Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. , S. 312 |
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Miscellen.
Miscellen.
Londoner Ausstellung-Gebäude.
Die Gußwaaren dazu werden in der Staveley Eisenhütte in Derbyshire ausgeführt, deren
Eigenthümer, Hr. Barrow, einer der größten
Eisenhütten-Besitzer Englands, die Construction und Ausführung selbst überwacht. Die
abgelieferten Gußstücke haben sich nach dem Urtheile Sachverständiger als ganz
ausgezeichnet gelungen bewährt. Wir finden da 166 runde Säulen für das Haupt- und
die Querschiffe, 12'' im Durchmesser, mit einer gleichen
Anzahl viereckiger Unterlagspfeiler verbunden; 312 runde 8zöllige Säulen, und 149
viereckige 12zöllige Säulen für die Gallerien, 158 8zöllige und 160 10zöllige Säulen
für die Gemälde-Gallerie, und 62 Säulen, um das Dach zu tragen, das die Lichthöfe
bedeckt. Würden alle diese Säulen, Ende an Ende, an einander gereiht, so würden sie
von dem Ausstellungsgebäude ostwärts bis zu den London-Docks, westwärts bis Kew,
nordwärts bis Hampstead, südwärts bis zum Krystallpalast zu Sydenham reichen. Mit
den übrigen gegossenen Eisentheilen erhält man ein Gewicht von circa 80000
Centnern.
Die Theile, zu denen Schmiedeeisen verwendet wird, werden von der
Themse-Eisen-Gesellschaft geliefert, die auch das gepanzerte Kriegsschiff, den
Warrior, gebaut hat. Das Schmiedeeisen wird besonders bei den beiden großen Kuppeln
und zu den Dächern verwendet werden. Sein Gewicht wird circa 25000 Ctr.
betragen.
Die Ziegeln werden zu Sittingburne in Kent angefertigt, ihre Zahl steigt auf 10
Millionen. Zum Zimmerwerk werden 17000 Ladungen (?) Holz verbraucht. Unterhalb der
Gemälde-Gallerie befinden sich 32 Fenster, 16 Fuß hoch, 13 Fuß breit, und 68 Fenster
von derselben Höhe, aber nur 7 Fuß Breite. Zur Beleuchtung von oben sind 45000
Quadratfuß Glasfenster bestimmt, für die Seitenbeleuchtung des Schiffes und der
Querbaue werden in einer Länge von 1 englischen Meile Rahmen angefertigt. Hr. Ashton wird, ebenso wie beim Ausstellungsgebäude im J.
1851, die Aufstellung und Verbindung der Eisentheile übernehmen. Die
Gemälde-Gallerie wird mit Schiefer, die übrigen Gebäude mit Dachfilz gedeckt werden,
mit Ausnahme derjenigen Theile, wo man ornamentale Dachdeckungs-Methoden in ihrer
Anwendung zeigen will. Der Grund besteht aus einer starken Kieslage, auf der man
noch einen Betonschlag gegeben, auf dem nun Ziegelpfeiler, mit Steinplatten
abgedeckt, als Träger der Säulen aufgeführt werden. Diese Steinplatten für die
großen Pfeiler der Kuppeln wiegen über 20 Ctr.
Für die Aussteller, besonders die Fremden, soll ein besonderes Clubhaus, und ebenso
von einer der größten Firmen Londons eine internationale Ausstellungs-Agentur
errichtet werden.
Ueber die geneigte Ebene bei St. Germain, von Couche.
Auf dieser Bahnstrecke, welche 1800 Meter (1/4 Meile) lang ist, und deren Steigung
allmählich bis zu 1 : 29 (auf 1000 Meter Länge) zunimmt, war seit 15 Jahren das
atmosphärische System des Eisenbahn-Betriebes versuchsweise in Anwendung. Das Ergebniß dieses kostspieligen Versuches ist eine totale
Verurtheilung des genannten Systems, welches sich als theurer, unbequemer
und unzuverlässiger als der Locomotivbetrieb erwiesen hat. Die jetzt auf der
geneigten Ebene fahrenden Locomotiven haben 6 gekuppelte Räder von 5 Fuß
Durchmesser, und schaffen mit Leichtigkeit 8 Personen- mit 1 Gepäckwagen hinauf. Der Verfasser glaubt,
daß unter Umständen das atmosphärische System noch mit Vortheil anzuwenden sey,
namentlich wenn eine reichliche und kostenlose Kraftquelle zu Gebote stehe, und wenn
starke Steigungen mit scharfen Curven verbunden sehen, wie dieß in Gebirgen oft
vorkomme. (Annales des mines, 1859; Zeitschrift des
hannoverschen Architekten- und Ingenieurvereins, 1861, Bd. VII S. 323)
Neue Kochmaschinenplatten.
Dem Töpfermeister Schaffrath in Dresden ist es gelungen,
eine neue Art von Kochmaschinenplatten zu erfinden, durch welche manchen Mängeln der
bisherigen theilweise oder ganz abgeholfen wird. Dieselben sind, statt gerade,
gewellt, wie man ja auch gewelltes Blech zum Dachdecken verwendet.
