Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 163, Jahrgang 1862, Nr. , S. 459 |
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Miscellen.
Miscellen.
Unbrauchbar gewordene Eisenbahnschwellen wieder brauchbar zu
machen; von Jos. Meidinger.
Nicht selten sehen wir, daß erst ganz kurze Zeit, oft nur einige Monate im Gebrauche
stehende Eisenbahnschwellen wieder entfernt und durch neue ersetzt werden müssen.
Untersucht man solche schadhaft gewordene Schwellen näher, so findet man in der
Regel an ihren Enden (Köpfen) Risse und Sprünge, welche ein Festhalten der Schienen
durch Haken- oder Schraubennägel nicht mehr erlauben und als unbrauchbar aus
dem Bahnkörper entfernt werden müssen.
Die Ursache hiervon liegt darin, daß der im trockenen Zustande zwischen die
ursprünglich ganz kleinen und unbedeutenden Spalten der Holzfaser eindringende Staub
bei feuchtem Wetter anschwillt und dieselben erweitert, welcher Uebelstand durch die
Bemühungen der Bahnwächter, die bereits locker gewordenen Hakennägel durch Auskeilen
der Löcher mittelst Holzzapfen zu verbessern, natürlich noch vergrößert wird. Diesem
Uebelstande glaubt nun der oben Genannte dadurch abzuhelfen, daß er die Enden der
neuen oder bereits schadhaft gewordenen Schwellen mit eisernen, trapezförmigen
Ringen versieht. Zu diesem Zweck werden die Enden der an der Luft vollkommen
getrockneten Schwellen, nachdem alle in die Spalten eingedrungene Erde auf das
sorgfältigste entfernt wurde, conisch behauen, und auf dieselben 2 1/4 Pfund
schwere, trapezförmige, etwa 3 Linien dicke und 1 Zoll breite Eisenringe, deren
Dimensionen etwas kleiner als die Abmessungen der Schwellen genommen werden, im
glühenden Zustande mittelst eines Setz- und Schlaghammers aufgetrieben. Um
dieselben vor Rost zu schützen, werden die noch heißen Ringe mit gewöhnlichem Pech
überzogen.
Diese in Oesterreich patentirt gewesene Erfindung verdient unseres Erachtens um so
mehr die vollkommenste Aufmerksamkeit aller Jener, welche mit Eisenbahnbauten
betraut, als dieselbe sich durch einen von dem Erfinder in dieser Richtung in der
Nähe von Mürzzuschlag vor ungefähr 11 JahrenDie im Jahre 1848 bereits schadhaften, auf diese Weise wieder brauchbar
gemachten Schwellen wurden erst 1859 – also nach 11jähriger Dauer
– wieder entfernt. angestellten Versuch auf das glänzendste bewährte, und hierdurch im Laufe
der Jahre Tausende, ja selbst Millionen von Gulden, welche auf die Anschaffung neuer
Schwellen verwendet werden müssen, erspart würden. (Stamm's illustrirte Zeitschrift, 1862 S. 17.)
Ueber den Puddelproceß mit Cupolofenbetrieb in der
Hermannshütte bei Hörde, von Daelen.
Zehn in einer Reihe liegende Puddelöfen werden in der Weise ausans zwei Cupolöfen mit flüssigem Roheisen gespeist, daß dasselbe auf einem
Schienenweg über die Oefen gefahren und durch einen im Gewölbe angebrachten Trichter
aus feuerfestem Material auf den Herd ausgegossen wird. Die Vortheile, welche man
gegen das frühere Verfahren hierbei erreicht, sind: a)
Verbesserung des Roheisens. Während beim gewöhnlichen
Puddelbetriebe zur Erzeugung eines feinkörnigen, gute Fabricate liefernden
Puddeleisens das Hörder Kohksroheisen eines bedeutenden Zusatzes von angekauftem
Holzkohlenroheisen bedurfte und beim Einschmelzen beider im Puddelofen eine
verschiedene Schmelzung und Gährung eintrat, so ist man im Stande im Cupolofen aus
einem größeren Quantum Hörder Kohksroheisen und einer geringeren Menge
Holzkohlenroheisen ein Material zu erzielen, welches bei seiner gleichartigen Natur
auch gleichmäßig frischt. b) Verminderung des Brennmaterials und der Arbeitslöhne. Drei Puddelöfen mit
Cupolofen produciren eben so viel Eisen, wie fünf Oefen beim gewöhnlichen Betriebe,
und braucht man deßhalb per 1000 Pfund Luppenstäbe nur
3/5 des früheren Steinkohlenverbrauchs und spart im Ganzen etwa 25 Proc.
Brennmaterial. 1000 Pfd. Luppenstäbe kommen jetzt um 10 Sgr. 2 Pf. an Arbeitslöhnen
niedriger zu stehen. Während beim alten Verfahren der Puddelofen beim Einschmelzen
besonders hohe Temperatur erhalten mußte, so kann jetzt, da diese Periode wegfällt,
eine gleichmäßigere Temperatur darin herrschen, in Folge dessen der Herd und
namentlich Gußtheile geschont werden. Die Gesammtersparniß an Betriebsausgaben würde
an 15 Proc. betragen. (Berggeist, 1861.)
Darstellung von Cementkupfer mittelst Eisenschwamm.
