Titel: | Neues Verfahren bei der Sublimation des Salmiaks; von Fr. Crace Calvert. |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. XXXIV., S. 121 |
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XXXIV.
Neues Verfahren bei der Sublimation des Salmiaks;
von Fr. Crace
Calvert.
Aus dem Technologiste, November 1861, S. 79;
durch das polytechnische
Centralblatt, 1862 S. 457.
Calvert's Verfahren bei der Sublimation des Salmiaks.
Das bisher bei der Reinigung des Salmiaks durch Sublimation angewendete Verfahren
geht sehr langsam von statten, so daß mehrere Tage nothwendig sind, um Salmiakbrode
von 10 Kilogr. zu erlangen. Diese Langsamkeit in dem Gange der Operation ist nicht
der einzige Mangel des bisherigen Verfahrens, sondern ein anderer Uebelstand
desselben besteht darin, daß es ein Product liefert, welches Chloreisen enthält und
deßhalb zu manchen Zwecken, namentlich auch für die Druckerei und besonders für
Dampffarben nicht geeignet ist. Auch ist es offenbar unzweckmäßig, den Salmiak in
große und feste Stücke zu verwandeln, da er für seine Anwendung gewöhnlich in
Pulverform gebraucht wird und der in Stücken vorkommende Salmiak deßhalb doch
schließlich pulverisirt werden muß. Diese Umstände und außerdem noch die Thatsache,
daß der nach dem bisherigen Verfahren sublimirte Salmiak doppelt so theuer zu stehen
kommt, als der rohe Salmiak, welcher zu seiner Bereitung dient, haben den Verf.
darauf geführt, ein rascheres und weniger kostspieliges Verfahren zur Darstellung
reinen pulverförmigen Salmiaks zu ermitteln. Dieses Verfahren umfaßt zwei
wesentliche Punkte, bezieht sich nämlich einerseits auf die angewendeten Apparate
und andererseits auf eine Methode, mittelst deren man dahin gelangt, die Sublimation
des Chloreisens oder vielmehr des Doppelsalzes von Chloreisen und Salmiak zu
verhüten.
Der von dem Verf. vorgeschlagene Apparat besteht in einem Gasofen, in welchem 3 bis 5
thönerne Retorten angebracht sind. Diese Retorten haben die Gestalt abgestumpfter
Kegel von 2 Meter Länge und sind an beiden Enden offen. Die eine Mündung welche zum
Beschicken dient, hat 0,38 bis 0,45 Meter, die andere nur 0,200 Meter Durchmesser.
Das weitere Ende hat seine Mündung außerhalb des Ofens an der äußeren Mauerfläche,
und wird hier in ähnlicher Art wie die Gasretorten durch einen Deckel geschlossen.
Dieser Deckel ist jedoch an der inneren Seite mit einer Schicht von alaunirtem Gyps
von Kean (?) überzogen und in der Mitte mit einer 38 Millim. weiten Oeffnung
versehen, durch welch man nicht nur die Operation beobachten, sondern auch einen
angemessenen Zug in der Retorte hervorbringen kann, um das Entweichen der
Salmiakdämpfe in die
Condensationskammern zu befördern. Das engere Ende der Retorte communicirt mit den
Condensationskammern, indem es durch eine in der Mauer, welche die erste Kammer von
dem Ofen trennt, angebrachte Oeffnung hindurch geht.
Der Condensationsapparat besteht aus drei großen gemauerten Kammern, welche im Innern
mit möglichst wenig Eisen enthaltenden kieseligen Steinen bekleidet sind. Die
Dimensionen dieser Kammern sind folgende: für die erste 6 Meter Länge, 3,6 Meter
Breite und 3 Meter Höhe; für die zweite 4,5 Meter Länge, 3 Meter Breite und 3 Meter
Höhe und für die dritte 3 Meter Länge, 2,4 Meter Breite und 3 Meter Höhe. Die letzte
Kammer ist mit einer Oeffnung versehen, durch welche die ausgedehnte Luft entweichen
kann. In der Seitenwand jeder Kammer ist eine Thür, durch welche der verdichtete
Salmiak von Zeit zu Zeit aus der Kammer heraus genommen wird. Die drei Kammern
stoßen unmittelbar zusammen, und sind durch Mauern von einander getrennt. Die erste
Kammer communicirt mit der zweiten durch eine in dem unteren Theile der betreffenden
Mauer angebrachte Oeffnung von 18 Quadratdecimetern, und die zweite mit der dritten
durch eine gleich große Oeffnung, welche in dem oberen Theile der diese beiden
Kammern von einander trennenden Mauer angebracht ist. Es ist gut, den Betrieb des
Apparats continuirlich fortzusetzen und nicht auf ein Mal zu große Mengen Salmiak in
die Retorte zu bringen. Der Salmiak muß vorher vollkommen trocken seyn, denn wenn er
feucht wäre, so würden nicht nur die Retorten leicht Risse erhalten, sondern der
entweichende Wasserdampf auch dem Ansehen des Productes schaden. Der so sublimirte
Salmiak hat eine krystallinische Form, ist vollkommen weiß und auch frei von Eisen,
wenn man eins der folgenden Mittel anwendet:
Um die Sublimation des Chloreisens zu verhüten, fügt man dem zu sublimirenden
trocknen Salmiak 5 Proc. trocknen sauren phosphorsauren Kalk hinzu, und vermischt
ihn innig damit, oder man nimmt, was besser ist, statt des sauren phosphorsauren
Kalks 3 Proc. phosphorsaures Ammoniak. Eine dritte Methode, welche vor den beiden so
eben erwähnten den Vorzug verdient, besteht darin, daß man dem Salmiak, während er
noch aufgelöst ist, 5 Proc. sauren phosphorsauren Kalk ebenfalls im aufgelösten
Zustande hinzu fügt, die Flüssigkeit zur Trockne verdampft und den dabei
verbleibenden Rückstand der Sublimation unterwirft. Bei diesem Verfahren wird das
Chloreisen vollständig zersetzt und das Eisen bleibt als Phosphorsaures Salz in den
Retorten, während der Salmiak sich im ganz reinen Zustande sublimirt.