Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. , S. 233 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Gasmaschinen in Paris; von Prof. E. G. Schmidt in Stuttgart.
Ueber die Gasmaschinen sind sowohl unter den Technikern als auch im Publicum so
widersprechende Ansichten verbreitet, daß es wohl am Platz seyn dürfte, ein Urtheil
darüber, das sich auf eigene Anschauung gründet, hier mitzutheilen.
Vor allen Dingen steht als Thatsache fest, daß in Paris derzeit gegen 30 Gasmaschinen
von angeblich 1 bis 8 Pferdekräften in den verschiedensten Zweigen der Industrie
thätig sind, und daß ihre Anwendung immer weiter sich ausbreitet. Die Maschinen
besitzen einen ebenso ruhigen und gleichmäßigen Gang wie die Dampfmaschinen, und die
Functionen aller einzelnen Theile sind so gut geordnet und geregelt, daß Störungen
durch Nichtentzündung oder Explosionen nur noch äußerst selten vorkommen. Eine
besondere Bedienung erfordern die kleineren Maschinen nicht, selbst das Schmieren
scheint durch vervollkommnete Apparate so erleichtert, daß die früher ausgesprochene
Ansicht: „man erspare wohl den Heizer, brauche aber dafür einen
Schmierer“ dermalen wohl keine allgemeine Geltung mehr haben dürfte.
Die Beschaffung der erforderlichen Quantitäten Gas und Kühlwasser bietet bei den
großartigen Anlagen, die Paris dafür besitzt, ebenfalls keinerlei Schwierigkeit dar,
und man hört keine Klagen, daß in dieser Beziehung irgend ein Hinderniß aufgetreten
sey. In Paris wird das Wasser bis in die obersten Etagen der Gebäude getrieben, und
jede Haushaltung erhält als geringstes Quantum täglich einen Kubikmeter gegen eine
jährliche Abgabe von 70 bis 80 Frc. Dieses Wasserquantum ist in den meisten Fällen
weit größer als das zu Wirthschaftszwecken erforderliche, so daß noch eine genügende
Menge zur Kühlung der Gasmaschine übrig bleibt, welche ja auch das Wasser nicht
consumirt, sondern nur erwärmt, so daß es nach erfolgter Abkühlung von Neuem benutzt
werden kann.
Der Gasverbrauch wird pro Stunde und Pferdestärke
durchgängig zu einem Kubikmeter im Preis von 30 Centimen angenommen; mit dieser
Annahme begnügen sich die Besitzer der Gasmaschinen, und wenn sie stündlich für 30
Centimen Gas consumirt haben, so scheinen sie zu glauben, daß ihre Maschine mit 1
Pferdestärke gearbeitet habe. Sieht man aber die Maschinen arbeiten und zieht in
Betracht, was sie bei einem Gasconsum von einem Kubikmeter pro Stunde wirklich leisten, so überzeugt man sich bald, daß dieß bei
Weitem noch keine volle Pferdestärke ist, sondern nur ungefähr so viel, als zwei
Paar kräftige Menschenarme auch leisten können.
Die aus dieser Wahrnehmung zu ziehende Folgerung, daß die volle Pferdestärke ein weit
größeres Gasquantum, als das angegebene, consumiren müsse, findet ihre
unzweifelhafte Bestätigung durch die sorgfältigen und umfassenden Versuche, welche
Hr. Tresca, Subdirector am Conservatoire impérial des arts et métiers im März d. J. mit
einer Gasmaschine von 24 Centimeter Cylinderdurchmesser und zwölf Centimeter
Kolbenhub unter Benützung der vorzüglichsten, von der reichhaltigen Sammlung des
Conservatoriums gebotenen Hülfsmittel angestellt und in den Annales du cons. veröffentlicht hat.
Folgende Tabelle gibt eine Zusammenstellung der wichtigsten Resultate, welche mit
Benützung eines Bremsdynamometers von 1,5 Meter Hebellänge während einer 14stündigen
Versuchszeit gewonnen wurden. Zu bemerken ist dabei, daß sich die verticalen
Zahlenreihen auf die am 17., 20. und 22. März angestellten Versuche beziehen.
Dauer des Versuchs in Stunden
5,00
3,95
4,80
Durchschnittliche Umdrehungszahl per Minute
94,50
101,96
107,55
Belastung des Hebels in Kilogr.