Die in Sachsen patentirten Falzplatten haben vermöge ihrer Construction darin den
Vorzug, daß dieselben in Hinsicht auf die bisherigen glatten Falzplatten sowohl zur
Aufnahme als Ausströmung der Hitze doppelte Fläche bieten, und demzufolge nicht nur
schnelleres Kochen bewirken, sondern auch bedeutende Ersparniß an Heizungsmaterial
erzielt wird. Auf den gewöhnlichen glatten Platten erzeugen sich in deren glühendem
Zustande beim Daraufstellen von gefülltem Kochgeschirr unter dem Boden des letzteren
schwarze Ringe, welche man beim schnellen Wegnehmen des Gefäßes sehen kann, und die
von darunter angesammelter kalter Luft und Feuchtigkeit herrühren, wodurch das
Kochen erschwert und eine Unregelmäßigkeit im Kochen der Speisen hervorgerufen wird.
Durch die auf den Patentplatten befindlichen Rippen fällt dieser Uebelstand von
selbst weg, da die Luft unter dem Boden des Gefäßes ausströmen und die Feuchtigkeit
verdunsten kann. Gleichzeitig wird auch das Anbrennen der Speisen verhütet, ohne
öfteres Umrühren nöthig zu haben. Dabei geben die auf beiden Seiten der
Patentplatten befindlichen Rippen der Platte eine weit größere Spannung, als es bei
den ebenen Platten der Fall ist, wodurch das so häufige Springen vermieden wird.
(Neueste Erfindungen.)
Ueber die große elektrische Lichtproduction auf dem alten
Museum in Berlin, am 22. October 1861.
Vom Magistrat zu Berlin beauftragt, an diesem Abend durch ein größeres elektrisches
Licht vom Museum aus den Lustgarten und das königliche Schloß zu beleuchten,
beschlossen wir die uns freigebig vom Magistrat bewilligten Mittel zu einem
möglichst großartigen Experiment zu verwenden, und sind gern bereit im Interesse der
Wissenschaft die dabei gemachten praktischen Erfahrungen der Oeffentlichkeit zu
übergeben.
480 Kohlenelemente, 11 Zoll hoch (Preisverzeichniß von Keiser und Schmidt
D. a. Seite 11), die Kohle 40 Quadratzoll Oberfläche
innerhalb des Thoncylinders, waren in dem vom Magistrat äußerst solid auf das Dach
des alten Museums gebauten Bretterhause in 4 Batterien à 120 Elemente so aufgestellt, daß Zink auf Kohle nach Art der
Telegraphirbatterie verbunden, jede einzelne Batterie eine Säule von 120
Plattenpaaren bildete. Die Leitungsdrähte dieser 4 Batterien traten von den 8
Endpolen in 2 vierfache Polklemmen des Regulators ein, so daß in der rechten die 4
Zinkpoldrähte, in der anderen die 4 Kohlenpoldrähte eingeschraubt wurden.
Der Regulator war der von uns construirte, im Jahrgang 1860 des polytechn. Journals
Bd. CLV S. 75 beschriebene, in einmal
vergrößertem Maaßstabe, so daß die Eisenkerne des Elektromagneten 27 Millimeter, der
stark mit Seide bewickelte Kupferdraht, auf die bedeutende Zahl der Elemente
berechnet, 6 Millimeter dick war. Die durch die Elektromagneten gehaltene
regulirende obere Eisenstange war 12 Millimeter im Quadrat dick und 63 Centimet.
lang.
Um einen Begriff von der Großartigkeit des Experiments zu erhalten, diene als
Maaßstab die Thatsache, daß 8 in dieser Arbeit erfahrene Leute mit Aufstellen,
Verbinden und Füllen dieser 480 Elemente von Morgens 8 Uhr mit einstündlicher
Unterbrechung bis Abends 5 1/2 Uhr beschäftigt waren.
Die Entladungen der einzelnen Batterien wurden beim Füllen der letzten Elemente so
stark, daß trotz aller Isolirung durch Seide und Gummischuhe einzelne Arbeiter zum
weiteren Dienst unbrauchbar zurücktreten mußten, trotzdem Maaßnahmen getroffen
waren, die Leitungsfähigkeit des Fußbodens (durch Uebergießen von Salpetersäure
verursacht) möglichst zu verhindern.
Nachdem die Batterien seit 5 1/2 Uhr gefüllt, schlossen wir, der spät eintretenden
Dunkelheit wegen, erst um 6 3/4 Uhr durch Herablassen der oberen Eisenstange, die
Kette. Der erste Effect des blendenden Lichtes war ein über alle Beschreibung
prachtvoller, nur mit dem Aufzucken eines nahen Blitzes zu vergleichen, und
überraschte selbst Leute, denen die Erscheinungen des elektrischen Lichtes seit
Langem zur Gewohnheit geworden; noch mehr wurden wir indeß überrascht, als aus dem
großen Lichtbogen trotz gänzlicher Windstille eine mitunter bis 3 Fuß lange
mattblaue Flamme hervorschlug, welche die Holztheile unseres Regulators und unser
ganzes Batteriehaus zu ergreifen drohte.
