Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. , S. 394 |
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Miscellen.
Miscellen.
Dampf unter hohem Druck und mit starker Expansion, als
Triebkraft.
Solcher Dampf wird durch Dr. A. W. Williamson und Hrn.
Loftus Perkins in London (Mining
Journal) zur Anwendung vorgeschlagen. Der Kessel ist aus einer Anzahl enger
horizontaler Röhren zusammengesetzt, welche in Seitenständern liegen. Dieselben sind
durch verticale Röhren an den Enden verbunden, und gestatten so die Circulation des
darin enthaltenen Wassers. Wegen ihrer großen Wandstärke und ihres geringen
Durchmessers können sie mit Sicherheit einem ungemein hohen Drucke widerstehen.
Einzelne Röhren können leicht ausgeschaltet, und wenn nöthig, reparirt werden, ohne
den Betrieb zu beeinträchtigen. Sie dürfen natürlich nur mit sehr reinem
destillirten Wasser gespeist werden, indem Absätze von Kesselstein dieselben leicht
verstopfen könnten. Die nothwendige Bedingung ist dann aber auch ein
Oberflächencondensator, der es erlaubt, allen erzeugten Dampf niederzuschlagen und
das reine Wasser wieder zur Speisung zu verwenden. Dieser Condensator besteht aus
einem allseitig geschlossenen, stehenden Cylinder, in dem sich eine Anzahl
verticaler Röhren befindet, welche das Kühlwasser enthalten. Innerhalb dieser Röhren
führt eine centrale enge Röhre das Wasser zu, das dann in dem gebildeten
ringförmigen Raume herabsteigt, und so eine ungemein große Kühlfläche bespült. Gegen
die gewöhnliche Art Einspritz-Condensatoren wird die ganze Arbeit der Luftpumpe
erspart, und dennoch ein gutes Vacuum erhalten. Die Expansion findet in 3 Cylindern
statt, die an demselben Balancier arbeiten. Der erste Cylinder mit dem stärksten
Drucke und der letzte mit dem geringsten bewirken das Herabgehen des Balanciers. Die
drei Cylinder sind mit einem Gehäuse versehen, das mit überhitztem Dampfe gefüllt
gehalten wird, um so den Wärmeverlust bei der Expansion auszugleichen.
Die Maschine hat schon mehrere Monate ohne Unfall im Betriebe gestanden. Sie
arbeitete mit 500 Pfund Druck (33 Atmosphären?) und 20facher Expansion. Per Pferdekraft und Stunde verbraucht sie 1 1/3 Pfd.
Kohlen. (Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr.
47.
Erdöl zum Heizen von Dampfkesseln benutzt.
In Nordamerika ist durch die zahlreichen Entdeckungen von Steinölquellen der Preis
desselben, besonders des schwerflüchtigen, schwer zu reinigenden Antheils so tief
gesunken, daß man daran
denkt, es zum Heizen von Dampfkesseln zu verwenden. In der Feuerbüchse befinden sich
eine Anzahl enger Röhren, die auf ihrer oberen Seite mit einer großen Anzahl feiner
Löcher durchbohrt sind. Diese Röhren werden mittelst einer Druckpumpe mit Steinöl
gefüllt und voll gehalten. Im Feuerraume verbreitet sich daher ein feiner Regen von
Oeltröpfchen, der einmal entzündet, so lange fortbrennt, als das Spiel der Oelpumpe
dauert, und natürlich eine ungemein lebhafte, sehr heiße und lange Flamme liefert.
Freilich dürfte auch eine übermäßige Rußentwickelung kaum fehlen. In Canada, wo man
bisher keine Steinkohlen, wohl aber ein ausgedehntes Feld solcher Steinölquellen
gefunden, hat diese Erfindung große Aufmerksamkeit erregt, da gerade der Mangel an
Steinkohlen der Entwickelung der dortigen Industrie große Hindernisse bereitet hat.
(Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 23.)
Weißmetall für Zapfenlager.
