Titel: | Ueber die Bereitung eines weißen Cementes und die Darstellung buntfarbiger Cemente; von H. Creuzburg. |
Autor: | H. Ch. Creuzburg [GND] |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XCI., S. 357 |
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XCI.
Ueber die Bereitung eines weißen Cementes und die
Darstellung buntfarbiger Cemente; von H. Creuzburg.
Creuzburg, über die Bereitung eines weißen Cementes und die
Darstellung buntfarbiger Cemente.
I. Bereitung eines weißen
Cementes.
Die im Handel vorkommenden Cemente sind nie weiß, sondern verschiedenartig gefärbt,
je nach dem verschiedenen Gehalt des Cementsteins an Eisen- und Manganoxyd.
Zu dem gewöhnlichen Gebrauch in der Baukunst ist die Farbe des Cements ziemlich
gleichgültig; ein dunkelfarbiges Cement wird man aber einem weißen weit vorziehen.
Es würde daher Niemanden einfallen, ein weißes Cement für den gewöhnlichen Gebrauch
fertigen und anbieten zu wollen.
Unser weißes Cement hat eine besondere Bestimmung; ich habe in diesem Bande des
Polytechn. Journals S. 295 darauf aufmerksam gemacht.
Wenn man ein buntfarbiges Cement darstellen will, so wird man für die meisten Farben
kein anderes als ein weißes Cement brauchenkönnen, denn nur ein solches wird, mit feurigen Farben
gefärbt, eine reine Farbe geben. Da das weiße und bunte Cement bloß zu feineren
architektonischen Verzierungen etc., und hier in verhältnißmäßig geringer Menge, als
Luxusartikel in Anwendung kommt, so braucht der etwa höhere Preis desselben gar
nicht in Betracht zu kommen.
Einen Cementstein, der weißes Cement giebt, hat man in der Natur meines Wissens
nicht, daher muß man dasselbe auf künstlichem Wege darzustellen suchen. Das
Verfahren, aus Thon und Kalk hydraulische Mörtel darzustellen, ist nicht neu;
– hier will ich nur auf die Bedingnisse aufmerksam machen, auf welche es
ankommt, um ein wahres Cement aus Thon und Kalk überhaupt, ein farbloses aber
insbesondere, darzustellen.
Eine allgemeine Vorschrift, künstliches Cement aus Thon und Kalk zu bereiten, kann
von vornherin darum nicht gegeben werden, weil die natürlichen Thone sehr
verschiedenartig in ihrer Zusammensetzung sind, und der Kalk selbst oft Thon
enthält. Die Thone bestehen alle aus Thonerde, Kieselerde, Eisenoxydul und Wasser.
Ob der Thon ein Thonerdesilicat oder bloß ein mechanisches Gemenge von Thonerde und
Kieselerde ist, weiß man noch nicht einmal gewiß; die letztere Annahme ist aber
wahrscheinlicher, weil in den Thonen nie ein constantes Verhältniß der beiden Erden
gegeben ist. Auch der Eisengehalt ist sehr relativ. Will man einen Thon daher zur
Cementbereitung versuchen, so muß man das zuzusetzende Quantum Kalk zunächst durch
kleine Probeversuche ausmitteln. Bei diesen Versuchen sieht man nach dem Brennen
gleich nebenbei, ob man ein gelbes oder ein Weißes hat, ob also der verwendete Thon
eisenhaltig war oder nicht. Hat man weißen Porzellanthon billig in der Nähe, so
nimmt man natürlich keinen anderen.
Zu den Versuchen kann man den Kalkstein roh oder gebrannt anwenden. Ich habe
vorgezogen, gleich gebrannten Kalk zu nehmen, weil derselbe sich leichter und
inniger mit dem Thon vermischen läßt, und man auf den Preis nicht zu reflectiren
braucht. – Den Thon trocknet man und stößt ihn gröblich, ebenso den
gebrannten Kalk. Man bedient sich für beide Körper der Einfachheit wegen eines
Gemäßes, nicht des Gewichtes. Bei Behandlung des Thones mit Kalk habe ich übrigens
einen Zusatz von etwas Soda für gut gefunden. Hat man Thon und Kalk als Pulver zu
den Versuchen in Bereitschaft, so macht man sich zunächst eine Auflösung von z.B.
1/4 Pfund krystallisirter Soda in 1 Maaß warmen Wassers. Sie dient zum Anmachen der
folgenden Probemischungen, welche man zu machen hat, und deren drei mit jedem zu
prüfenden Thon genügen dürften.