Diese eben so unangenehme als unerwartete Erscheinung hätte uns bald veranlaßt das
ganze Experiment aufzugeben, und nur die Anwesenheit dreier Feuerwehrleute konnte
uns bestimmen, dasselbe fortzusetzen. Durch fortwährendes Befeuchten, besonders des
Regulators, dessen sämmtliche Metalltheile glühten, gelang uns dieß eine halbe
Stunde, bis, wegen beinahe gänzlicher Verbrennung der Kohlenspitzen, wir uns
genöthigt sahen, eine Pause zu machen. Die herausgenommene obere Kohlenspitze, die,
als wir sie einspannten, 12 Zoll lang, 3/4 Zoll im Quadrat hatte, war nur noch 3
Zoll lang und so dünn wie ein Bleistift, ein Zeichen, daß sich dieselbe nicht bloß
an der Spitze, sondern der ganzen Länge nach, wahrscheinlich durch die Flamme,
verzehrt hatte.
Es wurde jetzt eine 1 Quadratzoll dicke Kohlenspitze eingesetzt und die Kette von
Neuem geschlossen. Obgleich dießmal die aus den Kohlenspitzen aufsteigende Flamme
nicht so mächtig als bei der ersten Production war, so brannte doch immer eine helle
Flamme, die von vorn durch den Glanz des elektrischen Lichtes verdeckt, von hinten,
d.h. hinter dem Spiegel, deutlich sichtbar blieb, und mußten wir auch dießmal die
Befeuchtung des Regulators unausgesetzt fortsetzen.
Die Kohlenspitzen hielten sich wieder nur etwas über eine halbe Stunde und waren, als
wir sie dann bei der zweiten Pause Herausnahmen, wieder so dünn wie ein
Bleistift.
Wir hätten gern noch stärkere Kohlenspitzen verwendet, doch hatten wir dieselben
nicht zur Hand, und setzten deßhalb mit der zum Kohlenspitzen-Auswechseln nöthigen
Unterbrechung unsere Production mit bestem Erfolge bis Abends 11 Uhr fort.
Auffallend war, daß, sofort nach dem Oeffnen der Kette, der besonders gegen das Ende
einer halbstündigen Production äußerst beschwerliche Dampf der salpetrigen Säure
sofort verschwand, und sich erst nach dem Schließen der Batterie allmählich wieder
bemerkbar machte.
Der Regulator regulirte den ganzen Abend ohne den geringsten Fehler; nicht ein Zucken
störte die Gleichmäßigkeit des schönen Sterns, den wohl Mancher, der mit Behagen in
dieß edle klare Licht schaute, für ein Bild der ruhig leuchtenden Sonne, nicht aber
für das hielt, was er war – ein mit Mühe gefesselter Blitz.
Keiser und Schmidt in
Berlin.
Anwendung von Elektricität in der Eisenindustrie.
Im Jahre 1853 wurde von Arthur Wall zu Birmingham ein Patent genommen auf Anwendung
von Elektricität, um beim Raffiniren des Eisens die darin befindlichen
Unreinigkeiten gründlich und leicht zu entfernen.Wall's Patentbeschreibung wurde im polytechn.
Journal Bd. CXXIX S. 420
mitgetheilt. – Kürzlich hat August Winkler
im polytechn. Journal Bd. CLXI S.
305 aus theoretischen Gründen nachgewiesen, daß die Elektrolyse
des Roheisens im Herde eines Hohofens möglicherweise eine brauchbare
Reinigungsmethode des Roheisens von den für die Stahlfabrication so
schädlichen Beimengungen des Schwefels und Phosphors werden könnte. Als
positive Elektrode hätte man nach Winkler's
Vorschlag
ein reines Eisen- oder Manganerz anzuwenden, durch welches Phosphor und
Silicium oxydirt und als Schlacke abgeschieden werden, während Schwefel und
Kohle als schweflige Säure und Kohlenoxyd entweichen; als negative Elektrode
gereinigte Kohle, durch welche das Eisen immer mit Kohlenstoff gesättigt
erhalten wird.A. d. Red. Das Verfahren bestand darin, durch das geschmolzene und im Abkühlen begriffene Metall einen
starken Strom galvanischer Elektricität zu leiten. Die Resultate, welche man
erhielt, waren sehr viel versprechend, allein da die Kosten für Batterien, Säuren
etc. bedeutend waren, und der Proceß viel Sorgfalt und Aufmerksamkeit erforderte, so
hielt man dafür, daß die Erfindung erst noch weiter verfolgt werden müsse, um sie
der praktischen Anwendung fähig zu machen. Professor Fleury nun, ein verdienter New-Yorker Chemiker, hat in letzterer Zeit den
Gegenstand eifrig verfolgt, und es ist ihm, wie er glaubt, gelungen, alle
Schwierigkeiten zu überwinden. In einer interessanten, den Gegenstand betreffenden
Abhandlung schreibt er: „Indem ich Versuche anstellte über die Wirkung der
galvanischen Elektricität auf Eisen und andere Metalle, kam ich zufällig zu dem
eigenthümlichen Schlusse, daß die Zähigkeit und die sehnige Beschaffenheit des
Schmiedeeisens, so wie die feinkrystallinische Textur des Stahls nicht, wie man
allgemein annimmt, von dem verschiedenen Kohlungsgrade abhängt, sondern daß es
durch freiwerdenden Stickstoff, welcher sich mit einem kleinen Theile
Kohlenstoff verbindet, bewirkt wird, wenn das Eisen eine kugeligkörnige Structur
annimmt. Ich fand ferner, daß bei Anwendung von Elektricität bei starker
Glühhitze die chemische Verwandtschaft der verschiedenen Verunreinigungen
gänzlich aufgehoben wurde, und letztere, bei gleichzeitiger Einbringung von
Ammoniakverbindungen in die glühende Masse, in Gasform entfernt
wurden.“ – Um sich zu vergewissern, daß seine Theorien richtig
waren, erwirkte sich Fleury von den Besitzern der großen
Eisenwerke in New-Jersey die Erlaubniß, Versuche in großartigem Maaßstabe ausführen
zu dürfen. Er that dieß in Verein mit einem praktischen englischen Hüttenmann, Hrn.
