Titel: | Eine Verbesserung an Pendeluhren; von Sieg. Schüller, Maschinentechniker in Wien. |
Autor: | Siegmund Schüller |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. LXXXII., S. 337 |
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LXXXII.
Eine Verbesserung an Pendeluhren; von Sieg. Schüller, Maschinentechniker in Wien.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Schüller's Verbesserung an Pendeluhren.
Die jetzt üblichen Constructionen der Uhren zeigen uns fast durchwegs die Zeit durch
einen vom Zeiger durchlaufenen Weg an. Indemnun der Zeiger in gleichen Zeiten gleiche Wege zurücklegt,
sind wir in Stand gesetzt vom durchlaufenen Weg auf die verflossene Zeit zu
schließen.
Bei den gegenwärtig so beliebten Pendulen gibt es nun einen Bestandtheil, der
ebenfalls in gleichen Zeiten gleiche Wege zurücklegt, und daher vollständig die
Eigenschaften eines Zeigers oder Zeitweisers besitzt, welche auszubeuten man jedoch
bisher unterließ.
Dieser Bestandtheil ist das Gewicht, welches durch seine Schwerkraft den ganzen
Mechanismus in Bewegung setzt. Es durchläuft dasselbe in gleichen Zeiten gleiche
Räume und muß sie durchlaufen, weil eben hievon der richtige Gang der Uhr
abhängt.
Der Weg jedoch den es durchläuft, ist im Verhältniß zu den Zeigern am Zifferblatte
ein kleiner, und darum ist es auch geeigneter zum Anzeigen größerer Zeitabschnitte,
z.B. zum Anzeigen von Tagen.
Man ist dadurch in den Stand gesetzt, auf höchst billige Art ein Calendarium mit der
Uhr zu verbinden, das von den Uebelständen ganz befreit ist, welche den bisherigen,
durch ein Räderwerk bewegten Datumzeigern anklebten, denn man vermehrt den
Mechanismus der Uhr selbst durch gar keinen neuen Bestandtheil.
Vorliegende Erfindung läßt sich mit Vortheil bei zwei Gattungen Pendeluhren anwenden,
und zwar:
1) bei Pendeluhren, welche alle 8 Tage aufgezogen werden
müssen;
2) bei Pendeluhren, welche alle Monate aufgezogen werden
müssen.
Fig. 23 zeigt
eine solche Pendeluhr, die bloß jede Woche aufgezogen zu werden braucht. An der
Hinterwand des Kastens ist eine Scale mit 7 Abtheilungen befestigt. In jeder steht
ein Tag eingeschrieben, und von Theilstrich zu Theilstrich ist genau der Raum
angegeben, den der Zeiger in 24 Stunden durchläuft. Die Anfertigung der Scale ist
sehr leicht auf empirischem Wege zu finden, und dieselbe kann, wenn sie
geschmackvoll ausgestattet wird, die Uhr bedeutend zieren. An der unteren Fläche des
Gewichtes ist ein Stahlplättchen angeschraubt, das als Zeiger benützt wird.
Fig. 24 zeigt
eine Uhr mit Datumzeiger, die bloß alle Monate aufgezogen zu werden braucht. Die
Anwendung der Erfindung ist hier im Principe genau dieselbe. Die Scale kann
ebenfalls auf empirischem Wege angefertigt werden. Auch hier ist ein Stahlplättchen
an der unteren Seite des Gewichtes als Zeiger benützt. Man kann durch stufenförmiges
Einschreiben der Tagesindexe die Deutlichkeit derselben bedeutend erhöhen. Die
Anbringung dieser Scalen vertheuert die Uhr nur um ein Unbedeutendes. Das Gewicht
selbst fällt gleichmäßig. Der einzige Umstandwelcher hindernd in den Weg treten könnte, ist ein
unrichtiger Gang der Uhr, dann ist es jedoch selbstverständlich, daß man sie
corrigiren muß.
Beim Aufziehen der Uhr muß jedoch auf eine ziemlich richtige Einstellung des Zeigers
Rücksicht genommen werden, die sich aber sehr gut mit freiem Auge mittelst
Abschätzung vornehmen läßt.
Auch könnte man, um dem Uebelstand abzuhelfen, durch die Pendelscheibe die Ziffer
verdeckt zu sehen, die Scale höher legen, und dann das Stahlplättchen an der oberen
Seite des Cylinders anschrauben.
Das Aufziehen der Uhr kann beliebig vorgenommen werden, wenn nur auf das Einstellen
des Zeigers Bedacht genommen wird.