4,50
4,20
4,20
Arbeit in Pferdestärken
0,90
0,90
0,99
Totalverbrauch an Gas in Kubikmetern
12,06
10,00
13,00
Gasverbrauch per Pferd und Stunde
in Kubikmetern
2,70
2,82
2,71
Hieraus ergibt sich der durchschnittliche Verbrauch an Gas pro Stunde und Pferdestärke zu 2,74 Kubikmeter, oder, da 1 Kubikmeter
gleich 35,3 Kubikfuß engl., zu 96,7 Kubikfuß engl. Die Quantitäten des mit
10° Cels. zugeführten Kühlwassers betrugen bei den einzelnen Versuchsreihen
aufeinanderfolgend 554, 1164 und 684 Liter und die Temperatur des austretenden
Wassers in derselben Reihenfolge 92, 60 und 90° C.
Bei dem Pariser Gaspreis von 30 Cent. oder 8,4 kr. per
Kubikmeter käme sonach die Unterhaltung einer vollen Pferdestärke pro Stunde auf 23 kr., und pro Tag bei 11 Stunden effectiver Arbeitszeit auf 4 fl. 12 kr. Der
Totalverbrauch an Oel betrug bei den Pariser Versuchen während 10 Stunden 365 Gramme
oder reichlich 2/3 Pfd. im Preis von circa 30 kr.
Trotz dieser im Vergleich zu den Unterhaltungskosten einer Dampfmaschine allerdings
sehr ungünstigen Resultate würde es aber doch voreilig erscheinen, die Gasmaschine
sofort zu verdammen und ihr jede Zukunft abzusprechen. Abgesehen von den
Verbesserungen, welche sie wahrscheinlich noch erfahren wird, gewährt sie schon
jetzt eine in sehr vielen Fällen mit Vortheil anzuwendende Triebkraft, die
namentlich in größeren Städten, wo das Gas billig, die Handarbeit aber theuer ist,
und wo die beschränkten Localverhältnisse die Anwendung eines anderen Motors
unbedingt verbieten, Aufnahme finden dürfte. Was kümmert es z.B. einen Buchdrucker
in einer Pariser Passage, dem zur Unterbringung seiner Pressen und seines Comptoirs
nur wenige Quadratmeter Raum zu Gebote stehen, oder einen in einer engen Gasse vier
Treppen hoch wohnenden Bortenmacher, welche Vortheile ihnen durch Anwendung von
Dampfmaschinen anstatt ihrer Gasmaschinen erwachsen würden, wenn sie überzeugt sind,
daß sie den Dampf in ihren Verhältnissen ebensowenig benützen können wie den Wind,
der die Mühlen auf dem Montmartre treibt?
Die Gasmaschine kann man in jedem Winkel unterbringen, man kann im Winter die
Werkstatt zugleich heizen, und gewinnt auch noch bedeutende Mengen warmen Wassers,
was für den kleinen Fabrikanten, bei welchem gewöhnlich Werkstatt und Haushaltung in
enger Verbindung stehen, auch eine gewisse Annehmlichkeit mit sich bringt. Derartige
Verhältnisse treten nun in großen Städten allerdings weit häufiger auf, als in
kleineren; sie fehlen aber auch hier nicht, und so kann es wohl kommen, daß die
Gasmaschinen auch in kleineren Städten, wo man Gasbeleuchtung hat, Eingang finden
und zur Zufriedenheit ihrer Besitzer arbeiten werden. Vorzugsweise wird die
Gasmaschine da mit Vortheil anzuwenden seyn, wo kein continuirlicher Betrieb
stattfindet.
In Paris kosten zwei Radtreiber täglich wenigstens 6 Fr., bei starkem Betriebe muß
man mit doppeltem Personal zur Ablösung arbeiten und hat dann gegen 12 Fr. Unkosten.
Die Gasmaschine welche das Gleiche leistet, kostet stündlich 30 Centimen, täglich
also 3 Fr., mithin nur die Hälfte oder beziehungsweise nur ein Viertel so viel, wie
die Handarbeit, und wenn man auch noch 1 Fr. für Schmiere und einige Sous für Zinsen und Abschreibung
hinzurechnet, bleibt doch immer noch Gewinn. Warum soll nun der Pariser Fabrikant
unter diesen Umständen die Gasmaschine nicht anwenden, die er in jedem Falle mit
Leichtigkeit unterbringen kann, die ihm keine Kosten verursacht, wenn er sie nicht
laufen läßt, deren Ingangsetzung ihm nur wenig mehr Mühe macht, als das Anzünden
seiner Gasflammen? Und wie gering ist der relative Werth von 30 Centimen in Paris,
wo man z.B. jeden Schoppen Bier mit 40 Cent. bezahlen muß.
