Titel: | Patentirte Torfpresse von A. Haidinger in Einbogen. |
Fundstelle: | Band 164, Jahrgang 1862, Nr. XCVI., S. 345 |
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XCVI.
Patentirte Torfpresse von A. Haidinger in
Einbogen.
Aus der deutschen Industrie-Zeitung, 1862, Nr.
19.
Mit Abbildungen auf Tab.
V.
Haidinger's patentirte Torfpresse.
Bei der gewöhnlichen Art der Torfgewinnung sticht der
Arbeiter in der Regel nur jenen Torf, welcher leicht auf der Oberfläche des
Torfgrundes zu gewinnen ist. Schon die Stücke, welche zum Trocknen zusammengestellt
werden, zeigen, daß große Hindernisse vorhanden sind, um tiefere Schichten zu
bearbeiten, indem diese viel nässer sind und daher noch weniger zusammenhalten, als
die oberen. Um nun den Torf rationell und mit Gewinn bearbeiten zu können, dient die dem Hrn. A.
Haidinger patentirte Torfpresse, mittelst welcher auch der tiefer gelegene
Torf, der weit besser ist, als der zu Tage liegende, bearbeitet werden kann.
Fig. 31 zeigt
die Ansicht, Fig.
32 den Grundriß und Fig. 33 die Vorderansicht
dieser Torfpresse. Sie besteht aus zwei ganz gleichen Vorrichtungen, welche bei
ihrer Verwendung nebeneinander aufgestellt werden. Jede dieser Abtheilungen besteht
aus zwei Längenbalken a, a, die an ihren Enden durch
Querbalken mit einander verbunden sind. Auf den Längenbalken a, a stehen vier senkrechte Säulen b, b' und
i, i', wovon die ersteren b,
b' mit dem Querbalken c, die letzteren i, i' mit dem Querbalken k,
k' (Fig.
33) in fester Verbindung stehen. Der Querbalken c ist mit einem länglichen Zapfen t versehen,
der in einen Seiher s paßt. Zwischen den Säulen b, b' befindet sich ein beweglicher Rahmen d, e, f, g (Fig. 31) an dessen unterm
Ende ein Querbalken angebracht ist. In diesem befindet sich ein länglicher
halbrunder Seiher s von starkem Eisenblech, in welchen
der Torf, sobald er gegraben ist, vor der Pressung hineingelegt wird. Der Seiher ist
der Länge nach mit Löchern und auf der Kante mit einem Scharnier versehen, um
welches der Seiher beweglich ist, damit der Torf nach der Pressung, wenn man den
Seiher umstürzt, herausfallen kann. Der Balken jedoch, in welchem der Seiher ruht,
ist mit eisernen Rippen und ebenfalls mit Löchern versehen, damit die Flüssigkeit
während des Pressens ablaufen kann. Der bewegliche Rahmen d,
e, f, g wird von dem Hebel hº (Fig. 31) auf
und nieder bewegt; zu diesem Zwecke hat derselbe vorn einen Querbalken q, der am Ende abgerundet ist, damit der Rahmen leichter
gehoben werden kann. Auf dem Querbalken k hat der Hebel
hº seinen Unterstützungspunkt; am Ende dieses
Hebels bei u ist ein Haken angebracht, an welchem ein
Seil befestigt ist, das mittelst einer Rolle den Hebel der zweiten Vorrichtung mit
dem der ersten in Verbindung bringt und das dazu dient, beim Herabziehen des einen
Hebels den andern in die Höhe zu heben.
Will man nun Torf pressen, so legt man eine gewisse Menge davon in den Seiher s, zieht den Rahmen d, e, f,
g mittelst des Hebels hº in die Höhe
und, da der Querbalken c, der mit dem Zapfen t (Fig. 33) versehen ist, in
den Säulen b, b' festsitzt, so übt der Zapfen t auf den Torf einen Druck aus, der um so größer ist, je
mehr der Hebel Kraft äußert, die man noch vermehren kann, indem man einen kleineren
Hebel anwendet, der auf das Ende des großen wirkt und dem mehrere an der Säule l angebrachte Zapfen z als
Stützpunkt dienen. Am andern Ende des Hebels ist noch ein Haken angebracht, der dazu
dient, etwaige Stöcke, welche sich im Torfgrunde vorfinden, herausheben zu helfen.
Alle Bestandtheile dieser Presse, die einen großen Druck zu erleiden haben oder sonst größere
Festigkeit bedürfen, sind mit starken Eisenklammern versehen. Die zweite, ganz
gleiche Abtheilung der Presse dient dazu, daß während der Zeit, wo die eine Seite
den Torf preßt, die andere entleert und wieder gefüllt werden kann.
Wegen ihrer Einfachheit kann die in Frage stehende Maschine auf dem Platze
aufgestellt werden, wo der Torf sich vorfindet, so daß dieser in jeder Gestalt
verwendet werden kann. Sie erzeugt Torfstücke von 3 Fuß Länge, 6 Zoll Breite und 3
Zoll Stärke; dieselben werden sehr schnell entwässert und festgepreßt. Der so
gewonnene und ausgetrocknete Torf ist nicht porös, so daß er für Schmelz- und
Eisenhütten mit Vortheil verwendet werden kann. Besonders vortheilhaft zeigt sich
die Maschine bei der Cultur von Torfgrund behufs der Urbarmachung desselben. Der
Gewinn, welchen diese Presse gegen Handarbeit gewährt, ist ganz bedeutend, da zu
vier Pressen, von denen jede etwa 100 Gulden kostet, fünf Arbeiter gehören, welche
damit in einem Tage à 10 Arbeitsstunden eine
Kubikklafter oder 26–27000 Stück Torf herstellen können.Etwaige Anfragen wegen Ueberlassung dieser Presse wird Herr C. Hermann Simon, Advocat
und Notar in Leipzig, beantworten.