Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 162, Jahrgang 1861, Nr. , S. 445 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Darstellung gewalzter Eisenplatten für Panzerschiffe auf
dem Stahlwerke Atlas zu Sheffield.
Die Fortschritte der Artillerie in neuerer Zeit und die Anwendung der Dampfkraft für
Kriegsschiffe haben eine Menge neuer Fragen geschaffen, welche die großen Seemächte
jetzt zu lösen bemüht sind. Eine der Hauptfragen ist es, ob man Schiffe bauen kann,
die schußfest sind, die eine schwere Bewaffnung und die Last mächtiger
Dampfmaschinen und Kessel tragen können, und doch hinreichende Schnelligkeit und
Lenkfähigkeit besitzen. Frankreich macht rasche Fortschritte in der Construction
einer imposanten Flotte von Panzerschiffen, und England bestrebt sich auch in dieser
Beziehung seinen Vorrang zu behaupten.
Die HHrn. J. Brown u. Comp.,
Besitzer des bekannten colossalen Stahlwerkes Atlas zu Sheffield, haben im Auftrage
der englischen Regierung die Darstellung der nöthigen starken Panzerplatten
übernommen. Um die Nachfrage befriedigen zu können, haben sie ihr Etablissement durch einen
Tunnel unter der Midland-Eisenbahn mit einem weiten Bauplatze in Verbindung
gebracht, der zwischen der gedachten Eisenbahn und der Savillestraße gelegen
ist.
Hier ist in den verflossenen zwei Jahren ein neues Etablissement entstanden, das
nicht weniger als 10 1/2 Acres umfaßt, von denen 7 mit Gebäuden bedeckt sind.
Um von der Ausdehnung dieses Werkes einen Begriff zu haben, genügt es, anzuführen,
daß während das Londoner Ausstellungsgebäude für 1862 circa 18 Mill. Ziegeln bedarf, dieses neue Etablissement, obgleich es erst
zu 2/3 vollendet ist, schon 12 Millionen gewöhnliche und 2 Millionen feuerfeste
Ziegeln consumirt hat. In demselben sind jetzt schon 62 Oefen fertig gestellt, von
denen die meisten mit Dampfkesseln verbunden sind, um die abziehende Wärme
auszunützen. Der hier erzeugte Dampf wird durch Röhren, die in ausgemauerten
unterirdischen Canälen liegen, den verschiedenen Maschinen zugeführt. Für die
möglichste Verminderung des Rauches ist Sorge getragen. Vier Essen, jede 45 Yards
(zu 3 Fuß engl.) hoch, führen die Verbrennungsproducte ab, die ihnen durch, mit
feuerfesten Ziegeln ausgesetzte Canäle zuströmen. Nach der Angabe unserer Quelle
soll die Rauchverbrennung dadurch erreicht werden, daß man den Rauch nochmals durch
Oefen durchleitet (!?). Die Zahl der verschiedenartigen Dampfmaschinen, von der
kleinen Maschine, die das Wasser für die Kessel pumpt, bis zu den schwersten
Walzmaschinen beträgt 29, die Zahl der Dampfhämmer 21. Die Puddel- und Walzhütte ist
ein offener Schuppen, der 360 Fuß lang, 240 Fuß breit und bis zum Dache 22 Fuß hoch
ist. Sie ist in drei Theile getheilt, von denen zwei schon in voller Thätigkeit
sind. Am Nordostende des Werkes ist ein 90 Fuß breiter Raum, der von zwei
Eisenbahnsträngen eingenommen wird, von denen der eine nach dem Kohlenhofe, der
andere nach dem Roheisenhofe führt. Wöchentlich braucht dieses Werk 2000 Tonnen
Kohlen und 600 Tonnen Roheisen, woraus 480 Tonnen Walzeisen erzielt werden, das man
direct oder zur Stahlerzeugung verwendet. Es sind 10 Puddelöfen vorhanden, von denen
jeder 35 Tonnen Roheisen auf einmal faßt. Vor 50 Jahren galt ein Puddelofen für
groß, wenn er 12 Tonnen Eisen faßte, und die jetzigen Oefen halten gewöhnlich 20
Tonnen.
