seinem Wege zum Feuer,
unabhängig von dem gegebenen Drucke, um ein Bedeutendes zu vergrößern, das hat man
bisher durch keine Belege bewirkt, und ebenso wenig wurde mit der Anwendung des
Blasebalgs je das Princip der Rauch- oder Gasverbrennung und der Betrieb des Feuers
mit erhitzter Gebläseluft in Verbindung gebracht.
Gerade aber die zahlreichen im Betriebe befindlichen Schmiedefeuer, z.B. in
Hüttenwerken, bei Frischfeuern, Maschinenbauern, Mechanikern, Schlossern, Schmieden
etc. sind es, welche, zusammengenommen, in ihrer jetzigen Gestalt eine ungemeine
Brennmaterialverschwendung begründen, die noch dadurch vergrößert wird, daß der
Luftstrom, während das erhitzte Metall geschmiedet oder verarbeitet wird, noch eine
Zeit lang fortbläst und unnütz Brennmaterial consumirt.
Die Erfindung des Gebläsemultiplicators kann daher als eine sehr wichtige bezeichnet
werden, indem derselbe das Princip der Vermehrung der Gebläseluft, unabhängig vom
gegebenen Luftstrom, auf die einfachste Weise vermittelt, den mit Kohlenstoff
geschwängerten Rauch und die vom Feuer aufsteigenden Gase zur Verbrennung bringt,
und die sonst unnütze Flamme und überschüssige Wärme zur Erhitzung der Gebläseluft
verwendet. Außerdem vereinigt er in sich nicht nur diese wesentlichen Vortheile,
sondern ist auch durch eine Schiebervorrichtung noch so eingerichtet, daß der
Luftstrom sofort vom Feuer abgestellt werden kann, wenn der Metallarbeiter mit dem
erhitzten Metalle, zum Zweck des Schmiedens oder der Bearbeitung desselben, das
Feuer verläßt; ebenso ist ein Aschenkasten angebracht, welcher genau schließt und
mit Leichtigkeit gehandhabt werden kann, um die sich in dem Apparat ansammelnde
Flugasche zu entfernen.
Der Gebläsemultiplicator ist für die Schmiedefeuer so einfach ausgeführt, daß er an
jedes derselben mit geringer Mühe anzubringen und durch seine Dauer und
verhältnißmäßige Billigkeit jedem Feuerarbeiter zugänglich und empfehlenswerth
ist.
Die Durchschnittszeichnung Fig. 27 stellt den
Apparat in Thätigkeit vor. Derselbe ist hier an einem Schmiedefeuer angebracht, kann
aber in abgeänderten Dimensionen, die jedoch stets auf den angedeuteten Principien
beruhen, auch an dem Ausblasepunkte größerer Gebläse mit gleichen Vortheilen
angebracht werden.
Der Gebläsemultiplicator ist aus Eisen und besteht aus fünf Haupttheilen. Der erste
Haupttheil des Apparats ist ein gußeiserner Kasten a,
der die Hinterwand
desselben bildet; mit diesem fest verbunden ist ein durchbohrter Conus d, welcher das Blasebalgrohr luftdicht aufnimmt und mit
a ein Ganzes bildet; am Rande von a sind zwei Lappen angegossen, welche mit
Mutterschraubenlöchern versehen sind, um den vordern Theil des Apparates an den
hintern Theil luftdicht anschrauben zu können. In dem zweiten Haupttheile d (der Feuerplatte) befindet sich der Schlitz h als Durchgangsöffnung für die Flamme, den mit
Kohlenstoff geschwängerten Rauch und die brennbaren Gase. Fest mit diesem verbunden
sind zwei angegossene Lappen, welche mit Stiftöffnungen versehen sind, um den
beweglichen Schirm f als dritten Haupttheil zu tragen.
Ferner finden sich an b angegossen, zwei Lappen mit
Schraubenlöchern und mit Mutterschrauben, a und b, luftdicht anzuschrauben, auch ist die nach hinten
trichterförmig erweiterte Blaseform c am zweiten
Haupttheile, und mit ihm ein Ganzes bildend, angegossen. An dieser ist auch die
Schiebervorrichtung als vierter Haupttheil angebracht, deren Stange mit Griff so
gestellt ist, daß sie von dem Feuerarbeiter mit Leichtigkeit hin und her bewegt
werden kann. Ist der Apparat durch die angegebenen Schrauben zu einem Ganzen
verbunden, so befindet sich auf der dem Feuerarbeiter zugekehrten Seite eine
Oeffnung zur Aufnahme des dicht schließenden Aschenkastens als fünfter
Haupttheil.
Das Spiel des Apparates ist aus der Zeichnung ersichtlich. Indem nämlich die
Gebläseluft aus dem Conus d in die Blasform c tritt, reißt sie zugleich die den Conus umgebende Luft
durch den Luftstrom i mit sich fort, so daß ein starkes
Nachströmen durch den Zwischenraum k erfolgen muß, und
zwar erfolgt dieser Proceß mit einer solchen Heftigkeit, daß die atmosphärische Luft
mit Schnelligkeit durch den Schlitz h in das Innere des
Apparates nachdringen muß, und in demselben einen steten Luftstrom unterhält.
In Folge der heftigen Luftströmung durch den Schlitz h
wird die vom Schmiedefeuer aufsteigende Flamme l,
kohlenstoffhaltiger Rauch, ämmtliche brennbare Gase und Wasserdampf, bei ihrem
Vorbeistreichen nach Innen geführt, wobei durch den über dem Schlitz angebrachten
beweglichen Schirm f mechanisch ein Vorbeistreichen der
Producte des Feuers vermieden und das Einströmen aufs Vortheilhafteste unterstützt
wird. Der Schirm ist deßhalb beweglich, um zurückgeschlagen werden zu können, wenn
er bei dem Erhitzen größerer Stücke Metall hinderlich werden sollte.
Es ist einleuchtend, daß mit den Producten des Feuers auch mechanisch Flugasche ins
Innere des Apparates gerissen wird und die nothwendigen Oeffnungen versetzen würde,
könnte sie nicht entfernt werden; dieß ist aber durch den Aschenkasten g ermöglicht, der zu jeder Zeit, selbst während der
Arbeit, entleert werden kann.
Daß nun durch die Flamme und die überschüssige Hitze die Gebläseluft hochgradig
erwärmt wird, und alle unverbrannten Producte des Schmiedefeuers zur Verbrennung
gelangen, ist einleuchtend, ebenso die Ersparniß an Brennmaterial durch Schließen
des Schiebers, indem, wenn dieses geschehen ist, die ferner von dem Blasebalg
gelieferte Luft aus dem Schlitze h entweicht, ohne, wie
bei den bisherigen Einrichtungen, das Brennmaterial zu treffen. In der That haben
auch vergleichende Versuche ergeben, daß durch die beschriebene Einrichtung die
Zeit, welche nöthig ist, den Metallen den gewünschten Hitzegrad zu geben, bedeutend
gekürzt, also billigere Arbeit geliefert, und gleichzeitig an Brennmaterial
wesentlich gespart wird.
Schließlich wird noch bemerkt, daß dieser Gebläsemultiplicator für den Preis von 15
Thalern in den technischen Werkstätten von Oscar Kropff
und Comp. in Nordhausen angefertigt wird.