Nach einer Mittheilung des Hrn. Stalsberg hat sich Ad. Aas zu Thydal in Norwegen neuerlich ein Verfahren
patentiren lassen, aus kupferhaltigen Lösungen dasKupfer durch Eisenschwamm
auszufällen. Schwefelkiese mit wenig Kupferkies und höchstens 2 bis 3 Proc. Kupfer
werden geröstet, die Kerne von der oxydischen Kruste getrennt, letztere ausgelaugt,
dann zu grobem Pulver zerkleinert, mit etwas Kohlenklein vermengt und mittelst
Generatorgasen reducirt, wobei schwammförmiges Eisen entsteht, welches das Kupfer
aus der ein wenig erwärmten Lösung rasch fällt. Zur Herstellung des Eisenschwamms
bedarf es nur ein wenig Brennmaterial, und der Preis des ersteren ist weit
niedriger, als der des Roheisens. Zur Fällung von 100 Pfd. Cementkupfer mit einigen
30 Proc. Kupfer braucht man das 2 1/2 bis 3fache Gewicht Eisenschwamm.
Dieses Verfahren hat vor der Sinding'schen Methode der
Kupferfällung durch Schwefelwasserstoffgas zu Foldal den Vorzug, daß dasselbe
wohlfeiler ist und dabei das immer schwierige Zugutemachen des präcipitirten
Schwefelkupfers vermieden wird. Letzteres geschieht auf die Weise, daß man vom
Schwefelkupfer im lufttrocknen Zustande den freien Schwefel abdestillirt und den
Rückstand mit schwachgeröstetem Kies im Schachtofen auf Stein und diesen auf
Schwarzkupfer verschmilzt, oder das vom freien Schwefel befreite Schwefelkupfer für
sich auf Stein durchsticht, diesen röstet und mit todtgebranntem gewöhnlichen
Erzrohstein auf Schwarzkupfer durchsetzt. Der von dem Schwefelkupfer allein
erfolgende reiche Stein läßt sich nur schwer rösten und veranlaßt beim weiteren
Verarbeiten größere Kupferverluste.
Es sollen zu Foldal vergleichende Versuche mit dem Aas'schen und dem Sinding'schen Verfahren
angestellt werden. (Berg- und hüttenmännische Zeitung, 1862, Nr. 3.)
Das Frischschlackenschmelzen betreffend.Man sehe die betreffenden Mittheilungen S. 116 und 396 in diesem Bande des polytechn. Journals.
Was den Anspruch auf die Priorität der Idee über das
Zugutemachen der Frischschlacken durch Verschmelzung mit Zuschlägen von
Kalkstein und Kohlenpulver anlangt, will ich im Interesse der Wahrheit auf
das Handbuch der metallurgisch-analytischen Chemie von P. Berthier, übersetzt ins Deutsche von Carl Kersten, vom Jahr 1836 hinweisen. Im Bande II, Seiten
279–280, heißt es wörtlich:
„Setzt man ein Stück reines oder mit Thon vermengtes Eisenoxyd und ein
Stück Eisenoxydulsilicat (Frischschlacken), von demselben Volum wie jenes, in
Berührung mit Kohle einem gleichen Hitzegrade während einer gleichen Zeit aus,
so dringt die Reduction nicht auf eine gleiche Tiefe ein; sie schreitet
schneller bei dem Eisenoxyde als bei dem Eisenoxydulsilicate vorwärts, obgleich
das Eisen aus letzterem nach längerer Zeit in der Weißglühhitze vollständig
reducirt werden kann. Diese Beobachtungen erklären uns, was in den Hohöfen, in
welchen Eisenerze mit einem Zuschlag von Frischschlacken verschmolzen werden,
vorgeht.
Das Roheisen, welches hiervon fällt, ist stets weiß, und schon ein geringer
Zuschlag dieser Schlacken zur Beschickung ist hinreichend, diese Erscheinung
hervorzubringen. Sie hat darin ihren Grund, daß:
1) ein Theil dieser Schlacken in dem Gestelle ankommt, bevor sie vollständig
reducirt sind, und das Roheisen entkohlt;
2) der Antheil Eisen, welcher reducirt wurde, wenig kohlehaltig ist, weil die
Reduction langsam vor sich geht, und der Kohlenstoff erst dann aufgenommen wird,
wenn in der Mitte der Stücke kein Oxyd mehr ist.
Diese Nachtheile werden dadurch vermindert, daß man die Schlacken lange in dem
Hohofen verweilen läßt. Es ist wahrscheinlich, daß man sie gänzlich umgehen
dürfte, wenn man die Schlacken, statt bloß gröblich zu
zerschlagen, fein pochte, und aus dem Pulver mit Kohlenstaub und Kalk
(zur Schmelzung der Kieselerde) Ziegel formte, und diese nach dem Trocknen wiederum in
Stücke von Nußgröße verwandelte.“
Pribram, am 10. Februar 1862.
Johann Köller, k. k. substit.
Probirer.
(Oesterreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen,
1862, Nr. 7.)
Gußeiserne Gegenstände ganz oder theilweise auf eine gewisse
Tiefe zu härten; von Abraham Ganz in Ofen.