Auch zur Darstellung von Stahl nach dem Bessemer-Processe
sind Einrichtungen im größten Maaßstabe getroffen. Bisher nahm Bessemer nicht mehr als 1 Tonne in Arbeit, während die Herren Brown u. Comp. 4 Tonnen auf
einmal verarbeiten wollen. Die erzeugten Stahleingüsse sollen dann unter einem
Dampfhammer von 12 Tonnen ausgeschmiedet werden.
Was nun die Darstellung der Panzerplatten anbelangt, so stellt man zuerst eine Anzahl
Platten dar, welche 30 Zoll Länge, 12 Zoll Breite und 1 Zoll Dicke haben. Fünf
solcher Platten werden zu einem Paquete vereinigt, und nachdem sie im Schweißofen
genügend vorgewärmt, zu einer Platte von 4 Fuß im Quadrat ausgewalzt. Aus diesen
wird ein neues Paquet gebildet, und dieses nach erneutem Anwärmen zu einer Platte
von 8 Fuß Länge, 4 1/2 Fuß Breite und 2 1/2 Zoll Dicke ausgewalzt. Jetzt folgt
endlich die Schlußoperation. Man hat einen besonderen Schweißofen, mit sehr weiter
Arbeitsthüre erbaut, in welchem nun ein Paquet von 4 solchen übereinanderliegenden
Platten zur Schweißhitze erwärmt wird. Ist dieß geschehen, so öffnet man das
Ausfuhrthor und packt das Paquet mit einer colossalen Zange, deren längere Schenkel
an eine Kette befestigt werden, die über einen mächtigen Flaschenzug läuft.
Gleichzeitig erhält der Maschinenwärter das Zeichen, die Walzwerkmaschine in Gang zu
setzen.
Dem Zuge der Kette folgend, kommt die weißglühende Masse aus dem Ofen heraus, und
legt sich auf einen niedrigen Wagen auf. Man entfernt dann rasch die Zange und
Kette, und führt nun den Wagen mit der Platte möglichst rasch zu dem nahestehenden
colossalen Walzwerke, indem zwei Reihen von Arbeitern an beiden Seiten die Platte
mit Zangen anfassen. Sobald die Platte das Walzwerk passirt, wird die Maschine
gebremst, und die Drehungsrichtung der Walzen umgesetzt, nachdem sie eine
Kleinigkeit dichter zusammengestellt sind. Hierdurch umgeht man das Ueberheben der
colossalen Last. Nachdem die Platte auf die passende Dicke gebracht, wird sie durch
einen großen Krahn nach einer vollkommen ebenen Platte geführt, auf welcher sie
niedergelegt und durch das Darüberrollen von 9 Tonnen schweren Walzen geebnet wird.
Den Schluß bildet das Beschneiden der Kanten und Ecken, das Biegen und Lochen, ganz
nach den Angaben des Schiffbauers. (London Illust. News;
Wochenschrift des schlesischen Vereins für Berg- und Hüttenwesen, 1861, Nr. 50.)
Ueber Förderseile aus Eisen- und Stahldraht.
Bandseile werden aus zusammengehefteten Seilen gefertigt und jedes Seil aus Litzen,
welche meist aus 10 bis 12 spiralförmig um eine Hanfseele laufenden Drähten
bestehen. 5 bis 6 Litzen geben durch Zusammendrehen ein Seil und 6 bis 8 solche
nebeneinander liegende Rundseile werden durch Zusammenheften mit ausgeglühtem Draht
(welcher niemals durch die Seile selbst, sondern nur zwischen ihnen hindurch gezogen
wird) zu einem Bandseile verbunden. Bandseile aus der Fabrik den Harmegies, Dumont und Comp. zu
Anzin aus bestem Holzkohleneisendraht sollen folgende Tragfähigkeit besitzen:
1500
2000
3000
4000
5000 Kil.
bei
6
8
9
10
13 Centim. Breite
und
14
16
20
21
22 Millim. Dicke
und
3
4
5
6
8 Kil. Gewicht
pro Meter, Rundseile aber sollen tragen
250
500
1000
2000
3000 Kil.
bei
13
15
18
25
33 Millim. Stärke
und
0,5
0,75
1,3
1,9
3,25 Kil. Gewicht
pro Meter. Dagegen trug ein Stahldrahtseil aus 18
Drähten von Nr. 15, mit Hanf umsponnen, 6800 Kil., ein Seil aus 36 Drähten von Nr.
