Titel: Harnisch-Vorrichtung mit Anwendung von Metalllitzen und eines veränderten Chorbretes; vom Techniker H. Grothe.
Autor: Hermann Grothe [GND]
Fundstelle: Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XLVII., S. 175
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XLVII. Harnisch-Vorrichtung mit Anwendung von Metalllitzen und eines veränderten Chorbretes; vom Techniker H. Grothe. Mit Abbildungen auf Tab. III. Grothe, über eine Harnisch-Vorrichtung. Diese Einrichtung des Harnisches enthält mehrere, wesentlich veränderte Theile und Anordnungen. Sie bezweckt besonders möglichste Verringerung der Kosten für Herstellung des Harnisches, Vermeidung der bei den gewöhnlichen Harnischen sich zeigenden Unzuträglichkeiten während des Arbeitens, ferner die Möglichkeit eine Umänderung in der Eintheilung etc. vorzunehmen, ohne daß der Harnisch abgeschnitten zu werden braucht. Als Litzen verwendet man zu dieser Einrichtung Metalllitzen, wie sie im polytechn. Journal Bd. CLX S. 352 empfohlen worden sind. Dieselben haben jedoch eine etwas andere Form erhalten. Sie bestehen nämlich aus einem 1–1 1/2 Fuß langen feinen Draht, Fig. 9, der in der Mitte breit geschlagen ist, und an der breit geschlagenen Stelle ein Loch erhalten hat, das Auge (maillon) für den Kettfaden, welches natürlich sauber abgerundet und geputzt ist. Die beiden Enden des Drahtes sind zu Oesen umgebogen, nach Art der größeren Oese des Carabinerhakens. Die untere Oese dient zur Befestigung des Bleigewichtes, die obere aber zur Befestigung der Arcade. Die Arcaden sind ebenfalls etwas verändert, Fig. 10, insofern die Schleife bedeutend länger ist, als bei den gewöhnlichen Arcaden, nämlich bis 10–12 Zoll lang. Die Schleife wird nicht in den Carabinerhaken eingehakt, sondern in die obere Oese der Drahtlitze. Das Harnischbret ist ganz abweichend von der gebräuchlichen Anordnung der Chorbreter construirt, und zwar nach dem Princip J. Schröder's, mit Vermeidung der Unvollkommenheiten desselben. Es besteht aus einem Holzrahmen, auf welchem vier dicht mit kleinen Löchern versehene Leisten aufgeheftet sind, Fig. 12, a, a, a, a. Durch die Seiten b, b des Rahmens hindurch gehen Eisenblechstäbe c, c, senkrecht zum Rahmen und auf beiden Seiten gleichviel vorstehend. Die unteren Enden dieser Stäbe sind durch Querschienen d verbunden. Zwischen die Stäbe oberhalb des Rahmens werden Querschienen e eingelegt. Bei der Einrichtung des Harnisches verfährt man nun folgendermaßen: Man reiht die Litzen, welche mit den Arcaden und Bleien schon verbunden sind, mit den Schleifen auf den Querschienen e auf, und zwar in solcher Anzahl, als es die beabsichtigte Einrichtung erfordert, so daß jede Schiene gleichviel Litzen enthält. Dann legt man diese Schienen in das Chorbret ein, immer eine Schiene zwischen zwei senkrechte Stäbe e, und beginnt nun nach vorhergegangener Berechnung des Raumes, den die mehr oder weniger dichte Stellung des Harnisches erfordert, den Harnisch abzutheilen, was so geschieht, daß man von jeder Schiene den ersten Faden zurücklegt und in die entstandene Lücke eine Stricknadel durch die Leisten a, a des Chorbretes schiebt. Dadurch sind die betreffenden Litzen so abgesondert, als ob sie in die ersten Löcher eines gebohrten Chorbretes eingezogen wären. In beschriebener Weise fährt man mit der Eintheilung fort. Nachdem man so den ganzen Harnisch gewissermaßen eingezogen hat, theilt man die Arcaden nach dem geforderten Verhältniß der Chemins ein, was bei dieser Anordnung gar keine Schwierigkeiten hat, nimmt nun von jedem der Chemins die Fäden zusammen, welche durch einen Haken der Maschine bewegt werden sollen, und knüpft sie an die Schleife der Collischnur, die etwas länger zu nehmen ist, an. Indem man das Harnischbret so tief stellt, als es die geforderte Länge der Arcaden zuläßt, und indem man die Querschienen e ganz feststellt, hat man es in der Gewalt, die Arcaden gleichmäßig anzuziehen. Ebenso wie auf den Querschienen e die Litzen geordnet sind, werden sie, wie Fig. 14 zeigt, zwischen die unteren Querschienen d vertheilt, so daß stets gleichmäßige Reihen erhalten bleiben. Wenn man alle Arcaden an der Maschine befestigt hat, stellt man das Harnischbret höher, so daß die Knoten der Arcadenschleifen auf den Schienen e aufliegen. Dadurch wird zunächst bewirkt, daß das Fach stets ein gleichmäßiges bleibt, dann aber auch, daß die Last der Bleie nicht auf die Arcaden und dadurch auf die Maschine im Ruhestand einwirkt, sondern daß dieselbe vielmehr von den Schienen und dem Harnischbret aufgefangen wird. Das Chorbret muß natürlich durch starke Stricke an den Langbalken des Webstuhles gehalten werden. Die Querschienen e dienen zugleich als Schäfte. Die so angedeutete Vorrichtung hat sich sehr gut bewährt. Den Hauptgrund zur Furcht vor Unregelmäßigkeiten erregte die Anhäufung der Arcadenschleifen über dem Gitter. Allein die Praxis zeigte dieselbe als unbegründet. Die Vorzüge der Anordnung sind nun im Wesentlichen folgende: Will man den Stuhl anders einrichten, so hat man nicht nöthig, den Harnisch abzuschneiden, sondern man knüpft einfach die Arcaden los, und theilt dieselben von Neuem ein. Ist eine Verbreiterung des Harnisches nöthig, so zieht man die Stricknadeln aus und beginnt nach vorangegangener neuer Berechnung die obige Eintheilung. Ja man kann dergleichen Operationen sogar während der Arbeit selbst vornehmen, ohne daß man genöthigt wäre die Kette abzuschneiden. – Die Drahtlitzen halten für lange Zeit und liefern zugleich einen Theil der Belastung für die Arcaden, so daß an Bleien viel gespart wird; ferner ist ihre Bewegung eine gleichmäßigere und für das Kettmaterial schonendere. Verflechtungen und Verschlingungen können zwischen Litzen nicht vorkommen und ein oft sehr nachtheiliges Zerreißen von Ober- oder Unterlitzen ist unmöglich. Die langwierige Arbeit des Egalisirens ist ungemein vereinfacht und mit sicherem Erfolge vorzunehmen. Die Litzen sind am vortheilhaftesten aus Messing- oder Zinkdraht zu machen. Die Arcaden werden am besten von recht gleichmäßigem Eisengarn hergestellt. Die Vorrichtung ist für jede Art der Weberei anwendbar. Selbst auf 10/4 breiten Stühlen mit 1200-Maschinen zeigte sie sich von großem Nutzen, der besonders auch in Ersparniß an Kosten und an Zeit beruht.

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