Von einem Weißmetalle, das namentlich in England eine sehr verbreitete Anwendung
gefunden hat und sich hauptsächlich zu Lagerpfannen und Locomotiv-Excentric-Ringen
eignet, hat Unterzeichneter eine Probe mitgebracht, welche im Laboratorium des
königl. Gewerbeinstitutes in Berlin untersucht wurde. Es fanden sich in 100
Theilen:
Zink
76,14
Zinn
17,47
Kupfer
5,60
Blei
Spur
–––––
99,21
Das Metall, welches über leichtem Feuer schmilzt, ist einem Fabrikanten in Manchester
für England patentirt, und wird mit sehr günstigem Erfolge für Wellen benutzt, die
bis 3000 Umdrehungen in der Minute machen, und einen nicht unbedeutenden Druck gegen
das Lager üben, also z.B. für Holzhobelmaschinen, Ventilatoren, Centrifugalpumpen
etc. Obgleich mancherlei Sorten Weißmetall, die in London fabricirt werden, recht
befriedigende Resultate liefern, so wird doch das vorliegende für so erheblich
besser gehalten, daß Londoner Maschinenfabrikanten ihre Lagerpfannen entweder nach
eingesandtem Modell aus Manchester beziehen, oder die Legirung dort kaufen, um sie
um die Wellen in die gußeisernen Lager zu gießen. E. Becker. (Zeitschrift des
Vereins deutscher Ingenieure, 1861, Bd. V S. 278.)
Neue Masse für Zapfenlager, von G. S. Devlan.
Die Lager aus dieser Masse (patentirt in England am 14. Februar 1861) sollen die
metallenen ersetzen und dauerhafter, weniger Reibung verursachend und billiger seyn,
als alle bis jetzt gebräuchlichen.
Man nimmt dazu etwa 10 Pfd. Papierzeug, 1 Pfd. Graphit, etwa 2 Unzen Schellack und
mischt Alles wohl untereinander. Diese Masse preßt man in eine Form und läßt sie
trocknen. Man kann sie gleich um den betreffenden Zapfen, die Welle etc. oder auch
um ein Modell derselben pressen. Am besten bringt man sie an Ort und Stelle auf das
betreffende Unterlager oder in die zu fütternde Vertiefung etc. Dabei ist der Zusatz
des Schellacks für das Festsitzen an der Stelle, sowie für das Zusammenhalten der
Masse von großem Nutzen. Der Graphit macht die Substanz feiner und reicher, und
verringert die Reibung, obwohl auch Papiermasse allein ein sehr gutes und
dauerhaftes Lager gibt. (London Journal of arts, October
1861, S. 225.)
Verfahren, Kupfer auf nassem Wege aus Erzen auszuziehen, von
Peter Spence.
Das Erz wird zunächst behufs der Austreibung des Schwefels und der Oxydation geröstet
und dann möglichst fein zertheilt. Man bringt dann je 5 Tonnen desselben mit einer
Mischung von 5 Centnern Salzsäure und dem doppelten Volum Wasser, worin 1 Centner
salpetersaures Natron gelöst ist, in Berührung, und läßt die Mischung in einem
hölzernen Behälter 24 Stunden lang stehen. Nachher wird die Flüssigkeit abgezapft,
und das Kupfer durch Eisen niedergeschlagen. Der Rückstand wird, nachdem er vorher
wieder calcinirt ist, noch einmal derselben Behandlung unterworfen. Vermöge des
Gehalts der Flüssigkeit an Salpetersäure wird das Kupfer leichter und rascher als
durch bloße Salzsäure ausgezogen, wogegen das Eisen nur in geringer Menge in Lösung
geht. (Repertory of Patent-Inventions, August 1861, S.
105.)
Schwefel-Ausfuhr von Sicilien im Jahre 1860.
Nach Nr. 4 der Mittheilungen des österreichischen Gewerbevereins betrug die
Ausfuhr
nach England
648141 Ctr
„ Frankreich
525976 „
„ Holland und Belgien
96462 „
„ Neapel
154436 „
„ dem
übrigen Italien
3620 „
„ Griechenland
58385 „
„ Amerika etc.
196694 „
mit unbekannter Bestimmung
110879 „
––––––––––––––––
Summe
1,794593 Ctr.
Im Jahre 1859 wurden ausgeführt
1,999558 „
––––––––––––––––
Mithin im Jahre 1860 weniger
204965 Ctr.
darunter England mit 118620 Ctr., Frankreich mit 182037 Ctr.
etc., während nach Italien und Griechenland 24085 Ctr. mehr gegangen sind.