Diese Erfindung besteht nach dem Verfasser in der Anwendung von sogenanntem regulus antimonii (metallischem Antimon), welcher fein
gemahlen mit Alkohol zu einer Art Schlichte angerieben, an der inneren Fläche der
Form, welche in diesem Falle von Eisen seyn muß, sorgfältig aufgetragen und bei
100° C. getrocknet wird. Bei Erstarrung des Gusses erhält der Gegenstand an
jener Stelle wo die Schale (Form) mit obiger Schlichte bestrichen war, eine
glasharte, 3 bis 4 Linien tiefe Fläche (wohl nur in Folge der Bildung einer
oberflächlichen Antimon-Eisen-Legirung.) Stamm's illustrirte Zeitschrift, 1862, S. 2.)
Dichtigkeit und Festigkeit des Gußeisens.
In Woolwich wurde eine große Anzahl von Versuchen über die Eigenschaften
verschiedener Gußeisensorten angestellt, wonach sich ergiebt:
die Dichtigkeit an 850 Proben 6,822
bis 7,343; im Mittel aus 51 Proben 7,140. der Festigkeitsmodul gegen Zerreißen an 850 Proben: 9417 bis 34279 Pfd.;
im
Mittel aus 51 Proben: 23257 Pfd.
der Festigkeitsmodul gegen
Zerbrechen aus 564 Proben: 2586 bis 11321 Pfd.; im Mittel aus 53 Proben: 7302
Pfd.
der Festigkeitsmodul gegen Zerdrehen
an 276 Proben: 3705 bis 9773 Pfd.; im Mittel aus 51 Proben: 6056 Pfd.
der Festigkeitsmodul gegen
Zerdrücken aus 273 Proben: 41563 bis 140056 Pfd.; im Mittel aus 51 Proben: 91061
Pfd. (Mechanics' Magazine, September 1859; Zeitschrift
des Vereins deutscher Ingenieure, 1861, Bd. V S. 303.)
Ueber salpetersaures Eisenoxyd, von R. Wildenstein.
Der Verf. hat wasserhelle würfelförmige Krystalle von salpetersaurem Eisenoxyd
untersucht, welche sich aus einer 2 1/2 Ctr. betragenden salpetersauren Eisenbeize
im Verlauf von 1 1/2 Jahren an einem kühlen Orte in der Menge von 10 Pfd.
abgeschieden hatten. Die Eisenbeize war bereitet durch Sättigen von wenig verdünnter
Salpetersäure mit Eisen und Abdampfen der Flüssigkeit auf 48 bis 50°
Baumé. Die Krystalle bildeten sich somit aus einer Lösung, die nur eine
höchst geringe Menge freier Salpetersäure enthielt, während andere Chemiker bei der
Darstellung des Salzes die Lösung immer mit einem großen Ueberschuß von
Salpetersäure versetzten.
Die Krystalle enthalten nach des Verf. Eisen- und Salpetersäurebestimmung auf
Fe²O³, 3NO⁵ einen Krystallwassergehalt von 12 Aequivalenten.
Diese Zusammensetzung stimmt überein mit der von Hausmann
früher mitgetheilten Formel für ein in prismatischen Krystallen aus einer mit
überschüssiger Salpetersäure versetzten Lösung angeschossenes Salz. Wildenstein macht noch darauf aufmerksam, daß Ordway ein Salz mit 18 Aeq. Krystallwasser beschrieben
habe. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXIV S. 243.)
Ueber Reinigung des Kupfervitriols vom Eisen; von Dr. Sauerwein.
Nach einer von A. Bacco im Moniteur
industriel (polytechn. Journal Bd. CLXII S. 316) mitgetheilten Methode
eisenhaltigen Kupfervitriol vom Eisen zu reinigen, genügt es hierzu die Lösung
desselben mit kohlensaurem Kupferoxyd zu vermischen. Das kohlensaure Kupferoxyd soll
durch Fällen eines Theiles der Kupferlösung mit kohlensaurem Natron und gehöriges
Auswaschen des Niederschlages dargestellt und in breiförmigemZustande verwendet werden. Durch
das kohlensaure Kupferoxyd soll alles Eisen, selbst das als Oxydul vorhandene,
niedergeschlagen werden.
Nach angestellten Versuchen kann ich die Methode an und für sich, namentlich in Bezug
auf den zuletzt erwähnten Umstand, daß auch das als Oxydul vorhandene Eisen gefällt
werde, nicht empfehlen. Behandelt man eine Lösung von Kupfervitriol, die
schwefelsaures Eisenoxydul enthält (ohne vorherige
Oxydation des letztern mit etwas Salpetersäure oder Chlor) mit kohlensaurem
Kupferoxyd: so ist ein längeres Stehen an der Luft erforderlich, damit sich das
Eisenoxydul in Eisenoxyd umwandle, oder diese Umwandlung geht auch wohl auf Kosten
des Sauerstoffes im Kupferoxyd, welches dadurch zu Oxydul reducirt wird, vor sich,
wie mir scheint. Ich behandelte eine säure- und oxydfreie Eisenvitriollösung
mit reinem kohlensauren Kupferoxyd: beim Zusammenbringen beider entwickelte sich
Kohlensäure und der Niederschlag wurde bräunlichgelb, beim Kochen roth. Er enthielt
neben Eisenoxyd viel Kupferoxydul, und Kupfer war in Lösung gekommen. Diese
Auflösung des Kupfers beruht natürlich darauf, daß das Kupferoxyd eine stärkere
Basis ist, als das Eisenoxyd, und dieß konnte sich, wie
gesagt, nur auf Kosten von Sauerstoff aus einem anderen Theile des Kupferoxyds
gebildet haben. Sey dem, wie es will, so muß ich doch sagen, daß die völlige
Abscheidung des Eisenoxyduls nach obigem Verfahren viel
weitläufiger ist, als wenn man das Eisenoxydulsalz, wenn solches im Kupfervitriol
vorhanden, durch Kochen der Lösung mit etwas Salpetersäure oder Einleiten von etwas
Chlor in die Lösung (Zusatz von etwas Chlorkalklösung) vollständig in Oxydsalz
überführt, und dann mit kohlensaurem Kupferoxyd oder auch Kupferoxyd die Lösung
behandelt. Diese Methode ist als weit einfacher zu empfehlen; das Eisenoxyd wird aus
seiner Lösung durch kohlensaures Kupferoxyd oder Kupferoxyd sehr bald gefällt.