1)
1 Maaß
Thonpulver
und
2 Maaß
Kalkpulver
2)
1 „
„
„
1 „
„
3)
2 „
„
„
1 „
„
Jede der drei Probemischungen wird mit obiger Sodalauge zu einem zähen Teig angemacht
und so lange durcheinandergearbeitet, bis eine völlig homogene Masse gebildet ist.
Jeder der drei Proben giebt man nun eine andere Gestalt, z.B. Nr. 1 gestaltet man in
ein vierseitiges Prisma, Nr. 2 in ein dreiseitiges Prisma, Nr. 3 formt man rund. Es
ist diese Vorsicht deßhalb nöthig, weil die Proben zuweilen im Feuer zerspringen,
und man ohne dieselbe nicht erkennen würde, zu welcher Probenummer die einzelnen
Stücke gehören; man läßt die Proben gehörig trocknen, dann werden sie in einem
Casserol oder Windofen zwischen Holzkohlen gebrannt. Man giebt auf den Rost eine
Schichte glühende Kohlen, und darauf wieder eine Schichte todter Schmiedekohlen,
legt die drei Probecylinder auf letztere, und bedeckt endlich die Proben mit einer
starken Schicht todter Kohlen. Man läßt die Kohlen allmählich in Gluth kommen, und
nimmt die durchgeglühten Proben erst dann heraus, wenn die Kohlen niedergebrannt
sind. Will man sich mit dem Brennen nicht abgeben, so kann man die Proben auch im
Ofen eines Töpfers oder in einem Kalkofen mitbrennen lassen, doch ist es dann gut
die Proben in ein unglasirtes Geschirr, z.B. in einen Blumentopf, zu geben.
Die Prüfung der gebrannten Proben geschieht, indem man die Proben zu Pulver zerreibt,
mit Wasser zu einem formbaren Teig anmacht, und nußgroße Kugeln daraus formt, von
jeder Nummer nämlich zwei Kugeln, wovon die eine, wenn sie noch weich und nicht
erstarrt ist, sogleich in eine der drei bereit gehaltenen Obertassen mit Wasser
geworfen wird, während die anderen Kugeln jeder Nummer neben den im Wasser liegenden
Kugeln an der Luft liegen bleiben. Bei den letzteren beobachtet man, wie viel
Minuten sie brauchten, um an der Luft zu erstarren, und wie hart sie bei Prüfung mit
dem Fingernagel nach 12 Stunden geworden sind. Nachdem man die im Wasser liegenden
Kugeln, ebenfalls nach 12 Stunden, auf ihren Härtegrad geprüft hat, läßt man diese
nun an der Luft liegen, und prüft sie nach 12 Stunden wiederum auf ihre Härte, wirft
dafür aber die zuerst an der Luft gelegenen Kugeln ins Wasser, und probirt sie auch
nach 12 Stunden wieder. So kommt man bald darüber ins Reine, welche der Proben die
beste Mischung von Kalk zu Thon darbietet, um zur Ausführung in größerem Maaßstabe
erwählt zu werden. Ganz untaugliche Proben werden gar nicht hart, weder an der Luft
noch im Wasser, oder zerfallen in letzterem ganz.
Um beiläufig über die Fabrication im Großen etwas zu sagen, seybemerkt, daß das Anmachen des
Thon- und Kalkpulvers mit der Sodalauge, auf einer Tenne geschehen kann,
indem man die Mischung anfangs mit der Haue oberflächlich vertheilt, dann aber einen
Arbeiter mit bloßen Füßen so lange darauf herumtreten läßt, bis die innige Mischung
zu Stande gebracht ist. Man kann dazu aber auch eine gewöhnliche
Thonschneidemaschine anwenden.
Aus der Mischung werden nun gewöhnliche Backsteine geformt, und wie diese gebrannt.
Man stellt jedoch die Cementbacksteine womöglich an Stellen im Ofen auf, wo sie den
meisten Luftzug erhalten. Diese gebrannten Backsteine lassen sich leicht
pulverisiren, und es kann dieß sowohl zwischen Mühlsteinen wie bei gewöhnlichen
Mahlmühlen, als auch mit aufrecht im Kreis laufenden Steinen geschehen.
II. Darstellung buntfarbiger
Cemente.
Den farbigen Cementen dient, wie bereits angedeutet, das weiße Cement zur Basis.
