Titel: | Ueber das photographische Copirverfahren mit Eisensalzen; von Dr. Phipson. |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. LV., S. 204 |
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LV.
Ueber das photographische Copirverfahren mit
Eisensalzen; von Dr. Phipson.
Aus dem photographischen Archiv, Jahrgang III, S.
77.
Phipson, über das photographische Copirverfahren mit
Eisensalzen.
Das auf die Anwendung von oxalsaurem Eisenoxyd begründete Copirverfahren wurde vor
ungefähr einem Jahre von mir entdeckt. Ich theilte es im Allgemeinen in dem Pariser
Moniteur de la Photographie vom 1. October 1861 mit,
und beabsichtigte nichts weiter darüber zu veröffentlichen, bis ich seinen Werth in
Vergleich mit den Silbercopien geprüft hätte. Aber vor einigen Wochen bemerkte ich
mit Erstaunen, daß Hr. Reynolds es als eine Neuigkeit und
zudem als seine eigene Erfindung vor die Dubliner photographische Gesellschaft
brachte.Man vergleiche hierüber polytechn. Journal Bd. CLXIII S. 440. Uebrigens gebraucht dieser Autor salpetersaures Silberoxyd zur Vollendung
des Bildes, während dieses Salz in meinem Verfahren gar nicht gebraucht wird. Man
weiß, daß das Licht eine eigenthümliche (reducirende) Wirkung auf manche Eisensalze
ausübt, besonders auf das oxalsaure Eisenoxyd, welches es zu oxalsaurem Eisenoxydul reducirt. Das erstere Salz bildet
schöne smaragdgrüne prismatische Krystalle (? d. Red.), ist leicht löslich in Wasser
und wird durch das Licht zersetzt; das letztere Salz ist gelb, unlöslich in Wasser
und wird vom Licht nicht angegriffen.
Man bereite sich zuerst eine concentrirte Auflösung von oxalsaurem Eisenoxyd. Zu
diesem Zweck nehme ich eine Lösung von Eisenchlorid, schlage das Eisenoxyd mittelst
Aetzammoniakflüssigkeit nieder, wasche es auf einem Filter mit warmem Wasser aus,
und löse es in einer heiß gesättigten Auflösung von Oxalsäure auf. Die erhaltene
smaragdgrüne Lösung wird durch Verdampfen noch etwas concentrirt und an einem
dunkeln Orte aufbewahrt.
Wird diese Lösung dem Sonnenlichte ausgesetzt, so scheiden sich mikroskopische gelbe
Krystalle von oxalsaurem Eisenoxydul aus bis die Lösung kein Eisen mehr enthält und
ganz farblos ist. Auf diese eigenthümliche Zersetzung ist das Verfahren begründet,
von dem ich spreche. Man läßt ein Blatt Papier 10 Minuten auf der grünen Lösung von
oxalsaurem Eisenoxyd, zu der man etwas oxalsaures Ammoniak zugesetzt hat, schwimmen.
Dieß geschieht natürlich im Dunkeln. Nach Verlauf der Zeit läßt man das Papier, an
eine Schnur gehängt, trocknen.
Das Papier wird im Copirrahmen unter dem Negativ 10 bis 20 Minuten belichtet, darauf
gut in destillirtem Wasser ausgewaschen; Brunnenwasser taugt hierzu nicht, da es
meist Kalksalze enthält, welche das Eisensalz, durch welches das Bild entstanden,
zersetzen. Nach dem Auswaschen bleibt nur ein schwaches gelbliches Bild aus
oxalsaurem Eisenoxydul auf dem Papiere zurück.
Folgende sind die besten Mittel zur Entwickelung der Bilder, die dadurch an Ton,
Farbe und Kraft den Silberbildern ganz gleichkommen.
Das schwachgelbe Bild wird kurze Zeit in eine Lösung von übermangansaurem Kali, zu
dem einige Tropfen Aetzammoniakflüssigkeit gefügt sind, eingetaucht. In diesem Bade
wird das Bild rasch braun und deutlich sichtbar; es wird dann ausgewaschen und in
eine Auflösung von Pyrogallussäure getaucht, worin es eine halbe Stunde bleibt;
darauf wird es ausgewaschen und getrocknet.
Das Bild ist nunmehr sehr dunkelbraun und kann nicht leicht von Silbercopien
unterschieden werden; die Töne sind besonders zart und sehr haltbar.
Dieses Verfahren ist sonach sehr einfach und ökonomisch, indem gar keine Silbersalze
darin gebraucht werden. Vielleicht kann es sogar zum Aufnehmen von Negativs
angewendet werden.