Titel: | Ueber Becquerel's galvanische Batterie, eine Combination von Zink, Blei und schwefelsaurem Bleioxyd; von E. H. Worlée in Hamburg. |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XXX., S. 108 |
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XXX.
Ueber Becquerel's
galvanische Batterie, eine Combination von Zink, Blei und schwefelsaurem Bleioxyd; von
E. H. Worlée in Hamburg.
Aus Böttger's polytechnischem Notizblatt, 1862,
Nr. 1.
Worlée, über Becquerel's galvanische Batterie.
Die von Becquerel (polytechn. Journal Bd. CLIX S. 119)
vorgeschlagene Combination von Zink, Blei und angefeuchtetem schwefelsauren Bleioxyd
ist bis jetzt weniger beachtet worden als sie es zu verdienen scheint. Die Schuld
ihrer ungünstigen Aufnahme in die Praxis trägt wohl der Umstand, daß man
unzweckmäßige Vorschriften zur Construction der Säule befolgte. Man empfahl unter
Anderem, aus dem genannten Bleisalze Cylinder zu formen, ferner die Anwendung von
flachen Blechschalen als Träger der Salzmasse, wollte poröse Zellen sparen, und
erhielt in den meisten Fällen keine Wirkung, weil sich unter den beiden
Elektromotoren, in Folge
der Reduction des Bleisalzes, sehr rasch eine metallische Verbindung herstellte.
Es ist nicht möglich, ohne Anwendung einer porösen Scheidewand zwischen Blei und
Zink, den Strom dieser Batterie constant zu erhalten, obgleich man mit nur einer Flüssigkeit, womit man das Zink und das in dem
genannten Salze eingesenkte Blei erregt, arbeitet; ich bezwecke deßhalb, hier auf
eine zweckmäßigere und dabei sehr leicht herzustellende Construction dieser Säule
aufmerksam zu machen, welche sich Monate lang bewährt hat.
Das schwefelsaure Bleioxyd, welches sehr billig in trockener, pulverförmiger Gestalt
aus chemischen Fabriken, welche sich mit der Erzeugung von Essigsäure befassen, zu
erhalten ist, läßt sich, mit einer Kochsalzlösung angefeuchtet, einigermaßen formen,
und behält nach erfolgtem Trocknen ziemlich seine Form; auf diese Weise erzeugte
Massen müßten aber, um benutzt werden zu können, eine Decke von Gyps erhalten, ihre
Herstellung würde sonach viel Zeit und technische Fertigkeit erfordern, mithin die
Instandsetzung des ganzen Apparates höchst unvortheilhaft seyn. Der einfachste Weg
daher, um eine Batterie der Art am besten zu construiren, ist jedenfalls der, daß
man die bekannten Thonzellen mit schwefelsaurem Bleioxyd gemischt mit circa 1/8 Volumtheile Kochsalzkrystallen, trocken füllt,
dünne Bleiplatten, etwa in Form eines Kreuzes, an deren oberem Ende ein Kupferdraht
befestigt ist, darin einsenkt, und Zink in gewalzten Platten, welche die Zellen
umschließen, anwendet. Kochsalzkrystalle setzt man deßhalb zum Bleisalz, weil das
durch den Strom reducirt werdende Blei sich sonst zu fest zusammenballen würde, und
eben deßhalb die Zellen für etwaige neue Füllungen nur sehr schwierig wieder zu
entleeren seyn möchten. Als erregende Flüssigkeit für beide Metalle benutze ich eine
concentrirte Kochsalzlösung.
Um den Werth dieser von Becquerel erfundenen Batterie zu
ermitteln, habe ich sie durch die Tangentenboussole gegen die Daniell'sche verglichen und Elemente von gleichen Dimensionen mit
amalgamirtem Zink angewendet. Die Ablenkung der Magnetnadel betrug während
48stündigen Geschlossenseyns der Kette
in dem Daniell'schen Elemente:
in dem Becquerel'schen Elemente:
Beim Schluß der Kette
12
Grad.