Wegen der stark basischen Natur des weißen Cementes hat aber das Färben desselben mit
schönen Farben seine Schwierigkeiten, und es kann dazu von vielen Malerfarben kein
Gebrauch gemacht werden, indem dieselben entweder verändert oder ganz zerstört
werden, wie u.a. Schweinfurtergrün, Bremergrün, Berlinerblau, Indigo, Carmin,
Schittgelb und überhaupt alle Lackfarben organischen Ursprungs. Die Schwierigkeiten,
durch Färben des weißen Cementes ein schönes Farbenspectrum herzustellen, sind daher
nicht gering, da fast alle schönen Farben ausgeschlossen bleiben, doch wollen wir
diese möglichst zu überwinden suchen. Wir beginnen mit
Grün. Gerade die meisten und schönsten grünen Farben
vertragen sich nicht mit dem alkalisch ätzenden Cement. Man hat hier bloß die Wahl
zwischen grünem ZinnoberZinober (Ultramaringrün) und dem grünen Chromoxyd. Der grüne Ultramarin ist in der
Regel etwas düster, doch bekommt man zuweilen dieses Grün lebhafter, dann bediene
man sich desselben. Auch das grüne Chromoxyd, selbst das schönste aus der
chromsauren Quecksilberverbindung durch Glühen bereitete, bietet kein eben feuriges
Grün, doch ein leidliches Grasgrün. Die nach gewissen anderen Vorschriften
bereiteten düsteren Sorten von Chromgrün kann man nicht brauchen. Ein besonders
schönes Chromgrün soll man erhalten, wenn man 128 Thle. krystallisirtes neutrales
phosphorsaures Ammoniak und 149 Thle. doppelt-chromsaures Kali innig
zusammenmischt, und die Mischung eine halbe Stunde lang einer Temperatur von 170 bis
180° C. aussetzt, doch diese Masse besonders dann nicht höher erhitzt, wenn
manbemerkt, daß sie
grün wird. Die so erhaltene grüne Masse braucht nun bloß gepulvert und mit heißem
Wasser ausgewaschen zu werden, wo dann das Grün zurückbleibt und zu trocknen
ist.
Am einfachsten ist es, das Chromgrün von Porzellanfarbenfabriken zu beziehen, und
dann gleich den damit hergestellten grünen Glasfluß geschlämmt zu bestellen. Aus
Blau und Gelb durch Mischung ein brauchbares Grün zu erhalten, gelang nicht.
Gelb. Keine von den gewöhnlichen gelben Farben steht in
weißem Cement. Das schönste Chromgelb wird damit orange; Neapel- und
Casslergelb, Wolframsäure, auch chromsaurer Baryt, – sind nicht zu brauchen,
Schittgelb schon gar nicht. Bloß der aus 1 Theil chromsauren Baryts und 3 Theilen
Carminfluß bereitete gelbe Glasfluß hält einigermaßen die Probe, und giebt Hellgelb.
Ein gesättigeres dunkleres Gelb gewährt das Uranoxyd, am besten auch gleich mit
Glasfluß zusammengeschmolzen und geschlämmt; – beide Farben werden von einem
Porzellanfarbenfabrikanten zu beziehen seyn. Auch der künstliche Topas (aus 1000 Th.
Straß, 40 Th. Spießglanzglas und 1 Th. Goldpurpur geschmolzen) ließe sich geschlämmt
anwenden, wo Fabriken künstlicher Edelsteine in der Nähe sind.
Orange. Man nimmt dazu das erste beste käufliche
Chromgelb (chromsaure Bleioxyd); so lange es mit dem Cement trocken gemischt ist,
bleibt es hellgelb, aber es verwandelt sich in Orange, sobald es mit Wasser
angemacht wird.
Roth. Zinnober hält nicht für die Dauer, besser Mennige
und das Chromroth. Man nimmt am besten eine Mischung von gleichen Theilen Mennige
und Chromroth, um das Cement damit zu färben. Es giebt Zinnober, welcher sich
dauerhafter verhält, und dann freilich das schönste Roth geben würde. Unbrauchbar
und schmutzig wird derselbe, wenn Mennige oder Chromroth ihm beigemengt sind. Die
Porzellanfarbenfabrikanten haben zuweilen recht schöne rothe Eisenschmelzfarben,
auch diese sind dann zu empfehlen.