Die Abnahme in der Ausfuhr nach England und Frankreich wird als durch die dortige
mehrere Anwendung von Schwefelkies verursacht angegeben.
Die Ausfuhr betrug in den letzten acht Jahren:
1853
1,276168 Ctr.
1857
1,641153 Ctr.
1854
1,458867 „
1858
2,001234 „
1855
1,322091 „
1859
1,999558 „
1856
1,720943 „
1860
1,794573 „
Ueber eine neue Methode der Bleiweißfabrication und über eine
Ursache des Vergelbens der Bleiweißanstriche, von Dr. Grüneberg.
Dr. Grüneberg legt seinem Verfahren, welches er in der
Monatsschrift des Gewerbevereins zu Cöln, 1860 S. 193, ausführlich beschrieben hat,
das modificirte Woad'sche zu Grunde, indem gekörntes Blei
in horizontal um ihre Achse rotirenden sechsseitigen Cylindern von Thon in Bewegung
gebracht wird, während gleichzeitiger Einwirkung von Luft, Essigsäure und
Kohlensäure, wobei Luft und Kohlensäure durch Oeffnungen im Boden der Cylinder
einströmen, Essigsäure und Kohlensäure werden durch die hohle Achse eingeführt.
Die Bleiweißbildung erfolgt nach dieser Methode binnen acht Tagen, während nach der
holländischen Methode dasselbe Gewicht Blei erst nach acht Wochen in Bleiweiß
umgewandelt worden ist.
Das fertige Bleiweiß wird mit dünner Bleizuckerlösung aus den Cylindern ausgespült;
es bedarf keines Mahlens und keines weiteren Schlämmens; das genau dabei
einzuhaltende Verfahren, das Trocknen des fertigen Bleiweißes in
Centrifugalapparaten etc. ist in seiner Abhandlung speciell angegeben.
Nach Benson und Wollner wird
Glatte mit 1 Proc. Bleizucker versetzt und unter Wasserzusatz und gleichzeitiger
Einwirkung von Kohlensäure, welche ausbrennenden Kohks entwickelt wird, in um ihre
Achse rotirenden Cylindern von Holz, in Bleiweiß umgewandelt. Dr. Grüneberg setzt der Glätte noch 50 Proc. gekörntes Blei
hinzu, wodurch die Deckkraft des fertigen Bleiweißes bedeutend vermehrt wird. Die
Glätte muß jedoch völlig frei von Kupfer seyn, denn ein aus kupferoxydhaltiger
Glätte angefertigtes Bleiweiß liefert Anstriche, welche sehr bald gelb werden. (Elsner's chemisch-technische Mittheilungen des Jahres
1860–1861. Berlin 1862.)
Lithion in Meteoriten.
In den Meteoriten ist bis jetzt kein Element entdeckt worden, welches unserer Erde
fremd wäre. Als auf der Erde natürlich nicht vorkommende, nur den Meteoriten
eigenthümliche Bestandtheile können das Phosphoreisen und das Phosphornickel, so wie
das Einfach-Schwefeleisen, die namentlich in den Meteoreisen fast nie fehlen,
betrachtet werden. Die wunderbare Empfindlichkeit und Sicherheit der
Spectralerscheinungen konnte ein Mittel zur Entscheidung der Frage darbieten, ob
wirklich in den Meteoriten kein ihnen eigenthümliches neues Element enthalten sey.
Professor Bunsen prüfte zwei Meteoriten auf diesem Wege, den von Juvenas in
Frankreich, gefallen am 15. Mai 1821, und den von Parnallee in Süd-Hindostan,
gefallen am 28. Februar 1857. Er fand aber darin nur die gewöhnlichen irdischen
Elemente, jedoch als neuen, bisher in Meteoriten nicht beobachteten Bestandtheil
auch Lithion. Wöhler. (Annalen der Chemie und Pharmacie,
November 1861, S. 253.)
Stickstoff und organische Stoffe in den Mineralien.
