Titel: | Beschreibung eines verbesserten Taschen-Compaß-Apparates; von Otto Fennel, Mechaniker in Cassel. |
Autor: | Otto Fennel |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. XCIII., S. 337 |
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XCIII.
Beschreibung eines verbesserten
Taschen-Compaß-Apparates; von Otto Fennel, Mechaniker in
Cassel.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Fennel's verbesserter
Taschen-Compaß-Apparat.
Die Constructionen aller bisher mir zu Gesicht gekommenen Taschen-Compasse
sind der Art, daß man erforderlichen Falles nur mit Schwierigkeit zu der Magnetnadel
gelangen kann, zu der Spitze aber gar nicht. Die Nachtheile einer solchen
Einrichtung müssen um so mehr auffallen, wenn man bedenkt, daß erwähnte
Instrumentchen nicht nur zum flüchtigen Orientiren, sondern auch zu genaueren
Operationen dienen, und deßhalb öfters Diopter, ja sogar Fernröhrchen damit
verbunden werden.
Völlig nutzlos würden aber diese scharfen Pointirungs-Vorrichtungen seyn, wenn
die Nadel kleine Drehungswinkel nicht angäbe. Daß dieser Fall früher oder später
eintreten muß, – durch das allmähliche Abstumpfen der Spitze, – ist
selbstverständlich.
Wollte man aber die Rückseite des Compasses im Centrum durchbrechen, um die Spitze
herausschrauben zu können, so hat dieß folgende erhebliche Nachtheile:
1) verlöre das im Innern des Compasses spielende, in der Nuth n der Spitze Fig. 4
a aufgehängte Pendel seinen Aufhängepunkt;
2) käme der durch den Kopf der Spitze geführte
Arretirungsschieber s
Fig. 2
leicht in eine unrichtige Lage;
3) bedingte obige Einrichtung, daß die Oeffnung des Pendels
leicht über den Rand m, Fig. 4
a der Spitze hinausgienge, und, im Falle man das
Pendel schwingen ließe, dieses sehr häufig über besagten Rand nach vorn
fiele.
Durch Vorstehendes ist genügend dargethan, daß mit dem Durchbrechen der Rückseite des
Compasses durchaus kein Vortheil erlangt wird, und daß es immerhin ein schwieriges
Geschäft für den Besitzer bleibt, die Spitze zum Zweck eines nöthig gewordenen
Anschleifens, herauszuschrauben und gehörig wieder einzusetzen. Mancherlei Ursachen
machen es nicht nur wünschenswerth, sondern sogar nothwendig, daß man ebenso leicht
zur Nadel, als zur Spitze gelangen kann. Um dieß zu erreichen, sind meine Compässe
in der Art eingerichtet, daß sie, gleich einer Taschenuhr, vorn und hinten in
Scharnieren sich öffnen lassen (Fig. 1, 2 und 3). Der Spitze habe ich
die in Fig. 4
ersichtliche Einrichtung gegeben. Der Theil p derselben, auf dem die
Nadel spielt, kann herausgeschraubt werden, während der andere Theil q mit dem Boden fest verbunden bleibt. Dieser letztere
Theil dient dem Pendel als Aufhängepunkt und zugleich dem
Arretirungs-Schieber als Führung. Die Arretirung habe ich in der Weise
geändert, daß man sie auch von oben wirken lassen kann, um den Compaß beim Arretiren
und Loslassen der Nadel nicht jedesmal von der Zulegeplatte nehmen zu müssen.
Den Mangel der bisher üblichen Pendelarretirung, durch welche das Pendel nur in der
Nähe von 0 Grad festgehalten wurde, habe ich beseitigt, indem es nunmehr überall
fest stellbar ist. Unter dem Stundenring liegt nämlich ein bei West befestigter,
federnder Ring. Dieser drückt durch die drei an demselben angebrachten Stifte a, a¹, b
Fig. 2, das
Pendel unter den Stundenring. Die Stifte a und a¹ werden direct durch das Winkelstück d gehoben, der Stift b aber
durch den Winkelhebel h.
Ein zweites Winkelstück d¹ dient zum Einlothen der
Decken.
Das aus der Zeichnung Fig. 5 hinlänglich ersichtliche Gehänge hat eine nur so große elliptische
Oeffnung, daß der Compaß mit zurückgelegtem Bügel bequem darin spielt. Es bietet
dieses Gehänge wesentliche Vorzüge vor dem von Herrn Münzmeister Studer in Dresden angegebenen, und in dessen Werk über
Bergbau-Vermessungs-Instrumente §. 50 näher beschriebenen,
indem
1) der Stand der Nadel sich ungleich leichter ablesen läßt
und
2) nicht die Zulegeplatte, nebst deren Vorrichtung zur
Befestigung an das Gehänge, mit an die Schnur gehängt werden muß.
Die Zulegeplatte Fig.
6 von Messing oder Ebenholz kann auf Verlangen mit Dioptern versehen, und
unter derselben eine Drehungshülse mit oder ohne Nußbewegung angebracht werden.
Die vielfach gebräuchlichen schildpattartig lackirten Rückseiten, an denen der Lack
leicht verletzbar ist, habe ich durch ciselirte Rückseiten ersetzt, welche eleganter
sind bei größerer Dauerhaftigkeit.
Der symmetrischen Form des Compasses ist dadurch Rechnung getragen, daß der Bügel in
der Mitte zwischen Glas und Rückseiten angebracht, und nicht wie bei vielen
Constructionen mehr nach hinten gerückt ist.
Was solide und elegante Ausführung, Empfindlichkeit der Nadel und correcte Theilung
anbelangt, können meine Compässe den aus den renommirtesten Werkstätten
hervorgegangenen nach dem Urtheil tüchtiger Fachmänner mindestens gleich gestellt
werden.
Taschen-Compässe nach obigem Princip werden von mir zu nachstehenden Preisen
geliefert:
Taschen-Compaß ohne Gradbogen, Pendel und Winkelstück
6 Rthlr.
15 Sgr.
derselbe mit
vergoldetem Gehäuse
7 „
10 „
Taschen-Compaß mit Gradbogen, Pendel und Winkelstück
8 „
10 „
derselbe mit
vergoldetem Gehäuse
9 „
10 „
derselbe mit
zwei Winkelstücken
10 „
– „
derselbe mit
zwei Winkelstücken und Pendelarretirung
12 „
– „
Zulegeplatte von Messing
2 „
– „
dieselbe von
Ebenholz
1 „
– „
Gehänge
9 „
– „