Adams. Die Resultate übertrafen seine
Erwartungen.
Was die Vortheile betrifft, welche er durch seinen Proceß erreichen will, so ist dieß
die Production eines billigen und sehr guten Eisens. Er schreibt: „In
einem Doppelpuddelofen wurden mehrere Chargen (jede zu 950 Pfd.) alten
schlechten Roheisens nach meinem Verfahren behandelt, und obwohl der dabei
benutzte Apparat sehr mangelhaft und von ungenügender Stärke war, so wurden doch
aus dem Producte, nachdem es packetirt und übergeschweißt war, in einer Hitze
Bleche gewalzt und Nägel davon geschnitten.“ Das alte verarbeitete
Eisen kostete 40 Shil. pro Tonne, und die Qualität des
erzeugten Schmiedeeisens war eine solche, daß die Tonne zu 9 oder 10 Pfd. Sterl.
verkauft werden konnte. Es ist dem Erfinder endlich auch gelungen, sowohl den
Proceß, als auch den galvanischen Apparat bedeutend zu vereinfachen, und er ist in
Stand gesetzt, den letzteren zu 80 bis 200 Pfd. Sterl., je nach der Anzahl der
Puddelöfen, herzustellen. Die Kosten des Processes belaufen sich, wenn Abnutzung des
Apparates, Gas etc. mit eingerechnet wird, auf 10 bis 12 Shill. pro Tonne Eisen. Es werden jetzt Vorkehrungen getroffen,
um das Verfahren bei verschiedenen großen Walzwerksetablissements einzuführen.
Außerdem sind Fleury und Adams
jetzt darüber aus, ein Verfahren festzustellen, durch welches auf eine ähnliche
Weise – vermittelst Elektricität – der Franklinit so zu gute gemacht
werden kann, daß alles Zink daraus gewonnen wird, welches jetzt meistens verloren
geht, oder, wenn gewonnen, doch so unrein ist, daß es nur geringen Werth hat. (Mining Journal, 1861, Nr. 1329; berg- und
hüttenmännische Zeitung Nr. 47.)
Die Einführung der Bessemer'schen
Stahlfabrication in Indien.
Obwohl der Bessemer'sche Proceß in England verhältnißmäßig
wenig angewandt wird, so ist sein Ruf doch bis nach Indien gedrungen und es hat sich
die Lebensfähigkeit der Erfindung vollkommen bestätigt, indem die Resultate so
günstig ausfielen, als man nur erwarten konnte. Wir freuen uns, die Einführung des
Bessemerprocesses in Indien mittheilen zu können,
nicht nur weil dadurch ein neuer Beweis für seine Vortheilhaftigkeit geliefert wird,
sondern auch, weil wir glauben, daß er wesentlich dazu beitragen wird, die pecuniären
Verhältnisse der Ostindischen Eisen-Compagnie günstiger zu gestalten, deren
Theilhaber für ihre Ausdauer und Beharrlichkeit mit Recht belohnt zu werden
verdienen. Die Schwierigkeiten, mit denen die Gesellschaft zu kämpfen hat, sind
allerdings groß; ein ungeheurer Mangel an Brennmaterial ist jedoch immer das
unübersteiglichste Hinderniß gewesen.
Es ist ein Vierteljahrhundert her, seit die europäische Methode der Zugutemachung von
Eisenerzen in Indien bekannt wurde, indem die Ostindische Eisen-Compagnie etwa im
Jahre 1835 ihre Operationen zu Porto Novo mit dem Baue von Hohöfen, Schmiedefeuern
und Walzwerken begann. Seitdem sind zu Bigpoor, Poolamputty und Trincomalei andere
Werke ins Leben gerufen, und obwohl der Erfolg nicht ein solcher gewesen ist, wie
ihn die Reichheit der Lagerstätten erwarten ließ, so ist dieß immer noch kein Grund
zur Entmuthigung gewesen. Wir haben schon bemerkt, daß die Brennmaterialfrage die
größte Schwierigkeit war, welche sich darbot. Nach den Erfolgen der neuesten
Versuche der Stahlerzeugung nach Bessemer scheint es, daß
diese Frage durch Einführung des Processes ihrer vollständigen Lösung
entgegengeht.