Die Eigenschaft des Mennige sowohl als des Chromrothes, am Licht mit der Zeit
schmutzig zu werden, wird einigermaßen modificirt durch den Wasserglasanstrich,
welchen die farbigen Cemente nach ihrer Verarbeitung erhalten.
Braun. Die braunen Eisenfarben, z.B. Englischroth, caput mortuum, und diejenigen, welche die Porzellanmaler
erhalten durch Glühen einer Mischung von Eisenvitriol und Kochsalz (auch Alaun),
sind alle brauchbar. Nach letzterer Methode erhält man mancherlei schöne Nüancen von
Braun. Diejenigen Theile der Mischung, welche an den Tiegelwänden anliegen, folglich
die stärkste Hitze erhalten haben, geben die dunkleren, das Innere der Masse die
helleren Nüancen, die man einzeln auslesen, absondern und, was nöthig ist, mit
Wasser schlämmen kann.
Blau. Unter den blauen Farben, welche in Cement stehen,
hat man bloß die Wahl zwischen Ultramarin und Smalte. Hinsichtlich der Schönheit und
Intensität bleibt aber selbst die feinste dunkelste Sorte Smalte, auch das Thenard'sche Kobaltblau, hinter dem Ultramarin zurück,
und das aus letzterem dargestellte hellblaue und dunkelblaue Cement haben ein gleich
freundliches Ansehen.
Schwarz kann durch Mischung des Cements mit Kienruß
hergestellt werden. Hierzu, wie überhaupt zu sehr dunklen Farben, kann man statt des
weißen Cementes das gewöhnliche Cement anwenden.
Es ist nun nur noch nachträglich zu bemerken, daß das weiße Cement höchst fein
gesiebt seyn muß, wenn man dasselbe, mit Farben versetzt, zu schönen Mosaikarbeiten
brauchen will. Man wird dieß begreifen, wenn ich bemerke, daß jedes unzertheilte
Pünktchen Weiß in dem farbigen Guß sich dem Auge zu erkennen giebt, sobald man die
Fläche mit Bimsstein abschleift. Hat man ein feines, durch Seidenzeug gesiebtes
weißes Cement, so braucht man dasselbe bloß mit den Farben beliebig zu mischen.
Durch die Vermischung mit den Farben vermindert sich zwar die Qualität des Cementes,
aber das Härten jeder damit ausgeführten Arbeit mit Wasserglas macht das Alles
wieder gut.
Architektonische Verzierungen mit farbigem Cement.
Die praktische Anwendung der farbigen Cemente zu mosaikartigen Verzierungen an
Cementfußböden etc. betreffend, habe ich bereits in diesem Bande des polytechn. Journals S. 259 auf eine Methode aufmerksam
gemacht, darin bestehend, daß man die Umrisse der Figuren, welche man farbig
ausführen will, aus dem kaum erstarrten, noch weichen Cementguß mit dem Federmesser
ausschneidet, einen halben Zoll tief aushebt, und, wenn man den ausgehobenen Raum
mit verdünntem Wasserglas ausgepinselt hat, diesen mit den beliebigen farbigen
Cementen auskleidet.
Es ist nun Sache des Architekten, sich die hier anzubringenden mannichfaltigen
Verzierungen auszudenken und anzuordnen. Es ist nöthig zu wiederholen, daß, sobald
eine solche Mosaikarbeit in Cement vollendet ist, sogleich mit verdünntem Wasserglas
ein Anstrich über die farbige Fläche zu machen, und dieselbe hierauf mit Bimsstein
abzuschleifen ist. Nachdem dieß geschehen ist, läßt man aber noch einen letzten
allgemeinen Anstrich über die ganze Fläche des Fußbodens mit Inbegriff der
Verzierungen folgen. Das 30grädige Wasserglas wird hier immer mit gleichviel Wasser
verdünnt angewendet.
Dergleichen Cementmosaik könnte aber auch nach einer anderen Methode, der antiken
römischen ähnlich, hergestellt werden.
Aus rechteckigen oder geschobenen Vierecken und Dreiecken, aus spitzen und
stumpfwinkeligen Kegeln etc. kann man z.B. allerlei schöne Verzierungen
zusammensetzen. Man braucht diese verschiedenen geometrischen Figuren nur in
verschiedenen Farben vorräthig darzustellen, um dann die einzelnen Stücke durch
Zusammenstellung in ganze Figuren zu ordnen, oder auch Quadrate, z.B. bloß
damenbretartig, aneinanderzureihen. – Aus kleineren parallelepipedisch
geformten Stiften, Pasten, von bunten Cementen könnte man ferner nach Art der alten
Mosaik auch beliebige Bilder construiren.
