Titel: Dampfhammer für leichte Arbeitsstücke, von Richard Peacock.
Fundstelle: Band 162, Jahrgang 1861, Nr. CVIII., S. 406
Download: XML
CVIII. Dampfhammer für leichte Arbeitsstücke, von Richard Peacock. Aus dem Civil Engineer and Architect's Journal, August 1861, S. 240. Mit Abbildungen auf Tab. VI. Peacock's Dampfhammer für leichte Arbeitsstücke. Der hier zu beschreibende Dampfhammer ist in der dem Erfinder gehörigen Gorton Eisengiesserei zu Manchester im Betriebe, und hat sich für seinen Zweck, leichte Arbeitsstücke auszuschmieden, ausgezeichnet bewährt. Er wird von Hand gesteuert, und kann sowohl doppelt- als einfachwirkend benutzt werden, d.h. man kann sowohl das Niederfallen des Hammers durch Dampfdruck unterstützen, als den Hammer nur durch sein Gewicht niederfallen lassen. Fig. 1 der bezüglichen Abbildungen ist der Verticaldurchschnitt dieses Hammers, Fig. 2 die Seitenansicht und Fig. 3 in vergrößertem Maaßstabe ein Horizontaldurchschnitt durch den Dampfcylinder und die Schieberkammer. Der Dampfcylinder A hat 10 Zoll Durchmesser und 24 Zoll Maximalhub des Kolbens. Der Schieber B ist ein Kreisschieber, welcher sich dicht schließend und leicht in seiner Kammer dreht. Oben ist dieser Schieber auf der einen Seite der Höhe nach weiter fortgesetzt, als auf der anderen, wie die Detailansichten Fig. 4 und 8 zeigen. Befindet sich der Schieber in der Stellung, welche Fig. 7 im Horizontaldurchschnitt zeigt, so tritt Dampf über den Kolben (Fig. 6). Dreht man aber mittelst des Handhebels C den Schieber um eine halbe Umdrehung, so erhält derselbe so viel Deckung (Fig. 10), daß der Dampf nicht über den Kolben treten kann. Fig. 4, 5 und 6 zeigen die höchste, mittelste und tiefste Stellung, welche der Schieber annimmt, wenn man mit Oberdampf arbeitet; Fig. 8, 9 und 10 zeigen dieselben Stellungen des Schiebers für die Arbeit ohne Oberdampf. Die Bewegung des Schiebers in der Höhenrichtung geschieht mittelst des Handhebels D. Der Schieber ist oben und unten offen, und sein Gewicht, so wie das der Stange und des Hebels, wird durch die Schraubenfeder E ausgeglichen. Damit der Kolben im Cylinder nicht zu hoch steigen kann, ist an dem Hammergestelle eine Knagge F befestigt, welche, sobald sie von der Walze G am Hammerblock H getroffen wird, den Schieber niederzieht, so daß der unterhalb des Kolbens befindliche Dampf austreten kann. Der Kolben ist an seiner Stange wie gewöhnlich durch eine conische Verstärkung und eine Mutter befestigt. Das untere Ende der Stange, von welchem Fig. 11 einen Vertical- und Fig. 12 einen Horizontaldurchschnitt zeigt, hat einen massiven Kopf I, welcher im Hammerblock H in der aus den Abbildungen ersichtlichen Weise befestigt ist. Dieser Kopf ist oben und unten abgerundet, und hat 1/4 Zoll weniger Durchmesser als das Loch im Hammerblock, so daß er sich in demselben ein wenig drehen kann. Das Gewicht des Kolbens, der Kolbenstange und des Hammerblocks beträgt gegen 1400 Pfund. In der erwähnten Eisengießerei sind gegenwärtig drei solcher Hämmer von gleicher Größe im Gange, und einer derselben ist bereits 11 Monate im Betriebe gewesen. Die Kosten eines derartigen Hammers betragen, ausschließlich des Amboses, 175 Pfd. Strl. Der Schieber läßt sich sehr leicht bewegen, weil er hohl ist, und daher alle Flächentheile ringsherum einem gleichen Drucke ausgesetzt sind. Namentlich gewährt die Drehung desselben ein bequemes Mittel, die Stärke der Schläge zu reguliren. Die Höhe des Hubes läßt sich ebenfalls mittelst des Handhebels bei einiger Uebung leicht reguliren. –––––––––– Nach Peacock's Vortrag des Vorstehenden in der Institution of Mechanical Engineers bemerkte F. J. Bramwell, er sey schon lange überzeugt gewesen, daß bloß für einfache Wirkung eingerichtete Dampfhämmer ihrem Zwecke nicht vollständig genügen, weil beim Ausschmieden hoher Arbeitsstücke ein großer Theil der Gewichtswirkung verloren geht. Diese Erfahrung habe er namentlich bei einem