An eine Concurrenz der Gasmaschine mit der Dampfmaschine ist aber vor der Hand nicht
zu denken. Die Gasmaschine wird nur für kleinere Arbeitsgrößen mit Nutzen zu
verwenden seyn, und wenn die Gesellschaft Lenoir und Comp. zum Betrieb ihrer neuen, mit 10 großen und mehreren
kleineren Maschinen ausgerüsteten Werkstätte in der Avenue de
Saxe zu Grenelle, welche bei vollem Betriebe sicher gegen 5–6
Pferdestärken in Anspruch nimmt, eine Gasmaschine mit angeblich nur 52 Kubikmeter
Gasverbrauch pro Tag anwendet, so kann dieß lediglich
als eine Maßregel der Speculation, nicht als ein der Nachahmung werthes Beispiel
betrachtet werden. Angenommen, die Gasmaschine verbrauche auf 5 Pferdestärken
wirklich nur 52 Kubikmeter, so kostet deren tägliche Unterhaltung 15 1/2 Franken,
während eine Dampfmaschine von gleicher Arbeitsstärke bei einem Kohlenpreis von 4
Fr. pro 100 Kilogr. und einem Kohlenverbrauch von 4
Kilogr. pro Stunde und Pferdekraft nur circa 8 Fr. kosten würde.
Aus einem Verzeichnis, welches der neuesten Preisliste der Gesellschaft Lenoir und Comp. beigegeben
worden, ist zu ersehen, daß dieses Etablissement bis Ende Juni d. J. für Pariser
Werkstätten 39, für das übrige Frankreich 17 und für das Ausland 16, im Ganzen
sonach 72 Maschinen ausgeführt hat. (Württembergisches Gewerbeblatt, 1861, Nr.
34.)
Notiz über Anwendung von Steinkohlen zur Locomotivfeuerung;
von Couche.
Auf der Taff-Vale-Eisenbahn (England) wurden bei Anwendung der dort gewonnenen Kohlen
die Roststäbe sehr schnell zerstört, so daß die Maschinen fast jeden Tag einige neue
Roststäbe erhalten mußten. Dieser Uebelstand, welcher lediglich Folge der
entwickelten intensiven Hitze war, wurde dadurch vollständig beseitigt, daß man den
Rost durch eine aufgeschüttete Schicht von zerschlagenen feuerfesten Steinen gegen
die directe Einwirkung des Feuers schützte. Die Roststäbe halten seitdem über 4
Monate und gewährt die Steinschicht auch den Vortheil, daß sie das Durchfallen der
feinen Kohlenstückchen verhindert. Natürlich kann das vorstehende Mittel nur bei
sehr reinen Kohlen angewendet werden, da die Zwischenräume der Steinstücke sonst
bald durch Schlacken verstopft würden und ein Reinigen des Feuers von unten her auch
nicht mehr möglich ist. Der Verfasser empfiehlt, bei der Kohlenheizung die ganze
Rostfläche nicht gleichförmig zu bedecken, sondern in der Mitte die Kohlenschicht so
dünn zu halten, daß man die Roststäbe theilweise sehen kann. (Annales des mines, 1859; Zeitschrift des hannoverschen Architekten- und
Ingenieurvereins, 1861, Bd. VII S. 321.)
Controle-Apparat für Bahnhofs-Signale, von Dufau und Hardy.
Vor den französischen Bahnhöfen stehen meistens Signalpfähle, welche mittelst
farbiger Scheiben und Laternen den Locomotivführern der ankommenden Züge anzeigen,
ob die Einfahrt in den Bahnhof frei ist oder nicht. Der fragliche Apparat bezweckt
nun, dem Stationsvorstande in seinem Dienstlocale eine Controle des erwähnten
Signales zu ermöglichen. Dieß wird durch eine elektrische Leitung erreicht, mittelst
welcher die Drehung der farbigen Scheiben des Signalpfahles besondere Zeichen auf
dem im Dienstlocale befindlichen Apparate hervorbringt; wenn die Scheibe nicht
vollständig gedreht, d.h. wenn das Signal nicht deutlich eingestellt ist, so löst
der elektrische Strom ein Läutewerk aus. Wenn in der Nacht die Laterne mit farbigen
Gläsern aufgezogen ist, so geht der Strom durch zwei oberhalb der Flamme angebrachte
Metall-Thermometer, welche nur bei einem bestimmten Wärmegrade im Contacte sind.