(Monatsblatt des hannoverschen Gewerbevereins, 1861, Nr. 12.)
Ueber die Zusammensetzung von Legirungen für die Handformen
und Compositions-Rackeln der Zeugdruckereien; von E. Lenssen.
In den Zeugdruckereien verwendet man schon seit einigen Jahren beim Handdruck zur
Herstellung der Formen eine leichtflüssige Metalllegirung. Man sticht nämlich das
auszuführende Muster in Holz (als Matrize) ein, und erzeugt durch Abdruck mit der
erwähnten Legirung die Druckform (als Patrize). Die folgende Analyse bezieht sich
auf eine Legirung, wie sie in den Druckereien Mülhausens im Elsaß vielfach benutzt
wird:
Wismuth
10,15
Zinn
57,23
Blei
31,15
––––––
98,53Man vergl.
polytechn. Journal Bd. CXXIII S. 472.
Von einem Dresdener Hause wird eine besondere Art von Compositions-Rackeln in
den Handel gebracht, welche sich durch eine bedeutende Elasticität auszeichnen, auch
beim Walzendruck durch die Farben wenig angegriffen werden, selbst wenn diese stark
ätzend sind. Diese Rackeln bilden eine Legirung von messinggelber Farbe, bedeutender
Härte und großer Federkraft. Beim Umschmelzen zeigt diese
Legirung das Eigenthümliche, eine Masse von zinnweißer Farbe zu liefern, die
außerordentlich spröde ist. Dieses sonderbare Verhalten
veranlaßte mich, die Legirung einer Untersuchung zu unterwerfen. Die Analyse ergab
in 100 Theilen:
Zinn
4,93
Zink
9,78
Kupfer
85,79
––––––
100,50
Bei der Anfertigung scheint das Verhältniß von 1 Th. Zinn, 2 Th. Zink und 17 Th.
Kupfer eingehalten zu seyn. Durch ein geeignetes rasches Ablöschen scheint die
Legirung in den hämmerbaren Zustand übergeführt, zugleich auch die dunklere Farbe
derselben entstanden zu seyn. (Journal für praktische Chemie, Bd. LXXXV S. 98.)
Ueber Bearbeitung des Glases, von Carl Karmarsch.
Im Jahrg. 1861 des polytechn. Journals, Bd. CLXII S. 157 haben wir aus den
„Verhandlungen des Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in
Preußen“ eine Notiz mitgetheilt, nach welcher Glas aller Art in
derselben Weise und mit denselben Werkzeugen bearbeitet werden kann wie Metalle,
wenn man das betreffende Arbeitsstück sowie die Werkzeuge in ähnlicher Art mit
verdünnter Schwefelsäure benetzt, wie dieß bei der Bearbeitung der Metalle mit Oel
oder mit Seifenwasser geschieht. Am Schluß dieser Notiz ist angegeben, daß das in
Rede stehende Verfahren eine Erfindung des Ingenieurs Henry
Maudslay und durch die englische Patentschrift Nr. 2821 des Jahres 1859
bereits zur öffentlichen Kenntniß gebracht sey.
Der Verf. hat hierzu vor Allem zu bemerken, daß in dieser Angabe ein Druck-
oder Schreibversehen ist; denn die Nr. 2821 von 1859 (in der bekannten Sammlung von
Patent-Blaubüchern) betrifft einen völlig anderen Gegenstand, wie eine völlig
andere Person; der Verf. hat dagegen das erwähnte Patent als Nr. 2821 vom Jahre 1858
aufgefunden. Die Originalbeschreibung ist höchst dürftig, enthält nicht einmal so
viel als vorstehende Notiz, und spricht nur allgemein von
„Schwefelsäure“, ohne anzugeben, daß dieselbe verdünnt seyn
soll.
Es ist auffallend, daß ein anderes, schon vor 26 bis 27 Jahren bekannt gewordenes
Mittel zur Bearbeitung des Glases mit den gewöhnlichen für Metall bestimmten
Werkzeugen gänzlich in Vergessenheit gerathen zu seyn scheint, nämlich die Anwendung
des Terpenthinöls. Wer dieses Mittel kennt, wird schwerlich auf den Einfall
gerathen, verdünnte Schwefelsäure zu empfehlen, gegen welche von Seite der
stählernen Werkzeuge sowohl als der Arbeiterhände ein gelinder Protest erhoben
werden dürfte.
