Titel: | Ueber den Farbstoff des Catechu; von Dr. Sacc. |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XL., S. 147 |
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XL.
Ueber den Farbstoff des Catechu; von Dr. Sacc.
Aus den Comptes
rendus, December 1861, t. LIII p. 1102.
Sacc, über den Farbstoff des Catechu.
In der Zeugdruckerei wird das gelbe Catechu, ein durch Abdampfen des wässerigen
Extracts der Blätter der Mimosa catechu erhaltenes
festes Extract, viel angewendet. Mit diesem Extract, welches etwas sauer und
adstringirend ist, stellt man die schönen Holzfarbe-Nüancen dar, welche sehr
lebhaft und dabei in hohem Grade ächt sind. Wir verbrauchen von demselben in unserer
Druckerei zu Wesserling jährlich gegen 4000 Kilogr.; gegenwärtig kosten die 100
Kilogr. 64 Francs.
Zur Bereitung der Druckfarbe löst man das Catechu in Essigsäure auf, verdickt diese
Auflösung mit Gummi, und versetzt sie mit Salmiak und einem Kupfersalz, gewöhnlich
Grünspan. Da der Erfolg mit dieser Farbe ein höchst unregelmäßiger ist, so habe ich
eine ganze Reihe von Proben angestellt, woraus hervorgeht, daß man dem Catechu,
damit es sich auf dem Gewebe gut befestigt, einen hygroskopischen und überdieß einen
oxydirenden Körper zusetzen muß: mit anderen Worten, die Druckfarbe muß sich unter
Umständen befinden, wobei sie sich leicht oxydiren kann; als Beweis, daß eine
Oxydation stattfindet, dient die Thatsache, daß man das Hängenlassen der Zeuge an
der Luft durch eine Passage derselben in einer oxydirenden Flüssigkeit, z.B. einer
Auflösung von zweifach-chromsaurem Kali, ersetzen kann.
Um entdecken zu können, weßhalb eine Sauerstoffabsorption erforderlichist, damit das Catechu auf den
Geweben befestigt wird, mußte ich dessen Eigenschaften studiren. Das Catechu ist in
kochendem Wasser löslich und fällt beim Erkalten aus dieser Lösung nieder; es ist in
den Alkalien löslich und wird daraus ohne sichtbare Veränderung durch die Säuren
gefällt; es ist in Essigsäure löslich, und wird daraus ohne Veränderung durch einen
Zusatz von Wasser gefällt. In der Hoffnung, die Elemente des Catechu zu spalten,
löste ich es in Essigsäure auf und goß dann in diese Lösung eine Auflösung von
Bleizucker in Essigsäure; ich erhielt aber nur einen reichlichen Niederschlag von
weinsteinsaurem Bleioxyd.
Alle diese Eigenschaften führen zu dem Schluß, daß das Catechu, abgesehen von einigen
Verunreinigungen, ein einfacher näherer Bestandtheil des Pflanzenreichs ist: um
dessen Elemente zu spalten, nahm ich zu Zersetzungsmitteln meine Zuflucht. Ich löste
in 4 Litern kochenden Wassers 1 Kilogramm zerstoßenes gelbes Catechu auf, goß dann
100 Gramme Schwefelsäure von 66° Baumé, welche mit 1 Liter Wasser
verdünnt waren, hinein, und erhitzte das Ganze im Wasserbade, bis das Gemisch
gänzlich zersetzt und vollkommen klar war, was nach halbstündigem Kochen eintritt.
Das Catechu hat sich alsdann in zwei Theile getrennt: einen braunen unauflöslichen,
welcher sich auf dem Boden des Gefäßes absetzt, und einen hellgelben, welcher
aufgelöst bleibt. Während der Reaction riecht das Gemisch deutlich nach
Salicylwasserstoff. Man läßt erkalten und gießt die klare Flüssigkeit vom harzigen
Niederschlag ab; man sättigt sie mit Kreide, filtrirt, dampft zur Syrupconsistenz
ab, setzt ein gleiches Volum absoluten Alkohol zu, und erhält 55 Gramme eines
Gemenges von weinsteinsaurem Kali und Kalk. Die abgedampfte Lösung liefert 370
Gramme hellbraun gefärbten Traubenzucker.
Das auf dem Boden des Gefäßes zurückgebliebene braune Harz, bei 100° C.
ausgetrocknet, wiegt 546 Gramme; es ist trocken, sehr zerreiblich, unauflöslich in
Wasser, Aether, Alkohol, den fetten und wesentlichen Oelen, den schwachen Säuren,
den Salzlösungen und der Salzsäure. Die Salpetersäure zersetzt dasselbe gänzlich.
Die Schwefelsäure von 66° Baumé löst es auf. Es löst sich zum Theil in
einer Auflösung von kohlensaurem Natron, und vollständig im Aetznatron. Diese sehr
schön braune Lösung wird, indem sie Sauerstoff aus der Luft absorbirt, sehr dunkel
und sehr lebhaft purpurroth.
Ich betrachte diesen Farbstoff wegen seiner außerordentlichen Unauflöslichkeit,
seiner großen Unveränderlichkeit und prachtvollen braunen Farbe als den färbenden
Bestandtheil des Catechu. Man begreift dann leicht, warum man das Catechu zu seiner
Befestigung auf den Gewebender feuchten Luft aussetzen und ihm ein Oxydationsmittel
wie die Kupfersalze beifügen muß, dessen Wirkung einzig darin besteht, den
zuckerbildenden Bestandtheil des Catechu zu verbrennen, um den Farbstoff in Freiheit
zu setzen.
Aus meinen sämmtlichen Beobachtungen geht hervor, daß der Catechufarbstoff ein neuer
näherer Bestandtheil des Pflanzenreichs ist, welcher nach seinem Ursprung und seinem
Verhalten zur verdünnten Schwefelsäure, seine Stelle neben dem Salicin erhält.