Mit Bezug auf diese Stoffe hat Delesse von Mineralien
untersucht: Graphit, die Schwefelmetalle, Fluorcalcium, Kryolyth, Steinsalz,
Magneteisen, Pyrolusit, Limonit, Quarz, Chalcedon, Sardonyx, Opal, Kiesel, Pyroxen,
Amphibol, Smaragd, Granat, Wernerit, Glimmer, Feldspath, Staurolith, Disthen, Topas,
Talk, Steatit, Chlorit, Meerschaum, Pimelit, Yttrocerit, Palagonit, Zeolith,
Chrysokolla, Allophan, Halloysit, schwefelsauren Baryt, schwefelsauren Strontian,
Anhydrit, Gyps, Alumit, kohlensauren Kalk, Dolomit, kohlensaures Blei, kohlensaures
Eisen, Smithsonit und die sogen, organischen Mineralien (Scheererit, Hartit, Mellit,
Bernstein u.s.w.). Delesse faßt die Resultate in
Folgendem zusammen. Die hauptsächlichsten Mineralien enthalten sehr häufig
organische Stoffe. Leicht läßt sich dieß sogar an krystallisirten und durchsichtigen
Mineralien nachweisen, die vollkommen rein zu seyn scheinen, wie z.B. Flußspath,
Bergkrystall, Topas, der wasserhelle Kalkspath. Am häufigsten freilich enthalten
diese Mineralien nur Spuren von organischen Stoffen, allein letztere läßt die
Destillation unwiderleglich erkennen. Sie sind sogar hinreichend reichlich
vorhanden, so daß es möglich ist, dabei das Mengenverhältniß an Stickstoff zu
bestimmen, welches sich jedoch, einige organische Mineralien ausgenommen, nicht über
einige Zehntausendstel erhebt. Hauptsächlich sind solche Mineralien untersucht
worden, aus denen die krystallinischen Gebirgsarten bestehen, solche, welche die
Mandelsteine, die Gänge, die erzführenden Stöcke erfüllen. Daß die Mineralien, die
doch im Inneren der Erde gebildet werden, organische Stoffe enthalten, läßt sich
wohl begreifen, da die unterirdischen Wasser selbst solche enthalten, und die
Bitumen sehr mannichfachen Mineralsubstanzen beigesellt sind. (Berggeist, 1861, Nr.
88.)
Neue Erfahrungen über das Conserviren von Holz mittelst
Kupfervitriol und Theer; vom Director L. Baist in
Griesheim bei Frankfurt a. M.
Im Frühjahr 1854 ließ ich einen Zaun von 3–6 Zoll starken Pfählen um Garten
und Fabrikgebäude ziehen. Es wurden Kiefern aus dem Isenburger Walde bezogen, die,
vor Kurzem gefällt, noch ganz grün waren. Die Pfähle wurden etwa zwei Stunden lang
in einer Lösung von reinem Kupfervitriol, durch Einleiten von Dampf in die
Flüssigkeit, gekocht. Es waren 4 Proc. Vitriol dem Wasser zugesetzt. Das Kochen
wurde so lange fortgesetzt, bis das ganze Holz durchdrungen war, und die Jahresringe
blaugrün gefärbt erschienen. Sie wurden nachher in eine Kalklösung getaucht und
getrocknet. Diese letztere Operation erwies sich später als überflüssig.
Die Pfähle wurden zwei Fuß tief in die Erde eingegraben, hier und da vermischt mit
solchen, die gar keine andere Behandlung erfuhren, mit anderen, welche angebrannt
oder in heißen Theer getaucht wurden. Die mit Kupfervitriol präparirten Pfähle
stehen heute noch vollkommen wohl erhalten, fest und ohne Spuren von Fäulniß, mit
Ausnahme einiger, welche von außen trocken sich abschälten, und die vermuthlich aus
kranken oder abgestorbenen Stämmen waren. Die übrigen, nicht mit Vitriol getränkten
Pfähle, ob getheert, angebrannt oder ohne Bereitung eingesetzt, sind bis auf wenige,
sehr harzreiche Stocke gänzlich abgefault.