Der Verf. hat gleichwohl das Feilen des Glases unter
Anwendung verdünnter Schwefelsäure (gemischt aus 1 Theil englischer Schwefelsäure
und 8 Theilen Wasser dem Maaße nach, also etwa 1 Th. Säure und 4 1/3 Th. Wasser dem
Gewichte nach) versucht und gefunden, daß dieses Verfahren weder in der Leichtigkeit
der Arbeit noch in der Abnutzung der Feile einen Vorzug vor dem Gebrauch des
Terpenthinöls darbietet. Der allerdings höhere Preis des letzteren kommt gewiß nicht
in Betracht gegenüber seinem unschuldigen Verhalten gegen den Stahl und die
Menschenhaut etc.
Um nun aber bei der jetzigen Generation der Glastechniker das Terpenthinöl gebührend
zur Anerkennung zu bringen, soweit dieß nöthig seyn wird, hält der Verf. für
angemessen, einen kleinen Artikel wieder abdrucken zu lassen, welchen er in
Lieferung 3 der Mittheilungen des hannoverschen Gewerbevereins vom Jahre 1835, S.
192 (polytechn. Journal Bd. LIX S. 78) eingerückt hat. Er lautet:
„Ueber das Bohren des Glases. Ich verdanke der
Mittheilung des hiesigen Mechanikers Hrn. Oehme
folgendes Verfahren, welches ich durch eigene Versuche vollkommen erprobt habe.
Um Glas auf die einfachste, bequemste und schnellste Weise zu durchbohren,
bediene man sich eines Bohrers, welcher aus einer abgebrochenen dreieckigen
Feile dadurch hergestellt wird, daß man sie durch Anschleifen dreier kurzen
Flächen zuspitzt. Man giebt auf die zu durchbohrende Stelle des Glases einige
Tropfen Terpenthinöl (etwas weniger gut wirkt Baumöl), setzt die Spitze des
Bohrers an, und dreht ihn mit der Hand an dem Heft herum, wobei der abgeriebene
Glasstaub öfters weggewischt und frisches Terpenthinöl zugegeben wird. Um das
Aussplittern des Glases an der Seite, wo der Bohrer nach seinem Durchgang heraus
dringt, zu vermeiden, bohrt man von entgegengesetzten Seiten bis auf die Mitte
ein. In Tafelglas von 1/10 Zoll Dicke wird ein Loch von 1 Linie Durchmesser in
höchstens 10 Minuten vollendet. Mittelst der Rennspindel oder des gewöhnlichen
Rollenbohrers mit dem Drehbogen läßt sich sehr bequem in Glas bohren, wenn man
dabei die zum Messingbohren gewöhnlichen stählernen Bohrspitzen und Terpenthinöl
anwendet. Ein gebohrtes Loch kann mittelst einer guten Reibahle ohne allen
Nachtheil des Werkzeugs beliebig erweitert werden, wenn man Terpenthinöl zu
Hülfe nimmt. Selbst feilen läßt sich das Glas sehr gut mit einer durch
Terpenthinöl befeuchteten Feile, ohne daß letztere sehr merklich abgenutzt
wird.“
In den technologischen Zeitschriften der damaligen Periode ist vielfältig von
demselben Gegenstand die Rede; man empfahl auch einen Zusatz vom Kampfer zum
Terpenthinöl (wovon der Verf. aber keinen Nutzen wahrnehmen konnte), bemühte sich
mit scharfsinnigen Erklärungen des Vorgangs u. dergl. m. Der Verf. bezweifelt nicht,
daß bei manchen praktischen Glasarbeitern der Gebrauch des Terpenthinöls sich in
Kenntniß und Ausübung erhalten haben wird. In seinem Handbuch der mechanischen
Technologiehat er
desselben gedacht (Bd. II., 3. Aufl. 1858, S. 1525); ebenso in Hülsse's Maschinen-Encyklopädie (Bd. II S. 400 bis 401).
Eigenhändig macht der Verf. oftmals mit größter Annehmlichkeit von der
terpenthinölbenetzten Feile auf dem Glase Gebrauch; er hat den Beweis in den Händen,
daß man in Glastafeln gebohrte Löcher auf diese Weise leicht und schön zu großen
dreieckigen, viereckigen, ovalen, halbrunden Oeffnungen erweitern, daß man selbst
recht gute Schraubengewinde in die Löcher – mittelst eines gewöhnlichen
stählernen Gewindebohrers und Terpenthinöl – schneiden kann. (Monatsbl. des
hannoverschen Gewerbevereins, 1861 Nr. 10 und 11.)
Anwendung von Zinkoxyd und Nickeloxyd bei der Fabrication des
Krystallglases.
In der Glasfabrik zu Clichy und auch in anderen Glasfabriken wendet man bereits seit
langer Zeit statt des Bleioxyds Zinkoxyd an. Die daraus entspringenden Vortheile
bestehen darin, daß das Zinkoxyd wohlfeiler ist als Bleioxyd, daß es leicht im
reinen Zustande erlangt werden kann, und folglich reineres Glas liefert, daß das
zinkhaltige Glas in kürzerer Zeit geläutert werden kann als das Bleiglas, und daß
ersteres eine stärkere Hitze aushält als dieses.
Das zinkhaltige Krystallglas nimmt indessen, nachdem man mehrere Schmelzungen in
demselben Hafen ausgeführt hat, eine gelbliche Farbe an, weil nicht zu vermeiden
ist, daß jedes Mal etwas von der vorigen Glasportion in dem Hafen zurückbleibt. Da
man von dem Braunstein als Reinigungsmittel in diesem Fall keine gute Wirkung
erhalten hat, so hat man statt dessen einige andere Oxyde probirt, unter denen das
Nickeloxyd das beste Resultat gegeben hat (vgl. polytechn. Journal Bd. CLX S. 397).
