Titel: | Zur Metallurgie des Kupfers. |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. LII., S. 185 |
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LII.
Zur Metallurgie des Kupfers.
Aus dem Mechanics' Magazine, November 1861, S.
289.
Mit einer Abbildung.
Zur Metallurgie des Kupfers.
Es dürfte nicht allgemein bekannt seyn, daß jetzt große Quantitäten Kupfer auf nassem Wege gewonnen werden. Geringe Mengen sind
längst schon durch Eisen abgeschieden worden, welches man in das Abfließwasser aus
Kupferbergwerken legte; aber erst in den letzten Jahren hat man die Erzeugung von
löslichem Kupfersalze aus den Erzen mit Nutzen als metallurgischen Proceß
eingeführt.
Dieß ist unter Anderen bei den Kupferminen von Alderley in der Nähe von Manchester
der Fall, wo arme Kupfererze in großem Maaßstabe in dieser Weise verwerthet werden.
Der Proceß ist von praktischer Wichtigkeit, weil wahrscheinlich später auch andere
Metalle auf ähnlichem Wege gewonnen werden können, wodurch eine enorme Ersparniß an
Brennmaterial und die Ausnutzung von bisher werthlosen Materialien ermöglicht
würde.
Die Methode, wonach bis jetzt das Kupfer auf trockenem Wege erhalten wird, kann als
bekannt vorausgesetzt werden; der Verbrauch an Brennmaterial und der Zeitaufwand
sind dabei in Folge der häufigen Manipulationen in den verschiedenen Röst-,
Schmelz- und anderen Processen sehr groß.
Verschiedene andere Methoden sind indessen bereits mehr oder weniger in
Anwendung.
Nach Napier's Methode werden die durch Rösten oxydirten
Erze mit Glaubersalz und Kohle nebst calcinirter Soda geschmolzen. Das so gebildete
Schwefelnatrium wird durch Behandlung des rohen Metalls mit Wasser entfernt, wodurch
zugleich die Sulfosalze des Zinns und Antimons gelöst werden, welche beiden Metallen
sonst die Güte des Kupfers beeinträchtigen würden. Das als Pulver erhaltene Metall
wird verhältnißmäßig leicht von Schwefel gereinigt, indem nur eine Schmelzung nöthig
ist, um es in Rohkupfer zu verwandeln, welches dann wie gewöhnlich raffinirt
wird.
Nach der Methode von Rivot und Phillips werden die Kupfererze geröstet und bei hoher Temperatur durch
Eisen reducirt.
Nach Brankort's Proceß werden die gerösteten Erze mit
Wasser gewaschen, und das Metall wird dann aus dem erhaltenen schwefelsauren Salze
mit Eisen reducirt.
Man wendet jetzt die wohlfeile Salzsäure in großer Menge zum Ausziehen des Kupfers
aus armen Erzen an. Um die Einwirkung, die bei Abschluß von Sauerstoff nicht vor
sich geht, zu ermöglichen, setzt man von Zeit zu Zeit eine geringe Menge
Salpetersäure zu; billiger ist es indeß, das Metall nur mit Salzsäure zu befeuchten
und die Luft frei zutreten zu lassen.Man vergl. polytechn. Journal Bd. CLXIII S.
192. Es entsteht so schon beim Zusetzen einer Lösung von Salmiak oder Kochsalz
Kupferchlorür, das an der Luft bald in Oxychlorid übergeht, eine Verbindung von
schön hellgrüner Farbe. Man setzt noch ferner Salzsäure zu, welche das Oxychlorid
mit brauner Farbe löst, aus welcher Lösung das Metall durch Eisen gefällt wird.
Es ist neuerdings von D. G. Fitzgerald vorgeschlagen
worden, die chemischen Wirkungen, wodurch Kupfer aus seinen Lösungen durch Eisen gefällt wird, durch
Anwendung eines galvanischen Elementes in folgender Weise zu beschleunigen:
Anstatt die Kupferlösung einfach auf Eisenstreifen fließen zu lassen, die in einem
Bottiche liegen, bringt man diese Streifen oder Stücke in metallischen Contact, und
verbindet sie mit einem aus dem Bottich hinausreichenden isolirten Draht. Dann
bedeckt man das Eisen mit Abfall von Baumwolle oder Hanf, der mit Eisenvitriol
getränkt ist, und übergießt das Ganze mit Gypsbrei, um ein poröses Diaphragma über
dem das positive Element bildenden Eisen herzustellen. Die einfache Kette wird dann
geschlossen, indem man auf den Gyps das Eisen legt, worauf sich das Kupfer
niederschlagen soll.
Textabbildung Bd. 164, S. 186
A Theil eines positiven Eisenelementes; W Baumwollenabfall; P Gyps;
B Eisen als negatives Element; C Kupferlösung.
Man verbindet nun mehrere solche galvanische Reductionströge mit ihren
entgegengesetzten Polen, und es erfolgt dann eine rasche Reduction des Kupfers;
zugleich erhält man eine sehr ergiebige Elektricitätsquelle, welche vielleicht zu
anderweitigen metallurgischen Operationen, z.B. zur Reduction von Silber und Blei
nach Becquerel's Methode verwendet werden kann.