Zwei Jahre später tränkte ich Floßholz und dürres Bauholz in gleicher Weise mit
Kupfervitriol. Es hat sich sämmtlich schlecht gehalten, während das in Theer
gekochte noch sehr wohl erhalten ist. Frische und trockene Wingertpfähle von Tannen-
und von Eichenholz haben gleiche Resultate gegeben bei gleicher Behandlung. Es geht
hieraus aber mit Bestimmtheit hervor daß nur im Saft noch stehendes Holz mit
Kupfervitriol getränkt werden darf, daß das Kochen oder bei größeren Stöcken das
Durchtreiben der Flüssigkeit so lange fortgesetzt werden muß, bis alle Jahresringe
deutlich Vitriol enthalten, und daß so bereitetes Holz mindestens die fünffache
Dauer besitzt. Trockenes oder Floßholz mit Kupfervitriol zu behandeln, ist ganz
unstatthaft, es fault leichter; dagegen ist das Tränken mit Theer bei trockenem Holz zu empfehlen, bei frischem Holz aber ganz verwerflich. (Gewerbeblatt für das Großherzogthum
Hessen.)
Darstellung eines Beizsalzes für die Schafwollfärberei.
Um die sogenannten Holzfarben, blau, braun und schwarz, feurig und haltbar
herzustellen, bedient man sich bekanntlich zur Wollfärberei der Beizsalze. Unter den vielen hierzu verwendeten Beizsalzen
soll, wie der Chemiker F. Ettel im
„österreichischen Gewerbeblatte“ mittheilt, ein von Brünn aus in den Handel kommendes Salz sich bereits eines
besonderen Rufes zu erfreuen und bei einiger Vorsicht stets günstige Resultate
geliefert haben. Die Vorschrift zur Darstellung dieser Blaubeize ist folgende:
In einem geräumigen gußeisernen Kessel werden 50 Pfund Holzessig bis 50 oder
60º C. erwärmt, und dann wird dieser Flüssigkeit die Auflösung von 1/2 Pfd.
Zinnsalz in 4 Pfund Salpetersäure zugefügt. Da der käufliche Holzessig in der Regel
mit Theer und anderen Destillationsproducten verunreinigt ist, so wird sich beim
Zusatze der Zinnsalzlösung (weil dadurch die Dichte der Flüssigkeit vermehrt wird)
der gelöst gewesene Holztheer ausscheiden, und muß daher sorgfältig entfernt werden.
Auch ist die Temperatur nicht über 60º C. zu steigern, weil sonst, an den
Kesselwänden eine Zersetzung des Theeres eintreten würde, durch welche nicht nur ein
äußerst unangenehmer Geruch entwickelt wird, sondern auch Kohlentheilchen
ausgeschieden werden, die das Product verunreinigen können. Wenn aller Theer
entfernt ist, so werden der Reihenfolge nach zugesetzt:
10
Pfd.
Kochsalz.
3 1/2 „
schwefelsaures Kali,
3 1/2 „
Salmiak und
6 „
arseniksaures Kali.
Jeder Theil dieses Zusatzes darf erst dann hinzugethan werden, wenn der vorherige
sich völlig gelöst hat. Die Temperatur wird allmählich gesteigert und die Mischung
mit einem eisernen Spatel fortwährend umgerührt. Sind alle Salztheile gelöst, so
werden noch 100 Pfd.
Alaun, und nach dessen Lösung 2 Pfd. gemahlener Braunstein zugesetzt. Letzterer darf
nur in kleinen Theilen beigemischt werden, weil dabei eine Oxydation eintritt, die
sich durch stürmische Reaction kund gibt. Ist der Kessel nicht geräumig genug, oder
wird der Braunstein auf einmal zugesetzt, so wird die Masse jedenfalls übersteigen
und, außer anderen Unannehmlichkeiten, Verluste verursachen. Das Erwärmen der Masse
wird bis zum Eintritte einer zähen Consistenz derselben, unter stetem Umrühren,
fortgesetzt. Erstarrt eine herausgenommene Probe auf einem kalten Gegenstande zu
einer glasigen krystallinischen Masse, so wird der Kessel seines Inhaltes entleert,
was am vortheilhaftesten auf dem gereinigten Steinboden des Arbeitslocals geschieht.
In einigen Stunden ist die Masse erkaltet; sie wird mittelst eines Meißels von den
Steinplatten entfernt, und an einem trockenen Orte gut aufbewahrt. Das Ausgießen des
Kesselinhalts läßt sich mit einem leicht transportablen Kessel am besten
bewerkstelligen; doch darf dasselbe auf einem Holz-Fußboden deßhalb nicht geschehen,
weil sich die Masse von diesem sehr schwer lostrennen läßt; auch die Verwendung von
Eisenblech ist hierzu ebenfalls nicht rathsam, weil dasselbe leicht durchlöchert
wird. Durch ein zweckmäßig geleitetes Umkrystallisiren kann das Beizsalz gereinigt
werden; doch dürfte diese Operation in den meisten Fällen unnöthig erscheinen,
sofern die Masse nicht durch Zufall bei der Fabrication verunreinigt wurde.
