Titel: | Ueber die Wirkung des salpetersauren Quecksilberoxyduls und Oxyds auf das Naphtylamin; von Wildes in Brüssel. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LXXXVII., S. 293 |
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LXXXVII.
Ueber die Wirkung des salpetersauren
Quecksilberoxyduls und Oxyds auf das Naphtylamin; von Wildes in Brüssel.
Aus dem Répertoire de Chimie appliquée, Mai
1861, S. 172.
Wildes, über die Wirkung des salpetersauren Quecksilbers auf das
Naphtylamin.
Ich theile im Folgenden die ersten Resultate meiner Untersuchungen über einige
gefärbte Abkömmlinge des Naphtalins mit.
Zur Darstellung des Naphtylamins wende ich das Reductionsverfahren an, welches Béchamp zur Bereitung des Anilins benutzt hat. Man
schmilzt 3 Theile Nitronaphtalin in einer Porzellanschale und vermengt es mit 2
Theilen Eisenfeile, welche so rein und zertheilt als möglich ist. Das Gemenge wird alsdann
vom Feuer genommen und mit Thln. käuflicher concentrirter Essigsäure behandelt. Es
erfolgt eine sehr kräftige Einwirkung, von lebhaftem Aufbrausen begleitet; die
Temperatur steigt beträchtlich. Nach beendigter Reaction wird das Product mit 1 1/2
Thln. Aetzkalk, welcher in einer Retorte enthalten ist, innig gemischt und
destillirt. Das so erhaltene Naphtylamin hat gewöhnlich eine bräunliche Farbe und
krystallisirt manchmal nicht. Um es rein und in Krystallen zu erhalten, wird es in
einem Wasserstoffstrom umdestillirt. Man muß nothwendig Aetzkalk anwenden, denn ich
habe mich überzeugt, daß das Kalkhydrat den größten Theil des Naphtylamins in
Naphtalin umwandelt.
PiriaAnnales de Chimie et de Physique, t. XXXI. p. 217 hat schon gefunden, daß die Salze des Naphtylamins, wenn man sie mit
Eisenchlorid, salpetersaurem Silber oder Goldchlorid behandelt, einen pulverigen
blauen Niederschlag geben, welcher an der Luft dunkelviolett wird. Dieses
Oxydationsproduct hat er Naphtameïn benannt.
Ich habe mir vorgenommen, die Wirkung der salpetersauren Salze des Quecksilbers auf
das Naphtylamin zu untersuchen. Wenn man diese Base im Wasserbade mit dem dritten
Theil ihres Gewichts salpetersauren Quecksilberoxyduls oder Oxyds behandelt, so
sieht man, daß sie schon nach einigen Secunden eine dunklere Farbe annimmt, und in
nicht ganz einer Minute dunkelschwarz wird. Man nimmt die Masse alsdann vom Feuer,
denn wenn die Wirkung fortdauert, so entsteht oft eine wirkliche Verbrennung, es
entwickeln sich röthliche Dämpfe und es bleibt nur ein kohliger Rückstand. Die
Reaction erfolgt ohne Gasentbindung; das salpetersaure Salz wird reducirt, denn man
findet am Boden des Gefäßes laufendes Quecksilber. Das so erhaltene Product ist ein
klebriger, schwarzer, amorpher Körper, welcher beim Erwärmen leicht flüssig wird, im
Wasser und den leichten Theerölen unauflöslich ist. Letztere Eigenschaft benutzt
man, um ihm das Naphtylamin zu entziehen, welches er etwa noch enthält. Er ist in
Alkohol, Aether und Holzgeist löslich, denen er eine prachtvolle violette Farbe
ertheilt, welche sehr dunkel wird, wenn die Lösung ein wenig concentrirt ist. Diese
Auflösungen haben die Eigenschaft, die Gewebe violett zu färben. Die Farbe
entwickelt sich noch, wenn man den Zeug in einer Weinsteinsäurelösung kochen läßt.
Die Alkalien und eine andauernde Berührung der Luft verändern diese Farbe. Ich will
dieses Product Naphtylamin-Violett benennen.