Wird demnach das Licht der Laterne schwächer oder erlischt es, so wird dadurch der
elektrische Strom unterbrochen und das Läutewerk wieder in Thätigkeit gesetzt (A. a.
O.)
Umänderung der Engerth'schen
Locomotiven auf der französischen Ostbahn, von Couche.
Die Engerth'schen Maschinen, deren Construction auf das
Befahren scharfer Curven berechnet ist, haben den Fehler, daß die Adhäsion der drei
vorderen Achsen zu klein für die entwickelte Zugkraft ist; eine versuchte
Vergrößerung der Adhäsion durch Ankuppelung der hinteren Achsen mittelst Zahnräder
hat sich in der Praxis nicht bewährt. Da die Curven der französischen Bahnen einen
langen Radstand vertragen, so änderte man einzelne Maschinen anfänglich in der Art
um, daß man die vierte, dicht vor der Feuerkiste liegende Achse, welche ursprünglich
mit den beiden Tenderachsen zusammen ein besonderes System bildete, mit den drei
vorderen Achsen kuppelte, und also eine Maschine mit acht gekuppelten Rädern
herstellte, deren Feuerkiste zum Theil mittelst der verlängerten Tenderrahmen von
den beiden Achsen des Tenders getragen wurde. Diese Aenderung brachte allerdings
eine kleine Vermehrung der Adhäsion, bewirkte aber eine höchst ungleiche Vertheilung
der Last auf den Achsen, und da eine Nachwägung der Belastung, nachdem der Tender
abgehängt war, ergab, daß letzterer nur 1/28 von dem Gewichte der eigentlichen
Maschine trug, so entschloß man sich, das Engerth'sche
System, von welchem man übrigens nur das Uebertragen eines Theiles der Last auf den
Tender beibehalten hatte, total aufzugeben, die Maschine mit gewöhnlichen Tendern
laufen zu lassen und eine gleichförmige Belastung der Achsen dadurch zu erreichen,
daß man vorn zwischen den Cylindern ein Belastungsgewicht von 4 1/2 Tonnen Schwere
anbrachte. Die ganze Maschine wiegt jetzt 910 Ctr. und die Belastung der vier
Treibachsen variirt nun zwischen 218 und 236 Ctr.; sie arbeitet in jeder Beziehung
besser, als bei der ursprünglichen Anordnung und werden deßhalb auf der Ostbahn
sämmtliche Engerth'sche Maschinen in dieser Weise
umgeändert. (A. a. O.)
Anwendung der Röhren aus asphaltirtem Papiere zu
Bergwerkszwecken.
Wir haben – schreibt man dem Mining Journal
– es vorausgesagt, daß diese Röhren, welche in sehr wesentlichen
Punkten vor den eisernen Vorzüge haben, überall, wo man sonst nur Metall nahm, zur
Anwendung kommen würden. Es spricht für die Wichtigkeit und Nützlichkeit der
Erfindung, daß eine Autorität wie Hr. Nicolaus Wood (zu
Newcastle am Tyne) vor Kurzem eine ansehnliche Zahl solcher Röhren bestellt hat, um
auf der Hetton-Kohlengrube verwendet zu werden, indem man gefunden, daß sie für
Bergwerkszwecke allen anderen Röhren in jeder Hinsicht vorzuziehen sind. Ganz
besonderen Werth hat in vielen Fällen deren geringes Gewicht, da man die Röhren
selbst auf Lastthieren über Berge hinwegschaffen kann; aus diesem Grunde ist jüngst
eine große Menge solcher Röhren von einer bei südamerikanischen Gruben betheiligten
Gesellschaft angekauft worden, und zwar zur Wetterführung; dieselben sind mehrere
Hundert (engl.) Meilen über Gebirge zu transportiren. – Da die Röhren leicht
zu legen und zu verlegen sind, so eignen sie sich auch sehr gut für Ziegeleien und
Töpfereien. In dem Royal Victoria Patriotic Asylum,
Wandsworth, bedient man sich ihrer mit dem besten Erfolge bei der
Bewässerung mit flüssigem Dünger. Man sagt uns, daß hier eiserne Röhren etwa 250
Pfd. Sterl. gekostet haben würden, während für die papiernen nur 60 bis 70 Pfd.