(Sächsische Industrie-Zeitung, 1861, Nr. 49.)
Verfahren, bei der Darstellung von Paraffin und flüssigen
Leuchtstoffen aus bituminösen Steinkohlen, Torf etc., von W. M. Williams.
Das Verfahren, welches dem Genannten am 5. Januar 1861 in England patentirt wurde,
besteht im Wesentlichen darin, daß die Destillation unter
höherem Druck als dem einfachen Atmosphärendruck vorgenommen wird, wobei
nach Angabe des Patentträgers die Quantität der gasförmigen Stoffe verringert und
die der starren und flüssigen Producte vergrößert wird. Der anzuwendende Apparat
besteht im Wesentlichen aus einer guß- oder schmiedeeisernen Retorte und einer
Vorlage, welche dicht schließend mit einander verbunden werden können. Die Vorlage
ist mit einem Sicherheitsventil versehen, durch welches die Gase und Dämpfe
entweichen, wenn der Druck eine gewisse Grenze übersteigt. Nachdem die Retorte
beschickt ist, werden alle Oeffnungen des Apparats geschlossen, worauf man die
Retorte rasch zum Rothglühen erhitzt, und in dieser Hitze erhält, bis keine
flüchtigen Producte mehr kommen. Es ist vortheilhaft, bei der Destillation eine
stärkere Hitze anzuwenden, als bei der Destillation in gewöhnlicher Manier
angewendet wird, weil dabei zugleich eine Verstärkung des im Inneren des Apparates
vorhandenen Druckes bewirkt wird. Zur Regulirung des Druckes ist ein Hahn vorhanden,
welcher mehr oder weniger geöffnet wird, so daß die Gase mit Heftigkeit daraus
entweichen, jedoch nicht in dem Maaße, als sie entstehen, sofort austreten können,
und eben deßhalb den Druck im Inneren hervorbringen. Dieser Druck kann etwa 20
Atmosphären betragen. Wird die Hitze und folglich die Gasentwickelung stark, so muß
man, damit der Druck nicht zu groß werde, den Hahn mehr öffnen; im umgekehrten Fall
muß man, damit der Druck sich nicht zu sehr verringere, den Hahn mehr schließen. Das
Sicherheitsventil hat die Bestimmung, zu bewirken, daß der Druck ein gewisses
Maximum niemals übersteigen könne. Die Retorten haben am besten die Form stehender
Cylinder, und sind am oberen Ende seitlich mit Röhren versehen, durch welche die
flüchtigen Producte nach den Vorlagen, die durch Wasser abgekühlt werden,
entweichen. Das zu destillirende Material wird in eiserne Körbe gebracht, die man
sodann in die Retorten stellt, und nach beendeter Destillation wieder heraus zieht.
Bei Anwendung dieser Körbe erfolgt das Beschicken und Entleeren der Retorten sehr
rasch, so daß die Operation fast continuirlich geführt werden kann. Die Reinigung
der gewonnenen Producte wird in gewöhnlicher Art bewirkt. (London Journal of arts, September 1861, S. 152; polytechnisches
Centralblatt, 1861 S. 1434.)
Anwendung von Drahtgeweben, um die Entzündung von
Alkoholdämpfen zu verhüten, von Dr. Surmay in Ham.
Um in Brennereien, Spiritus- oder Liqueurfabriken etc. die Entzündung von
Alkoholdämpfen oder die Fortpflanzung ihrer Entzündung zu verhüten, schlägt Dr. Surmay dasselbe Mittel vor, welches der Davy'schen Sicherheitslampe zu Grunde liegt, nämlich die
Benutzung eines Drahtgewebes, welches die Flamme nicht durch sich hindurchläßt. Man
verschließt die Mündungen der verschiedenen Alkohol enthaltenden Apparate, welche
der Luft ausgesetzt sind, mit Drahtgewebe, worauf, wenn auch die Dämpfe außerhalb
dieses Gewebes sich entzünden sollten, die Entzündung doch nicht in das Innere der
Apparate sich fortpflanzen kann. Zu größerer Sicherheit bringt man auch im Inneren
der Röhren, welche den Alkohol aus einem Apparat in den anderen leiten, Scheiben von
Drahtgewebe an. Diese Gewebe bestehen aus Messingdraht, und haben Maschen von
ungefähr 5/7 Millim. Breite. Die Drahtgewebe sind natürlich mit demselben Erfolg
auch bei anderen brennbaren Flüssigkeiten, wie Aether, Terpenthinöl, Schieferöl etc.