13, 12000 Kil., ein flaches Seil aus Stahldraht, 109 Millim. breit, 25 Millim. dick,
72000 Kil. ohne zu reißen, während die Gewichte dieser Seile pro Meter resp. 3/4, 1
1/3, 7 1/4 Kilogramme betragen. (Berggeist, 1860, Nr. 94.)
In Nr. 97 des „Berggeist“ werden Angaben über die Fabricate
verschiedener englischer Fabriken mitgetheilt, welche wir hier übergehen, um noch
nachstehende Notizen über die Eisendrahtseile der Fabrik von Felten und Guilleaume in Cöln zu entlehnen.
Aeußerste TragfähigkeitArbeitsbelastungUmfang in
rhein. ZollGewicht in Pfund pro Fuß
180 10 2 5/6
273 18 3 1
5/16
462
Ctr. 30 „ 4 „ 2
1/2
runde Seile
Aeußerste TragfähigkeitArbeitsbelastungBreite in
rhein LinienDicke „
„ „
504 25 38 6
1/2
720 30 42 7
840
Ctr. 40 „ 47 8
flache Seile
Verfälschung des Zinnes mit Zink.
In neuerer Zeit sind in Frankreich wiederholt Vergiftungsfälle vorgekommen, welche
dadurch bedingt waren, daß Kochgeschirre mit zinkhaltigem Zinn verzinnt worden
waren. Man hat das Zink angewandt, weil die Zinkzinnlegirung sich leichter mit dem
zu belegenden Kupfer verbindet, als reines Zinn. Bobierre, der ein solches zum Verzinnen gebrauchtes Metall untersuchte, fand
darin außer Zink auch noch 22 Proc. Blei. Bei weiteren Nachforschungen, welche die
Medicinalbehörde zu Nantes anstellte, ergab sich, daß an diesem Orte allein 10
Centner Zink zur Legirung mit Zinn verbraucht worden waren. (Pharmac. Zeitschrift,
1861, Nr. 12.)
Eisenhaltige Wasser.
Bekanntlich hat schon Bischof Versuche angestellt, um zu
ermitteln, wie viel Eisen sich unter Mitwirkung der Kohlensäure in Wasser lösen
kann. Indem er feingeriebenen Spatheisenstein in Wasser vertheilte, und Kohlensäure
hindurch leitete, erhielt er eine Lösung, die in 16 Unzen 4,66 Gran Eisenoxydul als
kohlensaures Salz gelöst enthielt, während die natürlichen Eisensäuerlinge im Maximo
nur an 1 Gran enthalten.
v. Hauer (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXI S. 391)
hat gefunden, daß Wasser noch mehr kohlensaures Eisenoxydul aufnehmen kann, wenn man
das durch Erhitzen von oxalsaurem Eisenoxyd in einem Strome Wasserstoff dargestellte
Eisen in kohlensaures
Wasser bringt. Dasselbe wird lebhaft angegriffen, und es erhielt v. Hauer Wasser, welche in 16 Unzen 7 Gran FeO, CO₂
enthielten. (Chemisches Centralblatt, 1861, Nr. 57.)
Anwendung des Kupferchlorids zur Chlorbereitung.
Hinsichtlich des Vorschlages von Laurens in Ronen, das
Kupferchlorid zur Chlorbereitung im Großen anzuwenden,Seite 286 in diesem Bande des polytechn.
Journals. gebührt die Priorität Hrn. Professor Dr. August
Vogel in München. Am Schlusse seiner Abhandlung über
das Kupferchlorür, welche im Jahre 1855 veröffentlicht wurde,Gelehrte Anzeigen der k. bayer. Akademie der Wissenschaften, 1855, Nr. 30 u.
31; polytechn. Journal Bd. CXXXVI S.
