Titel: | Ueber schildpatähnliche Färbung des Horns mittelst Fuchsins; von C. Burniz in Stuttgart. |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. XCVI., S. 385 |
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XCVI.
Ueber schildpatähnliche Färbung des Horns
mittelst Fuchsins; von C. Burniz in Stuttgart.
Aus dem württembergischen Gewerbeblatt, 1862, Nr.
9.
Burniz, über schildpatähnliche Färbung des Horns mittelst
Fuchsins.
Die französischen Fabricate von Horn zeichnen sich noch immer, wo es gilt, Schildpat
nachzuahmen, durch eine feurigrothe Flammirung vortheilhaft gegen andere Fabricate
der Art aus.
Den verschiedenen Verfahren, welche von den Gewerbetreibenden angewendet werden, jene
Flammirung im Horne hervorzubringen, liegt überall die Verbindung des im Horn
enthaltenen Schwefels mit den Oxyden des Bleies oder mit dessen Salzen zu Grunde.
Meine Methode, dem Horn
eine schöne rothe Flammirung zu geben, unterscheidet sich von dem gewöhnlichen
Verfahren wesentlich dadurch, daß es vom Schwefel im Horn gänzlich absieht, und
einen reinen Farbstoff auf das Horn zu fixiren sucht. Ich lege das zu färbende Horn
in eine Lösung von caustischem Kali, wo ich es je nach der Stärke der Lauge, der Art
des Horns und des zu färbenden Gegenstandes, 5 Minuten bis 1 Stunde liegen
lasse.
Durch diese Manipulation ist das Horn soweit präparirt, daß es ohne weitere Beize den
Farbstoff des Fuchsins bindet. Das Fuchsin wird nun in geeigneter Consistenz, so daß
sich die Contouren nicht verwischen, aber ohne Dextrin oder Gummi stellenweise
aufgetragen.
Nachdem das Fuchsin bei mäßiger Temperatur so weit getrocknet ist, daß die bekannte
Bronzefarbe eintritt, wird die jetzt harzige Substanz mittelst einem hölzernen
Spatel weggenommen, um, mit Weingeist verdünnt, sie wieder aufs Neue zu gebrauchen.
Dabei läßt es sich nicht vermeiden, daß der helle Grund des Objectes auch eingefärbt
wird. Diese Färbung läßt sich durch mechanische Mittel, am besten durch Reiben mit
Schmierseife und Tripel wieder entfernen. Die zuerst mit Fuchsin belegten Stellen,
so lange die oberen Schichten des Horns sich in einem halbgelösten Zustand befanden,
haben eine dunkelrothe Farbe, die sich bei durchscheinendem Lichte besonders schön
zeigt, und dem Pariser Fabricate in Hinsicht auf das Feuer der Farbe in nichts
nachsteht. Nur bei von Natur glashellem Horn nüancirt die Farbe etwas zu stark in
Blau.
Die Farbe widersteht dem Licht sowohl als der Feuchtigkeit, ein wesentlicher Vortheil
meiner Methode gegenüber dem alten Verfahren der Bleibeize, indem durch Einwirken
des Wassers (Nebel) auf das Schwefelblei – besonders beim Export der Waare
über Meer – dasselbe nachtheilig verändert wird, und für die Fabrikanten oft
Verluste entspringen.
Leider ist eben der Preis des Fuchsins noch zu hoch, um hiefür allgemeine Anwendung
zu finden; aber ich habe auf die angegebene Weise, nachdem ich die Oberfläche des
Horns mit caustischem Kali oder Natron verändert habe, selbst mit Cochenille nach
vorhergehender Zinnbeize günstige Resultate erzielt.