anwendbar, um die Entzündung derselben oder die Fortpflanzung der Entzündung zu
verhüten. (Bulletin de la Société
d'Encouragement, Juli 1861, S. 401.)
Die Erdölquellen in Pennsylvanien.
Nachdem bereits früher in dieser Zeitschrift eine Notiz über diese Quellen
gegebenPolytechn. Journal Bd. CLXI S.
76. und durch neuere Zeitungsberichte über einen dort stattgefundenen
grauenvollen Brand die Aufmerksamkeit wieder besonders auf sie hingelenkt worden
ist, dürften einige nähere Angaben über dieselben und die Art ihrer Entdeckung nicht
ohne Interesse seyn, welche wir in dem Journal des mines
vom 4. Juli d. J. finden.
Die Bewohner des östlichen Theiles von Pennsylvanien bemerkten schon seit Jahren, daß
von Zeit zu Zeit ölige Substanzen an der Erdoberfläche hervortraten, man sammelte
dieselben aber mehr nur aus Neugierde, als zum Zwecke der Verwendung. Im Jahre 1859
unternahm ein Farmer, Namens Drake, die Bohrung eines
Brunnens. Seine Farm liegt am Ufer eines in 1 1/2 Meilen Entfernung von der kleinen
Stadt Titusville und in 28 Meilen Entfernung von Meadville gelegenen Flusses. Als
man mit dem Bohrer eine Tiefe von 69 Fuß erreicht hatte, erhielt man statt des
gesuchten Wassers Oel in Ueberfluß; man schaffte es mittelst einer Pumpe heraus und
erkannte bald, daß es von sehr guter Beschaffenheit sey. Andere, neben dem ersteren
niedergestoßene Brunnen gaben dieselben Resultate; es strömten Neugierige zu
Hunderten herbei, und verschiedene Umstände steigerten die öffentliche
Aufmerksamkeit. So sah man aus einem in den Felsen gestoßenen Bohrloche das Oel mit
Gewalt hervorspringen; ein dem Farmer Chase gehöriger
Brunnen zeigte mitunter wahre Oeleruptionen. Bis zu dem oben erwähnten Unglücke
kannte man keinen Brunnen, aus welchem das Erdöl von selbst und ununterbrochen
ausgeflossen wäre. Der Brunnen von Tidioute, welcher einer der bedeutesten ist,
liefert nur noch mit Unterbrechungen ein Quantum, das man zu 40 Gallons pro Minute schätzen kann.
Die Entdeckung der Erdölquellen hat die Physiognomie der friedlichen Gegend des
Oel-Creeks vollständig verändert, an dessen Ufer nur dünngesäte Farmen und keine
anderen Fremden, als Holzhauer, zu sehen waren, welche bei Hochwasser darauf ihre
Flosse nach dem Alleghany hinabtreiben ließen. Aber seit der ersten Entdeckung des
Erdöls durch Drake im August 1859 ist ein Schwärm von
Abenteurern auf dieses neue gelobte Land hinabgestürzt, und hat überall Bohrungen
begonnen, und in der That kann kaum eine Unternehmung lucrativer seyn, da die
einzige erforderliche Auslage der Ankauf oder Pacht eines Grundstückes ist, dessen
Werth sich bald ansehnlich erhöht.