Eine weitere Idee wäre: in einen Kranz von weißem Cement Epheublätter von grünem
Cement guirlandenartig einzusetzen, und Aehnliches.
Wollte man gothische Figuren haben, so würden die einzelnen Theile dieses Baustyls
fertig vorräthig zu machen seyn, um dieselben dann zu einem symmetrischen Ganzen
beliebig zusammenzusetzen – etwa auf weißem Cementgrund, indem nämlich die
durchbrochenen und sonst leeren Stellen im Cirkel mit Weiß ausgefüllt werden.
Man braucht von Architektur, resp. Ornamentik, nur wenig zu verstehen, um zu
begreifen, daß alle Formtheile, welche hier als erforderlich erachtet werden, die
Genauigkeit eines Künstlers erfordern, um sie bei der Zusammensetzung in Kanten,
Ecken und Winkeln scharf passend zu finden. Hat der Künstler für gut construirte
Formen gesorgt, welche die Umrisse der gewünschten Figuren in der Dicke eines halben
Zolles geben, so geht das Abgießen und Vervielfältigen in farbigem Cement schnell
von statten, da jeder Guß kaum 10 Minuten Zeit braucht, um zu erstarren und aus der
Form genommen werden zu können.
Das Einsetzen der Gußstückchen zu symmetrischen Figurenganzen betreffend, so müßte
derjenige Theil derselben, welcher nach unten kommt, mit Wasserglas getränkt, und
dann in frisch eingeworfenen Cementbrei derartig eingesetzt werden, daß bloß dieser
untere Theil mit Cement umgeben und festgekittet wird, die oberen, äußeren Flächen
aber ohne Kitt bleiben und bloß scharf aneinandergepaßt erscheinen. Der Cementbrei
packt die mit Wasserglas behandelte Fläche des Figurentheiles fest, aber man hüte
sich etwa auch den Cementbrei mit Wasserglas zu bestreichen, denn man würde diesen
dadurch Härten und der Eigenschaft eines Kittes berauben.
Nachdem nun der Figurencomplex in solcher Weise zusammengesetzt ist, überstreicht man
das Ganze mit Wasserglas so, daß dasselbe auch indie kleinen Fugen der
Theilstücke eindringt, schleift hierauf mit Bimsstein egal, und wiederholt den
Wasserglasanstrich über den ganzen Cementboden sammt den Ornamenten.
Solche Cementfußböden sind in Sommerlocalen besonders angenehm kühlend, wenn man sie
bei großer Hitze mit Wasser begießt; sie bieten übrigens neben ihrer Dauerhaftigkeit
und Schönheit auch den Vortheil, daß ihnen die Mäuse, welche sich im Winter gerne in
solche Locale zurückziehen, nichts anhaben können.
Bisher gieng ich von der Voraussetzung aus, daß dergleichen Fußböden mit dem
gewöhnlichen Cement (wovon der Centner kaum einen Thaler kostet) hergestellt, und
die Ornamente in diesem angebracht werden. Man wird in diesem Falle stets ein
dunkelfarbiges Cement wählen, weil die gelben Cemente sich als Guß nicht eben gut
ausnehmen würden, doch könnte man letztere vorher mit irgend einer braunen Farbe
mischen und braun färben. Sollte aber lediglich die Eleganz ins Auge gefaßt und der
Preis nicht berücksichtigt werden, so bleibt es dann freilich unbenommen den
Hauptguß nicht mit ordinärem, sondern mit weißem oder einem farbigen Cement
herzustellen, und auf diesem die Ornamente anzubringen, oder auch mittelst einiger
farbigen Cemente, durch unvollkommene Mischung, eine marmorirte Masse bereiten und
damit den Hauptguß anfertigen zu lassen. Hierüber sogleich im Besondern:
Cementmarmor. Wenn man farbige Cemente hat, so kann man
damit natürlicherweise, durch unvollkommenes Mischen beliebiger Farben derselben,
Marmormassen darstellen, welche in Bezug auf Farbenmischung die mannichfaltigsten
Marmormuster zulässig machen. Es versteht sich von selbst, daß die farbigen Cemente
nicht in Pulver, sondern wenn sie bereits mit Wasser zu einem Brei, jede Farbe
extra, angerührt worden sind, zusammengebracht werden, und daß nur durch leichtes
Umrühren der verschiedenfarbigen Masse eine völlige Mischung vermieden, und eine
schöne Marmorirung bewirkt wird. Damit die einzelnen Farben möglichst unvermischt
und in der Masse möglichst scharf getheilt bleiben, könnte es gut seyn, beim
Zusammenbringen der verschiedenen Farbenbreie etwas Weingeist mit einzurühren.