237. sagt Vogel:
„Daß Kupferchlorid beim Erhitzen Chlor abgibt und beim Behandeln des
Rückstandes mit Wasser Kupferchlorür ungelöst zurückbleibt, ist eine bekannte
Thatsache. Es wäre eine technisch wichtige Frage, ob diese
Chlorentwickelung für Fabrikzwecke anwendbar gemacht werden könnte. 1
Aeq. vollkommen wasserfreies Kupferchlorid, allmählich bis zum anfangenden
Rothglühen erhitzt, liefert 13,8 Chlor, daher 3 Aeq. Kupferchlorid 1 Aeq. Chlor
abgeben. Durch Behandeln mit Wasser zerfällt der geglühte Rückstand sogleich in
1 Aeq. lösliches Kupferchlorid und 2 Aeq. ungelöst bleibendes Kupferchlorür. Für
die Darstellung des Chlors im Großen auf diese Weise würde es also nur darauf
ankommen, daß die Erhitzung des Kupferchlorids einen nicht unverhältnißmäßigen
Verbrauch an Brennmaterial erfordert, da das zurückbleibende Kupferchlorür stets
durch bloße Berührung der Luft unter Zusatz von Salzsäure wieder in Chlorid
übergeht. Aus dem Chlorür bildet sich durch Oxydation an der Luft zunächst CuCl
+ 3 CuO + 3 aq. und dieses wird durch Salzsäure wieder in 4 Aeq. Kupferchlorid
umgewandelt, so daß auf solche Weise in der That der Sauerstoff der
atmosphärischen Luft dazu benützt wird, um aus der Salzsäure das Chlor ohne
Verbrauch eines anderen Materials abzuscheiden.“
Die Redaction.
Ueber die Darstellung eines grünen, arsenikfreien
Farbekörpers; von Dr. L. Elsner.
Vor längerer Zeit hatte ich Gelegenheit, einen grünen
Farbekörper in dunkleren und helleren Farbetönen zu untersuchen, welcher in
pulverförmigem Zustande unter dem Namen „grüner Zinnober“ mir
zur Untersuchung übergeben wurde; die Untersuchung ergab in den verschiedenen
Nüancen eine veränderliche Menge entweder von Berlinerblau oder von Chromgelb, je nachdem der
Farbeton des Farbekörpers dunkler oder Heller war; die Farbe eignet sich für die
Tapeten-Malerei, nicht zum Anstrich auf Kalk, indem auf einer solchen Unterlage der
Farbeton mißfarbig wird, durch Einwirkung des Kalks auf das Berlinerblau in dem
grünen Farbekörper. Ebenso ist dieser Farbekörper nicht
zu verwenden zum Färben von Zuckerwerk, Backwerk u.s.w.; denn wenn auch frei von
Arsenik, ist der doch immer nicht unschädlich. Ich habe auf nachstehende Weise
verschiedene Farbetöne dieses Farbekörpers dargestellt:
Es wurde bereitet eine Lösung von gelbem chromsauren Kali und eine Lösung von gelbem
Blutlaugensalz (Ferrocyankalium), beide Lösungen wurden zusammengegossen; –
ebenso wurde andererseits bereitet eine Lösung von Bleizucker (essigsaurem Bleioxyd)
und eine Lösung von essigsaurem Eisenoxydul (erhalten durch Zersetzung einer Lösung
von Bleizucker mittelst Eisenvitriollösung, wobei schwefelsaures Bleioxyd sich
ausscheidet, und essigsaures Eisenoxydul in Lösung bleibt; diese klare Lösung wurde
zur Fällung angewandt, jedoch kann jedes auf eine andere Weise bereitete essigsaure
Eisensalz zu obigem Zwecke verwendet werden).
Die Bleizuckerlösung wurde mit der essigsauren Eisensalzlösung vermischt. Wurde nun
zu diesen Metallsalzlösungen die Lösung obiger Salze hinzugesetzt, so entstand ein
mehr oder weniger Heller oder dunkler grün gefärbter Niederschlag, welcher
ausgewaschen und bei gelinder Wärme getrocknet, den grünen Farbekörper darstellte;
die dunkleren oder helleren Farbetöne wurden dadurch erzielt, daß z.B. bei den
dunkleren Tönen das Eisensalz und das Blutlaugensalz vorwaltete, bei den helleren
Nüancen dagegen war das Bleisalz und das chromsaure Kali vorherrschend. (Elsner's chemisch-technische Mittheilungen des Jahres
1860–61. Berlin 1862.)
Bowditch's Verfahrungsarten zum
Reinigen des Steinkohlengases.