Bei Abschätzung des Werthes des Bessemer'schen Processes
für Indien darf man mit England keine Parallele ziehen, wo bei dem Reichthum von
fossilen Brennstoffen eine geringe Brennmaterialvergeudung nicht sehr geachtet wird;
in Indien, wo Eisenerze im Ueberfluß, Brennstoffe in Gestalt von Holzkohle aber in
äußerst geringer Menge vorhanden sind, ist dagegen jeder Proceß, bei welchem
Brennmaterial erspart wird, von der außerordentlichsten Wichtigkeit. Der Einwurf,
welcher in England hauptsächlich gegen die Bessemer'sche
Erfindung erhoben wird, ist der, daß, obwohl bei dem Processe keine Kohlen
verbraucht würden, doch durch den bedeutenden Eisenabbrand der Vortheil wieder
verloren gehe. Abgesehen von der Unwahrheit dieser Behauptung muß in Erwägung
gezogen werden, daß in Indien, der oben beregten Verhältnisse wegen, immerhin schon
etwas Eisen, welches ja im Ueberfluß vorhanden ist, verloren gehen kann, wenn nur
dadurch Kohlen gespart werden, und deßhalb ist anzunehmen, daß in Indien das Bessemer'sche Verfahren allgemeine Verbreitung finden
wird. (Mining Journal, 1861, Nr. 1331; berg- und
hüttenmännische Zeitung Nr. 47.)
Verfahren um den Kupfervitriol von Eisen zu reinigen; von A.
Bacco.
Um den Kupfervitriol vollständig von Eisen zu befreien, löst man ihn in Wasser auf,
und vermischt die Lösung mit kohlensaurem Kupferoxyd, welches durch Niederschlagen
einer Portion der Kupfervitriollösung mit kohlensaurem Natron und Auswaschen des
Niederschlags mit Wasser dargestellt, und im feuchten, breiförmigen Zustande
verwendet wird. Durch das kohlensaure Kupferoxyd wird alles Eisen, auch das als
Oxydul vorhandene, in Gestalt von Oxyd niedergeschlagen, während eine entsprechende
Menge Kupferoxyd sich auflöst. Nach genügender Einwirkung filtrirt man die reine
Kupfervitriollösung von dem Niederschlage ab. (Moniteur
industriel, 10. October 1861.)
Messingguß, der so scharf fällt wie Lettern.
Nach Hrn. Eisenwerks-Director Haberland ist die
Zusammensetzung dieser Legirung folgende:
a) Für Bronze: 100 Pfd.
Kupfer und 11 Pfd. Zinn; gut gearbeitete, getrocknete Formen aus fettem Formsand,
welcher mit Wasser angemischt ist, und recht flüssiges Metall, ergibt Abgüsse wie
geprägt.
b) Für Messing: 87 Pfd.
Kupfer und 13 Pfd. Zink. Die Formen wie bei der Bronze. (Monatsblatt des
hannoverschen Gewerbevereins, 1861, Nr. 7.)
Ueber die Anwendung des Zinnsalzes zur Entfernung von
Rostflecken.
In den letzten Nummern verschiedener technischer Zeitschriften cursirt ein Aufsatz,
in welchem eine verdünnte Zinnsalzlösung sehr angelegentlich zur Entfernung von
Rostflecken aus Wäsche empfohlen wird; die Flecke sollen fast augenblicklich darin
verschwinden. Da derselbe Aussatz schon im Jahre 1840 durch mehrere technische
Journale, unter anderen durch das polytechn. Journal Bd. LXXV S. 79 zur Kunde des Publicums
gekommen ist, und seit der Zeit das Zinnsalz doch meines Wissens keinen rechten
Eingang zu diesem Zwecke gefunden, und die gebräuchlichen Mittel, Oxalsäure und
Kleesalz, nicht im Mindesten verdrängt hat, so schien es mir wohl der Mühe werth zu
seyn, die Wirksamkeit derselben durch Versuche mit einander zu vergleichen.
Es wurden zu diesem Zwecke folgende Lösungen hergestellt:
1a)
1
Theil
Zinnsalz
auf
10
Theile
Wasser.
1b)
1
„
Oxalsäure
„
10
„
„
2a)
1
„
Zinnsalz
„
20
„
„
2b)
1
„
Oxalsäure
„
20
„
„
2c)
1
„
Kleesalz
„
20
„
„
3a)
1
„
Zinnsalz
„
40
„
„
3b)
1
„
Oxalsäure
„
40
„
„
2d)
1
„
Kleesalz
„
40
„
„
Die Rostflecke, welche entfernt werden sollten, befanden sich in alten, geplätteten
Handtüchern, waren allem Anscheine nach selbst schon ziemlich alt, und befanden sich
in dem Zustande, wie sie meistens in der Wäsche vorkommen und zu entfernen sind. Aus
den Handtüchern wurden nun etwa handgroße Stücke mit den Flecken herausgeschnitten,
und um vor Irrthümern möglichst bewahrt zu seyn, in jede Lösung mindestens 5 solcher
Stücke gebracht. Zugleich wurde dafür gesorgt, daß in Lösungen von gleicher Stärke
auch Flecke von gleicher Intensität kamen. Alle Lösungen wurden in kaltem Zustande
angewandt.