Sterl. ausgegeben sind. (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und
Hüttenwesen, 1861, Nr. 44.)
Sicherheitslampe mit Drahtnetz aus Aluminium.
Bei der letzten Versammlung des nordenglischen Ingenieur-Instituts zeigte Hr. J. L.
Bell von Newcastle am Tyne eine Sicherheitslampe vor,
deren Drahtnetz aus Aluminiumdraht gefertigt war. Die erzielten Vortheile liegen
darin, daß der weiße Aluminiumdraht mehr Licht durchläßt, nicht oxydirbar und sehr
leicht ist. Durch die Aluminiumfabrik der HHrn. Gebr.
Bell wird jetzt das Aluminium zu 50 Shill. das Pfd., also bei der großen
Leichtigkeit desselben so billig geliefert, daß die Kosten, selbst zu dieser, eben
angegebenen Verwendung nicht mehr in Betracht kommen. Durch die ausgedehnte
Beschäftigung damit sind die gedachten Herren dahin gekommen, das Aluminium ebenso
leicht als irgend ein anderes Metall bearbeiten zu können. Seine Schmelztemperatur
liegt zwischen der des Silbers und Zinks, das Schmelzen kann ohne Fluß in einem
gewöhnlichen hessischen Tiegel vorgenommen werden. Es läßt sich, freilich unter sehr
oft wiederholtem Anwärmen, zu ebenso dünnen Blättern, wie Gold ausschlagen, ebenso,
indessen sehr allmählich, zu feinem Draht ausziehen. Die einzige Schwierigkeit ist
dabei, die zum Ausglühen nöthige Temperatur richtig zu treffen, indem sonst leicht
der Draht zu einer Kugel zusammenfließen kann. Gegenüber anderen Angaben behaupten
die HHrn. Bell, daß reines Aluminium durch die Luft und
den in ihr etwa enthaltenen Schwefelwasserstoff nicht anläuft. Der Grund für die
entgegengesetzten Angaben liegt in der Unreinheit des angewendeten Aluminiums.
(Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr.
44.)
Ueber die Wirkung des Sauerstoffes auf Zinnchlorür bei der
Bestimmung des Zinnes durch übermangansaures Kali, von Scheurer-Kestner.
Mohr hat in seinem Lehrbuche der Titriranalyse schon
angegeben, daß bei der Zinnbestimmung mittelst Chamäleonlösung etc. die Bestimmung
verschieden ausfällt, je nachdem man dabei mehr oder weniger Wasser anwendet. Der
Verf. weist nach:
1) daß dieses herrührt von im Wasser gelösten Sauerstoffe;
2) daß der Sauerstoff das Zinnchlorür in sehr concentrirter Lösung nicht verändert,
auch nicht das Zinnoxydulhydrat, wohl aber das Zinnchlorür in sehr verdünnter
Lösung.
3) Bei Titriranalysen muß man deßhalb erst durch Kochen den Sauerstoff aus dem Wasser
austreiben oder statt des Zinnchlorürs Zinnoxydul anwenden.
4) Man kann auch, bevor man Wasser zum Zinnoxydule setzt, letzteres durch
salpetersaures Kupfer zersetzen, es bildet sich dann ein Kupferoxydulsalz, das man
mittelst Chamäleonlösung bestimmt, auf welches der Sauerstoff auch nicht einwirkt.
Stromeyer hat zu demselben Zwecke schon Eisenoxydul
angewandt. (Comptes rendus, t. LII p. 531.)
Ueber borsauren Natronkalk (Tinkalzit); von T. L. Phipson.
Es werden jetzt beträchtliche Quantitäten eines Minerals nach Europa gebracht,
welches in den Lagern von Natronsalpeter im südlichen Peru gefunden wird. Dieses
Mineral wurde im Jahre 1850 von Ulex untersucht, welcher
darin Borsäure, Kalk und Natron fand. Seine Analyse gibt jedoch den Wassergehalt zu
klein und den Borsäuregehalt zu groß an. Im Jahre 1859 erhielt Kletzinsky dasselbe Mineral (Rhodizit genannt), aber von der Westküste
Afrikas herstammend, und analysirte es ebenfalls. Seine Analyse (polytechn. Journal
Bd. CLIII S. 359) stimmt mit der
Analyse, welche der Verf. mit dem Mineral aus Peru angestellt hat, ziemlich überein.
