Titel: | Ueber die Befestigung der Anilinfarben auf vegetabilischen Gespinnsten und Geweben; von E. Kopp. |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XLI., S. 149 |
Download: | XML |
XLI.
Ueber die Befestigung der Anilinfarben auf
vegetabilischen Gespinnsten und Geweben; von E. Kopp.
Aus dem Répertoire
de Chimie appliquée, December 1861, S. 457.
Kopp, über die Befestigung der Anilinfarben auf vegetabilischen
Gespinnsten und Geweben.
Das Anilinviolett und Anilinroth verbinden sich sehr leicht mit der Wolle und Seide,
besitzen hingegen nur sehr wenig Verwandtschaft zur Pflanzenfaser. Um diese
Farbstoffe auf Baumwolle, Flachs oder Hanf zu befestigen, muß man entweder zum
Eiweiß, oder zum Kleber, oder zum Gerbstoff seine Zuflucht nehmen. Eine richtige
Anwendung des letzteren scheint am vortheilhaftesten zu seyn.
Man kann dabei auf zweierlei Art verfahren, je nachdem man den Farbstoff mittelst
Druckens oder Färbens befestigen will.
Für das Drucken besteht die einfachste Methode darin,
Auflösungen von Anilinviolett oder Anilinroth mittelst Gerbstoff zu fällen; man
erhält so einen violetten oder rothen Lack, welchen man auf einem Filter sammelt,
auswascht und bei gelinder Wärme trocknen läßt. Der trockene Lack wird in
Essigsäure, Alkohol oder einem Gemisch von beiden aufgelöst; die Auflösung wird mit
Traganth- oder arabischem Gummi verdickt, oder auch mit Stärkmehl, welches
mit Essigsäure zu Kleister gekocht ist. Die mit der Farbe bedruckten Gewebe werden
gedämpft. Da der gefärbte Lack in Wasser unauflöslich ist, so wird er durch das
nachherige Waschen der Zeuge nicht mehr abgezogen. Dieses höchst einfache Verfahren
erfordert jedoch große Sorgfalt und besondere Vorsichtsmaßregeln, damit die Farben
weder matt noch ihre Nüancen verändert werden.
In gewissen Fällen werden die Gewebe vor dem Drucken vorbereitet, nämlich entweder
mit Thonerde- oder mit Zinnoxydbeize, oder durch Tränkenmit einer verdünnten Auflösung
von Kleber, Lactarin, Leim oder sogar einem Metallsalz, z.B. Bleizucker,
Quecksilbersublimat, weinsteinsaurem oder salzsaurem Antimonoxyd-Kali
etc.
Soll der Farbstoff durch Färben befestigt werden, so
bedruckt man vorerst alle Stellen des mit Zinnoxyd vorbereiteten Gewebes, welche
gefärbt werden müssen, mit Gerbstoff, und befestigt diesen durch Dämpfen und Waschen
der Zeuge. Wenn man hernach in einem Bad von Anilinviolett oder Anilinroth färbt, so
verbindet sich der Farbstoff mit dem Gerbstoff zu einem unauflöslichen violetten
oder rothen Lack, während die nicht mit Zinnoxyd vorbereiteten Stellen des Gewebes
den Farbstoff nur sehr schwach anziehen.
Anstatt reinen Gerbstoffs kann man Absüde von Galläpfeln, Sumach oder Gerbstoff in
Verbindung mit anderen Substanzen, z.B. Fetten, Harzen, Kleber etc. anwenden.
Als Beispiele dienen folgende Verfahrungsarten, welche übrigens auf verschiedene
Weise abgeändert werden können:
1) Verfahren von Javal und Gratrix. – Dasselbe
wurde aus dem Repertory of Patent-Inventions, Mai
1861, im polytechn. Journal Bd. CLXI S. 389 mitgetheilt.
2) Verfahren von N. Lloyd und J. Dale. – Man
versetzt 4 1/2 Liter Gummiwasser mit 240 bis 300 Grammen reinem Gerbstoff und der
nach der beabsichtigten Nüance erforderlichen Quantität Anilinviolett oder
Anilinroth. Nach dem Aufdrucken der Farbe dämpft man die Zeuge bei einem Druck von
1/15 bis 1/13 Atmosphäre. Dann passirt man dieselben durch ein Bad, welches
beiläufig 13 1/2 Gramme Brechweinstein per Liter enthält
und auf 45–85° C. erhitzt ist; hernach wascht und trocknet man
sie.
Oder man druckt bloß die verdickte Gerbstofflösung auf (133 Gramme Gerbstoff per Liter Gummiwasser für eine dunkle Nüance, und 20 bis
27 Gramme für eine helle Nüance). Nach dem Drucken dämpft man eine Stunde lang und
passirt hernach in einem Bad von Brechweinstein. Man wascht gut, und schreitet zum
Färben in einem schwach sauer gemachten Bad von Anilinviolett oder Anilinroth,
welches man allmählich und langsam bis zum Kochen erhitzt und beiläufig 20 Minuten
lang im Sieden erhält.
Wenn nach dem Waschen der Grund noch schwach gefärbt ist, so bleicht man ihn durch
eine Passage in schwachem Chlorkalk, wornach man eine Seifenpassage folgen läßt.
(London Journal of arts, November 1861, S. 284.)
3) Verfahren von Thomas Brooks. – Der Zweck
desselbenist, auf
den Zeug Beizen zu drucken, welche nach dem Ausfärben in Krapp oder Garancin noch
Anilinfarben anziehen können, die sich auf die Krapplacke legen und daher denselben
mehr Lebhaftigkeit und Glanz ertheilen. Principiell besteht das Verfahren darin, den
gewöhnlichen Beizen für Krapp ein Gemisch von Gerbstoff und Zinnoxydsalz zuzusetzen.
Man befestigt die Beizen entweder durch Aufhängen der Zeuge an der Luft, oder durch
das Dämpfen. Dann passirt man sie durch arsensaures, phosphorsaures oder
kieselsaures Natron, oder in Kuhkoth; man färbt in Krapp, Garancin oder Alizarin;
man schönt und färbt endlich neuerdings in einem Bade von Anilinfarbstoff. (London Journal of arts, November 1861, S. 284.)