Titel: | Ueber die Anwendung des Kupferchlorids zur Darstellung des Chlors, nach Laurens; von C. Barreswil. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LXXXIV., S. 286 |
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LXXXIV.
Ueber die Anwendung des Kupferchlorids zur
Darstellung des Chlors, nach Laurens; von C. Barreswil.
Aus dem Répertoire de Chimie appliquée, März
1861, S. 110.
Barreswil, über die Anwendung des Kupferchlorids zur Darstellung
des Chlors.
Das neue Verfahren zur Darstellung des Chlors, welches C. P. Laurens, Professor der Mathematik in Rouen, vorschlägt,Laurens ließ sich sein Verfahren am 21. Januar 1860 in England
patentiren; die Patentbeschreibung, wornach wir diesen Aufsatz ergänzt
haben, enthält das Repertory of
Patent-Inventions, October 1860, S. 301.A. d. Red. besteht in der Zersetzung des Kupferchlorids durch Einwirkung der Wärme. Man
bereitet sich einmal Kupferchlorid nach einer der bekannten Methoden, indem man
Kupferoxyd in Salzsäure auflöst, oder durch Zersetzung von schwefelsaurem Kupferoxyd
mit Chlorbaryum etc. Die erhaltene Auflösung von Kupferchlorid wird abgedampft und
der Krystallisation überlassen; die krystallinische Masse wird mit ihrem halben
Gewicht Sand vermischt und dann vollständig entwässert (wahrscheinlich in einem
Flammofen). Das trockene Gemenge wird in thönernen Retorten, wie sie zur
Leuchtgasbereitung dienen, auf 250–300° C. erhitzt, wodurch sich das
Salz in Chlorgas und Kupferchlorür zersetzt. Wenn man
gußeiserne Retorten anwenden will, so muß man dieselben mit einem Futter aus Thon
und Kohle versehen, damit das erzeugte Chlorgas nicht auf das Metall einwirken
kann.
Das Kupferchlorür, welches den Rückstand dieser Chlorbereitung bildet, verwandelt man
wieder in Chlorid, indem man es mit der erforderlichen Menge Salzsäure gemischt,
etwa 12 Stunden lang der Einwirkung der Luft aussetzt; um die Oxydation zu
beschleunigen, kann man die Luft mittelst eines Mechanismus durch die Flüssigkeit
hindurchtreiben; die Lösung wird dann verdampft und durch Abkühlung zur
Krystallisation gebracht.
Mit dem so erhaltenen regenerirten Kupferchlorid wird die Operation in oben
angegebener Weise wieder vorgenommen, und das Material kann daher fortwährend zur
Chlorbereitung benutzt werden.Hr. Paul Didot hat mir die Zahlen mitgetheilt,
welche ein Chemiker bei sorgfältiger Ausführung dieses Verfahrens
erhielt. .
Das krystallisirte Kupferchlorid verlor 23 Theile Wasser, die Theorie ergibt
21. Der Ueberschuß scheint von zwischengelagertem Wasser herzurühren (oder
von einer beginnenden Zersetzung, welche vielleicht erforderlich ist, um
einer absoluten Austrocknung versichert zu seyn).
Der Verlust durch Erhitzen des Kupferchlorids betrug 24 Procent anstatt 23,9.
Der Analytiker erklärt diese Differenz durch fortgerissenes Chlorid,
welches, wie er bemerkt, nicht als verloren zu betrachten ist.
Das an der Luft ausgebreitete Kupferchlorür hatte nach Verlauf von 48 Stunden
den atmosphärischen Sauerstoff absorbirt, und war in ein Gemenge von
Kupferoxydchlorid, Oxyd und Chlorid verwandelt, welches zur Umsetzung in
Chlorid 99 Gramme Salzsäure erforderte, während die Theorie 94 Gramme
verlangte.
Der Chemiker, welcher diese analytische Arbeit ausführte, berechnet nach
diesen Daten, daß 100 Kilogr. Chlorkalk von 100–105° auf 75,95
Frc. zu stehen kämen, wenn man den Preis von 100 Kilogr. Salzsäure zu 9 Frc.
annimmt.
Barreswil.
Hinsichtlich der Anwendung im Großen kann man diesem Verfahren vielleicht einen
Vorwurf wegen des hohen Preises des Kupfers machen, weil der Verlust an solchem
durch Verzettelung nicht unbedeutend seyn dürfte, sowohl in Form von Chlorid während
dessen Zersetzung, als in Form von Chlorür oder Chlorid bei dem unvermeidlichen
Uebertragen vom einen Gefäß in ein anderes; dann kommt noch in Betracht, daß in den
Chlorkalkfabriken etc. der bei Behandlung beträchtlicher Quantitäten von
Kupferchlorid entstehende feine Staub nicht ohne Gefahr für die Gesundheit der
Arbeiter wäre.
Jedenfalls ist dieses sehr interessante Verfahren aber für die Laboratorien zu empfehlen, weil man mittelst desselben im Kleinen leicht
und nach Belieben trockenes Chlorgas darstellen kann,
ohne eines zerbrechlichen und complicirten Apparats zu bedürfen.Ein Mittel, um im Kleinen reines und trockenes
Chlorgas zu entwickeln, hat Gentele schon im Jahr
1852 angegeben (polytechn. Journal Bd.
CXXV S. 452); es besteht darin, das von Peligot entdeckte zweifach-chromsaure Chlorkalium in einer kleinen
Retorte über der Weingeistlampe zu schmelzen, wobei es seinen ganzen
Chlorgehalt sehr rasch abgibt. Den Rückstand braucht man nur in Salzsäure
aufzulösen, um wieder chromsaures Chlorkalium zu erhalten.A. d. Red.