Titel: | Wiedergewinnung der Alkalien und Säuren, welche in Mineralölfabriken zum Reinigen der Oele benutzt worden sind; von H. Perutz. |
Autor: | H. Perutz |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XVI., S. 65 |
Download: | XML |
XVI.
Wiedergewinnung der Alkalien und Säuren, welche
in Mineralölfabriken zum Reinigen der Oele benutzt worden sind; von H. Perutz.
Wiedergewinnung der Alkalien und Säuren vom Reinigen der
Mineralöle.
I. Wiedergewinnung der
Alkalien.
Die bei der Reinigung der Oele mittelst Alkalien erhaltene Flüssigkeit destillirt man
in einer gußeisernen Blase bis zur Trockne. Als Destillationsproducte gewinnt man
Phenylsäure, Kreosot, Eupion und indifferentes Oel; wenn man die Phenylsäure rein
darstellen will, so sammelt man das zwischen 140 und 240° Cels. übergehende
Product und bearbeitet dasselbe in bekannter Art weiter. Die in der Blase
zurückbleibenden, die Alkalien enthaltenden Kohks werden in einem gut ziehenden Ofen
verbrannt, resp. geglüht bis aller Kohlenstoff verbrannt ist; die hierbei auf dem
Rost zurückbleibenden Stücke werden mit der durch den Rost gefallenen Asche gemengt,
pulverisirt und weiter behandelt.
Da sich beim Verbrennen der Kohks Kohlensäure bildet, welche sich mit den in den
Kohks enthaltenen Alkalien verbindet, letztere aber nur im ätzenden Zustande zur
Wiederverwendung brauchbar sind, so muß die Kohlensäure auf gewöhnlichem Wege durch
Kalk entfernt werden. Ich nehme (wegen der Unreinheit des im Handel vorkommenden
Kalkes) auf 53 Theile (wasserfreier) Soda 33 Theile Kalk, gebe auf 1 Ctr. Soda 300
Liter Wasser, und koche das Gemisch unter fortwährendem Umrühren 1 1/2 Stunden lang.
Bekanntlich entzieht der Kalk nur den verdünnten Sodalösungen die Kohlensäure
vollständig, man darf daher auf 1 Ctr. Soda nicht weniger Wasser nehmen als 250
Liter, wenn man sicher seyn will, eine ganz kohlensäurefreie Lösung zu erhalten.
Nach dem Kochen gebe man das Gemisch in ein passendes Gefäß, rühre es einen Tag alle
drei Stunden gut um, lasse das Gemisch während der Nacht absetzen, und ziehe die
über dem Kalk stehende klare Aetznatronlösung mittelst eines Hebers ab. Man koche
nun die Lösung ein, bis sie bei 12° R. eine Dichtigkeit von 36°
Baumé zeigt, und fülle dieselbe in gut verschließbare Gefäße, so daß die
Kohlensäure der Luft nicht darauf einwirken kann.
Ich habe die Erfahrung gemacht, daß man nur mit concentrirten Laugen von obiger
Dichtigkeit die Reinigung der Mineralöle vortheilhaft bewerkstelligen kann; mit
verdünnten Laugen, bis zu 25° Baumé, wird man nie im Stande seyn dem
Mineralöl die Phenylsäure, das Kreosot und Brandharz vollständig zu entziehen.
Daß verdünnte Natronlösungen, wenn man sie auch in solcher Quantität anwendet, daß
ihr Natrongehalt demjenigen einer concentrirten Lösung gleich ist, nicht im Stande
sind dem Mineralöl die Phenylsäure und das Kreosot, selbst in der Wärme, vollständig
zu entziehen, davon kann man sich leicht überzeugen, wenn man Mineralöl zuerst mit
verdünnter, dann mit concentrirter Natronlösung behandelt. Bei starkem Schütteln und
Umrühren wird zwar im ersten Falle etwas Phenylsäure gelöst, ein großer Theil
derselben bleibt jedoch zurück, und kann nur durch Anwendung von concentrirter
Natronlösung entfernt werden. Selbst wenn man die Behandlung mit verdünnten Laugen
wiederholt, bleiben kleine Mengen von Phenylsäure und Kreosot zurück.
Noch unvortheilhafter für die Reinigung der Mineralöle ist der Gehalt der Laugen an
Kohlensäure, da die Phenylsäure eine so schwache Säure ist, daß sie die Kohlensäure
aus ihren Verbindungen selbst in der Siedehitze nicht austreiben kann. Wenn man sich
daher größere Mengen der Laugen bereitet hat, so bringe man dieselben, wie schon
oben angegeben, in hermetisch verschließbare Gefäße.
Beim Reinigen der Oele ist es gut, 8 Proc. frisch bereitete Kalkmilch mit anzuwenden,
da die Phenylsäure mit überschüssiger Kalkmilch ein im Wasser lösliches basisches
Kalksalz bildet. Gleichzeitig hat man den Vortheil, daß die Laugen bei einem
etwaigen Gehalt an Kohlensäure davon befreit werden.
Die Brandharze lösen sich gleichfalls vollkommen in kohlensäurefreien concentrirten
alkalischen Lösungen.
II. Benutzung der beim Reinigen der
Mineralöle erhaltenen schwefelsauren Flüssigkeiten.
Die Nutzbarmachung der gebrauchten Schwefelsäure geschieht dadurch, daß man dieselbe
zur Fabrication von Eisenvitriol anwendet. Das Verfahren weicht von der gewöhnlichen
Fabrication desselben nicht ab.
Die schwefelsaure, von den aufgenommenen basischen Bestandtheilen dunkelbraun
gefärbte Lösung wird in eine mit Blei gefütterte schmiedeeiserne Pfanne gebracht,
welche man durch Dampf erhitzt (mittelst des Retourdampfs von irgend einer Operation
der Fabrik).
Man setzt, nachdem man die Menge der Schwefelsäure in der Lösung bestimmt hat, die
zur Bildung von schwefelsaurem Eisenoxydul erforderliche Quantität von altem
Eisenblech zu. Am besten arbeitet, man, wenn die Lösung bis zu einem specifischen
Gewicht von 1,1410 = 18° Baumé verdünnt wird; in diesem Falle enthält
sie 20 Proc. Schwefelsäurehydrat, dessen äquivalente Menge Eisen nach der Formel
FeO, SO³ zu
berechnen ist. Bekanntlich wird etwas mehr Eisen angewandt, um Metalle, durch die
das Eisen etwa verunreinigt ist und welche in Lösung gehen würden, zu fällen, ferner
um die Bildung von Eisenoxyd zu verhüten.
Die in der Schwefelsäure gelösten Oele steigen hiebei an die Oberfläche und müssen
entfernt werden. Ist das Eisen aufgelöst, was man daran erkennt, daß selbst bei
starkem Erhitzen kein Wasserstoffgas mehr entweicht, so filtrirt man die heiße
Lösung durch ein Sandfilter, worin alle Unreinigkeiten, Oeltheile und basisch
schwefelsaures Eisenoxyd zurückbleiben. Das klare Filtrat wird bis zur
Krystallisation eingedampft, und wie bekannt weiter behandelt.
Man gewinnt auf diese Weise den größten Theil der ursprünglich zur Reinigung der Oele
verwendeten Schwefelsäure wieder.