Titel: | Neues über Locomobilen; von Professor Rühlmann. |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. I., S. 1 |
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I.
Neues über Locomobilen; von Professor Rühlmann.
Aus den Mittheilungen des hannoverschen
Gewerbevereins, 1861 S. 306.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.
Rühlmann, über Locomobilen.
Locomobilen der Egestorff'schen Maschinenfabrik. –
Ich freue mich, gleichsam als Fortsetzung meines früheren Aufsatzes (polytechn.
Journal Bd. CLXIII S. 2) die Mittheilung
machen zu können, daß sich gegenwärtig in der größten hannoverschen, rühmlichst
bekannten Maschinenfabrik des Hrn. Georg Egestorff in
Linden vor Hannover, mehrere Locomobilen im Baue befinden, die in mehrfacher
Beziehung noch jenen vorzuziehen seyn werden, welche ich früher besprach.
Fig. 10 und
11
dürften hierzu das Verständniß befördern.
Zuerst fällt auch hier der gewöhnlich besonders untergehängte Aschenkasten weg, da
der Aschenfall d überall von der Feuerbüchse c umschlossen ist. Außerdem ist unter der Feuerbrücke
eine Klappe angebracht, wodurch in geeigneter Weise, außer durch die Räume zwischen
den Roststäben, noch weitere atmosphärische Luft zugeführt werden kann. Ferner sind
Feuerbüchse und Feuerröhren e, e mit der Rohrplatte a, a und der Thürplatte b, b
als ein Ganzes aus der Kesselhülle zu ziehen, sobald man einfach die entsprechenden
Verbindungsschrauben der Platte a und b mit dem Kessel löst, was ohne irgend welche
Schwierigkeit geschehen kann.
Die im erwähnten Aufsatz besprochene Thomas und Laurens'sche Kesselanordnung erfordert einen etwas zu
großen Durchmesser, wodurch die Blechstärke und folglich auch das Gewicht des
Kessels bedeutend vergrößert, die Anschaffungskosten erhöht, vor Allem aber die
Transportfähigkeit verringert wird. Allerdings kann der Thomas-Laurens'sche Kessel verhältnißmäßig ein größeres Wasserquantum fassen, wodurch es aber noch
schwieriger wird die Maschine zu bewegen. Die im Baue begriffenenen Egestorff'schen Maschinen sind für die Kraft von sechs
Maschinenpferden construirt.
Balk's Dynamometer zur Prüfung der Locomobilen. –
In dem bekannten großartigen Etablissement für landwirthschaftliche Maschinen und Geräthe von Ransome und Sims in Ipswich
(England) ist seit etwa fünf Jahren ein vom Ingenieur Balk construirtes Band-Brems-Dynamometer zur völligen
Zufriedenheit im Gebrauche, und wird insbesondere bei der Prüfung neu erbauter
Locomobilen vortheilhaft verwendet.
Dieses Dynamometer ist in Fig. 3 und 4 in zwei verschiedenen
Ansichten abgebildet, wobei a und z Riemenscheiben sind zur Auflegung (nach Umständen auf die größere oder
kleinere) des Betriebriemens der zu prüfenden Locomobile oder andern Dampfmaschine.
Mit a und z auf derselben
Welle ist die Bremsscheibe b befestigt, um deren gut
abgedrehten Umfang das Bremsband c aus Eisenblech mit
daran befestigten Holzbacken, die gleichfalls gut und begreiflicher Weise
concentrisch zum Umfange der Scheibe b abgedreht sind,
geschlagen ist. Knaggen oder Fangstücke f, f verhindern
ein seitliches Abschlagen des Bremsbandes.
Das Bremsband umgibt, mit Ausnahme von zwei Stellen i, k
und p, die Bremsscheibe überall. An der ersten Stelle
ist ein Hebel i, k, l angebracht, welcher von Balk der Compensationshebel
genannt wird, der auch zugleich zur Aufnahme des erforderlichen Gegengewichtes q dient, während die Hauptbremsgewichte Q durch Theile g, h und i, die sich aus der Abbildung von selbst erklären,
getragen und mit dem Bremsbande unmittelbar in Verbindung gebracht werden. Um zu
große Schwankungen des Compensationshebels zu verhindern, ist das äußerste Ende
desselben mit einem Längenschlitze versehen, der einen Stift umfaßt, der an einem
schmiedeeisernen Backen t, u festsitzt, der mit dem
Gestelle v gehörig verbunden ist, worauf der ganze Bau
ruht. Durch Räder w, welche auf Schienen y laufen, ist das Dynamometer sehr transportfähig
gemacht. Mit der rotirenden Welle ist ein Umdreh- oder Hubzähler d verbunden.
Was sonst über den Apparat zu sagen ist, will ich wörtlich dem Schreiben Hrn. Balk's entnehmen, womit derselbe die freundliche Sendung
der Zeichnung begleitete.
„Wenn alle Theile des Dynamometers gehörig ausbalancirt sind, so läßt sich
ein sehr hoher Grad von Genauigkeit damit erreichen. So wie sich der Ort der
Belastung Q ändert, so ändert sich auch die
Projection der Entfernung i, k, diese Projection auf
den Umfang der Bremstrommel bezogen. Gesetzt, der Hebelarm i, k, l stehe horizontal, so ist die Projection
gleich Null, sinken die Gewichte Q, Q, so wird die
Projection negativ, das Bremsband um die Länge derselben verkürzt; umgekehrt
wird sie mit dem Steigen der Last Q, Q positiv, und
das Bremsband um die Länge jener Projection verlängert. Am besten ist es, den
Hebel i, k, l horizontal zu erhalten, was man durch
die Regulirungsschraube p vollkommen in seiner Gewalt hat, da, je
nachdem hierdurch das Bremsband verkürzt oder verlängert wird, die Lage des
Hebels i, k, l sich ändert. Um nachtheilige
Spannungen zu vermeiden, sollte man vor jedem Anhalte das Bremsband mittelst der
Schraube p allmählich lösen, so daß die Schale mit
den Gewichten Q, Q auf der Plattform des Gestelles
ruht, wenn das Dynamometer außer Gebrauch ist.“