Er schlug für das Mineral den Namen Tinkalzit vor. Dieses
Mineral erscheint in Form von Knollen, welche die Eingebornen Tiza nennen, und deren
Größe von der einer Haselnuß bis zu der einer Kartoffel wechselt. Diese Knollen sind
ziemlich weich und zeigen beim Zerbrechen, daß sie im Inneren aus feinen
seidenglänzenden Krystallnadeln bestehen. Sie enthalten oft kleine, theils farblose,
theils röthlich gefärbte Krystalle von Gyps und das Ganze ist mit Kochsalz imprägnirt, welches man
sofort durch den Geschmack erkennt. Bei Behandlung mit Wasser löst dasselbe leicht
Borax und Kochsalz daraus auf; Säuren lösen das ganze Mineral auf, indem nur ein
geringer Rückstand von feinem Sand bleibt, welcher Ueberreste von Thierchen enthält.
Die Dichte dieses Minerals ist 1,93.
Die Analyse ergab dem Verf. folgende Zusammensetzung, welcher die von Kletzinsky für das afrikanische Mineral gefundenen Zahlen
beigefügt sind.
Tinkalzit
aus Amerika
aus Afrika
Phipson.
Kletzinsky.
Wasser
34,00
37,40
Natron
11,95
10,13
Kalk
14,45
14,02
Borsäure
34,71
36,91
Chlor
1,34
1,33
Schwefelsäure
1,10
0,50
Kieselsäure
0,60
–
Sand
2,00
–
Phosphorsäure
Spuren
–
Thonerde
–
–
Talkerde
–
–
––––––––––––––––––––––––––––
100,15
100,00
Läßt man die Beimengungen außer Acht und berücksichtigt man nur die wesentlichen
Stoffe, nämlich Wasser, Natron, Kalk und Borsäure, so findet man hiernach für den
Tinkalzit folgende Formel:
(NaO, 2BO³ + 10HO) + 2 (CaO, BO³ + 2HO) + 2HO.
Die Gegenwart der übrigen Stoffe läßt vermuthen, daß der Tinkalzit sich aus
Mineralquellen abgesetzt hat, und durch den Umstand, daß das zweifach-borsaure
Natron seine 10 Atome Wasser enthält, und daß der unlösliche Rückstand mit Resten
von Thierchen etc. vermischt ist, wird angedeutet, daß die Temperatur dieser warmen
Quellen niedriger als 55° C. war.
In dem Zustande, in welchem der Tinkalzit zum Verbrauch in der Industrie aus Amerika
nach Europa eingeführt wird, enthält er ungefähr 60 Proc. Borax, 25 Proc. borsauren
Kalk, 2 1/2 Proc. Kochsalz und 35 Proc. Wasser. Er ist ein ausgezeichnetes
Flußmittel, welches bei metallurgischen Analysen sehr gut den Borax ersetzen kann.
Um die Borsäure daraus zu gewinnen, behandelt man ihn mit etwas verdünnter kochender
Salzsäure, so daß die Basen dadurch gesättigt werden, und filtrirt heiß, worauf beim
Erkalten die Borsäure sich in reichlicher Menge ausscheidet. (Comptes rendus, t. LII p. 406; polytechnisches
Centralblatt, 1861 S. 620.)
Ueber die Färbung der Gesteine, von Fournet.
Fournet hat Mittheilungen über die Färbung der Gesteine
zu machen begonnen.Comptes rendus t. L p. 1175; t LI p. 39, 79, 112. Eine bituminöse Substanz ist nach ihm das
Färbende in dem Feuerstein, gewissen Chalcedonen und Opalen. Am Berg Oum-Theboul bei
La Calle in Algerien kommt zwischen dem oberen Sandstein und dem unteren Kalkstein
ein mächtiges Lager von grauem Thon vor, welcher bei dem Brennen hellkaffeebraun
wird; die als Caméléon organico-mineral
bezeichnete färbende Substanz dieses Thons ist nach Fournet löslich in Säuren, in Wasser, Alkohol und Aether, verhält sich
gegen die Säuren als Base und als Säure gegen die Alkalien, mit welchen sie wenig
lösliche Verbindungen bildet; sie nimmt bei Einwirkung verschiedener Reagentien
mannichfaltige Färbungen an, welche zum Theil davon abhängen wie die Substanz von dem
Gestein isolirt worden war; zwei Färbungen, bräunlich-orange und grüne, seyen
namentlich beständig. (Jahresbericht für 1860 über die Fortschritte der Chemie,
Physik, Mineralogie und Geologie, von Kopp und Will. Gießen 1861.)
