Titel: | Einfache Methode zum Schneiden der Holzschrauben; von W. Jeep, Ingenieur in Cöln. |
Autor: | W. Jeep |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. VI., S. 20 |
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VI.
Einfache Methode zum Schneiden der Holzschrauben;
von W. Jeep, Ingenieur in Cöln.
Jeep's Methode zum Schneiden der Holzschrauben.
Zum Schneiden der Holzschrauben wird meistens eine kleine Drehbank mit Leitspindel
oder einem sonstigen Apparat verwendet, welcher im Stande ist den Meißel in der
Weise, wie dieselbe für das Gewinde erforderlich ist, fortzubewegen. Auf diese Art
geht aber selbstverständlich das Schneiden der Schrauben, die millionenweise
gefertigt werden müssen, langsam von Statten, und kann ein geübter Arbeiter von
mittleren Schrauben, d.h. solchen von mittlerer Länge, in einer Minute sechs bis
sieben schneiden. Es ist demnach eine große Anzahl von solchen Leuten erforderlich,
um eine nennenswerthe Menge in einem Tage zu produciren.
Um nun eine große Production zu erzielen, sind die complicirtesten Vorkehrungen und
Maschinen construirt und auch ausgeführt worden, und es gibt solche, welche in einer
Minute bis zu 40 Stück Schrauben liefern. Aber dieselben müssen äußerst fein
behandelt werden und verlangen einen sehr geschickten Arbeiter zu ihrer Bedienung,
weil die Stellung der einzelnenTheilchen, und namentlich der großen Anzahl Messer, eine
sehr genaue seyn muß.
Die Fabrikanten von Holzschrauben wenden deßhalb diese Maschinen auch selten an,
behelfen sich meistens auf die alte Weise mit ihren Drehbänkchen, begnügen sich also
mit ungebildeteren Arbeitern und stellen dann lieber mehr an, um die erforderliche
Zahl der Schrauben zu erhalten, weil sie wissen, wie schwierig es ist, einen
Arbeiter zu beschäftigen, der sich einbildet gelehrt zu seyn, und das bildet sich
leider sehr bald jeder ein, der eine complicirtere Maschine zu bedienen hat.
Der Verfasser ist einstens in der Lage gewesen, eine sehr bedeutende Anzahl von
Holzschrauben, fast alle von einer Größe, zu benutzen; er kam deßhalb auf den
Einfall dieselben selbst anzufertigen, und hat dazu ein ziemlich einfaches
Maschinchen angewendet, welches vollkommen verschieden von allen anderen ist, und
von 3 Zoll langen, 1/4 Zoll im Durchmesser habenden Schrauben bei 1 1/4 Zoll langem
Gewinde durchschnittlich in der Minute 50 Stück lieferte.
Die Schrauben oder besser Gewinde wurden auf diesem Maschinchen nicht mit Stählen
oder Kluppen geschnitten, sondern in einer runden gezahnten Scheibe aus Stahl
gefräßt.
Auf einer zwischen zwei Spitzschrauben laufenden kleinen Spindel ist an einer Seite
(oder für eine doppelte Production an beiden Seiten) eine Fräse angebracht, welche
einen Durchmesser von 2 1/2 bis 3 Zoll haben kann.
Durch eine kleine Schnur oder Riemscheibe wird diese Spindel mit der Fräse –
wir sprechen in dem Folgenden von einer Maschine mit nur einer Fräse – in
einer Minute circa 4000 Mal umgetrieben, so daß also die
Umfangsgeschwindigkeit der Fräse pro Secunde ungefähr 42
bis 52 Fuß beträgt.
Um diese Spindel herum liegen dann vier andere Spindeln, welche zur Aufnahme der
Stifte dienen, auf welche das Gewinde geschnitten werden soll, und diese einmal in
eine langsam drehende, dann aber auch in eine dem zu erzeugenden Gewinde
entsprechende fortschreitende Bewegung versetzen.