Der Mittelpunkt der so ausgebeuteten Gegend ist Clintockville, 12 Meilen von
Titusville. Clintock, der glückliche Besitzer einiger
Hundert Acker Boden, hat in wenigen Monaten ein ansehnliches Vermögen erworben; sein
Haus, das ehedem viele Meilen in der Runde das einzige war, ist jetzt unaufhörlich von
Reisenden belagert. Jedes Zimmer enthält 4 bis 5 Betten, und der Boden wird mit
Matratzen belegt; neuerdings läßt Clintock ein großes
Gebäude aufführen, um die Erdölsucher unterzubringen. Die Preise sind natürlich sehr
mäßig, wie der Ansatz von 3 Dollars pro Pension wöchentlich zeigt; man glaubt sich
mitten in den californischen Lagerplätzen, und sieht rings um nur Zimmerleute beim
Baue von Hütten, Schuppen und Niederlagen beschäftigt, die bald einer blühenden
festen Niederlassung Platz machen werden.
Die zum Bohren der Brunnen angewendete Vorrichtung ist sehr einfach; man errichtet
nämlich nur einen Bock (derrick), d. i. ein Gerüste aus
30 bis 40 Fuß langen Pfosten, welches unten ein Quadrat von 10 Fuß, oben ein solches
von 4 bis 5 Fuß Seitenlänge bildet, hängt oben eine Rolle auf, über welche das
Bohrfeil weggelegt ist, und bringt einen Rundbaum zum Aufwinden der letzteren an.
Das Bohrinstrument besteht aus einem stählernen, an einer 3 Zoll starken runden
Eisenstange befestigten und mittelst einer Ruthe bewegten Meißel. Die Tiefe, in
welcher das Oel sich findet, variirt von 30 bis 400 Fuß und kann im Mittel zu 150
Fuß angesetzt werden. Man fängt übrigens bereits an, sich minder unvollkommener
Bohrapparate zu bedienen, die durch Pferde, ja sogar durch Dampf betrieben werden,
auch beträgt die Zahl der gegenwärtig eröffneten Quellen gegen 2000.
Das Oel wird so, wie man es gewinnt, mittelst roher Canäle in große Behälter
geleitet, die man möglichst in großer Entfernung vom Brunnen aufzustellen Pflegt.
Letztere Vorsicht darf wegen der ungemein starken Entzündbarkeit des Oeles nicht
unterlassen werden, und häufige Brände haben dieselbe zu einer Pflicht der
Selbsterhaltung gemacht; ebenso sind Pfeifen und Cigarren streng verboten, und es
gibt keinen Schuppen, an welchem nicht mit großen Buchstaben das Verbot des Rauchens
angeschrieben wäre.
Die Kosten des Bohrens und Betriebes können für ein Bohrloch von 200 Fuß Tiefe zu
1000 Dollars angesetzt werden; der Gewinn ist sehr bedeutend, da dieses Erdöl
zahlreiche Verwendungen gestattet. Man benutzt es nämlich zum Anreiben der Farben,
zum Brennen, zum Schmieren der Wagen und Maschinen, und bedient sich desselben sogar
zu Medicamenten. Manche von diesen Anwendungen würde allein schon genügen, um einen
fortwährenden Absatz zusichern und die Besitzer zu reichen Leuten zu machen.Muthmaßlich werden aber diese Erdölquellen zeitig genug erschöpft werden.A. d. Red. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1861, Nr. 38.)
Neue Methode, Bäume zu bewässern.
Hr. John Carey von San Jose in Californien hat ein
einfaches, billiges und bequemes Mittel gefunden, um Fruchtbäume zu bewässern. Man
braucht dazu nur ein Ende alten Strick und irgend ein Gefäß, das Wasser halten kann,
natürlich nicht zu klein. Man füllt das Gefäß mit Wasser, und setzt es neben den zu
bewässernden Baum. Man umschlingt das Fußende des Baumes zweimal mit dem Strick, und
zwar einige Zolle tiefer als der Rand des Wassergefäßes, und hängt in dieses die
beiden Enden des Stricks hinein. Unter diesen Umständen wirkt der Strick als Heber,
und das an dem Stamme langsam Herabfließende Wasser theilt den Wurzeln eine
gleichmäßige nicht zu starke Feuchtigkeit mit. Natürlich muß das ausgelaufene Wasser
von Zeit zu Zeit ersetzt werden. Die so bewässerten Bäume sind vollständig vor den
Angriffen der Insecten geschützt, welche die Rinde annagen, und so schädliche Folgen
herbeiführen. (Moniteur des int. mat.; Breslauer Gewerbeblatt, 1861, Nr. 22.)