Titel: | Ueber die Anwendung des Zinnsalzes zur Entfernung von Rost- und Tintenflecken aus Zeugen und Papier; von Dr. August Vogel. |
Autor: | Prof. Dr. August Vogel [GND] |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. CXX., S. 438 |
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CXX.
Ueber die Anwendung des Zinnsalzes zur Entfernung
von Rost- und Tintenflecken aus Zeugen und Papier; von Dr. August Vogel.
Ueber Anwendung des Zinnsalzes zur Entfernung von Rost- und
Tintenflecken aus Zeugen etc.
In neuerer Zeit ist das Zinnsalz zur Entfernung von Rost- und Tintenstecken aus
Zeugen und Papier mehrfach empfohlen worden. Hörmann
S. 317 in diesem Bande des polytechn.
Journals. hat bei einer Zusammenstellung der übrigen zu diesem Zwecke in Vorschlag
gebrachten Substanzen, wie Kleesäure und Kleesalz, nach seinen Versuchen dem
Zinnsalze die unterste Stelle der Wirksamkeit angewiesen, indem seinen
Versuchsresultaten zufolge derartige Flecken, namentlich dann, wenn sie schon
längere Zeit bestanden hatten, durch Zinnsalz sogar bei kochender concentrirter
Lösung (1 Theil Zinnsalz in 10 Theilen Wasser) nach drei Tage lang fortgesetzter
Einwirkung noch nicht verschwunden waren. Ich will hiezu nur bemerken, daß wenn dieß
wohl für eine wässerige Auflösung von Zinnsalz Geltung hat, eine concentrirte
Auflösung von Zinnsalz in Alkohol dagegen als Entfernungsmittel für Rost- und
Tintenflecken aus Zeugen und Papier nach meinen Beobachtungen sehr energisch wirkt.
Tintenflecke auf Zeugen, so wie die Schrift auf Papier, über ein Jahr alt, wurden
von der alkoholischen Lösung des Zinnsalzes in drei Minuten vollständig entfernt. Am zweckmäßigsten
stellt man die alkoholische Zinnsalzlösung dar, indem man circa 60 Gramme käuflichen Zinnsalzes mit ungefähr 20 Kubikcentimetern
Alkohol übergießt. Nach einigem Umschütteln unter schwachem Erwärmen erhält man eine
milchige Flüssigkeit, aus welcher sich erst nach längerer Zeit beim Erkalten
Krystalle von Zinnsalz absetzen. Die Lösung kann in dem wohlverkorkten Kolben
aufbewahrt werden, und ist vor der jedesmaligen Anwendung schwach zu erwärmen. Von
beschriebenem Papier, welches in die erwärmte Flüssigkeit getaucht wird,
verschwindet die Schrift fast augenblicklich, jedenfalls aber nach der Einwirkung
einiger Minuten.
Die Löslichkeit des Zinnsalzes in Alkohol, über welche ich in keinem Handbuche bis
jetzt eine Angabe gefunden habe, ist sehr bedeutend. Die Untersuchung einer warm
bereiteten und nach dem vollständigen Erkalten während mehrerer Tage von den
Zinnsalzkrystallen abgegossenen alkoholischen Lösung ergab, daß 100 Theile Alkohol
gegen 120 Theile Zinnsalz zu lösen im Stande sind. Die Lösung ist allerdings nicht
ganz klar; wenn aber statt des gewöhnlichen Alkohols absoluter Alkohol angewendet
wird, so erhält man eine fast nur opalisirende Lösung. Durch schwaches Erwärmen
wird, wie bemerkt, die Löslichkeit des Zinnsalzes in Alkohol noch wesentlich erhöht.
Da das Zinnsalz vermöge seiner im hohen Grade desoxydirenden Wirkung bekanntlich in
manchen technischen Beziehungen von Wichtigkeit ist, so wäre es nicht unmöglich, daß
in der Praxis von dieser überaus großen Löslichkeit desselben in Alkohol Anwendung
gemacht werden könnte.