Wenn man sich durch heraus genommene Proben überzeugt hat, daß das Krystallglas in
den Häfen anfängt gelblich zu werden, fügt man ein wenig Nickeloxyd, z.B. 15 bis 20
Grm. auf 275 Kilogr. Zinkoxyd, welches in der Glasmasse enthalten ist, hinzu. Durch
diesen Zusatz wird das Krystallglas wieder ganz farblos. Man kann das Nikeloxyd auch
sofort beim Beschicken der Häfen zusetzen. (Technologiste, November 1861, S. 90.)
Blaue Farbe aus Baumwollsamenöl, nach Kuhlmann.
Baumwollsamenöl wird durch Behandlung entweder mit kohlensaurem Natron oder mit
caustischem Kalk gebleicht. In beiden Fällen bleibt nach dem Abziehen des
gebleichten Oels ein beträchtlicher Rückstand. Dieser Rückstand wird mit
Schwefelsäure behandelt und bei hoher Temperatur destillirt, wobei eine compacte
Masse von tief grünlich-blauer Farbe zurückbleibt. Wenn man diese Masse
ferner mit starker Schwefelsäure behandelt, so verschwindet der grünliche Ton, und
es entsteht ein sehr intensives reines Blau. Andere Säuren, wie Phosphorsäure oder
Salzsäure, bringen ziemlich denselben Erfolg hervor. Die blaue Masse ist ein Gemenge
des Farbstoffs mit etwas Schwefelsäure, schwefelsaurem Natron und Fett; die beiden
ersteren können durch Wasser, das letztere durch Steinöl entfernt werden. Alkohol
löst den blauen Farbstoff nun auf, und Wasser schlägt denselben aus dieser Lösung im
reinen Zustande nieder. Nach dem Mittel von drei Analysen besteht er aus 70,24
Kohlenstoff, 8,55 Wasserstoff und 21,41 Sauerstoff, welchen Zahlen die Formel
C³⁴H²⁴O⁸ nahe kommt. Der neue Farbstoff konnte
nicht krystallisirt erhalten werden, und die mit demselben angestellten
Färbeversuche ergaben bisher kein günstiges Resultat. (Compt.
rend. t. LIII p. 444; polytechnisches
Centralblatt, 1862 S. 283.)
Ueber das Bleichen der Wäsche mit Chlorkalk; von Dr. Sauerwein.
Daß vergilbte Wäsche durch Chlorkalk sehr gut gebleicht wird, ist bekannte Thatsache.
Da indeß in den betreffenden Kreisen oft Unsicherheit darüber herrscht, in
welchemVerhältniß
der Chlorkalk angewandt werden soll, und zu reichliche Anwendung desselben der
Wäsche jedenfalls nachtheilig ist, so habe ich einige Versuche angestellt, um zu
erfahren, wie weit die Verdünnung geschehen kann, ohne daß die Flüssigkeit ihre
Wirksamkeit verliert. Ich habe dabei gefunden, daß solche gelb gewordene Wäsche
durch 24stündiges Verweilen in einer Flüssigkeit, die 1/6–1/10 Procent
Chlorkalk enthält, sehr schön weiß geworden war. Ein nachtheiliger Einfluß auf die
Festigkeit des Gewebes würde sich freilich erst nach öfterer Anwendung dieses
Verfahrens herausstellen können; indessen ist eine Lösung, in obigem Verhältnisse
dargestellt, so verdünnt, daß sie schwerlich der Wäsche wird schaden können, und
kann ich sie daher als unbedenklich empfehlen, um so mehr, wenn das Zeug nach dem
Verweilen in obiger Flüssigkeit in weiches Wasser gelegt und nachher sorgfältig
ausgewaschen wird. Das oben erwähnte Verhältniß erfordert auf einen Eimer Wasser
etwa 1/2–1/4 Neuloth Chlorkalk. (Monatsblatt des hannoverschen
Gewerbevereins, 1861, Nr. 12.)
Liqueur-Filtrirmaschine.
Bei der Bereitung von Branntwein aus Sprit und bei der Fabrication von Liqueuren ist
es ein Uebelstand, daß die nothwendigen Durchfiltrirungen entweder zu langsam oder
zu unvollkommen und nicht klar genug, oft auch, weil mit offenen oder nicht
sorgfältig verschlossenen Gefäßen gearbeitet wird, mit Verlust an Alkohol erfolgen.
