| Titel: | Abänderung der Apparate zum gleichzeitigen Telegraphiren zweier Depeschen auf einem Drahte in derselben Richtung, von Dr. Eduard Schreder in Wien. | 
| Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. CXIII., S. 419 | 
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                        CXIII.
                        Abänderung der Apparate zum gleichzeitigen
                           Telegraphiren zweier Depeschen auf einem Drahte in derselben Richtung, von Dr. Eduard Schreder in
                           Wien.
                        Aus der Zeitschrift des deutsch-österreichischen
                                 Telegraphenvereins, 1861, S. 85.
                        Mit Abbildungen auf Tab.
                              VI.
                        Schreder's Apparate zum gleichzeitigen Telegraphiren zweier
                           Depeschen auf einem Drahte in derselben Richtung.
                        
                     
                        
                           Die von Dr. Schreder angegebene, im polytechn. Journal
                              Bd. CLXI S. 360 mitgetheilte Methode der
                              Doppeltelegraphie leidet an der daselbst erwähnten Unvollkommenheit, daß bei ihr
                              sowohl beim Spiel des Tasters, als auch des einen Relais die Linie oder der Kreis
                              des Localstroms zu Zeiten, wo es nicht seyn sollte, kurze Unterbrechungen erleiden.
                              Beide Unvollkommenheiten hat Dr. Schreder in der
                              nachfolgenden Weise zu beseitigen gesucht.
                           1. Beim Taster wird die Zeit, während welcher die Linie unterbrochen ist, so lange
                              der Tasterhebel den Ruhecontact verlassen, den Arbeitscontact aber noch nicht
                              erreicht hat, dadurch abgekürzt und vollständig zum Verschwinden gebracht, daß
                              die beiden Contactpunkte nicht fest in dem Brete des Tasters, wie es bei den
                              gewöhnlichen Morsetastern der Fall ist, sondern beweglich auf einem einarmigen Hebel
                              angebracht sind, welcher unter dem Tasterhebel in der in Fig. 20 der betreffenden
                              Abbildungen angegebenen Weise liegt. Dieser einarmige Hebel a, b geht frei beweglich zwischen den beiden Ständern hindurch, in welche
                              die Achse 2 des Tasterhebels eingelagert ist. Deßhalb kann die Feder, welche den
                              Tasterhebel nach dem Niederdrücken zu heben hat, nicht in der gewöhnlichen Weise
                              unter dem Tasterhebel angebracht werden, vielmehr wird der Tasterhebel durch zwei
                              seitlich an ihm angebrachte und durch einen Querstift mit einander verbundene Federn
                              f gehoben. Der Hebel a, b,
                                 c hat seinen Drehpunkt bei c, und besteht aus
                              den leitenden Enden a und b
                              und dem isolirenden Mittelstück d. Das Ende a wird durch die Feder F
                              nach aufwärts gedrückt, welche Feder mit der zum Ruhecontactpunkte 1 gehörenden
                              Klemmschraube in Verbindung steht. Die Klemmschraube des Contactpunktes 3 ist mit
                              der Achse c des Hebels verbunden.
                           Der Vorgang beim Niederdrücken und Loslassen des Tasters ist nun folgender:
                           Im Anfang der abwärts gehenden Bewegung des hinteren Endes des Tasterhebels drückt
                              die Feder F das vordere Ende des Hebels a, b, c nach aufwärts, und es ist daher der Contact in 1
                              noch nicht unterbrochen. Dieß geschieht erst dann, wenn der Taster mit dem
                              Arbeitscontact 3 den ihm entgegenkommenden Theil b des
                              Hebels a, b, c erreicht hat, weil jetzt dieser Hebel
                              durch den Taster niedergedrückt wird, und somit das Ende a sich von der Contactschraube l entfernt.
                              Beim Loslassen des Tasters bleibt das leitende Ende b
                              des Hebels a, b, c so lange mit dem längeren hinteren
                              Hebelarm des Tasters in Berührung, bis das Ende a die
                              Contactschraube erreicht: von diesem Momente an wird der Hebel a, b, c durch den kürzeren Hebelarm des Tasters abwärts
                              gedrückt.Bei Anwendung eines solchen Tasters unter Beibehaltung der früher angegebenen
                                    Einschaltung der Taster werden aber bei jedem Niederdrücken und bei jedem
                                    Aufgehen des Tafters die Linienbatterien momentan kurz
                                       geschlossen.
                              
                           2. Das Relaissystem ist in Fig. 21 abgebildet, und
                              die jetzt gewählte Apparatverbindung unterscheidet sich von der früheren im
                              Folgenden. Das Translationsrelais ist durch ein gewöhnliches ersetzt; ferner haben
                              die Kerne des Schreibapparats M₂ doppelte
                              Windungen, d.h. es bilden zwei an einander liegende Drähte die Umwickelung der
                              Eisenkerne.
                           