Dampfhammer gemacht, welcher zum Zerpochen von Erz und gleichzeitig zum Schmieden von Eisen bestimmt war, und ein wirksames Gewicht von 30 Centnern hatte. Die Kolbenstange war bei demselben so stark, daß ihr Querschnitt die Hälfte des Kolbenquerschnittes betrug, der Dampf also beim Heben nur auf die Hälfte des Kolbenquerschnittes wirkte; beim Niedergange trat der Dampf aus dem unteren Cylindertheile nach dem oberen über, und wirkte hier durch Expansion auf den gesammten Kolbenquerschnitt. Zwei solcher Hämmer sind bereits sechs Jahre in Rotherham in Thätigkeit. Die Hauptschwierigkeit, welche man bei ihrem Betriebe zu überwinden hatte, betraf die Befestigung der Kolbenstange am Hammerblock; dieselbe war bei dem ersten Hammer durch zwei Keile, die von jeder Seite horizontal eingetrieben waren, geschehen, und mit einer Holzfütterung, durch welche man einen gewissen Grad von Elasticität zu erzielen suchte, verbunden. Es zeigte sich aber bald, daß die Keile unter dem Einfluß der Stöße lose wurden Um diesem Uebelstande zu begegnen, trieb man sie von oben nach unten geneigt ein, und beseitigte das elastische Futter, wodurch der Zweck vollkommen erreicht wurde. Auch die Verbindung des Kolbens mit der Stange gab häufig zu Unzuträglichkeiten Anlaß; in dieser Beziehung halte er es für das beste, die Stange an den Kolben anzuschmieden und den Kolben mit der Ramsbottom'schen LiederungBeschrieben im polytechn. Journal Bd. CXXXV S. 166. zu versehen, welche unter den bekannten Liederungen die geringste Reibung verursacht. Peacock bemerkte hinsichtlich der Befestigung der Kolbenstange am Hammerblock, daß dieselbe möglichst dauerhaft seyn muß. Er stellt den Hammerblock aus Schmiedeeisen her, und durchbohrt ihn in der Richtung seiner Achse. Den Boden der Bohrung füllt er mit einem Futter von hartem Holze aus, welches zwischen zwei schmiedeeisernen Scheiben zu liegen kommt; gegen die obere Scheibe legt sich die Kolbenstange mit einem Bundring an, der 1/4 Zoll weniger Durchmesser hat als die Bohrung; über dem Bundring liegt wieder eine Scheibe, und über dieser werden zu beiden Seiten der Stange zwei Keile angezogen, wodurch die Schwächung, welcher die Stange bei durchgeschlagenen Keilen ausgesetzt wäre, vermieden wird. Nachdem der Hammer in diesem Zustande in Betrieb gesetzt ist, werden die Keile allmählich nachgezogen, und nach einwöchentlichem Gange werden die Keile herausgezogen, und durch etwas stärkere und scharf angezogene ersetzt, welche dann drei bis vier Monate lang nicht wieder angerührt zu werden brauchen. Am Boden des Cylinders befindet sich eine gewöhnliche Stopfbüchse. Der Kolben hat zwei Ramsbottom'sche Liederringe, bei denen man auf eine Dauer von mindestens 1 1/2 Jahr rechnen kann. Gegenwärtig steht Peacock im Begriff, einen Hammer von 80 Cntr. nach der beschriebenen Construction anzufertigen; bei diesem Hammer ist die Ausblasemuschel des Schiebers viel länger als die Entfernung zwischen den beiden Dampfwegen, so daß der von unten abblasende Dampf Gelegenheit findet über den Kolben zu treten, und mithin auch bei einfacher Wirkung niemals ein luftverdünnter Raum oberhalb des Kolbens sich bilden kann. Die beschriebene Verbindung der Kolbenstange mit dem Hammerblock hat sich immer als zuverlässig erwiesen, und niemals ist ein Keil vor Ablauf von acht Monaten zerbrochen. Der Schieber, welcher die möglichst einfache Form eines Gleichgewichtsschiebers hat, kann aus einem Stück gegossen werden, und braucht nur äußerlich abgedreht zu werden; einer weiteren Bearbeitung bedarf er nicht. – Für die gewöhnlichen Schmiedearbeiten hat der Hammer öfter ohne Oberdampf als mit demselben zu arbeiten; wenn man aber Arbeitsstücke in Gesenken ausschmiedet, so braucht man starke Schläge, und es ist dann ein großer Vortheil, wenn man Mittel hat, mit einem und demselben Hammer die Stärke der Schläge vergrößern zu können.

Tafeln

Tafel Tab.
                                    VI
Tab. VI