Die kreisförmige Bewegung geschieht durch einen Riemen, welcher über die vier auf den
Spindeln befindlichen Rollen gleichzeitig läuft und diese in einer Minute 260 Mal
umdreht.
Da zu jedem Gange einer Schraube 1 Umdrehung derselben erforderlich ist, so würden
also, wenn kein Aufenthalt stattfände, 260 Gänge zu schneiden seyn. Da aber mehr als
die Hälfte der Zeit, häufig sogar bis 3/4 derselben, für Ueberarbeiten, als
Einspannen und Auswerfen derneuen Stifte und geschnittenen Schrauben, Zurückziehen der
Spindel etc. erforderlich sind, so werden etwa 80 bis 100 Umdrehungen nutzbar
gemacht, oder mit jeder Spindel 80 bis 100 Gänge in einer Minute geschnitten,
wornach man dann leicht, wenn die Zahl der Gänge, welche auf eine Schraube kommen
sollen, bekannt ist, die Anzahl der Schrauben berechnen kann, welche mit einer
Spindel und also auch mit vier Spindeln in einer bestimmten Zeit geschnitten werden
können.
Die Vorwärtsbewegung der Spindeln geschieht in Supports mit Hülfe von
Leitspindeln.
Mittelst eines Hebels ist die Mutter der Leitspindel auszuheben und gleichzeitig die
ganze Spindel mit ihren Lagern etc. etwas seitwärts von der Fräse ab zu bewegen, so
daß die fertig geschnittene Schraube außer Eingriff mit der Fräse kommt. Ist dieß
bewerkstelligt, so wird die Spindel mit ihren Lagern, welche keinerlei Halt in der
Richtung ihrer Achse hat, zurückgezogen, was durch einen zweiten Hebel geschieht,
dann die geschnittene Schraube ausgeworfen und die neue hineingebracht, worauf die
Einwirkung der Mutter erfolgt und das Schneiden von Neuem beginnt. Die Spindeln
werden zu je zwei Stück von einem Hebel bewegt, und deßhalb stets zwei Schrauben
geschnitten, während die zwei anderen ausgenommen und neue in die Spindeln gesteckt
werden.
Festgehalten werden die Schrauben in den Spindeln nur durch Federn, und die neuen
Schrauben von der hinteren Seite in die hohle Spindel gesteckt. Der conische Kopf
der geschnittenen Schraube wird durch die eingesteckte neue Schraube zwischen die
Federn gedrückt, so daß diese sich öffnen müssen und einmal die fertige Schraube
loslassen, dann aber auch der gleich folgenden neuen den Durchgang gestatten.
Damit die Schrauben während des Schneidens sich nicht seitwärts von der Fräse
abbiegen können, sind neben der Fräse kleine Rollen angebracht, welche die Schraube
stets fest gegen die Fräse drücken, so daß die Federn in den Spindeln die Schraube
eigentlich nur vor Drehung zu bewahren haben, wozu keine große Kraft gehört.
Sollen solche Maschinen in einer Fabrik angewendet werden, in welcher nur
Holzschrauben gefertigt werden, so müssen sie natürlich entsprechend verändert
werden, weil dann der Draht in die Maschine gehen muß, in derselben abzuschneiden,
aufzustauchen und der Schlitz in den Kopf zu stoßen ist, und dann das Gewinde
geschnitten werden muß, so daß die fertige Schraube ohne Zuthun von Menschenarbeit
herausfällt. Diese Umänderung wird sich sehr leicht herstellen lassen, und dann die
Maschine jedenfalls so viel Schrauben liefern, wie mit keiner anderen erzeugt werden
können.
Wo man dieselbe anwandte, wurden die Köpfe auf die Drahtenden in einer
Nuthschneide-Maschine gestaucht und die Schlitze mit einem kleinen
Fräsapparate eingeschnitten, weil die Zeit fehlte, eine vollständige Maschine,
welche alle diese Arbeiten verrichtete, auszuführen.