Titel: | Ueber die Maschine zum Formen der Thonwaaren, von Bellay; Bericht von Salvétat. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. XCVII., S. 354 |
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XCVII.
Ueber die Maschine zum Formen der Thonwaaren, von
Bellay; Bericht von
Salvétat.
Aus dem Bulletin de la Sociéte d'Encouragement,
Juli 1861, S. 393.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Bellay's Maschine zum Formen der Thonwaaren.
Bei der Fabrication der Thonwaaren findet man noch immer die Bewegung der zum Formen
dienenden Drehscheiben durch jeden einzelnen Arbeiter ausgeführt, oder doch jede
einzelne Scheibe durch einen Knaben bewegt, statt daß ein gemeinschaftlicher Motor
angewandt wird. Dieß erklärt sie durch das Bedürfnis die Geschwindigkeit der
Umdrehung jeden Augenblick in weiten Grenzen abändern zu können, damit sie der
Arbeit der Hand etc. entspreche. Indeß ist dieß kein unübersteigliches Hinderniß,
denn in einer bedeutenden Fabrik werden bereits alle Scheiben durch eine einzige
Maschine bewegt.
Schon im Jahr 1855 hat sich Hr. Bellay (in Paris, ruedu Faubourg-Poissonniére, 189) mit der Aufgabe
beschäftigt, das Formen der Thonwaaren auf mechanischem Wege zu verrichten, und
diese Aufgabe in ganz befriedigender Weise gelöst. Nach seinem Verfahren bringt man
die Thonmasse, welche je nach dem zu formenden Gegenstande ein Klumpen oder eine
Schwarte (dünnes Blatt) ist, auf die Drehscheibe, welche durch Riemenbetrieb in
Bewegung gesetzt wird. Durch Aufsetzen des Fußes auf einen Tritt bewirkt man, daß
der Riemen von der losen auf die feste Rolle geht, und dadurch die Drehscheibe in
Bewegung kommt, andererseits aber eine Art Schablone, welche sich mitten über der
Drehscheibe befindet, niedersteigt. Durch diese Schablone wird sodann ohne Beihülfe
der Hand des Arbeiters die innere Fläche des zu erzeugenden Gegenstandes
ausgebildet, während die äußere Fläche desselben durch die auf der Drehscheibe
befestigte Form, in welche man den Thonklumpen oder die Schwarte gelegt hat,
hervorgebracht wird. Wenn das Formen in dieser Weise beendet ist, wird die Schablone
durch ein Gegengewicht, welches nur dann wirken kann, wenn der Fußtritt gehoben ist,
wieder in die Höhe gezogen.
Später hat Bellay mit der Drehscheibe noch einen Apparat
zur Bildung der Schwarten verbunden, so daß beide Apparate gleichmäßig
zusammenwirken. Die Schwarten werden auf einer sich drehenden Scheibe mittelst einer
mit Gutta-percha überzogenen hölzernen Walze erzeugt. Diese Walze ist mit Blei
beschwert und mit einem Wasserbehälter versehen, aus welchem, wenn die Walze ihre
Function ausübt, das Wasser tropfenweise entweicht, um die Thonmasse schlüpfrig zu
erhalten. Das Spiel der beiden Apparate ist so eingerichtet, daß sie zusammen von
einem einzigen Arbeiter bedient werden, und immer gleichzeitig auf der Drehscheibe
eine Schwarte geformt und mittelst des anderen Apparates eine neue Schwarte gebildet
wird. Durch diese Apparate, welche bei mannichfachen Gegenständen anwendbar sind,
erzielt man eine rasche Ausführung, eine gleichmäßige Arbeit und eine bedeutende
Ersparniß an Arbeitslohn.
Beschreibung der
Abbildungen.
Fig. 15 zeigt
den Bellay'schen Apparat in der Vorderansicht, ohne die
Vorrichtung zur Bildung der Schwarten; Fig. 16 ist eine
Seitenansicht des vollständigen Apparates.
A Cylinder mit horizontaler Achse, welchem die Bewegung
von dem Motor der Fabrik direct mitgetheilt wird.
B Achse der Drehscheibe; C, D,
E auf dieser Achse sitzende Rollen zum Riemenbetrieb, und zwar C lose Rolle, D feste Rolle,
durch welche die Bewegung von A aus der Achse B mitgetheilt wird, und E
Rolle welche die Bewegung zu dem Schwartenapparat fortpflanzt.
F Kopf der Drehscheibe, an welche man die Form stellt,
welche die äußere Fläche des Gegenstandes zu bilden bestimmt ist, in welche also der
Thonklumpen oder die Schwarte gebracht wird.
G Tisch der Drehscheibe.
H, H Stangen, welche dem sich auf und ab bewegenden
Kern, durch welchen die innere Oberfläche des Gegenstandes gebildet wird, zur
Führung dienen.
I horizontale Platte, an deren unterer Seite der Kern
oder die Schablone befestigt wird. J Stange, an welcher
die Platte I befestigt ist.
K an dem Gerüst befestigte gußeiserne Platte, mit zwei
Consolen versehen, die mittelst zweier über einander angebrachter Hülsen L, durch welche die Stange J
hindurch geht, diese Stange in einer genau verticalen Stellung erhalten.
M eiserner Bügel, um der Vorrichtung die nöthige
Steifigkeit zu geben.
N Hebel mit Settor, an welchem die Stange J mittelst einer Kette aufgehängt ist, und durch dessen
Bewegung das Auf- und Niedergehen dieser Stange und folglich der daran befestigten
Vorrichtung bewirkt wird. O, O Lager für die
Drehungsachse des Hebels N. Das Gegengewicht P dieses Hebels bewirkt das Aufwärtsziehen der Stange
J und der daran befestigten Vorrichtung.
Q, Q zwei durch Rollen verbundene Stangen; zwischen
diesen Rollen geht der Riemen R hindurch, welcher die
Bewegung von A nach B
fortpflanzt; sie dienen dazu, den Riemen von der losen Scheibe auf die feste oder
umgekehrt zu führen, indem man den Fußtritt S, an
welchem die Stangen Q befestigt sind, hinunter drückt
oder aufwärts gehen läßt.
T verticale Platte, welche mit ihrem unteren Theile an
dem Fußtritt befestigt ist, und oben die Arme U, U
trägt, welche mit den unteren Enden der Führungsstangen H,
H (die durch Löcher des Tisches G
hindurchgehen) verbunden sind.
V Handgriff, um die Platte und den Fußtritt in die Höhe
zu ziehen, wenn diese Theile nicht ohnedieß schnell genug in die Höhe gehen.
W Gestell des Apparates.
a Achse der Scheibe zur Bildung der Schwarten (Fig. 16). b Kopf der Scheibe, c
Scheibe, auf welcher die Schwarte gebildet wird.
d Riemen, mittelst dessen die Achse der Scheibe B der Achse a die Bewegung
mittheilt.
e gußeiserner Support, auf dem Gestell der Achse a befestigt.
f Block oder Walze zur Bildung der Schwarten; g Behälter mit Wasser, um die Oberfläche der
auszubreitenden Thonmasse schlüpfrig zu erhalten; h
Gewicht, um die Walze f zu beschweren.
i Hebel, welcher auf dem Support e seinen Drehungspunkt hat, und an seinem Ende den Block f trägt; j Führung dieses
Hebels.
k Riemen oder Kette, welche mit dem einen Ende an dem
Block f und mit dem anderen Ende an dem Hebel N, von welchem also die Bewegung des Hebels i abhängt, verbunden ist. 1 Rolle für die Kette k.