Titel: | Ueber Prüfung des Essigs auf seine Stärke; von Dr. Paul Bronner in Stuttgart. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LXXXVI., S. 290 |
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LXXXVI.
Ueber Prüfung des Essigs auf seine Stärke; von
Dr. Paul Bronner in
Stuttgart.
Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1861, Nr.
42.
Bronner, über Prüfung des Essigs auf seine Stärke.
Vermittelst des Otto'schen Acetometers und der dazu
gehörigen Ammoniakflüssigkeit erfährt man die Menge des im Essig enthaltenen
Essigsäurehydrats, resp. der wasserfreien Essigsäure, in Procenten ausgedrückt. Im
Verkehr zwischen den Essigfabrikanten und ihren Abnehmern wird aber gewöhnlich, in
Süddeutschland wenigstens, die Stärke des Essigs durch die Anzahl der Grane reinen
kohlensauren Kalis angegeben, welche zur Sättigung von einer Unze des Essigs nöthig
sind. Es ist nun leicht, die erstere Bezeichnungsweise durch eine sehr einfache
Rechnung in letztere überzuführen: ist der procentische Gehalt an Essigsäurehydrat
bekannt, so multiplicire man diesen mit 5,536, bei wasserfreier Essigsäure mit
6,513.
Statt des Otto'schen Acetometers empfiehlt der Verfasser
die Mohr'sche Bürette und eine in Zehntelkubikcentimeter
getheilte Pipette anzuwenden, gleichviel ob man Ammoniakflüssigkeit oder
Aetznatronlauge als Probeflüssigkeit wähle. Für erstere sprechen zwei Umstände: die
Möglichkeit, durch den Handel völlig rein bezogen werden zu können, und durch das
specifische Gewicht sich über ihre Stärke genaue Auskunft zu verschaffen. Der
einzige Fehler der Ammoniakflüssigkeit – durch Verdunstung leicht an Gehalt
zu verlieren – kann durch geeignete Aufbewahrung und passendes Verfahren beim
Füllen der Büretten beseitigt werden.
Im Nachfolgenden sind mehrere zum Titriren des Essigs geeignete Zusammensetzungen für
Ammoniakflüssigkeit sowohl, wie für Aetznatronlauge mitgetheilt, die durch Rechnung
abgeleitet und durch Erfahrung erprobt sind. Es war dabei die Absicht des
Verfassers, beim Versuch selbst jede Rechnung überflüssig zu machen, so daß das
Resultat des Versuchs ohne Weiteres die gestellte Frage löst.
1) Soll Ammoniakflüssigkeit oder Aetznatronlauge als
Probeflüssigkeit dienen und so titrirt werden, daß bei Anwendung von 10 Grammen
Essig (oder, in Berücksichtigung seines specifischen Gewichts, der
entsprechenden Anzahl Kubikcentimeter desselben) jeder
verbrauchte Kubikcentimeter 1 Procent wasserfreie Essigsäure angibt, so müssen
10 Kubikcentimeter Normalkleesäure 4,9 Kubikcentimet. der Probeflüssigkeit
sättigen, oder 10 Kubikcentimeter der letzteren 19,6 Kubikcentimeter
Normalkleesäure. Solche Ammoniakflüssigkeit muß 3,3817 Procent Ammoniakgas
enthalten, und bei 14°C. ein specifisches Gewicht von 0,9857 zeigen. Zur
Erleichterung der Herstellung dieser Ammoniakflüssigkeit dient nachfolgende Tabelle.
Sie ist berechnet nach der Formel x = 33817,7/(ab + 3,3817 (1 – b)),
in welcher a den Ammoniakgasgehalt (in Procenten) der
anzuwendenden (käuflichen) Ammoniakflüssigkeit, d deren
specif. Gewicht (bei 16 1/4° C.), x die Anzahl
der zur Herstellung von 1 Liter Probeflüssigkeit erforderlichen Kubikcentimeter
solcher Ammoniakflüssigkeit, die Zahl 3,3817 den Ammoniakgasgehalt der
Probeflüssigkeit (in Procenten) bedeutet.