Im polytechn. Journal Bd. CLX S. 284 sind die
Verfahrungsarten mitgetheilt, welche sich W. R. Bowditch
im Mai 1860 patentiren ließ, um das Steinkohlengas von solchen schwefelhaltigen
Bestandtheilen und namentlich von Schwefelkohlenstoff zu reinigen, die durch die
gewöhnliche Reinigungsmethode nicht daraus entfernt werden können. Derselbe nahm am
24. November 1860 wieder ein Patent auf Mittel zu diesem Zweck, welche im
Wesentlichen in Folgendem bestehen:
1) Man läßt das Gas durch einen Behälter gehen, welcher Kali, Natron, Baryt,
Eisenoxyd oder Manganoxyd enthält, und äußerlich (mittelst Wasserdampf, der in einen
den Behälter umgebenden Mantel geleitet wird) erhitzt wird, so daß die reinigende
Substanz die Temperatur von circa 149º C. erlangt. Letztere wird in nußgroßen
Stücken, oder was das Kali oder Natron anbetrifft, in wässeriger Lösung von porösen
Ziegelstücken absorbirt, angewendet. Der Behälter ist von Eisen, und hat die Gestalt
eines Cylinders; in demselben werden mehrere Lagen des reinigenden Materials über
einander angebracht. Das Gas, welches die heißen Reiniger passirt hat, läßt man sich
abkühlen und dann noch durch die gewöhnlichen kalten Reiniger, die Kalk und
Eisenoxyd enthalten, gehen. Am besten unterwirft man das Gas vor dem Durchgehen
durch die heißen Reiniger erst dem gewöhnlichen kalten Reinigungsproceß, weil dann
das Material in den heißen Reinigern nicht so bald durch Theer etc. verdorben und
verstopft wird.
2) Ein anderes Verfahren besteht darin, daß man das Gas zusammen mit Wasserdampf
durch Schichten von Holzkohle oder Kohks, die man in kleine Stücke zertheilt und
entweder ohne weiteren Zusatz oder mit concentrirter Alkalilösung imprägnirt
verwendet, strömen läßt. Das Gas enthält zwar schon Wasserdampf, muß aber, damit der
Zweck möglichst erreicht werde, noch mehr davon aufnehmen, zu welchem Zweck man es
über Wasser, welches auf 60 bis 82º C. erhitzt ist und für je 50,000 Kubikfuß
Gas per Stunde eine Oberfläche von 25 Quadratfuß
darbietet, hin strömen läßt. Wasserdampf von höherer Temperatur anzuwenden, ist
nicht vortheilhaft, weil das Gas dann erheblich an Leuchtkraft verliert. Nachdem das
Gas die angemessene Quantität Wasserdampf aufgenommen hat, leitet man es durch das
Reinigungsmaterial, welches, sofern es bloß aus Kohle oder Kohks besteht, auf 2600
C., wenn es aber zugleich Alkali enthält, auf 1490 C. erhitzt ist. Nachdem das Gas
dieses Reinigungsmaterial durchströmt hat, wird es abgekühlt und weiter gereinigt,
wie zuvor angegeben wurde.
3) Man kann das Gas auch zusammen mit Wasserdampf durch auf etwa 2600 C. erhitzte
Röhren leiten, die mit Ziegelstücken oder einem anderen Material, welches dem Gas
und Dampf die Hitze mittheilt, gefüllt sind. Der an und für sich in dem Gas
enthaltene Wasserdampf ist auch hier nicht ausreichend, sondern dem Gas wird zuvor
auf die eben angegebene Art noch mehr Wasserdampf mitgetheilt.
Die vorstehenden Mittel empfiehlt Bowditch auch zum
Reinigen der Oele, welche durch Destillation von Kohlenschiefer oder
Steinkohlentheer gewonnen sind. Nachdem das Oel in gewöhnlicher Weise mit Säure und
Alkali behandelt worden ist, leitet man es als Dampf durch die vorerwähnten, auf
197º C. erhitzten Materialien, unter denen der Braunstein für diesen Zweck am
wirksamsten ist. (Repertory of Patent-Inventions, August
1861, S. 143.)
Ueber die Kleisterbildung bei verschiedenen Stärkearten, von
Ed. Lippmann.