Bower's Verfahren, gewöhnlichen
nicht feuerbeständigen Thon so zu präpariren, daß er für Schmelztiegel etc. zu
verwenden ist.
Der gewöhnliche nicht feuerbeständige Thon verdankt diese Eigenschaft seinen
Beimengungen von Eisenoxyd, Kalk, Magnesia, wogegen der feuerbeständige Thon frei
von den genannten Beimischungen ist; es ist daher für die Praxis von Wichtigkeit,
einen nicht feuerbeständigen Thon in einen feuerbeständigen umwandeln zu können.
Dieses wird (nach Bower's Patent, mitgetheilt im London
Journal of arts, August 1860, S. 95) dadurch bewirkt, daß der gewöhnliche
Thon mit roher Salzsäure so lange behandelt wird, bis die genannten Beimischungen
aufgelöst worden sind, wozu etwa eine Stunde langes Kochen mit der Salzsäure
erforderlich ist. Wenn sich der Thon abgeschieden hat, wird die Säure entfernt, der
Thon mit Wasser vollständig ausgewaschen und getrocknet, wo er alsdann zu allen
Zwecken der Technik verwendet werden kann, zu welchen ein feuerfester Thon
erforderlich ist.
Schon im Jahre 1847 hat Gaffard (l'Institut No. 594; polytechn. Journal Bd. CIV S. 398) ganz dasselbe Verfahren veröffentlicht, nicht feuerfeste
Thone in feuerfeste umzuändern. In Schmelztiegeln, welche aus solchen mit Salzsäure
etc. behandelten Thonen angefertigt worden waren, wurde Stabeisen geschmolzen, ohne
daß die Tiegel dabei erweichten. (Elsner's
chemisch-technische Mittheilungen des Jahres 1860–1861. Berlin 1862.)
Zur Zuckerbestimmung im Biere.
In einer Notiz über diesen Gegenstand in diesem Journal Bd. CLXI S. 310, habe ich die Methode dahin
vereinfachen zu können geglaubt, daß man das umständliche Abrauchen des Bieres und
Behandeln des Extractes mit Alkohol umgehe und die Probe unmittelbar auf das
gekochte Bier anwende. Durch die geneigte Mittheilung einer brieflichen Bemerkung an
die geehrte Redaction, daß auch das im Biere enthaltene Dextringummi reducirend auf
die Kupferlösung wirke, und daher die Zahlen hiedurch zu hoch ausfallen müssen, bin
ich veranlaßt worden, nochmals auf diese Bestimmungen zurückzukommen, um so mehr, da
ich es am Schlusse der genannten Abhandlung weiteren Versuchen zur Entscheidung
überlassen habe, ob nicht noch andere Bestandtheile des Bieres auf die Kupferlösung
einzuwirken im Stande seyen und die Menge des auf solche Weise gefundenen Zuckers
vergrößern können. Fernere Versuche haben nun gezeigt, daß dieß allerdings der Fall
ist, indem Dextrin zwar viel geringer als Zucker und nur nach länger fortgesetztem
Kochen reducirend auf die Kupferlösung wirkt, aber doch immerhin so viel, daß die
für Zucker erhaltenen Zahlen erhöht werden. Da nun einerseits, wie bemerkt, die nach
der vereinfachten Methode gefundenen Zahlen zu hoch ausfallen, so dürften
andererseits dieselben wohl stets etwas zu niedrig seyn, wenn man es versucht, den
Zucker aus dem Biere durch Alkohol zu extrahiren, indem es kaum möglich ist, durch
die Behandlung mit Weingeist die ganze Menge des Zuckers zu extrahiren, und daher
das mit Alkohol behandelte Extract stets noch etwas zuckerhaltig bleiben wird. Die
Kupferprobe eignet sich demnach überhaupt nicht für Versuche, welche weniger eine
Vergleichung geringer Biersorten in Beziehung auf ihren durch Dextrin etwas
modificirten Zuckergehalt, als vielmehr eine absolut genaue Zuckerbestimmung im
Biere zum Zwecke haben.