Aetzammoniakflüssigkeit,
Um 1 Liter Probeflüssigkeit
von3,3817 Proc.
Ammoniakgasgehaltherzustellen, sind
erforderlich:
welche in 100an Ammoniakgasenthält:
zeigt bei 16 1/2° C.ein spec.
Gewichtvon
Ammoniakflüssigkeit inKubikcentimetern.
Wasser bis zur Marke.
a
b
10,000
0,9593
347,5
9,875
0,9597
351,7
9,750
0,9602
356,1
9,625
0,9607
360,5
9,500
0,9612
365,0
9,375
0,9616
369,8
9,250
0,9621
374,6
9,125
0,9626
379,5
9,000
0,9631
384,6
8,875
0,9636
389,8
8,750
0,9641
395,2
8,625
0,9645
400,7
8,500
0,9650
406,4
8,375
0,9654
412,3
8,250
0,9659
418,3
8,125
0,9664
424,5
8,000
0,9669
430,9
7,875
0,9673
437,6
7,750
0,9683
444,4
7,625
0,9688
458,7
7,500
0,9688
458,7
7,375
0,9692
466,3
7,250
0,9697
474,1
7,125
0,9702
482,1
7,000
0,9707
490,5
6,875
0,9711
499,2
6,750
0,9716
508,2
6,625
0,9721
517,5
6,500
0,9726
527,2
6,375
0,9730
537,2
6,250
0,9735
547,7
6,125
0,9740
558,6
6,000
0,9745
569,9
2) Wenn Ammoniakflüssigkeit oder Aetznatronlauge so gestellt
werden, daß 10 Kubikcentimeter derselben 19,6 Kubikcentimeter
Zehntelnormalkleesäure sättigen, so gibt bei Anwendung von 10 Grammen Essig
jeder Kubikcentimeter solcher Probeflüssigkeit 1/10 Procent wasserfreie Essigsäure an. Solche Ammoniakflüssigkeit zeigt bei
14° C. ein spec. Gewicht von 0,9985 und enthält 0,338 Proc. Ammoniakgas.
3) Wenn Ammoniakflüssigkeit oder Aetznatronlauge so gestellt
werden, daß 10 Kubikcentimeter derselben 16,6 Kubikcentimeter
Normalkleesäure sättigen, so gibt bei Anwendung von 10 Grammen Essig jeder
Kubikcentimeter solcher Probeflüssigkeit 1 Procent Essigsäurehydrat an.
Solche Ammoniakflüssigkeit zeigt bei 14° C. ein specif. Gewicht von 0,9878
und enthält 2,868 Proc. Ammoniakgas.
4) Wenn Ammoniakflüssigkeit oder Aetznatronlauge so titrirt
werden, daß 10 Kubikcentimeter derselben 30,1 Kubikcentim.
Zehntelnormalkleesäure sättigen, so sind zur Neutralisation von 10 Grammen
Essiggerade soviel Kubikcentimeter der Probeflüssigkeit erforderlich, als die
Anzahl der Grane reinen kohlensauren Kalis beträgt, welche 1 Unze Essig
erfordert.
Der Verfasser gibt der Ammoniakflüssigkeit unter Nro. 1 den Vorzug, weil man sich,
wenn der Gehalt eines Essigs an wasserfreier Essigsäure gefunden ist, durch
vorherige Anlegung einer Tabelle ohne weitere Rechnung Kenntniß vom Gehalt an
Essigsäurehydrat und von der Anzahl der Grane kohlensauren Kalis verschaffen kann,
welche 1 Unze Essig zur Sättigung bedarf, z.B.:
Gehalt an wasserfreierEssigsäure in
Procenten.
an Essigsäurehydratin Procenten.
1 Unze Essig sättigtGrane kohlensaures
Kali.
1
1,17
5,53
1,1
1,29
6,09
1,2
1,41
6,64
1,3
1,53
7,19
u.s.w.