Um die Temperaturen zu bestimmen, bei welchen die verschiedenen Stärkearten in
Kleister übergehen, hat der Verf. mit Wasser angerührte Stärke stufenweise um 1 bis
2,5º C. erhitzt und dieselbe, dem Fortgange des Erhitzens entsprechend, unter
dem Mikroskope untersucht. Aus diesen Beobachtungen haben sich folgende Temperaturen
für die Verkleisterung ergeben:
A. Deutliches Aufquellen. B.
Beginn der Verkleisterung. C. Verkleisterung.
A.
B.
C.
Roggenstärke
45,0º C.
50,0º C.
55,0º C.
Maisstärke
50,0
55,0
62,5
Roßkastanienstärke (Aesculus
hippocastanum)
52,5
56,25
58,75
Gerstenstärke
37,5
57,5
62,5
Kastanienstärke (Castanea
vesca)
52,5
58,75
62,5
Kartoffelstärke
46,25
58,75
62,5
Reisstärke
53,75
58,75
61,25
Arrowroot (Arum maculatum)
50,0
58,75
62,5
Hermodattelnstärke
–
61,25
65,0
Tapioka (Jatropha utilissima, Pohl)
–
62,5
68,75
Zehrwurzelstärke (Arum
esculentum)
45,0
63,75
68,75
Weizenstärke
50,0
65,0
67,5
Arrowroot (Marantha
arundinacea)
66,25
66,25
70,0
Sago (Sagus Rumphii)
–
66,25
70,0
Buchweizenstärke
55,0
68,75
71,25
Eichelstärke
57,5
77,5
87,5
Die Volumzunahme ist unverhältnißmäßig gering vor der Verkleisterung der
Maranthastärke. Beim ächten Sago sind die Körnchen bereits im aufgequollenen
Zustande und das Gleiche gilt von der Tapioka.
Eine untersuchte Probe von acht ostindischem Sago, aus kleinen schon abgerundeten
Körnchen bestehend, zeigte sich schon als völlig verkleistert. Ein brauner,
ebenfalls als ächt bezeichneter Sago, war zwar größtentheils verkleistert, die
Verkleisterung war aber bei 62,50 C. beendet. Aehnliches galt von einem schönen
runden und ächten Sago (roth), der erst bei 700 C. völlig verflüssigte. Weißer
künstlicher Sago, dem Aussehen nach eine kleisterartige Masse und aus
Kartoffelstärke bestehend, wurde hingegen schon bei 62,50 C. formlos. (Journal für
praktische Chemie, Bd. t. LXXXIII S. 51.)
Verfahren, Fette mittelst Schwefelsäure zu Härten, von G. F.
Wilson in Belmont.
Der Genannte ließ sich bereits in den Jahren 1842 und 1843 im Verein mit G. Gwynne ein Verfahren in England patentiren, Fette und
Oele durch Behandlung mit Schwefelsäure zu Härten, d.h. weniger schmelzbares Fett
daraus zu erzeugen. Er hat nun gefunden, daß dieser Zweck durch viel weniger
Schwefelsäure erreicht werden kann, als früher angenommen wurde, wenn zugleich eine
hohe Temperatur, und zwar eine solche von etwa 2780 Cels., angewendet wird. Man
braucht dann nämlich nur 1/2 oder 1 Pfund, oder höchstens 3 Pfund Schwefelsäure von
1,8 spec. Gewicht auf 1 Cntr. Fett zu verwenden, erreicht also den Zweck wohlfeiler
und mit geringerem Verlust. Wilson behandelt nach diesem
Verfahren vorherrschend Palmöl, und zwar 6 Tonnen auf einmal, auf welche Quantität
dann 70 bis 90 Pfund Schwefelsäure von 1,8 spec. Gewicht verwendet werden, indem man
das Palmöl auf 2780 C. erhitzt und bei dieser Temperatur erhält. Das Verfahren ist
aber eben so auch bei anderen Fetten anwendbar, und kann auch bei Fettsäuren benutzt
werden, obschon es zunächst für unverseifte Fette bestimmt ist. Die Schwefelsäure
wird hier nur in solcher Menge angewendet, daß man das Maximum der Härtung mit dem
geringsten Verlust erhält. Nachdem das Fett, z.B. Palmöl, auf circa 2780 C. erhitzt ist, läßt man die Schwefelsäure nach und nach
langsam dazu fließen, so
daß 1 1/2 bis 2 Stunden darauf hingehen. Nach dem Hinzufügen der Säure bleibt das
Palmöl drei Stunden lang stehen.
