Titel: | Metallisches Kupfer als empfindlichstes Reagens auf schweflige Säure; von H. Reinsch. |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. LXXV., S. 287 |
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LXXV.
Metallisches Kupfer als empfindlichstes Reagens
auf schweflige Säure; von H. Reinsch.
Aus dem neuen Jahrbuch für praktische Pharmacie, Bd. XVI S. 277.
Reinsch, über etallisches Kupfer als empfindlichstes Reagens auf
schweflige Säure.
Läßt man einige Blasen von schwefliger Säure in 1/2 Unze concentrirte Salzsäure
strömen, vermischt hierauf 2 Tropfen von dieser Säure mit 20 Kub. Centim. Wasser und
10 Kub. Centim. reiner concentrirter Salzsäure, bringt ein Stückchen Kupferdraht
hinein und erhitzt zum Kochen, so wird dieser noch deutlich braun gefärbt, und nach
einiger Zeit hat der Kupferdraht ganz das Ansehen wie bei der vom Verfasser
herrührenden Arsenikprobe angenommen. Enthält die Flüssigkeit mehr schweflige Säure,
so erscheint der Kupferdraht noch während des Kochens tief braunschwarz, fast wie
mit Ruß überzogen, und färbt an den Fingern stark ab. Luft, welche auch nur Spuren
von schwefliger Säure enthält, und welche man durch einen mit Salzsäure angefüllten
Kugelapparat hat strömen lassen, reagirt noch deutlich auf metallisches Kupfer. In
dem Falle, wo es sich vielleicht um das Vorhandenseyn von Milliontheilchen
schwefliger Säure und deren Reaction auf Kupfer handelt, thut man am besten 2 Proben
zu machen, indem man die eine Probe mit reiner Salzsäure und Kupferdraht anstellt,
wobei das Kupfer beim Kochen vollkommen goldglänzend erscheint, während der
Kupferdraht mit der Probe, welche auch nur die geringsten Spuren schwefliger Säure
enthält, sogleich matt wird, seinen Glanz verliert, und nach einiger Zeit eine
mattröthliche, dann eine graue oder braune Farbe annimmt. Es versteht sich von
selbst, daß auf diese Eigenschaft der schwefligen Säure, metallisches Kupfer unter
Mitwirkung von Salzsäure zu schwärzen, bei des Verfassers Arsenikprobe stets
Rücksicht genommen werden muß, da diese Reaction leicht zu Fehlschlüssen
Veranlassung geben könnte.
Das auffallendste Unterscheidungsmerkmal besteht darin, daß sich das durch schweflige
Säure beschlagene Kupfer in kochender mit ihrem gleichen Raumtheile Wassers
verdünnter Salzsäure nicht unter Wasserstoffentwickelung auflöst, während sich das
mit Arsenik beschlagene unter lebhafterEntwickelung von Wasserstoffgasbläschen auflöst, auch
nachdem man die Erhitzung der Flüssigkeit nicht mehr fortsetzt. Wenn man das durch
schweflige Säure beschlagene Kupfer in einer unten verschlossenen, 5 Millimeter
weiten Glasröhre erhitzt, so entsteht weder ein weißer Beschlag, noch verliert das
Kupfer seine schwarze Farbe, selbst wenn das Erhitzen bis zum Erweichen der
Glasröhre fortgesetzt wurde; ein mit Arsenik beschlagener Kupferdraht, auf gleiche
Weise behandelt, gibt zuerst einen weißen krystallinischen Ring von arseniger Säure
und das Kupfer erscheint silberweiß von einer Schicht Arsenikkupfer, wird das
Erhitzen länger fortgesetzt, bis zum Erweichen der Röhre, so wird aller Arsenik
verflüchtigt, und das Kupfer erscheint wieder in seiner natürlichen Farbe.
Schweflige Säure enthaltendes Wasser wirkt weder bei gewöhnlicher Temperatur noch
beim Kochen auf Kupfer ein, sobald man aber, auch nach länger fortgesetztem Kochen,
Salzsäure hinzusetzt, so tritt sogleich die Reaction ein. In gleicher Weise
verhalten sich die schwefligsauren Salze, an und für sich färben ihre kochenden
Lösungen das Kupfer nicht, sobald aber Salzsäure hinzugesetzt wird, tritt die
Reaction ein; auch die geringsten Spuren dieser Salze können auf diese Weise
entdeckt werden, jedoch muß man sich dann immer gleicher Raumtheile von der
Salzsäure und der zu prüfenden Flüssigkeit bedienen.