Titel: | Verfahren zur Darstellung von Anilinblau zum Färben und Drucken; von C. A. Girard in Paris. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. LXXXIX., S. 298 |
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LXXXIX.
Verfahren zur Darstellung von Anilinblau zum
Färben und Drucken; von C. A.
Girard in Paris.
Aus dem Repertory of Patent-Inventions, November 1861, S.
384.
Girard's Verfahren zur Darstellung von Anilinblau zum Färben und
Drucken.
Ich vermische Anilinroth, welches in gewöhnlicher Weise gereinigt worden ist, mit
beiläufig seinem gleichen Gewicht Anilin; dieses Gemisch erhalte ich fünf bis sechs
Stunden lang auf einer Temperatur zwischen 155 und 180° C., und zwar so nahe
als möglich auf 165° C. Die so entstandene violette Substanz wird mit einem
Gemisch von Wasser und Salzsäure so lange gekocht, bis sie vollständig gereinigt
ist; auf 1 Thl. der Substanz nimmt man 10–12 Thle. Salzsäure, und verdünnt
dieselbe mit viel Wasser. Dadurch werden das überschüssige Anilin und Anilinroth,
welche nicht in Violett umgewandelt wurden, aufgelöst, und es verbleibt ein
violetter Rückstand. Derselbe ist vollständig löslich in Alkohol, Essigsäure,
Holzgeist, und in kochendem Wasser, welches mit Essigsäure schwach gesäuert ist.
Alle diese Lösungen sind direct zum Violettfärben anwendbar.
Um den blauen Farbstoff zu erhalten, wird die violette Masse mehreremale mit
verdünnter Salzsäure (10 Thle. käufliche Salzsäure auf 100 Thle. Wasser) gekocht und
dann mit kochendem Wasser ausgewaschen; dieses Auskochen wird so lange wiederholt,
bis der Farbstoff rein blau erscheint; derselbe zeichnet sich durch einen sehr
schönen Kupferglanz aus. Um diesen Farbstoff zum Färben benutzen zu können, braucht
man ihn nur in concentrirter Essigsäure, Alkohol oder Holzgeist aufzulösen, und
diese Lösungen mit der geeigneten Menge Wasser zu verdünnen.
Die Flüssigkeiten, welche durch Behandlung der violetten Masse mit Salzsäure und
Wasser erhalten wurden, enthalten salzsaures Anilin und Anilinroth; man fällt sie
durch ein Alkali, und gewinnt so das Anilin wieder, welches durch Destillation
gereinigt werden kann.
Anstatt zuerst Anilinroth zu bereiten und dasselbe zu reinigen, kann man zur
Gewinnung des blauen Farbstoffs auch das Anilin mit den Agentien behandeln, welche
gewöhnlich angewendet werden, um dasselbe in Roth zu verwandeln, indem man jedoch
bei dieser Operation einen Ueberschuß von Anilin anwendet; hierbei wird zuerst ein
Theil des Anilins in Anilinroth übergeführt, wornach bei andauerndem Erhitzen (auf
die oben angegebene Temperatur) das vorhandene überschüssige Anilin den rochen
Farbstoff in die violette Substanz umwandelt. Ich ziehe jedoch das zuerst
beschriebene Verfahren vor. (Patentirt in England am 12. Januar 1861, als theilweise
Mittheilung.)