Wenn das so behandelte Palmöl oder sonstige Fett destillirt werden soll, so wird es
nachher in den dazu bestimmten Apparat gebracht, und die Destillation in
gewöhnlicher Art bei gehörig regulirter Temperatur ausgeführt. Statt das Palmöl nach
der Härtung mit Schwefelsäure zu destilliren, kann man es auch mit Kalk verseifen
und aus der Kalkseife die Fettsäuren ausscheiden. Auch kann man es nach dem
Verfahren von Tilghman (polytechn. Journal Bd. CXXXVIII S. 122) mit bloßem Wasser
zersetzen. (Repertory of Patent-Inventions, Januar 1861, S. 18.)
Bereitung eines Bades, welches dem Horn jeder Art, und
insbesondere dem Büffelhorn, eine unveränderliche Weichheit und Elasticität
ertheilt; von Damé.
In eine Kufe, welche 1 Liter kaltes Wasser enthält, schüttet man nach einander:
Salpetersäure
3 Liter
Holzsäure
2 „
Gerbstoff
5 Kilogr.
Weinstein
2 „
Zinkvitriol
2 1/2 „
In das so zusammengesetzte Bad weicht man das Horn, welches man anwenden will, zehn
Tage ein. Soll das Horn verkauft werden, und hat man ihm die hierzu erforderliche
Gestalt ertheilt, so weicht man es vor dem Poliren nochmals in dasselbe Bad ein. Das
Horn hat alsdann jede gewünschte Weichheit und Elasticität erlangt. (Brevets d'invention, t. XXXVII.)
Kautschukproduction in San Salvador.
Wie an fast allen Küsten Central-Amerika's gibt es in San Salvador eine sehr große
Menge Bäume, welche den Kautschuk liefern. Dennoch ist die Ausfuhr von Kautschuk
fast Null geblieben, in Folge der dort herrschenden geringen Kenntniß der
nothwendigen Manipulationen, um die Waare für den europäischen Markt passend
herzustellen.
Bis in die neueste Zeit breitete man den Saft einfach auf eine Thonunterlage aus, und
sammelte ihn nach dem Eintrocknen, wobei er natürlich sehr verunreinigt und von
geringem Werthe erhalten wurde.
Ein Ungar, Namens Schlessinger, erhielt im Jahr 1860 von
der Regierung für die Dauer eines Jahres das Privilegium der Kautschukgewinnung auf
allen Staatsländereien, unter der Bedingung, daß er eine Musteranstalt für die
Bereitung dieser Substanz errichtete, und allen Nachfragenden die erforderliche
Unterweisung ertheilte. Außerdem wurde auf ein Jahr ein Zoll von einem Piaster pro Centner zum Vortheil des Privilegiumbesitzers
festgesetzt, welcher von allem aus Salvador auszuführenden Kautschuk entrichtet
werden sollte.
Es wird jetzt der Saft, welcher durch die in den Bäumen gemachten mehr oder weniger
tiefen Einschnitte ausfließt, in hölzernen Gefäßen aufgefangen, und mittelst eines
blechernen Schaumlöffels von Rindenstückchen etc. befreit. Alsdann wird er mit dem
Doppelten reinen Wassers vermischt, durch ein Tuch geseiht, und in einen Behälter
gebracht, worin man nochmals ebenso viel Wasser zusetzt, so daß man nun 1/5 Saft und
1/5 Wasser erhält.
Man läßt 24 Stunden lang stehen, wobei der leichtere Saft sich an der Oberfläche
sammelt, wornach man das Wasser durch Hähne mit Sorgfalt ablaufen läßt.