Beim Schluß der Kette
6 Grad.
nach 1 Stunde
14 „
nach 1 Stunde
7 „
„ 4
Stunden
14 „
„ 4
Stunden
7 „
„ 12 „
12 „
„ 12 „
5 „
„ 24 „
10 „
„ 18 „
3 „
„ 48 „
und weiter
10 „
„ 24 „
2 „
„ 36 „
1 „
„ 48 „
alles Blei
reducirt.
Das Daniell'sche Element war der Art eingerichtet, daß die
Kupfervitriollösung in concentrirtem Zustande erhalten
wurde; wenn es dagegen nur einmal mit einer concentrirten
Kupfervitriollösung gefüllt wurde, so beschränkte sich seine Dauer, bei abnehmender
Stromstärke, nur auf 6 bis 7 Stunden.
Die elektromotorische Wirkung einer Blei-Zinkkette ist also gegen andere
constante Ketten unbedeutend, man würde mehr als die doppelte Oberfläche eines
Elementes bedürfen, um die Wirkung eines Daniell'schen
Elementes zu erreichen, und außerdem immer noch einen bedeutend größeren
Leitungswiderstand in der Kette selbst zu überwinden haben; sie wird also nur in
einzelnen Fällen die bekannten Constructionen ersetzen können. Da überdieß ihre
Dauer nicht wie bei der Daniell'schen durch Ersatz der
reducirten Metalloxyde verlängert werden kann, sondern man gezwungen ist, das aus
dem Bleisalze reducirt werdende metallische schwammige Blei, welches fast denselben
Raum einnimmt, wie das schwefelsaure Salz, zu entfernen, um eine neue Füllung
vornehmen zu können, so erscheint sie weniger anwendbar in allen den Fällen, wo man
eines etwas kräftigen Stromes oder einer fortwährend geschlossenen Kette, z.B. zu Vergoldungen oder
galvanoplastischen Arbeiten, benöthigt ist.
Dagegen bietet diese Combination den großen Vortheil, eine, wenn auch schwache, doch
lange constant bleibende, bequeme, fortwährend disponible Elektricitätsquelle zu
bilden, da die offene Kette Jahre lang stehen kann, ohne sich selbst zu zersetzen,
weil nur eine Flüssigkeit von gleicher Dichtigkeit für
beide metallischen Erreger in Anwendung kommt, und keine Mischung und Zersetzung
durch Endosmose, wie bei der Daniell'schen Kette, im
Ruhestande stattfindet. Sie ist jedenfalls da empfehlenswerth, wo man einer Kette
bedarf, welche bei langer Dauer nur für kurze Schließungen bestimmt ist, sie wird
sich demnach sehr gut für telegraphische Zwecke eignen und wegen ihrer Billigkeit,
ihrer Dauer und der Bequemlichkeit, welche sie bietet, noch eine mannichfaltigere
praktische Verwendung zulassen.
Ich habe einzelne Elemente, sowie Verbindungen von 6 bis 8 Bechern zur Säule, seit
länger als 6 Monaten zum Experimentiren im Gebrauch, ohne irgend etwas daran zu
ändern, als ab und zu das verdunstete Wasser zu ersetzen. Bei einem hiesigen
Mechaniker dienen 6 Elemente seit eben so langer Zeit zum Betriebe von
Signal-Glocken zwischen Laden und Werkstatt. An einem anderen Orte betreibt
man damit ein System von Uhren; in beiden Fällen ohne neue Füllungen in der
genannten Zeit gemacht zu haben. Ein einzelnes Element liefert mir genügenden Strom
zum Betriebe des Morse'schen Telegraphen bei
verschwindendkurzer
Leitung, und genügt ferner für die gebräuchlichen Inductionsapparate mit
Federunterbrechung u.s.w.
Es existirt wohl kein Grund gegen die Annahme, daß 6 Becher gewöhnlicher Dimension
als Local-Batterie den Telegraphenstationen genügen würden, und daß keine
andere Construction constanter Volta'scher Batterien so
billig zu unterhalten, so bequem und leicht zu behandeln seyn dürfte, als diese. Sie
verdient deßhalb jedenfalls noch weiter genauer geprüft zu werden, namentlich
bezüglich ihres inneren Leitungswiderstandes, worauf ich zur Zeit noch nicht habe
näher eingehen können.