Titel: | Maschine zum Quetschen der Cigarren behufs der Herstellung eines besseren und schöneren Fabricates; von O. Beylich in Kaiserslautern. |
Autor: | O. Beylich |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. LXXII., S. 272 |
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LXXII.
Maschine zum Quetschen der Cigarren behufs der
Herstellung eines besseren und schöneren Fabricates; von O. Beylich in
Kaiserslautern.
Beylich's Maschine zum Quetschen der Cigarren.
Ein sehr einfaches Verfahren, das seit einiger Zeit in mehreren Cigarrenfabriken mit
Nutzen in Anwendung gebracht worden ist, besteht in dem Quetschen der Cigarren
zwischen zwei Bretchen, welches transversal zweimal vorgenommen wird. Die Operation
beschränkt sich auf diejenigen Cigarren, welche in Folge zu fester Wickelung nicht
„Luft haben,“ und erreicht ihren Zweck, diesen Fehler zu
verbessern, bei gehörigem Grade der Quetschung vollständig. Das Fabricat wird
dadurch so brauchbar, als das ursprünglich mit Sorgfalt hergestellte. Demgemäß
ergibt sich weniger „Ausschuß,“ was ebenso dem Fabrikanten, als
den Arbeitern zugut kommt.
Das bisherige Verfahren war aber unvollkommen, theils zeitraubend, theils
ungleichmäßig in der Wirkung, letzteres weil der entsprechende Druck und die genaue
Wendung der Cigarre bei der zweiten Quetschung der Hand des Arbeiters überlassen
blieb.
Nachdem ein Versuch gezeigt hatte, daß das Quetschen mindestens ebenso gut zwischen
zwei sich drehenden Wälzchen, wie bisher zwischen den ebenen Flächen bewirkt werden
kann, lag die Construction eines den beabsichtigten Zweck vollkommen erfüllenden
Maschinchens nahe.
Dasselbe wurde in der mechanischen Werkstätte der kgl.
Kreis-Landwirthschafts- und Gewerbeschule dahier ausgeführt, und
findet nunmehr in der Cigarrenfabrik des Hrn. C. A. Reichard dahier zur vollen Zufriedenheit seine Verwendung.
Die Einrichtung ist kurz folgende: Zwei Paar horizontal gelagerte Walzen liegen so
übereinander, daß die Achsen rechtwinkelich gegen einander gerichtet sind, und die
Mitten der Zwischenräume sich in senkrechter Linie befinden. Jedes Walzenpaar ist
durch Rapporträder verbunden, jedes ist auch mit einer Stellvorrichtung versehen,
durch welche die Walzen, wie es eben die Cigarrensorte erheischt, in verschiedene
Achsenentfernung gestellt werden können. Die Bewegung wird durch den Fuß vermittelst
eines Trittes bewirkt, durch eine Kurbelwelle umgesetzt, durch ein Schwungrad
regulirt und durch einige Zahnräder auf die Walzen übertragen. Die Cigarren werden
durch eine Führung eingebracht. Für Abhaltung des Schmieröls von den Walzenflächen
ist geeignet Sorge getragen. Das obere Walzenpaar, welches die Quetschung
hauptsächlich bewirken soll, muß 1 bis 2 Millimeter enger gestellt seyn als das
untere, das die breitgedrückten Cigarren nur wieder in ihre richtige Form zu bringen
hat.
Es lassen sich durchschnittlich in der Minute 60 Stück quetschen. Selbst die
festesten Cigarren erhalten vollkommen Luft. Zudem gewinnt durch die Operation das
Aussehen der Waare, indem die vorstehenden Blattadern durch die Walzen geglättet
werden. Die Besorgung der Maschine ist so einfach, daß sie nach kurzer Belehrung
jedem Arbeiter für seinen Theil überlassen werden kann. Die Maschine ist bis auf das
hölzerne Gestell solid in Schmiede- und Gußeisen ausgeführt und bildet bei
angemessener Ausstattung ein hübsches Fabricationsattribut.
Kaiserslautern, den 24. April 1862.