Das Resultat der Beobachtungen war folgendes:
In den Oxalsäure-Lösungen waren selbst die stärksten
Flecke in 1b nach etwa 20, in 2b nach 25, in 3b nach 30 Minuten vollständig
verschwunden.
In den Kleesalz-Lösungen verschwanden die Flecke in 2c und 2d ziemlich
gleichmäßig nach etwa 30 Minuten.
In den Zinnsalz-Lösungen war an den Roststecken nach 3 1/2
Stunden nur eine sehr schwache Veränderung zu bemerken, und selbst nach einem
Zeitraume von 3 Tagen waren dieselben noch deutlich sichtbar.
Durch eine vollständig concentrirte Zinnsalzlösung wurden die Rostflecke nach
dreitägiger Einwirkung beseitigt.
Solche Rostflecke, die 3 1/2 Stunden in den Zinnsalzlösungen gelegen hatten, dann
sorgfältig ausgewaschen und in die Oxalsäure- oder Kleesalzlösungen gelegt wurden,
verschwanden alle nach 10 bis 15 Minuten.
Bei Tinteflecken verhielten sich die Lösungen ähnlich. Das Zinnsalz war am wenigsten
wirksam. Das Kleesalz zeigte sich hier indessen wirksamer als die Oxalsäure, indem
darin die Flecke jedesmal etwas rascher verschwanden.
Auf frisch gefälltes Eisenoxyd wirkt das Zinnsalz allerdings ziemlich rasch,
vorzüglich im erwärmten Zustande; hat es sich aber nur einmal im trockenen Zustande
befunden, wie es bei Rostflecken in der Wäsche ja in der Regel der Fall ist, so ist
die Wirkung außerordentlich langsam, selbst wenn die Flüssigkeit bis zum Kochen
erhitzt wird.
Aus den Versuchen läßt sich wohl der Schluß ziehen, daß Zinnsalz zur Entfernung der
Rostflecke sowohl als der Tinteflecke nur sehr geringe Empfehlung verdient. Hörmann. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins,
1861, Nr. 8.)
Zur Bleiweiß-Fabrication.
Nach Th. Cobley wird das Bleiweiß wesentlich verbessert,
deckt besser, verändert weniger seine Farbe und trocknet rascher, wenn man dasselbe
mit einer Auflösung von Borax zusammenbringt. Auch das Bleioxyd, das zum Glasiren von Töpfergeschirren
benutzt wird, gibt durch Zumischung von Borax eine weniger zur Erzeugung von
Haarrissen geneigte Glasur. (Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 23.)
Farbloses Siccativ von Verhaeren.
Man läßt Bleioxyd mit Leinöl im Wasserbade bis zur gehörigen Consistenz kochen und
verdünnt hernach das so erhaltene Product mit Terpenthinöl.
Das so dargestellte Siccativ ist klar, durchsichtig, enthält keine schädliche
Substanz, und kann mit allen Farben angewandt werden, ohne deren Nüancen zu
verändern. Besonders vortheilhaft ist es für die weiße Farbe. (Armengaud's
Génie industriel, November 1861, S. 263.)
Ueber Fabrication der Dachpappe.
Dr. Theodorich Plagge in
Darmstadt beschreibt die Fabrication der Dachpappe, wie er sie im Nassauischen
gesehen, wie folgt: In die mit kochendem Theer gefüllten Kessel werden starke Pappen
getaucht, und übereinander geschichtet etwa 5 Stunden darin belassen. Nach dem
Herausnehmen werden sie mit grob gepulvertem Granit (mittelst Blechsieb) bestreut
und dann an der Luft getrocknet. Innerhalb einer Stunde können 1000 Quadratfuß
solcher Dachpappen gefertigt werden. Zwei Arbeiter genügen dazu. Für die Größe der
Production von 1000 Quadratfuß per Stunde sind 20
Quadratfuß Heizfläche und 2 bis 3 Quadratfuß Rostraum nöthig. Auf 1 Centner Pappe =
1000 Quadratfuß rechnet man 3 Centner Theer. Der Erwerbszweig ist sehr lucrativ, da
der Quadratfuß Dachpappe mit 2 Kreuzer bezahlt wird.
Die Redaction unserer Quelle bemerkt hierzu Folgendes. Von verschiedenen Seiten wurde
uns mitgetheilt, daß Versuche, sich selbst den Bedarf an Dachpappen für kleinere
Gebäude, Gartenhäuschen u. dergl. durch Eintauchen der trockenen Pappen in siedenden
Theer darzustellen, mißglückt seyen, indem es selbst bei wiederholtem Eintauchen der
Pappen in den siedend heißen Theer nicht gelungen sey,
die ganze Dicke des Pappendeckels mit Theer zu tränken.