Die Marmormasse kann natürlich nicht nur zu Fußböden, sondern auch auf Wände von
Stein, Lehm oder Backstein, auch auf Säulen von Holz oder Stein aufgetragen werden,
wie das schon bei dem Gypsmarmor bekannt ist.
Aber Regel muß es bleiben, das Material, auf welches der Cementmörtel aufgetragen
ist, sey dieß Holz oder Stein oder Lehm, vorher mit Wasserglas gut anzustreichen,
ferner nach dem Auftragen, und wenn derMarmor egalisirt und erstarrt ist, diesem sogleich einen
Wasserglasanstrich zu geben, wodurch er sofort an seiner Oberfläche hart wird, und
sich mit dem Bimsstein besser und schöner abschleifen läßt. Die Marmorirung tritt
erst nach dem Abschleifen schön hervor, und wird noch mehr gehoben, wenn man noch
einen Wasserglasanstrich oder deren zwei folgen läßt.
Dem abgeschliffenen Cementmarmor kann man leicht Glanz und
Politur geben, nach einem Verfahren, welches ich jedoch nicht
veröffentlichen darf, weil dessen Inbegriff einen Theil einer andern Erfindung von
mir (dem Sandstein Marmorpolitur zu geben etc.) ausmacht, die für die
österreichischen Staaten (auf anderen Namen) patentirt worden ist, welches Verfahren
ich aber privatim gerne außer Oesterreich mitzutheilen bereit bin.
Der Werth des Cementmarmors, dem Gypsmarmor gegenüber, ist nicht zweifelhaft. Das Cement erreicht Steinhärte durch seine ganze
Masse, während der Gyps ein mürbes zerreibliches Material ist, das zwar an seiner
Oberfläche gehärtet werden kann, aber nicht durch seine ganze Masse.
Während man ferner gerade Cement anwendet, um in feuchten Localen die Feuchtigkeit abzuhalten und
unschädlich zu machen, ist der Gyps in solchen Localen unanwendbar und
völlig zu meiden.
Um Mauerwerk gegen den Zahn der Zeit zu schützen, z.B. gegen
Mauerfraß, wendet man das Cement an; Gyps hingegen ruft den Mauerfraß hervor, wo
derselbe noch nicht gegeben ist.
Das Letztere scheinen manche Baumeister, wie man an ihren Werken sieht, gar nicht zu
wissen, und diese mögen sich diese Notiz ins Gedächtniß schreiben und wohl erwägen,
daß man in dem Gyps nicht etwa eine Erde, sondern eine Verbindung von Schwefelsäure
mit Kalk, also ein (nicht unlösliches) Salz vor sich hat. Alle schwefelsauren Salze,
wie der Gyps, und Salze überhaupt, bewirken in dem Bindemittel des Sandsteins eine
Lockerung, Verwitterung, welche den Zusammenhang der Sandkörnchen nach und nach
aufhebt, und an dem Stein die, mit salzigen Efflorescenzen verbundene Zerstörung
wahrnehmen läßt, welche man Mauerfraß, oder, weil sich zugleich auch salpetersaure
Salze bilden, Salpeterfraß nennt. Nun ist zwar das Letztere bei Cement auch der
Fall, dessen alkalische Bestandtheile dazu Anlaß geben, allein die durch
Kieselverbindungen erhärtete Cementmasse verliert dadurch ihren Zusammenhang nicht,
wie der Gyps, der sich sammt den salzigen Auswitterungen aufquellend abblättert. Ein
so schätzbares Material der Gyps in verschiedener Hinsichtist, ein eben so heilloses
Material ist derselbe auf Mauerwerk in feuchten Localitäten. Man hält aber manche
Locale für trocken, die es in der That nicht sind, und in welchen die, Feuchtigkeit
vom Boden herauf ziehende Haarröhrchenkraft fast unmerkbar wirkt, an dem etwa
aufgetragenen Gypsbewurf jedoch sich bald zu erkennen gibt.