Hierauf fügt man neuerdings Wasser hinzu, läßt wieder 24 Stunden stehen, gießt das
Wasser wieder ab und wiederholt die Operation so oft, bis das anfangs schmutzige und trübe Wasser
vollkommen klar und rein abläuft. Hierauf kommt der Saft in Gefäße mit
durchlöchertem Boden, damit auch der letzte Rest Wasser abtropfen kann, worauf man
nur noch die erforderliche Consistenz herzustellen braucht. Hierzu löst man auf
jeden Centner rohen Saftes eine Unze Alaun in einer halben Flasche heißen Wassers
auf, und mischt damit den Saft mehrere Male. Derselbe wird bald hart, worauf man ihn
auspreßt und vollends trocknet. Wenn der Kautschuk aus der Presse kommt, läßt man
ihn bis zum Verpacken im Schatten liegen.
Nach Hrn. Schlessinger kommt der Ctr. fertiger Waare in
San Salvador auf 10 Piaster zu stehen, was den Producenten einen namhaften Nutzen
sichern würde. (Bulletin de la Societe d'Encouragement,
Juni 1861, S. 366.)
Reinigung der mit Seegras bedeckten Felsen mittelst Salzsäure;
vom Ingenieur Marin.
Das rasche Anwachsen von Seegras auf Felsen und Mauerwerk veranlaßt nicht selten sehr
unangenehmen Aufenthalt bei den Meeresbauten. Schon nach 10–12 Tagen findet
man oft die Oberfläche wieder mit einem weißlichen Ueberzug junger Pflanzen
behaftet, der rasch grün wird, und vollständig entfernt werden muß, wenn das
Mauerwerk auf dem Felsen oder der älteren Mauer haften soll. Man kratzt daher die
Oberfläche ab, was bei Kalksteinen, mehr aber noch bei Granitfelsen, eine so mühsame
Arbeit ist, daß man meistens Hammer und Meißel zu Hülfe nehmen muß. Nicht selten
geht die ganze Zeit des niederen Wasserstandes darüber hin und die ganze Mühe ist
verloren, wenn dann wieder hohes Wasser eintritt.
Unsere Beobachtungen haben uns dahin geführt, anzunehmen, daß es eine kalkige
Substanz sey, welche das Festwurzeln des Seetanges vermittelt, und daß man daher die
Salzsäure als wirksames Reinigungsmittel würde anwenden können. Versuche haben diese
Voraussetzung vollkommen bestätigt, und seit Anfang der Arbeiten im Jahr 1859 an dem
Leuchtthurm auf den Granitfelsen les Barges hat uns das
Verfahren die wesentlichsten Dienste geleistet. Man braucht nur die Säure auf die
Steine oder den Felsen zu gießen, und dann mit harten Besen oder Bürsten
auszubreiten und zu verreiben, worauf in 10 Minuten die Reinigung vollendet ist. Ist
das Seegras schon weit entwickelt, so ist es gut, erst die Pflanzen möglichst
abzureißen, um die Wurzelstellen besser der Säure auszusetzen. Zuletzt muß Alles
mehrfach abgewaschen werden, um die Säure ganz zu entfernen.
Schwefelsäure ist ebenfalls versucht worden, gab aber kein befriedigendes Resultat.
Außerdem ist sie viel theurer, wogegen die Reinigung mit Salzsäure fast gar keine
Kosten verursacht. (Bulletin dé la
Société d'Encouragement, Februar 1861, S. 113.)
Esparsette für Bienen.
Nach den Mittheilungen des landwirtschaftlichen Vereins für den Netzdistrikt hat die
ganze Flora von Europa wohl keine zweite Pflanze aufzuweisen, die so reichlich
honigt, wie die Esparsette. Ihr Honigertrag bei günstigem Wetter übersteigt alle
Erwartungen, und ist fast unglaublich. Der Pastor Stein
zu Niedersaulheim bei Mainz, wo die Esparsette häufig angebaut wird, versichert, ein
starker Schwarm hätte ihm in einem Tag 21 Pfund Honig eingetragen, und ein Schwarm,
der vor vier Tagen in einen leeren Korb gesetzt worden sey, habe in dieser kurzen
Zeit 60 Pfd. eingetragen.
Der Esparsettehonig ist weiß, soll einen reinen, feinen Geschmack haben, und schon in
wenigen Tagen, nachdem er ausgelassen ist, eine solche Festigkeit erlangen, daß er
nicht mehr fließt. (Württembergisches Wochenblatt für Land- und Forstwirthschaft,
1861, Nr. 49.)