Die verschiedenen Mittheilungen über die Darstellung der Theerpappen, oder der
sogenannten Steinpappen, welche in technischen Journalen erschienen sind, geben gar
kein anderes Verfahren an. Es ist deßhalb von Interesse zu bemerken, daß nach einer
uns von anderer Seite zugekommenen Mittheilung die Durchdringung der Pappen durch
den Theer in folgender Weise erzielt werden kann. Man taucht zunächst, wie dieß
gewöhnlich geschieht, die trockenen Pappen in siedend heißen Theer, läßt dann
trocknen, und taucht hierauf diese einmal theergetränkten Pappen in siedendes
Wasser. Hierdurch soll sich der Theer von der Oberfläche der Pappen nach dem Innern
ziehen. Nachdem die Pappen wieder getrocknet sind, werden sie wiederholt in heißen
Theer getaucht, und mit feinem Kies, Steinpulver u. dgl. bestreut. (Gewerbeblatt f.
d. Großh. Hessen, 1861, S. 209.)
Neuer Cement.
In England wird viel Gebrauch gemacht von einem Cement, den Hr. P. Spence von Manchester aus dem Gaskalk und den Rückständen
der Fabrication von schwefelsaurer Thonerde anfertigt. Beide werden gepulvert und im
Verhältniß von 2 : 1 genau gemischt, dann mit einer Lösung von Zinkvitriol (1 Theil
Zinkvitriol und 4 1/2 Theile Wasser) angemacht, und mit der Hand in Ziegeln geformt,
die man trocknet und in einem Kalkofen bei gelinder Hitze brennt. Man zerschlägt sie
alsdann in Stücke, die man in gut schließenden Tonnen aufbewahrt. Indem man sie fein
mahlt, erhält man ein graugelbes Pulver, das einen ausgezeichneten Cement abgibt. Es
scheint, als ob die
feinvertheilte Kieselsäure, die beim Behandeln des Thons mit concentrirter
Schwefelsäure zurückbleibt, das gebildete Schwefelcalcium und den kohlensauren Kalk
des Gaskalks zerlegt, und so den Cement bildet. Die Beimischung von Zinkoxyd
verhindert die Flechtenbildung auf dem Cement. (Cosmos,
1861, vol. XIX p. 483.)
Empfehlenswerther Anstrich für gedielte Fußböden.
Zu einem Zimmer von circa 400 Quadratfuß Grundfläche nehme man 5 Loth weißes Wachs, 2
Loth Potasche, 1 1/2 Loth besten Ocker, 2 Loth ungebrannte Terra di Siena und 3 Quartier (circa 6 Pfund)
Regenwasser, und, je nachdem man den Fußboden gelblich oder röthlich und mehr oder
weniger transparent zu haben wünscht, entweder gar nicht oder höchstens bis zu 1
Loth Orlean.
Diese Substanzen koche man in einem eisernen oder, in Ermangelung desselben, in einem
gut glasirten irdenen Topfe, unter fleißigem Umrühren, 2 Stunden lang. Hierauf trage
man die heiße Farbmasse mit einem Pinsel in ähnlicher
Weise, wie dieses bei einem Oelfarbanstrich geschieht, auf den zuvor rein
gescheuerten und gehörig abgetrockneten Fußboden, lasse dieselbe eintrocknen, was
nur einige Stunden Zeit erfordert, und reibe dann den Fußboden entweder mit einer
gewöhnlichen Bohnerbürste oder mittelst einer durch Blei beschwerten großen
Schrubbürste an langem Stiele so lange, bis er blank oder glänzend wird.
Um den Fußboden glänzend zu erhalten, wird derselbe, nach der täglichen Reinigung mit
einem Haarbesen, mit einem wollenen Tuche nachgerieben und alle 8 Tage gebürstet.
Bei täglichem Gebrauche des Zimmers hält ein solcher Anstrich sich etwa 1/2 Jahr,
und muß dann in gleicher Weise erneuert werden; mit heißer Sodalösung läßt er sich
ganz wieder entfernen.
Dieser Anstrich gibt dem Fußboden das schöne Ansehen eines gebohnten Fußbodens, er
ist wohlfeil, leicht ausführbar und geruchlos, auch kann der angestrichene Fußboden
sofort wieder benutzt werden. (Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1861,
Nr. 7.)
Ueber einige der zum Schiffbau verwendeten Holzarten; von Dr. Fr. Crace Calvert.
Dr.Calvert hat sich vorgenommen die chemische
Zusammensetzung der verschiedenen, jetzt in der Marine angewendeten Holzarten zu
ermitteln, insbesondere weil es von großer Wichtigkeit ist zu wissen, welches Holz
sich zum Bau der neuen mit Schmiedeeisen gepanzerten Fregatten am besten eignet.
Bei der Untersuchung der verschiedenen Holzarten hat es sich entschieden
herausgestellt, daß einige ausländische Holzarten dem englischen Eichenholz
vorzuziehen sind. Daß dem englischen Eichenholz bisher der Vorzug zuerkannt wurde,
erklärt sich dadurch, daß wir die schätzbaren Eigenschaften mehrerer Holzarten der
tropischen Climate nicht kannten, in welchen der lösliche und sehr zersetzbare
Gerbstoff entweder durch Harze oder durch dem Kautschuk ähnliche Substanzen ersetzt
ist. Dieß ist der Fall bei Moulmein Thekaholz, Santa Maria-Holz, Moraholz und
Honduras Mahagonyholz, was denselben für den Bau eiserner Schiffe einen großen
Vorzug vor dem Eichenholz gibt. So hat Dr.