                           Der eine dieser Drähte ist der von der Achse c des Relais
                              R₂ ausgehende und zum Schreibapparat M₁ weiter geführte Schließungsleiter. Die
                              Windungen des zweiten Drahtes sind einerseits durch s
                              mit dem Contactpunkt n des Relais R₂ in Verbindung, andererseits durch das Leitungsstück s' mit dem ersten Drahte, derart, daß die Ströme, welche
                              außerhalb der Windungen in beiden Schließungsleitern die nämliche Richtung besitzen,
                              in den Windungen sich in entgegengesetzten Richtungen bewegen. Ferner ist im
                              Unterschied mit der früheren Einrichtung das Kupfer der Localbatterie II mit dem
                              Anker l des Relais R₁, das Zink mit dem Verbindungsdraht der beiden Schreibapparate
                              verbunden.
                           Die Wirkung der so angeordneten Apparate ist folgende: Werden auf der sprechenden
                              Station zwei Zeichen gegeben, so durchläuft ein einfacher positiver Strom die Linie; wird nun der Anker
                              r durch den einfachen positiven Linienstrom
                              angezogen, so geht der Strom vom Kupfer der Localbatterie I aus durch r und die Eisenkerne zur Achse c des Relais R₂,
                              durchläuft die Umwindungen der Schreibapparate M₂
                              und M₁, und kehrt zum Zink zurück. Es erscheinen
                              somit auf M₁ und M₂ Zeichen, wie es seyn soll. Wird der Anker r, wenn ein Zeichen der ersten Depesche gegeben
                              wird, durch den intensiveren positiven Linienstrom
                              angezogen, wobei gleichzeitig das Relais R₂ sich
                              schließt, so geht der Localstrom vom Kupfer der Batterie I aus durch den Anker r und die Eisenkerne des
                              Relais R₁ zur Achse c
                              des Relais R₂ und theilt sich dort in zwei
                              Theile. Der eine nimmt den Weg des vorhin betrachteten Stroms, der andere Theil geht
                              durch den Schließungsleiter s in die zweiten Windungen
                              des Schreibapparates M₂, hebt dort die Wirkung
                              des anderen Stromtheiles auf und vereinigt sich wieder mit diesem durch das
                              Leitungsstück s'. Es erscheint in diesem Falle nur auf
                              M₁ ein Zeichen.
                           Wird endlich ein Zeichen der zweiten Depesche allein
                              gegeben, und durch den dabei die Linie durchlaufenden negativen Strom der Anker l angezogen, so geht der Strom der Localbatterie II vom
                              Kupfer aus durch l und die Eisenkerne des Relais R₁, zur Achse c des
                              Relais R₂ durch den Schreibapparat M₂ und hierauf zum Zink zurück, so daß jetzt nur
                              auf M₂ ein Zeichen erscheint. Bei dieser
                              Apparatverbindung findet während des Auf- und Niedergehens des Relaishebels von R₂ keine Unterbrechung der Localbatterien statt.
                              Wohl aber geschieht eine Unterbrechung der Localbatterie II, während die Anker r und l sich auf- und
                              abwärts bewegen, wodurch die Deutlichkeit der im Schreibapparat M₂ erscheinenden Zeichen beeinträchtigt werden
                              kann. Der Gang des Schreibapparates M₁ wird nie
                              gestört, da zur
                              Hervorbringung von Zeichen sowohl auf M₁ allein,
                              als auch gleichzeitig auf M₁ und M₂ der Anker r
                              angezogen wird.Würde die Batterie II zwischen m und c
                                    eingeschaltet, so würde beim Ansprechen des Relaishebels r mit Batterie I
                                    gleichzeitig auch Batterie II geschlossen, und
                                    so ein stärkerer Strom durch den längeren Schließungskreis gesendet, und zur
                                    gleichzeitig erforderlichen Bewegung der Schreibhebel der beiden
                                    Schreibapparate verwendbar. Es könnten dann beide Batterien gleich genommen
                                    werden, während bei der Einschaltung nach Fig. 21 Batterie
                                    I doppelt so kräftig seyn muß, als Batterie
                                    II, da der Strom der Batterie I stets durch beide Schreibapparate geht. Ja,
                                    man könnte sogar überhaupt mit einer einzigen
                                       Batterie auskommen, welche zwischen m
                                    und c einzuschalten wäre und eine für beide
                                    Schreibapparate ausreichende Stärke haben müßte, und wenn man dabei zwischen
                                    I und M₂
                                    einen den Rollen des Schreibapparats gleichen Widerstand einschaltete, so
                                    würden demnach beide Schreibhebel stets mit gleicher Kraft angezogen, die
                                    Schreibstifte also stets gleich tief in dem Papierstreifen eingedrückt
                                    werden.
                              
                           
                        
                     
                  
               Tafeln