Diesen Nachtheilen hilft die Filtrirmaschine ab, welche der Maschinenbauer Oscar Kropf in Nordhausen erfunden hat. Dieselbe ist
außerordentlich einfach. Sie besteht aus einer Luftpumpe und aus zwei hölzernen
Gefäßen. Das eine der Gefäße enthält die Flüssigkeit, welche filtrirt werden soll,
das andere empfängt das Filtrat. Das eigentliche Filtrirgefäß ist mit einem
doppelten und durchlöcherten Boden versehen, auf welchem geeignete Filzdecken
liegen, und darüber steht die Flüssigkeit, welche filtrirt werden soll. Der Raum
unter dem Boden, worin sich das Filtrat sammelt, wird durch die Luftpumpe fast
luftleer gemacht, und dadurch der Durchgang der Flüssigkeit durch den Filtrirboden
beschleunigt, zugleich hebt die Luftpumpe das Filtrat in das andere Gefäß, worin es
aufbewahrt werden soll. Die Maschine nimmt wenige Quadratfuß ein, ist transportabel,
und beansprucht nicht mehr Arbeitsaufwand, als eine gewöhnliche Handwasserpumpe. Die
Leistungen sind sehr vortheilhaft: in 6 bis 8 Minuten werden, je nach der Größe des
Apparates, 50 bis 200 Maaß filtrirt, und die Liqueure zeichnen sich durch Klarheit
und Reinheit aus. Der Erfinder fertigt drei Sorten an, deren Preise frei ab
Nordhausen folgende sind:
Nr. 1 mit Gefäßen von 213 Maaß Inhalt, in 6–8 Minuten filtrirend, 60 Thlr.
(105 fl.)
Nr. 2 mit Gefäßen von 106 Maaß Inhalt, in 6–8 Minuten filtrirend, 46 Thlr. (80
fl. 30 kr.)
Nr. 3 mit Gefäßen von 53 Maaß Inhalt, in 6–8 Minuten filtrirend, 34 Thlr. (59
fl. 30 kr.)
In Nordhausen allein sind bereits 36 solcher Filtrir-Vorrichtungen im Gange,
und die einleuchtende Zweckmäßigkeit derselben macht es vielleicht den vielen und
zum Theil umfänglichen Destillir-Anstalten wünschenswerth, dieser
Hülfsmaschine ihre Aufmerksamkeit zu schenken. (Der Kaufmann.)
Ein bequemes Verfahren zur Darstellung des Asparagins; von
Professor Dr. A. Buchner.
Die Versuche, welche ich bisher über die Anwendung der dialytischen Methode Graham's zur Analyse von Pflanzenauszügen anstellte und
anstellen ließ, haben mehrere ganz interessante Resultate geliefert. So fand ich
u.a., daß diese Methode die bequemste und beste zur Darstellung des Asparagins aus
dem Eibischschleime ist. Setzt man den zähen, dicken wässerigen Auszug der
Eibischwurzel der dialytischen Wirkung des Pergamentpapiersauf die in Graham's Abhandlung (polytechn. Journal Bd. CLXII S. 226) beschriebene
Weise aus, so findet man nach 1–2 Tagen so viel Asparagin durch das
Pergamentpapier hindurchgegangen, daß das Wasser nach gehörigem Verdampfen eine
verhältnißmäßig reichliche Krystallisation von Asparagin gibt. Ersetzt man das erste
Wasser durch neues, so liefert nach hinlänglicher Dauer der Dialyse auch dieses eine
nicht unbedeutende Menge schöner Asparagin-Krystalle, welche man nur zwischen
Fließpapier zu pressen und einmal umzukrystallisiren braucht, um sie vollkommen rein
zu erhalten.
Die syrupdicke bräunlich gefärbte Mutterlauge, mit deren näheren Untersuchung ich
jetzt beschäftigt bin, röthet Lackmus, schmeckt stark salzig und besitzt den
specifischen Eibischgeruch in hohem Grade. Sie enthält u.a. eine große Menge
Kali- und Kalksalze mit Pflanzensäure, auch schwefelsaures Kali und etwas
Chlorkalium. Zucker scheint nur in sehr geringer Menge darin vorhanden zu seyn.
Das Pergamentpapier aus der Fabrik von C. Brandegger in Ellwangen.
Es wird den Herren Apothekern und Chemikern, sowie vielen anderen Geschäftsmännern
Deutschlands angenehm seyn zu erfahren, daß das in kurzer Zeit so nützlich ja fast
unentbehrlich gewordene Pergament-Papier oder vegetabilische Pergament, welches u.a. einen vollkommenen
Ersatz für die thierische Blase bildet, und diese sogar durch Reinlichkeit und
billigeren Preis übertrifft, nun auch von Hrn. C. Brandegger in Ellwangen in Württemberg von tadelloser Güte bereitet wird.
Der genannte Fabrikant versendet sein neues Fabricat in Bogen von 270 Quadratzoll
Flächeninhalt, und berechnet das Buch zu 1 fl. 6 kr., das Rieß zu 20 fl. Emballage
frei; Beträge unter 10 fl. gegen Nachnahme. Das Pergamentpapier kommt somit um 2/5
billiger als die Schweinsblase, welche höchstens 120 Quadratzoll hat und gegenwärtig
24–30 kr. per Dutzend kostet.
Wir brauchen kaum daran zu erinnern, daß das Pergamentpapier durch Eintauchen in
Wasser weich und biegsam wie Leinwand wird, daß es sogar ohne Nachtheil in kochendes
Wasser gelegt werden kann, und nach dem Trocknen wieder ganz seine früheren
Eigenschaften erlangt, ferner daß es wasserdicht und auch ganz dicht für alle
weingeisthaltigen Flüssigkeiten, fette und ätherische Oele, Benzin und ähnliche
Flüssigkeiten ist. Zu den vielseitigen, bereits bekannten Verwendungen, deren dieses
Product fähig ist, gesellt sich nun auch seine Benützung zur Analyse mittelst der
Diffusion oder Osmose, sowie sein Gebrauch für Betteinlagen in Spitälern. A. Buchner. (Kunst- und Gewerbeblatt für Bayern,
Februar 1862, S. 101.)