Calvert gefunden, daß in derselben Zeit und unter
gleichen Umständen das Schmiedeeisen durch das Eichenholz zwei- bis dreimal
schneller angegriffen wird als durch die vorher erwähnten Holzarten.
Ferner hat er beobachtet, daß wenn man gleich große Würfel der verschiedenen
Holzarten fünf Monate lang mit Wasser in Berührung läßt, sie respective folgende
Procente ihres Gewichts verlieren: im Saft stehendes Eichenholz, 24; trockenes
Eichenholz, 12; afrikanisches Thekaholz, 3 1/2; Moraholz, 4; Honduras Mahagonyholz,
3; Santa Maria-Holz, 1 6/10; Greenheart (ein hartes westindisches Holz zu
Blocknägeln), 5 6/10; Moulmein Thelaholz, 1 7/10.
Hinsichtlich des Beschimmelns oder Verderbens verhalten sich diese Holzarten
folgendermaßen: im Safte stehendes Eichenholz, verdirbt schnell; getrocknetes
Eichenholz, viel weniger; afrikanisches Thekaholz und Honduras Mahagonyholz, in
beschränktem Grade; Moraholz, Santa Maria-Holz und Moulmein Thekaholz verderben gar
nicht.
Dr. Calvert wird nächstens
weitere Details in einer vollständigen Abhandlung veröffentlichen, hält es aber für
seine Pflicht sofort zu erwähnen, daß er während seiner Untersuchungen einen großen
Unterschied zwischen dem im Sommer und dem im Winter gefällten Eichenholz gefunden
hat. Das im Winter gefällte Eichenholz enthält viel Gerbstoff;
hingegen das im Sommer gefällte wenig oder keinen Gerbstoff, aber viel
Gallussäure. Bei der Untersuchung einiger ihm übergebenen Proben des Holzes
von den faul (mürbe) gewordenen Kanonenbooten, fand er, daß die chemische
Zusammensetzung desselben identisch ist mit derjenigen von nicht getrocknetem, im
Sommer gefällten Eichenholz. (Nach einem Vortrage in der chemischen Section der zu
Manchester versammelten British Association. –
Aus dem Mechanics' Magazine September 1861, S. 190.)
Ueber die Farbe des Wassers, von Dr. C. G. Wittstein.
Der Verf. veröffentlichte eine größere Abhandlung über die Farbe des Wassers, aus
welcher wir hier die Resultate, zu denen derselbe gelangte, mittheilen:
1) Das reine Wasser ist nicht farblos, sondern blau.
2) Die mineralischen Stoffe, welche ein Wasser enthält, verändern die Farbe desselben
nicht.
3) Die verschiedenen Farben, welche die Gewässer in der Natur zeigen, rühren vielmehr
von aufgelöster organischer Materie her.
4) Diese organische Materie befindet sich durch Hülfe von Alkali aufgelöst, ist in
Masse tief braunschwarz, in verdünnter Lösung gelb bis braun, und gehört zu den
sogenannten Humussäuren.
5) Die Quantität der aufgelösten organischen Materie hängt lediglich von der
Quantität des vorhandenen Alkalis ab.
6) Je weniger organische Substanz das Wasser enthält, um so weniger weicht seine
Farbe von der blauen ab; mit der Zunahme der organischen Substanz geht die blaue
Farbe allmählich in die grüne und aus dieser, indem das Blau immer mehr
zurückgedrängt wird, in die gelbe bis braune über.
7) Während ein jedes Wasser die eine Bedingung seiner von der natürlichen blauen
abweichenden Färbung, die Humussäure, stets reichlich vorfindet, ist die andere
Bedingung das Alkali, in sehr ungleichem Grade vertheilt; die an (freiem) Alkali
ärmsten Wasser nähern sich daher auch am meisten der blauen Farbe, und erst mit der
Zunahme des Alkalis, resp. mit der dadurch bewirkten Zunahme an aufgelöster
Humussäure, nimmt das Wasser eine grüne, gelbe bis braune Farbe an.
8) Die Natur des von dem Wasser berührten Gesteines ist also einzig und allein
maaßgebend für die Farbe des Wassers.
9) Periodische Aenderungen in der Farbe eines und desselben Wassers sind nicht Folge
eines wechselnden Gehaltes an organischer Substanz, sondern rühren von
atmosphärischen Einflüssen (bewölktem Himmel etc.) her.
10) Als allgemeine Regel gilt, daß ein Wasser um so weicher ist, je mehr es sich der
braunen, und um so härter, je mehr es sich der der blauen Farbe nähert; die Ursache
liegt aber nicht in einem größeren oder geringeren Gehalte an organischer Substanz,
sondern in einem größeren oder geringeren Gehalte an Alkali, von welchem erst
wiederum der Gehalt an organischer Substanz abhängt. (Wittstein's Vierteljahresschrift, Bd. X S. 342; chemisches Centralblatt,
1861, Nr. 46.)