A. Vogel.
Ueber die Zufälle, welche bei Anwendung von Mennigkitt in
Bleichereien, Färbereien und Druckereien stattfinden können, von Persoz.
Ueber diesen Gegenstand hat Persoz im Bulletin de la Société d'Encouragement,
September 1860, S. 554 eine Abhandlung veröffentlicht, deren Inhalt im Wesentlichen
folgender ist.
Es ist bekannt, daß in den gebleichten, gefärbten, gedruckten Geweben mitunter ein
Fleckigwerden während des Processes selbst eintritt, ein Zufall, welcher manchmal
ganz unerklärlich bisher erschien; nach den Untersuchungen von Persoz ist der Grund dieser, für den Fabrikanten sehr unangenehmen
Erscheinung darin zu suchen, daß das Wasser oder Wasserdampf, welcher zu obigen
Industriezweigen verwendet werden soll, sehr häufig durch kupferne, eiserne,
bleierne Röhren geleitet wird, deren Verbindungsstücke mit Mennigkitt verbunden sind; der Mennigkitt wird bekanntlich durch Einrühren
von Mennig in ein austrocknendes Oel (Siccativ) zu diesem Zweck dargestellt. An den
Verbindungsstücken bilden sich nun gewöhnlich Auftreibungen des Kitts, und von
diesem werden Theilchen fortgerissen, wenn durch die Röhren Wasser oder Wasserdampf
hindurchgeleitet wird; gelangen nun solche abgesonderte Theilchen des Mennigkitts in
die Färbeflotten, Bleichflüssigkeiten, Appreturmassen, so sind sie die sehr
unangenehme Veranlassung zur Entstehung von Flecken in den Geweben, wie sich Persoz durch die Untersuchung solcher fleckig gewordenen
Stoffe überzeugt hat, indem er in denselben Blei nachwies, natürlich ohne daß die
gefärbte oder bedruckte Waare selbst mit einem Bleipräparat gefärbt oder bedruckt
worden war.
Um die Entstehung solcher Flecke zu vermeiden, wird es daher erforderlich seyn, bei
oben erwähnten Industriezweigen die Verbindungsstücke der Wasser- oder
Wasserdampfleitungen nicht mit Mennigkitt, sondern mit einem andern nicht
bleihaltigen Kitt zu vereinigen. (Elsner's
chemisch-technische Mittheilungen des Jahres 1860–1861. Berlin 1862.)
Sehr guter Kitt, um Gegenstände von Holz mit Gegenständen
anderer Art zu verbinden; von Dr. Elsner.
Es kommt bekanntlich sehr häufig der Fall vor, Gegenstände von Holz mit Gegenständen
von Metall aller Art, Glas, Stein etc. fest zu vereinigen. Hierzu dient nun nach
meinen Erfahrungen nachstehende Kittmasse.
Leim (Tischlerleim) wird mit kochendem Wasser zur
Leimconsistenz für Tischlerarbeiten gekocht und hierauf der Leimlösung unter
Umrühren so viel gesiebte Asche (Holzasche) hinzugesetzt, daß hierdurch eine Art
firnißähnliche Masse sich bildet. Mit dieser noch warmen Masse werden nun die zu
vereinigenden Flächen der Gegenstände bestrichen und letztere aneinander gedrückt.
Nach dem Erkalten finden sich die Gegenstände so fest verbunden, daß sie nur mit
großer äußerer Gewalt wieder von einander getrennt werden können, ja öfters findet
der neue Bruch an einer ganz frischen Stelle statt, und die eigentliche
Kittverbindung bleibt unverändert. Schleifsteine auf Holztafeln mit obiger Masse
gekittet, halten schon seit jahrelangem Gebrauch zusammen, ebenso Glasreiber für
Emaillefarben, bei denen das Glasstück mit dem Holzgriff durch obigen Kitt vereinigt
worden war u.s.w. Obige Kittmasse ist demnach für die oben angegebenen Zwecke
besonders zu empfehlen. (Elsner's chemisch-technische
Mittheilungen des Jahres 1860–1861. Berlin 1862.)