Alaunabgüsse.
Alaun, gelinde und langsam (zur Verhinderung des Blasenwerfens und Schäumens)
geschmolzen, kann in Formen, am besten Stanniolformen von Münzen gegossen werden, da
er größere hohle Formen wegen zu schnellen Erstarrens nicht gut füllt, außer wenn
man ihn mit 1/30 Salpeter durch Abreiben gut gemengt hat, wo er dann viel langsamer
erstarrt. Er liefert vollkommen scharfe, nach gänzlichem Erkalten (eher abgelöst
würden sie mit einem weißen Ueberzuge beschlagen) halb durchsichtige und ziemlich
feste Abgüsse. Außer Salpeter, dessen Zusatz zum Alaun
sich übrigens nicht wohl über das angegebene Verhältniß (wobei er weiße
undurchsichtige Abgüsse giebt) vermehren läßt, da sonst undeutliche, stark
krystallisirte, sehr bald zerspringende Abgüsse damit entstehen, verträgt der Alaun
auch andere Zusätze, worunter der gebrannte Gyps, welcher
die Copien undurchsichtig und von steinähnlichem Aussehen macht, besonders
empfehlenswerth ist; auch können dem Alaun allein oder seiner Mischung mit Gyps,
Farben, z.B. Zinnober, Ocker, Mennige, Smalte u.s.w. beigemischt werden. Alaun mit
ungefähr 1/6 neutralem schwefelsauren Kali (mehr ist
nicht räthlich), fließt auch leicht und gibt sehr weiße, wenig durchscheinende Abgüsse.
Mit Kochsalz vermengt schmilzt der Alaun noch früher als
für sich allein und die Abgüsse bleiben bei ungefähr 1/6 Kochsalz durchsichtig, ohne
zu springen.
Luftdichter Graphitkitt.
Einen ausgezeichneten, den rothen Mennigkitt weit übertreffenden Kitt für Dampfkessel
und Gasröhren erhält man aus 6 Theilen Graphit, 3 Theilen gelöschtem Kalk (trocknem
Kalkerdehydrat), 8 Theilen schwefelsaurem Baryt (Schwerspathpulver) und 3 Theilen
gekochtem Leinöl. Sämmtliche Stoffe müssen aufs Feinste gepulvert seyn und dann aufs
Sorgfältigste durch Zusammenreiben mit dem Oele gemischt werden.
Die Rüben-Trichine, ein Feind der Zuckerrübe.
Prof. Dr. Schacht in Bonn hat
die wichtige Beobachtung zu wiederholten Malen gemacht, daß ein zur Familie der
Nematoden gehörender, fast mikroskopischer Wurm, den er
„Rübentrichine“ nennt, ein sehr gefährlicher Feind der
Zuckerrübe ist.
Im Juni 1859 fand er nämlich auf Rübenfeldern um Halle zwischen üppig wachsenden
Pflanzen vereinzelt Exemplare, welche ein krankhaftes Ansehen hatten und in ihrem
Wachsthum hinter ihren Nachbarn weit zurückgeblieben waren. An diesen kränkelnden
Rüben fand er zahlreiche kleine weiße Pünktchen von der Größe eines kleinen
Stecknadelkopfes, welche sich leicht von der Wurzel trennen ließen und, mit der
Nadel verletzt, eine weiße Masse von sich gaben. Sie bestanden aus einem häufigenhäutigen Sack, der an beiden Enden etwas spitz zulief und dort die beiden
Leibesöffnungen hatte. Beim Oeffnen eines der größeren Sacke mit einer Nadel quoll
eine Masse hervor, welche aus zahllosen, vielleicht über 1000 Eiern gleicher Größe
bestand, die alle Stadien der Entwickelung und namentlich die so interessanten
Erscheinungen der Theilung der Eier in 2, dann in 4 und in 8 Zellen etc. zeigten,
bis endlich die zellige Structur wieder verschwunden war und ein mehrmals gekrümmter
durchsichtiger Wurm von der Eischale umschlossen wurde, der sich gar häufig munter
innerhalb derselben bewegte und zuletzt seiner Hülle entschlüpfte.
Der kleine, den Essigaalen ähnliche Wurm gehört zur Abtheilung der Nematoden, welche
als Eingeweidewürmer sehr verbreitet sind, aber auch frei im Wasser und in der Erde
vorkommen; die Säckchen aber sind das befruchtete weibliche Thier.
Im September desselben Jahres fand sie Prof. Schacht auf
denselben Feldern in viel größerer Ausdehnung wieder (desgl. um Straßfurth, im
Oderbruch und in Schlesien). Sie hiengen in zahlloser Menge an den reichlich
entwickelten Wurzelfasern der oft nur fingerdicken Rübe, welche augenscheinlich
durch ihren Angriff so verkümmert war.
Die im Sommer 1860 fortgesetzten Beobachtungen bestätigten die Ergebnisse des
vorherigen Jahres aufs vollständigste. Man fand die Trichine besonders häufig auf
den Feldern, wo die Rüben hinter einander oder in kurzer Folge auf einander gebaut
wurden, während man sie da gar nicht antraf, wo die Rüben erst nach dreijährigem
Turnus auf denselben Acker wiederkehren. (Illustrirte Gewerbezeitung, 1861 Nr.
23.)